Lieber Xerxesz,
freut mich zu hören, dass es bei euch so gut läuft mit dem Muli! Interessant finde ich dabei eure Lastenrad-Historie. Wenn ich richtig erinnere war neben dem weiterhin aktuellen Douze 800 ja zuvor auch ein Michelmobil bei euch im Einsatz gewesen. Und da könnte man ja denken: Warum das downsizing, wenn man von Douze und Michelmobil kommend bereits ausgezeichnete Kindertransporter besitzt?
Das Muli fliegt bei vielen unter dem Radar, wie ich denke. Ich hatte das Vergnügen, es auf der Cargobike Berlin testfahren zu dürfen, mit unseren zwei Kindern darin, und ich fand es superklasse! Es erfüllt viele Eltern-Wünsche und ist in seiner Kompaktheit und Einfachheit der gut durchdachten Konstruktion auch für uns, die wir bereits drei Cargobikes und zwei Kinderanhänger in der Historie haben, eine echte Verführung.
Das unterstreicht aber auch den Sinn persönlicher Testfahrten. Oft wird in threads hier im Forum um Beratung gebeten und ich finde es immer wieder schwer, die Perspektive anderer Leute einzunehmen. Umgekehrt dürfte es zuweilen auch anderen schwer fallen, mich zu verstehen. Bei den Muli-Fahrern scheint mir: Wir sehen die Welt ganz ähnlich. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Warum 2,50m, wenn 2m reichen (knapp darunter, ich weiß). Und so weiter.
Wer noch auf der Suche ist, der stolpert unweigerlich über die großen Namen: Bullitt, Douze, Rapid, Long Harry u.s.f.. Und mit jedem dieser Räder, ich behaupte mal ganz zuvorderst mit den zwei erstgenannten, verbindet sich ein gewisses flair. Sportlichkeit (Fahrradkurier) beim Bullitt, Innovation (Citroen unter den Lastis) beim Douze. Nur beispielsweise. Und vielleicht bedient diese Aura ein Bedürfnis vor allem bei uns Männern, die wir als Papas auf so einiges verzichten müssen (die Mamas natürlich auch, aber das ist hier nicht mein Thema). Schaut her, mein Rad! Immerhin mal wieder ein Hobby, was Technisches, ein bisschen zum begründbaren Basteln und (ja, warum nicht) auch zum posen.
In der Praxis erfüllen viele Cargobikes ihre Aufgabe als Kindertransporter mehr schlecht als recht. Mit Kompromissen, Selbstbauten, Familien-Etat-belastenden Speziallösungen, Erfordernis großen Parkraums und unter Verzicht auf ÖPNV-Mitnahme. Mehr oder weniger. Das Muli scheint mir für die Familie mit kleinen Kindern (oberhalb einer MaxiCosi-Erfordernis) in der Stadt nahezu perfekt. Ich fahre mein Bullitt gerne und wohl auch weiterhin. Ich kann darin mehr als die zwei Kinder allein transportieren, das macht Spass und ist oft von großem Nutzen (Kinderräder-Mitnahme). Aber stünde mit einem Fingerschnipp stattdessen ein Muli vor der Tür (ohne Motor), dann wäre ich auch nicht unfroh. Das Ding ist sicher schneller betriebsbereit gemacht als mein "Schiff" und parkt sich bei den kleinteiligen Besorgungen vor und nach der KiTa-Tour sicher viel leichter, unaufwändiger.
Ein Plädoyer für dieses Rad, von einem, der wie ihr, Xerxesz, eigentlich schon alles hat. Und hier schliesst sich der Kreis zum Anfang: Es hat mir mehr als alles andere zu denken gegeben, dass eine so gut Lastenrad-ausgestattete Familie wie ihr schliesslich auch noch beim Muli landet. Glückwunsch! Allen Interessierten kann man nur eine Testfahrt empfehlen. Wer das Muli auf die ersten Meter nicht mag, der sollte die Finger davon lassen. Ansonsten: Wohlan!
Beste Grüße!
Manuel