Sozialer Zwang zum Lastenrad?

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Soviel zum Thema Lastenräder und auf dem Land :D

Da rollen sich meine Augen mittlerweile schon von ganz alleine wenn ich die Zahlen lese und gleichzeitig weiß, welche Beträge Gemeinderäte durchwinken wenn es nur um die Einrichtung eines Kurzzeitparkplatzes oder einer neuen grünen Glühbirne für 'ne Ampel geht...
 
Ich bin lange Zeit nur Auto gefahren (und fahre auch immer noch sehr gerne! - außerhalb der Stadt...)
Hatte/habe zwar ein schönes altes Rad, aber es gab jede Menge "Gründe", warum ich es seltenst genommen habe:
- Möglichkeit vom Büro direkt einen Auswärtstermin wahrzunehmen (unvorhergesehen eh selten der Fall)
- nicht verschwitzt im Büro ankommen (blöder Weise gings hin immer leicht bergauf und nachhause leicht bergab)
- schwere Labtoptasche immer dabei
- gottver****te tägliche Gewitter bei uns in den Sommermonaten
- oftmals Überstunden bis in die Nacht
- usw. usf.

Das Wissen darum, dass es eingentlich ein Blödsinn ist, hat mich lange begleitet genauso wie zunehmende Beschwerden wegen der dauernden Bürohockerei.
Die Kinder, berufliche Veränderung, die dann zunehmend auftauchenden Bullits, die ja einfach cool sind, sowie der zunehmede Hass aufs Autofahren in der Stadt (dauernd Stau, Idioten, die bei Grün nicht losfahren, die Spur blockieren, die Selbstbeobachtung da eingesperrt in der Kiste zu sitzen, sich durch untaugliche Strecken zu wälzen und der Stimmung beim Fall unter Null zuzuschauen, das dann noch dazu mit Kindern drin usw.) haben die Entscheidung reifen lassen.
Die Lastenradförderung, die auch hochwertigere und damit erstrebenswertere Räder näher in Reichweite bringt, die generelle Zunahme an eBikes auch bei Nichtpensionisten und - psychologisch nicht zu unterschätzen - die gute Ausrede vorm eigenen Ego, dass zwei Kinder im schweren Rad ohne Motor bei Hitze usw. fallweise schon superzach zu fahren sind, mit Motor es aber jeder einsieht (inkl. dem eigenen Ego) haben dann den Ausschlag gegeben.

Also Ja! Anreize sind wichtig! Sichtbarkeit genauso! Ich vermute allein der gepflegte Überholvorgang gemütlich an einer ewigen Autoschlange entlang mit zwei Kindern und sichtbarem Wocheneinkauf im Rad wird den einen oder anderen zum Nachdenken bewegen.

Dass die Radln zum Teil wirklich cool aussehen, tut dann auch noch das seinige. Da sagt dann der überzeugte Porsche-SUV-Fahrer auch: "Lastenrad, woa cool!" weil er das Bullit oder ähnliches im Hinterkopf hat.
So ähnlich hat es bei mir auch angefangen... Ich war nie der grosse Fahrradfahrer, immer mal nur nebenbei in der Freizeit, immer mal auch ins Büro gependelt (das letzte mal Pendeln mit meinem alten Rad ist aber schon Jahre her - und dann auch nur bei schönem Wetter).

Autofahren in der Stadt (selbst in unserer kleinen 45k-Stadt) nervt mich zu Stosszeiten aber einfach nur noch. Dazu kommt, dass das Auto meiner Frau in den letzten 14 Monaten insgesamt gerade mal 500 km gelaufen ist, weil ich schon lange fast ausschliesslich im Home Office arbeite und ein Auto daher eigentlich voll ausreicht, ausser vielleicht an 1-2 Tagen im Monat, wo man wirklich mal gleichzeitig mit zwei verschiedenen Fahrzeugen unterwegs sein muss.

2020 ist dann der Gedanke gereift, das zweite Auto durch ein Lastenrad zu ersetzen, welches dann als Kindertaxi herhalten soll. Und was haben wir teilweise für Kommentare erhalten... manche fanden die Idee grundsätzlich gut, aber bei den meisten schwang immer dieses (teils unterschwellig, teils ganz offen) "überlegt euch das gut, ob ihr auf euer zweites Auto verzichten könnt, denkt doch mal an die Kinder, Wind, Wetter, Regen und im Winter kannst du doch mit dem Fahrrad gar nicht fahren" mit.

Jetzt haben wir's einfach getan. Vorletzte Woche zweites Auto verkauft und letzte Woche kam unser Tern GSD. Jetzt bin ich schon die ganze Zeit am Zubehör und passender Wetterkleidung am Stöbern. Momentan ziehe ich mich halt einfach um, wenn ich völlig durchnässt nach der Kita im Home Office ankomme (die Kids haben die Tern Storm Box hinten gegen den Regen), schon zwei mal passiert jetzt in den letzten Tagen.

Und was soll ich sagen, dieses Gefühl ist einfach irgendwie total befreiend und für die Strecke zur Kita und zurück brauche ich genauso lang wie vorher mit dem Auto, war in der Zeit aber direkt mal an der frischen Luft :)
 
Soviel zum Thema Lastenräder und auf dem Land :D
OT übelster Art: Naja, dieses Konzept, recht kleine Kommunen mit 20 Lastenrädern zu horrenden Kosten zuzusch...... ist aber auch wirklich gruselig. Der Freistaat Bayern schießt hier mit Kanonen auf Spatzen. Was soll denn Postbauer-Heng mit 20 Lastenrädern? Eine Stadt Fürth hat drei Stück! Wer soll die warten, das ganze System betreuen und am Ende nutzen? Das gleiche in Cadolzburg, die es aber mit reduzierter Lastenradanzahl durchziehen wollen. Leider wird mit solchen übereilten Aktionen eine eigentlich tolle Idee ad absurdum geführt.
Warum werden die Teile nicht kostenlos zur Verfügung gestellt? Warum muss da unbedingt Geld verdient werden? Warum nicht mit 2-3 Bikes starten und die Bevölkerung mitnehmen? Wordpress-Buchungsportal angeworfen (alles gratis), zwei Lastenräder über Förderung besorgt, eventuell Bürgerinnenvereine einbeziehen und schon läuft sowas mit einem Bruchteil der Kosten. Grass-roots vor Masse!

On Topic: Habe hier vor Ort noch keinen sozialen Zwang zum Cargobike feststellen können (außer vielleicht bei mir selbst :D), aber ist doch gar nichtmal schlecht, wenn sich das Cargobike zu einer Art Statussymbol entwickelt (in Maßen natürlich) und das Auto da ggf. Konkurrenz bekommt oder sogar teilweise ersetzt wird. Sehe da eher kein Problem. Der Trend geht sowieso zum Zweit- oder Drittlastenrad. :)
 
echt wild was da zum Teil als Argumente gegen Radwege vorgetragen werden.
Wobei ich die Ansicht, Radwege zu bauen, sei das das A und O für's Radfahren nicht teile.
Klar: Für die "gefühlte Sicherheit" ist es gut, und dann vielleicht auch dazu gut, um viele auf's Rad zu bekommen. Die Unfallzahlen bei PKW- und LKW-Beteiligung sagen freilich etwas anderes: Radwege sind gefährlich für Radfahrende, das Radeln auf der Fahrbahn ist sicherer.
 
Ja, an der Umfrage habe ich teilgenommen, aber ich höre jetzt mal auf, da wirklich OT. Sorry, ich bin schuld.
 
Ach nein, ich denke, an dem OT wurde gemeinschaftlich gebastelt. Nun bin ich aber weg…
 
Vorhin gelesen:

Eine Umfrage ergab, daß jeder 6. SUV-Fahrer die Grünen wählen würde. Das würde aber bedeuten vielleicht aufs Fahrrad oder Öffentliche umzusteigen zu müssen.
Ergibt für mich keinen Sinn. Merken die Leute eigentlich noch was sie da so tun?
 
Vorhin gelesen:

Eine Umfrage ergab, daß jeder 6. SUV-Fahrer die Grünen wählen würde. Das würde aber bedeuten vielleicht aufs Fahrrad oder Öffentliche umzusteigen zu müssen.
Ergibt für mich keinen Sinn. Merken die Leute eigentlich noch was sie da so tun?
In einer Zeit, wo Realität und Wahnsinn in einem fließenden Übergang sind (und das nicht nur im "Reality TV"): Erwartest du eine ehrliche Antwort?
 
Die Leute haben einfach Zusammenhänge nicht verstanden, den Bezug zur Natur längst verloren oder noch nie gehabt.
Als die ersten fridays for Future waren, habe ich mich gefragt ob die Menschen verstanden haben wofür sie auf die Straße gehen.
Man könnte jetzt sagen: nur die dummen Schafe.... .
 
OT übelster Art: Naja, dieses Konzept, recht kleine Kommunen mit 20 Lastenrädern zu horrenden Kosten zuzusch...... ist aber auch wirklich gruselig. Der Freistaat Bayern schießt hier mit Kanonen auf Spatzen. Was soll denn Postbauer-Heng mit 20 Lastenrädern? Eine Stadt Fürth hat drei Stück! Wer soll die warten, das ganze System betreuen und am Ende nutzen? Das gleiche in Cadolzburg, die es aber mit reduzierter Lastenradanzahl durchziehen wollen. Leider wird mit solchen übereilten Aktionen eine eigentlich tolle Idee ad absurdum geführt.
Warum werden die Teile nicht kostenlos zur Verfügung gestellt? Warum muss da unbedingt Geld verdient werden? Warum nicht mit 2-3 Bikes starten und die Bevölkerung mitnehmen? Wordpress-Buchungsportal angeworfen (alles gratis), zwei Lastenräder über Förderung besorgt, eventuell Bürgerinnenvereine einbeziehen und schon läuft sowas mit einem Bruchteil der Kosten. Grass-roots vor Masse!
Du hast natürlich Recht. Ich wollte ja auch das sich mein Kaff für die Ausschreibung bewirbt und mein Konzept hat 3 Räder beinhaltet.
Auch habe ich mehreren Gemeinderäte in Postbauer schon das FFL nahe gelegt. Alleine wuppe ich das halt auch nicht und mein eigener Bedarf ist auch noch gedeckt. Von daher mache ich das nur aus Nächstenliebe ;)

On Topic: Habe hier vor Ort noch keinen sozialen Zwang zum Cargobike feststellen können (außer vielleicht bei mir selbst :D), aber ist doch gar nichtmal schlecht, wenn sich das Cargobike zu einer Art Statussymbol entwickelt (in Maßen natürlich) und das Auto da ggf. Konkurrenz bekommt oder sogar teilweise ersetzt wird. Sehe da eher kein Problem. Der Trend geht sowieso zum Zweit- oder Drittlastenrad. :)
Absolut. Zwang sehe ich auch keinen. Hier lösen es viele Familien einfach mit Anhängern. Cargo und Kinderanhänger. Einen „Nachbarn“ habe ich aber schon überzeugt und er holt sich wohl über Jobrad als nächstes ein Lastenrad
 
Einen „Nachbarn“ habe ich aber schon überzeugt und er holt sich wohl über Jobrad als nächstes ein Lastenrad
Sauber! :)
So sieht es hier in der Nachbarschaft auch aus, daher können wir hier voller Stolz das erste offizielle Kaff-Lastenradtreffen veranstalten. Wenn du kommst, können wir uns mal darüber austauschen, wie wir den sozialen Druck zur Anschaffung eines Lastenrades sanft erhöhen können. :D
Damit der Druck nicht zu groß wird, haben wir heute unser zweites Bürgerlastenrad zur kostenlosen Ausleihe eingeweiht. :cool:
 
...der Mückenschieß Deutschland ... rettet nicht diesen Planeten...
Das sehen die bessermenschen für alles und insbes. die freitagsschulschwänzer aber anders ... Wie kannst Du Dich gegen den guten mainstream stellen, Du, Du, Du ;). Denn selbstverständlich wird am/an der deutschen wesen/hysterie die ganze welt genesen ... sieht man ja bei der aktuellen anderen "seuche", wie gut :D das klappt ...

Die menschheit ist bisher mit allen problemen fertig geworden, sie wird das auch i.S. klima. Aber D -- und insbes. die klimafanatiker -- schießt/schießen wie üblich über's ziel hinaus. Und: wer wird denn den ganzen zirkus bezahlen bzw. wer kann es sich leisten ?
Bezahlen (und sei es "nur" mit sinkendem lebensstandard) werden's in erster linie -- wie immer -- die schwächeren. Wer energie-, verkehrswende- oder klimaschutzkosten aus der portokasse finanzieren kann, der kann sich natürlich locker als guter öko gerieren ... Mit vollen hosen ...

Ich/wir gehöre/n glücklicherweise zu denen mit ausreichend vollen hosen, aber ich finde es ausgesprochen widerlich, die welt immer zu lasten der vielen (!) landsleute mit eher leeren hosen verbessern zu wollen. So, wie die raute mit ihrem ebenso arroganten wie weltfremden "wir schaffen das"-geschwurbel.

Ach ja, bevor ich's vergesse: ich mach' so gut wie alles mit dem rad (oder den öffis), aber es liegt mir fern, diesbezüglich anderen vorschriften machen (oder auch nur deren lebensstil verteuern) zu wollen.
 
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man sollte bei all diesen Überlegungen nicht vergessen, dass...
... die ärmeren so oder so drauf zahlen. Im Fall von Klimaschäden genauso unverhältnismäßig wie jetzt schon beim Prozentsatz des Einkommens der für Lebensnotwendigkeiten ausgegeben werden muss.
... das es jedenfalls einer Reduktion des generellen weitgehend im Verhalten begründeten Verbrauchs bedarf. Mit mit ein bissi umstellen wird's nicht gehen.
... dass Reduktion verbrauchter Ressourcen nicht automatisch Belastung oder Verschlechterung des Lebensstandards bedeutet. Alleine wenn man z.B. die erhöhte Lebensqualität durch kostengünstige Bewegung im Alltag versus kostenintensiver PKW-Nutzung in Rechnung stellt...

Ich bin bei Euch, wenn es um die Frage geht ob jeder heute schon auf den PKW komplett verzichten kann. Nein, natürlich nicht. Das hängt an so vielen Faktoren und nur einer davon ist die weitgehend schlechte öffentliche Anbindung vieler Landgemeinden.
 
Vorhin gelesen:

Eine Umfrage ergab, daß jeder 6. SUV-Fahrer die Grünen wählen würde. Das würde aber bedeuten vielleicht aufs Fahrrad oder Öffentliche umzusteigen zu müssen.
Ergibt für mich keinen Sinn. Merken die Leute eigentlich noch was sie da so tun?
Das war 'ne rhetorische frage, oder ? ;)

München, hauptstadt der SUV-bewegung -- grüninnen mit abstand stärkste fraktion im stadtrat ...
 
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... die ärmeren so oder so drauf zahlen.
Die ärmeren Länder zahlen jetzt schon drauf, denn dort bedroht der Klimawandel jetzt schon die Lebensgrundlagen. Und dort werden auch in Zukunft die Folgen schlimmer sein als hier. Für Afrika und Asien wird ein großer Verlust an Ackerfläche vorhergesagt, in Ländern die so gut wie nichts zum Klimawandel beigetragen haben.

Und ansonsten gibt es einfache Ansätze und Konzepte um dafür zu sorgen dass hierzulande die ärmeren eben nicht drauf zahlen:
 
Das war 'ne rhetorische frage, oder ? ;)

München, hauptstadt der SUV-bewegung -- grüninnen mit abstand stärkste fraktion im stadtrat ...
Das ist ja der Witz daran. Grün zu wählen aber nicht so zu leben ist nur eine Lebenseinstellung und Ausschalten des schlechten Gewissens. Nur weil ich Einweg Artikel aus Papier/Pappe oder recyclebaren Materialien habe, ist das nicht besser gegen den Klimawandel. Und ein Auto was heute weniger verbraucht als vor 40 Jahren ist auch nicht besser. Früher gab es nicht die Menge an Fahrzeugen. Man flog auch nicht so viel wie heute, die Anzahl an Kreuzfahrtschiffen gab es auch nicht.
Man kann jetzt weitere Vergleiche finden, Fakt ist aber; wir müssen weg vom Leben über den Verhältnissen. Hin zu einem umweltverträglichen Lebensstil.
Für mich ist es nichts weiter als schlechtes Gewissen auszutricksen.
Man redet viel, pflanzt ein paar Bäume, irgendwo wurde eine betonierte Fläche in Rasen oder Beet umgewandelt, Häuser werden wärmegedämmt und Problemmüll für die Zukunft geschaffen,.... Das reicht bei weitem nicht.
 
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Stimmt, @Cycliste17 !
Nur: das Problem an der Lage ist, die sauber gegenderten Studienrät*Innen aus der Bioladenbourgeoisie im 2.5t-Hybrid-SUV, die jedes Jahr zum Retten der Schildkrötenbabies auf die Galapagos jetten, schreiben so gerne allen anderen vor, wie sie sich einschränken müssen. Selbst vorleben wäre wesentlich attraktiver für die anderen. Aber Wasser predigen und Wein saufen war schon immer ein beliebter Charakterzug der "Eliten".

So gesehen - um wieder zum Thema zurück zu kriechen - ist der "soziale Druck" durch Lastenrad fahrende Nachbarn und Freunde durchaus positiv zu werten. Man sieht, dass es geht und probiert's selber. Ist ja mir auch so gegangen.
 
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