Diese Multifunktionsirgendwasaufsatzdinger waren aber nicht nur in der DDR nichts halbes und nichts ganzes
Klar. Aber sie waren volkswirtschaftlich rationeller (beliebter Begriff damals, meine ich...), als jedes einzelne Werkzeug, das alle halbe Jahre mal rausgeholt wurde, mit einem eigenen Motor etc. auszustatten.
Bsp. Küchen: Natürlich gabs dann auch als nächste Stufe die KM-Küchenmaschinen - wieder mit zig Aufsätzen. Aber so eine, genauer Aufsätze dazu (Allesschneider...) hab ich auch schon in einem verlassenen Feriendorf hier in der Nähe in der Kantine gefunden, ebenso wie in Privathaushalten. Natürlich laufen die Teile immer noch (irgendwie), v.a. die Motoren sind unkaputtbar.
Klingt irgendwie sehr widersprüchlich wenns eigentlich ewig halten sollte, aber jetzt nach einigen Jahrzehnten auseinander fällt.
Wie gesagt, es gab auch hier von-bis. Ein schönes Beispiel wieder aus dem Küchenbereich: Es gab so unglaublich billig produzierte, dünnwandige PVC-Tortentransportboxen in schön bunten, aber zugleich angenehmen Farben (nich so knallbunt). Auch wenn wir noch ein paar in passablem Zustand rumliegen haben/benutzen, waren das keine Ewigkeitsprodukte - aber extrem billig herstellbar und letztlich rationell.
Wie würdest du denn so ganz allgemein die Qualität von Werkzeugen im Vergleich mit Produkten von z.B Hazet oder Gedore ziehen bzw. in welchem Preissegment würde man sich da wohl heute bewegen?
Kann ich nicht bewerten, zu wenig Ahnung von Westwerkzeug/allgemein vom Thema. Aber die Vorredner haben glaube ich den Punkt getroffen - es gab von-bis, je nach Zielgruppe und Einsatzzweck. Die üblichen Maulschlüssel zB sind echt nicht dolle, die Rollgabelschlüssel find ich ziemlich robust, ebenso die Bohrer, die wir noch so rumliegen haben. Aber der übliche Kram ebend nicht gerade Präzisionswerkzeug.
Im Zweifelsfall wurden selbst Kleinstserien unter hohem Personalaufwand gebaut, wenn das Produkt nicht für den Massenmarkt vorgesehen war/nicht zu kriegen war. Hat mein Vater zB in Bezug auf Lautsprecher/Bühnenequipment gemacht, Zuarbeit für Kleinstserien. Oder wie es ein Bekannter ausdrückte: Man hat auch als Privatperson (als größerer Betrieb m.W. sowieso) in der DDR alles bekommen - man musste nur wissen, wie (bzw. über wen). Und im Extremfall bereit sein, Schwarzmarktpreise für illegal importierte Güter zu bezahlen. Bei uns steht noch ein Casio Keyboard aus den 80ern herum, das Ende der 80ern meinen Vater iirc. um die 10.000 M gekostet hat - also etwa 10 Monatslöhne. Dass das dann nie ne Bühne gesehen, steht auf nem andern Blatt.
Und es wurde extrem viel repariert/wiederaufbereitet:
Vielleicht interessant im Vergleich, wann anderswo der letzte Feilenhauer den Betrieb aufgab:
Der letzte Feilenhauer aus Wermelskirchen | Video | Beobachtung in der Werkstatt des letzten Feilenhauers in Wermelskirchen, der handgehauene Feilen herstellt.
www.ardmediathek.de
Ich meine, dass im Allgemeinen der Kernpunkt war, mit möglichst geringem Produktionsaufwand und Ressourceneinsatz maximalen Gebrauchswert zu erzielen - auch wenn am Ende eher mittelmäßige, aber brauchbare Qualität rauskam. Der Trabant 601 ist nen gutes Beispiel dafür - hat seinen Zweck erfüllt und der Investitionsaufwand für eine neue Fahrzeuggeneration (Umbau der Fabriken etc.) wurde gescheut.
Oder besser noch: Devisen ausm Westen mit hochwertigen, aber billig verkauften Exportgütern zu kriegen, der Mixer ist da nur das bekannteste Beispiel (Wartburgs zB, im Osten ewige Wartezeiten, im Westen billiges Importprodukt). Verlängerte Werkbank und so.
Aber das ist nur meine Meinung/bisheriger Kenntnisstand. Ein ehemaliger Kombinatsdirektor meinte mal zu mir, dass sie betriebswirtschaftlich letztlich wie im Westen auch nur mit Wasser gekocht haben. Ich meine, dass sich generell die Volkswirtschaften nur begrenzt unterschieden/vieles ähnlich war, auch was die Leistungsfähigkeit, Schulden etc. anging. Nur dass die DDR mit völlig anderen Rahmenbedingungen (Handelsbeschränkungen, Reparationen an die SU statt Marschallplan etc.) gestartet war - mit den entsprechenden langfristigen Konsequenzen.