Werkzeugkunde - Woran erkenne ich qualitativ hochwertiges Werkzeug?

Beiträge
1.577
Hallo Velophile Gemeinde!

Da der Anteil der Nutzer hier im Forum die selbst Hand an ihrem Stahlross anlegen - sei es Wartung, Reparatur, Umbau, oder gar gleich individueller Eigenaufbau - überdurchschnittlich hoch liegt, ist ein Werkzeugthema meiner Meinung nach unabdingbar!

Dabei möchte ich das Augenmerk vor allem auf den Aspekt der Qualität legen, und wie man vernünftiges Werkzeug erkennen kann.
Denn auch wenn man natürlich prinzipiell mit so ziemlich allem Schrauben kann, macht einem die Arbeit mit hochwertigem Werkzeug oft nicht nur das Leben leichter, sondern es bereitet einem oft auch mehr Freude mit etwas gutem in der Hand zu arbeiten.
Hinzu kommt außerdem auch der ökonomische wie ökologische Aspekt: Gutes Werkzeug hält - vorausgesetzt man nutzt es seiner vorgesehenen Funktion entsprechend - in der Regel ein Leben lang.

Da ich persönlich nicht nur bereits seit Jahren passionierter Schrauber bin, sondern in diesem Zusammenhang auch ein Faible für hochwertiges Handwerkszeug entwickelt habe - das eine geht Erfahrungsgemäß selten ohne das andere einher - findet sich in meiner Werkstatt mitlerweile ein recht breit gefächerter Fundus, auf den ich für die kommenden Posts zurück greifen kann.

Um das ganze dabei überschaubar zu halten, und vor allem auch unerfahrenen Nutzern den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, werde ich anfangs immer jeder Werkzeuggattung einen eigenen Beitrag widmen, und verschiedene Preis- sowie Qualitätsklassen vergleichen - und aufzeigen wo der Unterschied liegt sowie, worauf zu achten ist bei der Wahl.
 
Ja den fangen wir mal mit allgemeinen Angaben an:Wenn Angaben vorhanden sind wie Made in Germany oder Industriequalität.
Sowas kommt in die engere Wahl.Wenn das Werkzeug den auch zudem noch doppelt so teuer ist wie Konkurrenz Produkte würde ich das kaufen.Den es gilt halt was nix kost taugt nix…..
Gruß
 
Schwieriges Thema...da werden von 50 Leuten 50 unterschiedliche Antworten kommen.
Ich arbeite in der Industrie (Mobilkranbau) und wir verwenden nur Würth, Hilti und Hazet.... so siehts auch bei mir in der Heimischen Garage aus für Auto/Fahrrad Reperaturen
 
Mein heise-Abo-Prämien Knarrenkasten von Brüder Mannesmann ist erstaunlich langlebig. Nur die Ratsche habe ich irgendwann gekillt beim gewaltsamen Öffnen einer Ölablassschraube.
Mein Eindruck ist, dass auch Billigwerkzeug besser geworden ist. In der Wühlkiste liegen noch ein paar alte Billignüsse, die sind aus verchromtem, weichen Billigmaterial und taugen maximal als Briefbeschwerer.
Das alte Hazet und Gedore-Zeug von meinem Vater aus den 70ern funktioniert bei mir noch wie am ersten Tag, auch da musste ich nur die kleine Ratsche mal ersetzen.
Ich habe ein paar Proxon-Torx-Nüsse, die ich nur nutze, um sie in rostige Innensechskantschrauben zu prügeln. Die sind trotz der miesen Behandlung immer noch top.
 
Gutes Thema, unendlich wichtig ohnehin.
Gutes Werkzeug ist auch ein Sicherheitsthema: zerstörte Baugruppen und verletzte Hände sind unschön.

Erkennungsmerkmale sind in erster Linie die Markennamen und die Verkaufstellen.
Ein weiteres Merkmal sind die Innovationsfreude der Hersteller. Als Beispiel bringe ich den Inbusschlüssel ( Winkelschlüssel ):

ein simpler Inbusschlüssel aus Werkzeugstahl in Normgrösse ( 3 mal längere Seite ) funktioniert einwandfrei. Das war der Standard "back in the days" während meiner ersten Ausbildung als Werzeugmacher.
Die Überlänge ( 5-7 mal längere Seite ) erleichtert schon mal das Arbeiten - eine obligate Verlängerung aus passendem Rohrmaterial entfällt.
Die lange Seite als schwenkbarer Kugelkopf, und mit Halteclip versehen macht manche Aufgaben oft erst möglich.
Farbige Markierung samt ergonomischer Ausführung ( rundes Kernmaterial ) das rasches Erkennen und Greifen ermöglicht.
Das sich im selben Entwicklungszyklus auch noch Optimierungen des Profil eingebracht haben welche der Schonung des Innensechskant dienen sei vermerkt.

All das bekommt man nicht in der Grabbelbox beim Discounter. Was nicht heisst das dort lebensgefährlicher Schrott herumliegt. Aber Qualität und seriöse Entwicklung passieren bei solchen Anbietern sicher nicht.

Was leider auch vermerkt werden darf: selbst ein Qualtätsprodukt eines seriösen Herstellers kann versagen wenn nicht adeäquat verwendet. Mein Lieblingsbeispiel ist hier der Konusschlüssel: der verträgt keine 25 Nm und auch keine Winkelabweichung an oftmals vermaledeiten Ansatzflächen. Einstellen und Kontern passieren im Bereich von maximal 7Nm!

Ich hatte schon mal dazu geschrieben:
 
Ich bin ganz einfach in die Fahrradwerkstadt meines Vertrauens gegangen und habe mir die Expertise der dortigen Fachkräfte zunutze gemacht .
 
Mein heise-Abo-Prämien Knarrenkasten von Brüder Mannesmann ist erstaunlich langlebig. Nur die Ratsche habe ich irgendwann gekillt beim gewaltsamen Öffnen einer Ölablassschraube.
Mein Eindruck ist, dass auch Billigwerkzeug besser geworden ist. In der Wühlkiste liegen noch ein paar alte Billignüsse, die sind aus verchromtem, weichen Billigmaterial und taugen maximal als Briefbeschwerer.
Das alte Hazet und Gedore-Zeug von meinem Vater aus den 70ern funktioniert bei mir noch wie am ersten Tag, auch da musste ich nur die kleine Ratsche mal ersetzen.
Ich habe ein paar Proxon-Torx-Nüsse, die ich nur nutze, um sie in rostige Innensechskantschrauben zu prügeln. Die sind trotz der miesen Behandlung immer noch top.
Kann ich auch andersrum erzählen. Die alte Hazet Nuss aus den 70ern ist beim Radwechseln beim PKW gerissen.
Die günstige aus dem Lidl Werkzeugkoffer hält. Mal sehen ob sie das in 40 Jahren auch noch tut ;)

Aber ja ich bin zu arm für billiges Werkzeug. Das musste ich allerdings auch erst lernen
 
Gutes Thema, unendlich wichtig ohnehin.
Gutes Werkzeug ist auch ein Sicherheitsthema: zerstörte Baugruppen und verletzte Hände sind unschön.

Erkennungsmerkmale sind in erster Linie die Markennamen und die Verkaufstellen.
Ein weiteres Merkmal sind die Innovationsfreude der Hersteller. Als Beispiel bringe ich den Inbusschlüssel ( Winkelschlüssel ):

ein simpler Inbusschlüssel aus Werkzeugstahl in Normgrösse ( 3 mal längere Seite ) funktioniert einwandfrei. Das war der Standard "back in the days" während meiner ersten Ausbildung als Werzeugmacher.
Die Überlänge ( 5-7 mal längere Seite ) erleichtert schon mal das Arbeiten - eine obligate Verlängerung aus passendem Rohrmaterial entfällt.
Die lange Seite als schwenkbarer Kugelkopf, und mit Halteclip versehen macht manche Aufgaben oft erst möglich.
Farbige Markierung samt ergonomischer Ausführung ( rundes Kernmaterial ) das rasches Erkennen und Greifen ermöglicht.
Das sich im selben Entwicklungszyklus auch noch Optimierungen des Profil eingebracht haben welche der Schonung des Innensechskant dienen sei vermerkt.

All das bekommt man nicht in der Grabbelbox beim Discounter. Was nicht heisst das dort lebensgefährlicher Schrott herumliegt. Aber Qualität und seriöse Entwicklung passieren bei solchen Anbietern sicher nicht.

Was leider auch vermerkt werden darf: selbst ein Qualtätsprodukt eines seriösen Herstellers kann versagen wenn nicht adeäquat verwendet. Mein Lieblingsbeispiel ist hier der Konusschlüssel: der verträgt keine 25 Nm und auch keine Winkelabweichung an oftmals vermaledeiten Ansatzflächen. Einstellen und Kontern passieren im Bereich von maximal 7Nm!

Ich hatte schon mal dazu geschrieben:
Ich habe ja die Wera Inbus- und Torxschlüssel daheim und schraube auch echt gern damit. Das Manko ist aus meiner Sicht allerdings, dass sich die bunte Ummantelung irgendwann löst und man beim vertikalen Nutzen der Schlüssel öfters nur die Ummantelung dreht. Das nervt schon ab und an
 
Ich habe ja die Wera Inbus- und Torxschlüssel daheim und schraube auch echt gern damit. Das Manko ist aus meiner Sicht allerdings, dass sich die bunte Ummantelung irgendwann löst und man beim vertikalen Nutzen der Schlüssel öfters nur die Ummantelung dreht. Das nervt schon ab und an
Das runde Ausgangsmaterial ist ein Kostenfaktor, und es lassen sich die Funktionsflächen präziser fertigen. Spätestens seit Torx ohnehin klar wohin die Reise geht. Abgesehen das die Ummantelung bei 6-kant Material reisst.
Mein Ansatz ist Superkleber. Ich bin noch kein Fan der farblichen Kennzeichnung, die Handwerkskammern finden das ja ganz toll in der Ausbildung....
 
Einleiten möchte ich mit der klassischen Ratsche/Knarre, da Sie eines der universellsten Werkzeuge darstellt, und definitiv in keiner Werkstatt bzw. Werkzeugkoffer fehlen darf!
Auf die grundsätzliche Funktionsweise werde ich an dieser Stelle nicht eingehen, auch werde ich die zugehörigen Stecknüsse in einem anderen Beitrag abhandeln, um nicht direkt den Umfang zu sprengen.

Im Fahrradbereich wird oft mit recht zierlichen Schrauben hantiert, deshalb dürften die meisten hier 1/4 Zoll Ratschen verwenden. Da ich häufig an Postfahrrädern arbeite, und hier öfter mal größere Schrauben/Muttern anzutreffen sind, hat sich bei mir die Größe 3/8 Zoll als Standard etabliert, um nicht ständig zwischen verschiedenen Vierkant-Aufnahmen wechseln zu müssen.

Aus diesem Grund finden sich in diesem Vergleich erstmal nur 3/8 Zoll Ratschen. Bei Interesse kann ich gerne auch noch die kleinen Brüder vergleichen.

-> Alle Werkzeuge aus diesem, und den folgenden Vergleichen habe ich selbst gekauft, und über einen längeren Zeitraum verwendet. <-


3/8 Zoll Ratschen bzw. Knarren


001.JPG

Im Vergleich von links nach rechts: Lidl Parkside, 90er-Jahre NoName, Wesco, Wiha, Milwaukee, KTC Nepros.


Lidl-Parkside

Die Parkside-Ratsche von Lidl ist Teil eines 216-teiligen Steckschlüssel-Satz. Es handelt sich dabei um typische Großhandelsware aus Fernost, welche in jeweils leicht abgewandelten Varianten unter diversen anderen Markennamen wie Mannesmann, BGS, KS-Tools & Gedore-Red angeboten werden.

Zum Kaufzeitpunkt lag der Preis des gesamten Koffers bei 90€. Dies entspricht knapp 0,42€ je Teil!
Aktuell findet sich das exakt gleiche Set wieder im Lidl-Onlineshop zum Preis von 115€, was immer noch lediglich 0,53€ bedeutet.
Wie man zu einem solchen Preis Werkzeug herstellen, und dabei auch noch etwas verdienen kann ist mir ein Rätsel.

003.JPG

Ansicht vorn

004.JPG

Ansicht hinten

005.JPG

Kopf

006.JPG

Vierkant

Technische Details:
Die Ratsche ist etwa 19,5cm lang, und verfügt über einen Zweikomponentengriff aus Hartplastik mit einer Gummibeschichtung. Sie liegt bei mir (Handschuhgröße 7-8) gut in der Hand. Das Oberflächenfinish ist der Preisklasse entsprechend mäßig, es gibt aber keine scharfen Kanten, oder grobe Unebenheiten.
Der Kopf misst an der breitesten Stelle knapp 33mm, und hat eine tiefe (ohne Vierkant) von etwa 17mm. Das liegt im durchschnitt der anderen Ratschen aus dem Vergleich.
Der "Hals" hat eine deutliche Kröpfung. Je nachdem woran man gerade schraubt kann das Vor- wie Nachteile bringen.
Die Ratsche verfügt über einen leicht erhabenen Auswurfknopf, und hat 72 Zähne, welche deutlich hörbar zu vernehmen sind. Offenbar kommt sie ab Werk ohne jegliche Schmierung.
Abgesehen von der NoName-Ratsche aus diesem Vergleich, hat die Parkside zudem das Größte Spiel zwischen Vierkant und Ratschenkopf. Er wackelt also deutlich hin und her. Dafür stecken die Nüsse sauber ohne großes Spiel, und der Auswurfknopf funktioniert zuverlässig.
Der Richtungswahlhebel besteht aus Kunststoff, und hat keinen spürbaren widerstand. Es kann passieren das man im "Leerlauf" landet wenn der Hebel nicht ganz umgelegt wird.
Obwohl sich im Kopf zwei Schrauben der Größe TX10 befinden, ist es nicht möglich die Ratsche zerstörungsfrei zu öffnen, da sich auf der Abdeckplatte ein Niet befindet, der offenbar mit dem Umschalthebel verbunden ist.
Sollte Schmutz in das innere gelangen - was bei langjährigem gebrauch definitiv geschehen wird - ist eine Reinigung des Mechanismus, und/oder ein fetten unmöglich. Da ist mal wieder geplante Obsoleszenz am Werke.

Fazit:
Die Parkside-Ratsche von Lidl ist ein typisches Einsteigermodell. Sie tut ihren Job, und wer nur selten einmal etwas zuhause schraubt, und keine Oldtimer-Restauration plant, wird damit sein auskommen finden.
Negativ fällt auf, das es nicht möglich ist an die Mechanik im inneren zu gelangen, sowie die "trockene" Auslieferung ab Werk. Ein bisschen Schmierfett sorgt nicht nur für einen leichteren lauf, sondern beugt auch Verschleiß vor.


90er No-Name

Jedes Kind der 80er und 90er Jahre kennt dieses Teil!
Mal mit, und mal ohne Gelenkkopf, aber immer mit dem charakteristischen runden Kopf mit großen Kunststoff-Drehknopf in der Mitte. Sie hingen in jedem Baumarkt, waren teil jedes günstigen Budget-Werkzeugsets - und sind vermutlich alle irgendwo in der gleichen Fabrik in Fernost vom Band gefallen. Diese Ratschen waren die Pioniere der globalisierten Produktion, und mitunter verantwortlich für den zweifelhaften Ruf, der noch heute vielen asiatischen Produkten anhaftet.

Mein Modell war Teil eines Steckschlüssel-Sets welches mein Großvater mir hinterlassen hat. Eine Preisangabe ist aufgrund des alters nicht möglich.

007.JPG

Ansicht vorn

008.JPG

Ansicht hinten

009.JPG

Kopf

010.JPG

Vierkant

011.JPG

Innereien

Technische Details:
Die Ratsche ist ca. 26,5cm lang, was Sie zur zweitlängsten in diesem Vergleich macht. Das kann von Vorteil sein, wenn man eine richtig fest sitzende Mutter hat, da man durch den längeren Hebel mehr Drehmoment aufbringen kann. Bei beengten Verhältnissen stört der lange Arm dagegen schnell.
Sie verfügt zudem als einzige in diesem Vergleich über ein Gelenk am Kopf. Das kann praktisch sein wenn man an schlecht erreichbare stellen kommen möchte, vermindert aber die Belastbarkeit in der Regel, und konterkariert damit die Möglichkeit höheres Drehmoment mit dem langen Griff einzuleiten.
Das Griffstück ist aus Metall, und hat eine deutliche Rändelung welche bei der Handhabung etwas Halt gibt. Da der Griff allerdings sehr dünn ist, liegt er im allgemeinen nicht so sicher in der Hand.
Das Oberflächenfinish kann man als grobschlächtig bezeichnen. Am Schaft sind deutlich spuren vom abdrehen zu erkennen, die Chromschicht ist unregelmäßig, und an einigen stellen zeigt sich Rost, obwohl die Ratsche nur selten benutzt wurde, und nie direkter Feuchtigkeit ausgesetzt war.
Der Kopf misst an seiner breitesten Stelle etwa 34mm, und hat eine tiefe (ohne Vierkant) von etwa 22mm.
Die Ratsche verfügt über 42 Zähne, wobei immer nur 3 Zähne des Gegenspielers in die Verzahnung des Außenrings greifen.
Es befand sich ein wenig Schmierfett in der Mechanik im Kopf.
Bedingt durch die Konstruktionsweise der Ratsche - die gesamte Mechanik im runden Innenteil dreht sich im Kopfstück, statt nur der Vierkant selbst wie sonst üblich - wackelt hier alles wie ein Kuhschwanz. Die Vierkantaufnahme selbst ist Maßhaltig, und Nüsse sitzen spielfrei.
Der Richtungswahlhebel besteht aus Kunststoff, und man benötigt stets zwei Hände zur Bedienung, weil man man sonst nur den Vierkant dreht.
Das öffnen der NoName-Ratsche ist einfach möglich sollte dies notwendig werden. Man muss lediglich mit einem flachen Schraubendreher den Sprengring abhebeln.

Fazit:
Die berüchtigte NoName-Ratsche stellt ganz klar das Qualitätsminimum dar. Sie funktioniert zwar prinzipiell, aber die Frage lautet stets: Wie lang noch?
Das gute ist: Diese Art von billigst-Werkzeug findet sich heutzutage zumindest in unseren Gefilden praktisch nicht mehr. Selbst günstige Einsteigersets aus dem Baumarkt oder vom Discounter bieten akzeptable Qualität, wie man gut an der Parkside-Knarre sehen kann.


Fortsetzung folgt da Bilderlimit erreicht...
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Angaben vorhanden sind wie Made in Germany oder Industriequalität.
Schlagworte wie "Industriequalität" würden mich eher abschrecken. Ich kenne nicht einen seriösen Werkzeughersteller der mit solchen Buzzwords wirbt.
"Made in Germany" dagegen ist in der Tat auch heute noch ein guter Indikator. Die hiesigen Firmen liefern in aller Regel solide Qualität ab. Man muss aber halt immer auf der Hut sein, denn auch bei den klingenden Namen aus Remscheid mogelt sich immer mehr Importware ins Sortiment.

Wenn das Werkzeug den auch zudem noch doppelt so teuer ist wie Konkurrenz Produkte würde ich das kaufen.Den es gilt halt was nix kost taugt nix…..
Der Preis allein ist kein allgemeingültiger Indikator für Qualität. Das Risiko Mist zu kaufen ist gering, aber man sollte nicht glauben das beste zu bekommen, nur weil man am meisten Geld liegen lässt.
Bei mir gilt daher stets: Preiswert kaufen darf man wenn man möchte, nur nicht billig!

Bei mir sind es oft Markennamen, die man schon zur Kindheit kannte. Proxxon, Gedore, Wera, Knipex...
Alles gute Marken mit soliden Produkten. Da macht man nichts falsch.

Schwieriges Thema...da werden von 50 Leuten 50 unterschiedliche Antworten kommen.
So schwierig finde ich das Thema gar nicht. Wenn man versucht objektiv an die Sache heran zu gehen, lassen sich sehr einfach und eindeutig bestimmte Qualitätsmerkmale feststellen, an denen es nichts zu rütteln gibt.
Das Problem ist halt eher, das Werkzeugdiskussionen meist in private Kleinkriege ausarten weil sich die Leute von Emotionen leiten lassen, oder irgendwelche Fanboys "ihre" Marke bis aufs Blut als die Spitze der menschlichen Schaffenskunst zu verteidigen ersuchen.
Das hat man genauso auch bei Smartphones, PCs, Autos, und ja - auch bei Fahrrädern. :sneaky:
Aber ich schätze unsere Community als äußerst vernünftig ein, und glaube deshalb daran, das wir hier einen sachlichen Austausch zustande bekomme.

Mein heise-Abo-Prämien Knarrenkasten von Brüder Mannesmann ist erstaunlich langlebig.
Mannesmann ist nicht so schlecht wie sein Ruf. Die verkaufen halt einfach nur die übliche Großhandelsware unter eigenem Branding. Nix dolles aber, auch kein Schrott. Ich würd aber empfehlen immer Preise zu vergleichen wenn man im günstigen Einstiegssegment unterwegs ist, weil am Ende eben eh jeder den gleichen kram verkauft. Da muss man sich nicht mehr Geld aus der Tasche leiern lassen als nötig.

Ich habe ein paar Proxon-Torx-Nüsse, die ich nur nutze, um sie in rostige Innensechskantschrauben zu prügeln.
Du Barbar! :eek:
Ich mach das genau so. Dafür hab ich mir vor zwei Jahren so einen Sortimentskoffer beim Lidl geholt. :LOL:
Gerade die Torx, und Innensechskant-Stecknüsse sind ja in guter Qualität nicht günstig, da opfere ich dann auch lieber einen billigen.

Gutes Werkzeug ist auch ein Sicherheitsthema: zerstörte Baugruppen und verletzte Hände sind unschön.
Wichtiger Punkt! Allein schon deshalb lohnt es sich, in vernünftige Qualität zu investieren.

Ein weiteres Merkmal sind die Innovationsfreude der Hersteller. Als Beispiel bringe ich den Inbusschlüssel ( Winkelschlüssel ):

ein simpler Inbusschlüssel aus Werkzeugstahl in Normgrösse ( 3 mal längere Seite ) funktioniert einwandfrei. Das war der Standard "back in the days" während meiner ersten Ausbildung als Werzeugmacher.
Die Überlänge ( 5-7 mal längere Seite ) erleichtert schon mal das Arbeiten - eine obligate Verlängerung aus passendem Rohrmaterial entfällt.
Die lange Seite als schwenkbarer Kugelkopf, und mit Halteclip versehen macht manche Aufgaben oft erst möglich.
Farbige Markierung samt ergonomischer Ausführung ( rundes Kernmaterial ) das rasches Erkennen und Greifen ermöglicht.
Das sich im selben Entwicklungszyklus auch noch Optimierungen des Profil eingebracht haben welche der Schonung des Innensechskant dienen sei vermerkt.

All das bekommt man nicht in der Grabbelbox beim Discounter. Was nicht heisst das dort lebensgefährlicher Schrott herumliegt. Aber Qualität und seriöse Entwicklung passieren bei solchen Anbietern sicher nicht.
Das ist genau die Art von Beiträge auf die ich gehofft hatte, als ich heute Abend vor dem Weg zur Arbeit dieses Thema aufgemacht habe!
Kann dem nur vorbehaltlos zustimmen.
Die Zeiten als es noch richtigen "Kernschrott" zu kaufen gab, sind zumindest bei uns weitestgehend vorbei. Aber wer eben nicht nur irgendwie arbeiten möchte, sondern vor allem effizient, und ohne sich unnötig zu mühen, für den lohnt sich die Investition in ein gutes Werkzeuges bei dessen Entwicklung sich jemand etwas gedacht hat!
Danke dafür @LZ_ !

Ich hatte schon mal dazu geschrieben:
Die Wera Winkelschlüssel sind top, von denen habe ich ebenfalls ein Set in der Werkstatt. Damit zu arbeiten ist eine rechte Freude!

Ich bin ganz einfach in die Fahrradwerkstadt meines Vertrauens gegangen und habe mir die Expertise der dortigen Fachkräfte zunutze gemacht .
Ich möchte nicht die Fachkenntnisse mir fremder Menschen herab würdigen, aber ob eine Zweiradwerkstatt die beste Anlaufstelle ist, wenn man wissen möchte welches Werkzeug was taugt? Zumindest hier in der Region wird einem dann in aller Regel ParkTool angepriesen - weil das halt im Laden hängt.

Made in Remscheid reicht ;)
Damit macht man nie was falsch. Aber man muss mitlerweile leider oft vorher nachschauen obs auch wirklich noch aus Remscheid kommt.
Insbesondere Gedore hat bei mir mitlerweile stark an Reputation eingebüßt, weil sich zwischenzeitlich sehr viel Importware im Sortiment findet.

"wer nicht mit altem rostigen Werkzeug arbeiten kann, kann es auch nicht mit neuem teurem Werkzeug".
Würd ich so nicht unterschreiben. Gerade für Anfänger macht gutes Werkzeug den Einstieg leichter, und hilft beim erlernen des nötigen Fingerspitzengefühls. Wer erfahren im Umgang ist, der kommt auch oft mit ausgenudeltem Material halbwegs zurecht, weil er einschätzen kann wie weit er gehen kann, bevor er schaden anrichtet.

Klassiker sind da für mich Schraubendreher. Wie viele zerknüdelte Phillips-Schrauben hast du schon gesehen, weil eine Unerfahrene Person mit einem ausgelutschten alten Schraubendreher, und wenig Fingergefühl, dafür aber umso mehr Kraft, daran herum gewerkelt hat?
Mit einem ordentlichen PH-Wiha bekommt selbst der absolute Laie die Schrauben meist zerstörungsfrei raus.

Kann ich auch andersrum erzählen. Die alte Hazet Nuss aus den 70ern ist beim Radwechseln beim PKW gerissen.
Die hat ihre Schuldigkeit nach all den Jahren getan. Möge Sie ihren Frieden im Schmelzofen finden! :p

ja wo bleibt er denn??
Gruß Krischan
Tchuligom! :(
Hab ihn gestern Abend nicht mehr fertig bekommen. Soll ja schön, und informativ werden - naja zumindest hoffe ich das. :X3:


Vielen Dank an dieser Stelle für eure rege Beteiligung - und das schon bevor ich als Themenstarter überhaupt selbst etwas zur eigentlichen Diskussion beigetragen habe.
Ich freue mich schon auf all die weiteren Unterhaltungen die sich ergeben werden, und mach mich nun eiligst an Teil 2 meines Knarrenvergleichs, bevor mir @Krischan die selbige auf die Brust setzt!
 
BTW: Ich bin auch jemand der jedes mal sein Werkzeug nach dem Gebrauch etwas reinigt. Sei es der Schraubendreher der etwas Schmiere am Griff hatte oder der Trennschleifer der gerade mehrere Steine durchtrennt hatte.
Ab und an werde ich da von dem ein oder anderen Bekannten belächelt. Aber ich habe in der Ausbildung gelernt: "Wer das Werkzeug pflegt, hat länger was davon!"
 
BTW: Ich bin auch jemand der jedes mal sein Werkzeug nach dem Gebrauch etwas reinigt. Sei es der Schraubendreher der etwas Schmiere am Griff hatte oder der Trennschleifer der gerade mehrere Steine durchtrennt hatte.
Ab und an werde ich da von dem ein oder anderen Bekannten belächelt. Aber ich habe in der Ausbildung gelernt: "Wer das Werkzeug pflegt, hat länger was davon!"

Ich bin gefürchtet: wer als Fahrradmechaniker seinen Arbeitsplatz zugedeckt mit seinen Werkzeugen hat, bekommt ein Ergonomieproblem und in Folge sinkt die Arbeitsleistung mit erhöhtre Fehleranfälligkeit und Unfallgefahr. Schneidwerkzeuge sind gereinigt zurückzubringen...

Hier die Ansätze welche die Branche vorwärtsbringt:

 
Fortsetzung...

Wesco

Die Wesco-Ratsche ist teil eines 40-teiligen Steckschlüssel-Satz den ich vor einigen Monaten eher zufällig beim stöbern auf Amazon gefunden, und in erster Linie aus Neugier gekauft habe.
Bei Wesco handelt es sich um einen chinesischen Hersteller von günstigen Elektro-Werkzeugen, aber irgendwie scheinen die von allem ein bisschen was zu machen, und haben auch Handwerkzeuge im Angebot.
Tiefer greifende Informationen zum Hersteller kann ich leider nicht liefern. Mir war die Marke bis zum kauf unbekannt, und auch Recherchen im Netz fördern nicht viel zutage.

Der Preis liegt regulär bei 16,99€ für das Set. Regelmäßig ist es aber auch zu 12,80€ zu bekommen.

013.JPG

Ansicht vorn

014.JPG

Ansicht hinten

016.JPG

Vierkant

017.JPG

Innereien

019.JPG

Einzelteile

Technische Details:
Die Wesco ist knapp 20cm lang, besteht äußerlich komplett aus Metall, und wiegt so viel wie ein Panzer - und das ist keine Übertreibung.
Diese Ratsche liegt unheimlich schwer in der Hand, und übertrifft Gewichtsmäßig alle anderen Ratschen die ich besitze um längen. Selbst mein 1/2-Zoll Drehmomentschlüssel ist leichter. Länger damit zu arbeiten ist sehr ermüdend.
Die Oberflächliche Optik kann man wohl als "Industrial-Finish" bezeichnen. Schmucklos aber sauber verarbeitet, ohne scharfe Kanten, oder andere Unregelmäßigkeiten.
Der Kopf misst an der breitesten Stelle knapp 34mm, und hat eine tiefe (ohne Vierkant) von etwa 21mm. Sie ist im gesamten Vergleich die Ratsche mit dem massivsten Erscheinungsbild, und der klobige Kopf ist nichts für beengte Verhältnisse.
Die Ratsche verfügt über einen deutlich hervor stehenden Auswurfknopf, und hat 72 Zähne. Ein Blick in das innere verrät, das eine Klinke mit lediglich 4 Zähnen je Richtung in die Zähne des Vierkant greift.
Der Vierkant hat in seinem Gehäuse nur wenig Spiel, allerdings wackeln aufgesteckte Nüsse recht deutlich hin und her. Der Auswurfknopf funktioniert zuverlässig, und ohne Probleme.
Der Richtungswahlhebel besteht wie auch bei den anderen Ratschen zuvor aus Kunststoff, und hat einen vernehmbaren Druckpunkt, der einem den Wechsel der Richtung andeutet.
Die Wesco kam ab Werk vollkommen trocken, und läuft sehr geräuschvoll. Der massive Kopf gibt offensichtlich einen hervorragenden Resonanzkörper ab.
Die Ratsche wird durch drei TX8-Schrauben zusammen gehalten, und lässt sich zwecks Wartung einfach öffnen, und zerlegen.
Die Wesco-Ratsche ist "Made in China".

Fazit:
Die Wesco-Ratsche bietet einfache Qualität zu einem unglaublichen niedrigen Preis. Durch die massive Bauform taugt das Teil hervorragend als Selbstverteidigungswerkzeug, aber nicht für das tägliche Schrauben. Hier wirkt das hohe Gewicht schnell ermüdend auf Hand & Handgelenk.


Wiha

Die Wiha ist Teil eines 23-teiligen Steckschlüsselsets, und kommt mit einer schönen Schaumstoffeinlage daher in der sich alle Einzelteile sauber und rutschfest verstauen lassen.
Der UVP für das Set beträgt 99€, der Straßenverkaufspreis schwankt meist irgendwo zwischen 60-80€.

Über Wiha selbst muss ich vermutlich nicht viel erzählen. Werkzeughersteller aus dem Schwarzwald, vor allem bekannt für seine qualitativ guten Schraubendreher. Bietet aber darüber hinaus aber noch zahlreiche weitere Werkzeuge wie z.B Zangen, Hämmer & Bits.

020.JPG

Ansicht vorn

021.JPG

Ansicht hinten

023.JPG

Vierkant

024.JPG

Innereien

025.JPG

Einzelteile

Technische Details:
Die Wiha ist etwa 17,5cm lang und stellt damit die kürzeste 3/8-Zoll Ratsche in meinem Fundus dar. Sie kommt äußerst filigran daher, mit einem Kopf welcher in die Breite lediglich ca. 29,5mm, sowie in die Tiefe ca. 15mm misst.
Das Griffteil hat am Ende einen kleinen Knubbel, welcher wohl gewissen Halt bieten soll. Das matte Oberflächenfinish wirkt funktional, aber dennoch fühlt sich die Ratsche in der Hand stets irgendwie rutschig an. Wer große Pranken hat, dem wird der Griff zudem deutlich zu klein sein.
Die Ratsche verfügt über einen Mechanismus mit 72 Zähnen, bei dem stets alle Zähne der Sperrklinke in Kontakt mit Vierkant sind. Das verspricht theoretisch hohe mögliche Drehmomente - testen werd ich das aber trotzdem lieber nicht!
Der Vierkant sitzt fast spielfrei in der Ratsche, gleiches gilt für auf selbigen aufgesetzte Nüsse. Hier machen sich die sehr engen Toleranzen bemerkbar, die auch bereits bei der Verzahnung auffallen - leider lässt sich das mit meiner Kamera nicht gut einfangen, sonst hätte ich gern ein weiteres Detailfoto angehängt.
Der Auswurfknopf funktioniert ohne Probleme, und der Richtungshebel - welcher aus Metall besteht - lässt sich leichtgängig betätigen.
Die Ratsche kommt ab Werk ohne Schmierung daher, und ich rate in diesem speziellen Fall davon ab selbst nachzuschmieren.
Durch die sehr engen Toleranzen kann es sonst passieren das Vierkantverzahnung, und Sperrklinke aneinander kleben bleiben (Ja ich hab das getestet damit ihr nicht auf dumme Ideen kommt!).
Das innere lässt sich einfach mittels zwei TX8-Schrauben öffnen wenn bedarf besteht.
Die Wiha ist "Made in Taiwan".

Fazit:
Die Wiha-Ratsche ordnet sich im oberen Mittelfeld ein. Sie ist im Set nicht preiswert, aber qualitativ sehr hochwertig verarbeitet, und kann durch ihr schlanke Bauform vor allem bei beengten Verhältnissen einen klaren Vorteil ausspielen.


Fortsetzung folge wegen Bilderlimit. :sneaky:
 
Zurück
Oben Unten