Selbsthilfegruppe Laufradbau

Mein Tensiometer hat eine Skala von 0-45.
Ich fühle mich mit einer Spannung zwischen 25-30 bei den 20" gut und etwas weniger bei 28".
Was zeigt das Gerät an?
Das klingt nach einem Park Tool TM-1 oder ein Nachbau davon.
Die Werte für 2,0mm runde Stahlspeichen lauten bei Park Tool
22 = 86kgf
23 = 96kgf
24 = 107kgf
25 = 120kgf
26 = 135kgf
27 = 153kgf
28 = 173kgf

"kgf" steht für Kilogramm Force, also eine Krafteinheit in Kilogramm. Der Umrechnungsfaktor in Newton wäre eigentlich mal 9,81, aber man kann das einfach mal Zehn nehmen. Bei diesen Speichen wäre 25-26 also das Limit für die meisten Felgen.
Vorausgesetzt, das Tensiometer misst korrekt.

Ich plane in den nächsten Wochen die Anschaffung eines zweiten Tensiometer mit Kalibrierstab (ein einfacher Stahlstab mit aufgedrucktem Messwert). Zusätzlich kaufe ich 3mm Stahlstäbe.
Im ersten Schritt vergleiche ich den kalibrierten Tensiometer (Unior 1752\2) mit dem Park Tool TM-1 und kalibriere den Park Tool das beide Instrumente gleich messen.
Im zweiten Schritt lege ich die 3mm Stahlstäbe in den kalibrierten Park Tool und beschrifte die Stäbe mit dem Messwert. Ich erstelle also Kalibrierstäbe für den Park Tool TM-1 und seine Nachbauten. Damit kann man dann andere Tensiometer vergleichen und kalibrieren.
 
Der Unior-Tensiometer kam eben an. Hab ihn gleich mal ausprobiert und mit dem mitgelieferten Kalibrierstab genutzt.
Er zeigte einen leicht höheren Wert als für den Stab vorgesehen. Also an der Stellschraube gedreht und nach drei Versuchen landete ich wiederholbar auf dem Wert "62" für den Stab.
Beim Unior 1752\2 reicht die Messskala bis 100 und ist etwas feiner als beim fast baugleichen Parktool TM-1.
An einem Laufrad maß ich dann eine Speiche ein und las dort 100kgf ab (~1000N). Mit dem seit 2016 in meinem Besitz befindlichen Parktool TM-1 las ich ebenfalls 100kgf ab. Den Parktool muss ich also nicht verstellen, aber ohne Vergleichsmessung hätte ich mich nicht darauf verlassen können.

Schritt 1 ist also abgeschlossen. Die beiden Messwerkzeuge habe ich miteinander verglichen und beide messen gemäß ihrer Messwerttabellen gleich. Beim Unior wird in dessen Tabelle noch unterschieden, ob 2,2-1,8-2,0 oder 2,0-1,8-2,0mm Speichen gemessen werden. Die Tabelle von Parktool unterscheidet nur nach der Dicke der Speiche im Mittelteil.
Insgesamt macht der Unior den besseren Eindruck, da er leichter verstellbar ist als der Parktool, im Kunststoffkoffer mit Hartschaumeinlage geliefert wird und eben mit beiliegendem Kalibrierwerkzeug. Preislich kostet er mit rund 100 Euro etwa das Gleiche wie der Parktool.

Der Vorteil vom Parktool ist seine sehr viel umfangreichere Messwerttabelle. Diese umfasst auch Aluminium- und Carbonspeichen, wobei speziell Carbonspeichen mittlerweile häufiger anzutreffen sind. Zur Ehrenrettung muss ich allerdings erwähnen, das viele Carbonspeichenlaufräder keine Veränderung der Speichenvorspannung erlauben und man als Nutzer und Monteur allenfalls die Spannung kontrollieren kann.
Mit den Werten für Stahlspeichen kommt man also bequem durch den Werkstattalltag.
 
Zuletzt bearbeitet:
wie geil!
auch wenn der Aufwand zart overengineered erscheinen mag, lässt sich so ein einfaches Überprüfungssystem vermitteln, klasse!
Gruß Krischan
 
Als "overengineered" hatte ich die Kontrollmessung mit Hilfe einer Kranwaage und einem Gestell empfunden. Das halte ich nur für sinnvoll, wenn verschiedene Speichen durchgemessen und eine neue Tabelle angelegt werden soll.
Um nur die Genauigkeit zu kontrollieren, erschien mir meine Methode einfacher.
 
Kommt ja noch.
Der Gedankenweg war wie folgt. Der Sapim Tensiometer (350 Euro, ausverkauft) wird mit einem Inbusschlüssel geliefert, der sowohl als Werkzeug als auch als Kalibrierstab verwendet wird.
Daraufhin habe ich einen vorhandenen 3mm Inbus vermessen und bekam kein klares Ergebnis, denn je nach Lage (auf die Ecken gelegt oder auf die flachen Kanten), ergab das andere Werte. Auch die Wiederholbarkeit war nicht klar, denn ein Inbusschlüssel den ein Anderer von einer anderen Marke kaufte, würde andere Werte erzeugen. Es musste also ein Rundstab sein.
Diese gibt es zum Beispiel für Modellbauzwecke in verschiedenen Längen und Dicken.
Das Material wäre eigentlich egal, aber eine gewisse Härte wäre wichtig, damit der Stab genug Widerstand erzeugt. Auch muss der Stab gerade sein, denn zur Banane verbogen wäre die Richtung in die der Stab eingelegt wurde, nicht mehr egal. Also muss es Stahl sein und so dick wie möglich.
In den Parktool TM-1 bekommt man gerade so 3mm Stäbe hinein, also suchte ich nach solchen Stäben und fand einen Lieferanten der 3mm Rundstäbe in 100mm Länge anbot, gefertigt aus Edelstahl 304. Diese habe ich bestellt und sie werden heute geliefert. Es gibt sie bei diesem Lieferanten abgepackt zu 20 Stück, also kommen genug zum verteilen.
 
Spannende Sache, @Christoph , eine Art Foren-Prüfnormal. Da wäre ich auch interessiert dran, ich habe ein ZTTO TC-1, das ist eigentlich gut genug gemacht, zur Anwendung fehlt mir nur ein glaubwürdiger Referenzpunkt.
 
Der Aufwand ist für mich relativ gering.
1. Ich habe bereits einen originalen Parktool TM-1.
2. Da dieser keine Kalibriermethode mitliefert, stellt er für mich eigentlich ein Fehlkauf dar. Ich kaufte also einen geeigneten Tensiometer.
Die Firma Unior Tools hat sichtbar den Parktool-Tensiometer nicht nur kopiert, sondern verbessert.
3. An diesem Punkt hätte ich zufrieden sein können. Den Parktool TM-1 könnte ich als "kalibriert" verkaufen.
4. Für nur 12 Euro kaufe ich nun Stahlstäbe und vermesse diese mit dem Parktool. Der Aufwand an Zeit und Geld ist recht gering.
5. Diese Stäbe kann ich verteilen und meinem eigenen TM-1 beilegen. Mein eigenes Gerät gewinnt dabei an Wert.
6. Indem ich kommuniziere, womit ich kalibriert habe, lässt sich die Methode replizieren.
7. Günstige Nachbauten nutznießen die Kalibriermethode. Ein wiederholbar kalibrierter Tensiometer kostet damit unter 30 Euro.
Die Parktool-Tabelle und -Webseite ist damit für jede Kopie nutzbar.
 
Warte noch kurz mit den Stäben. Ich muss mir schnell noch einen günstigen Tensiometer besorgen, bevor die dann alle vergriffen sind. ;)
Super Sache, die du da machst.
 
;) Vorrangig werde ich meinen Parktool TM-1 zum Verkauf anbieten, mit beiliegendem Kalibrierstab.
Danach verkaufe ich die restlichen Kalibrierstäbe. Das ist der Plan.
 
Leider waren die Stahlstäbe mit 100mm Länge ein kleines Stück (etwa 10mm) zu kurz für ein sattes einspannen in das Tensiometer. Ich habe nun 300mm Stäbe bestellt und schneide die auf das halbe Maß. Die Prüfstäbe werden also 150mm lang sein.
Bis dahin verzögert es sich noch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, mach ich noch. Ich bin aber im Wechsel arbeiten oder im Feierabendmodus. Deswegen mach ich das wohl am Wochenende.
Und der Messwert war übrigens 21!
Nur bei einem Stab kam 19, vermutlich war der krumm?
Die Messung mit dem Tensiometer ist ohnehin was für Feinfühlige. Man muss die Zange langsam loslassen. Bei schneller Bewegung erhält man andere Ergebnisse.
Gerade bei dem Kalibrierstab ist das wichtig, da hier nur die Eigenspannung des Materials gemessen wird und die ist vergleichsweise niedrig.
Aber der Messwert wird zuverlässig und wiederholbar angezeigt.

Ich habe auch rausgefunden, das die Skala beim Unior 1752\2 nicht auf den Parktool übertragbar ist. Die Skala beim Unior reicht bis 100, die vom Parktool bis 50. Die Feder beim Unior ist aber etwas weicher, daher sind die Messwerte nicht 2:1, wie man vermuten könnte.
Der Stab, der bei Parktool mit 21 gemessen wird, misst der Unior mit 65.
 
Ich habe 16+3 Stäbe, also theoretisch 19. Zehn lange Stäbe hatte ich halbiert und einen dem TM-1 mitgegeben.
Drei Stäbe waren sichtbar gekrümmt, die muss ich händisch begradigen.
Für den Postversand habe ich Versandumschläge aus Pappe besorgt, damit der Postweg den Stahl nicht biegt.
So gesehen fehlt nur noch Porto und Adressen.

Ein wenig Sorgen macht mir die geringe Härte des Edelstahl. Der Käufer des TM-1 hatte mir berichtet, das sein Stab leicht krumm war und damit je nach Lage im Tensiometer verschiedene Werte angezeigt werden.
Ich bin mir sicher, das ich den beigelegten Stab geprüft hatte und das er weitgehend gerade war. Ich muss daher davon ausgehen, das der Stab bei Verwendung, eventuell auch falscher Verwendung, geringfügig verbiegt und dann krumm bleibt?
Das ist mir nie passiert, aber ich kann von mir nicht auf Andere schließen.
Ich gab den Tipp, den Stab mit der Hand selbst zu begradigen. Indem man den Stab in den Finger rotiert oder auf einer Tischplatte rollt, kann man eine Biegung gut erkennen und man kann sie auch beheben, da 3mm Edelstahl durchaus einfach zu verbiegen ist.

Ich würde mir wünschen, ich könnte die Stäbe noch zusätzlich härten, aber dazu brauch man einen Ofen der etwa 600°C erreicht und der steht mir nicht zur Verfügung.
Einen großen Unterschied würde das zusätzliche Härten aber nicht machen. Der Stab den Unior seinem Tensiometer beilegt, ist aus einer anderen Stahlgüte und gasnitriert (stumpfe Oberfläche). Der erzeugt fast die gleichen Werte und biegt sich auch recht leicht.

Folglich bleibt nur, das zum Kalibrierstab ein Hinweis gegeben werden muss, das man vor Anwendung den Stab auf mögliche Verbiegung kontrollieren muss und gegebenenfalls diese korrigiert.

Ich werde die Stäbe ab November anbieten. Bis dahin habe ich sie versandfertig verpackt und frankiert.
 
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