Iumentum 1890

Ja schade werde trotzdem noch versuchen ein paar Infos über das Verfahren morgen zu erhalten…
 
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Schön. Würdest Du mir zwei Fragen beantworten? Was ist das für eine Rahmentasche; scheint gut passend und Unterrohrhalterung scheint bei dem Schnitt nicht notwendig und, ich nehme an, dass ist eine Eurobox in 60x40 ... passt die gut rein und würde auch höher gehen oder stoßt die dann an? Danke vorab!
Rahmentasche ist eine Rhinowalk 4L (Aliexpress/Rhinowalk Official Store). Da sind Ösen an der Unterseite, man könnte also, wenn man wollte. Passt bei mir perfekt, ohne die weiteren Lademöglichkeiten einzuschränken.

Das ist eine Eurobox. Ich habe am vorderen Teil des unteren Stabilisierungssteges der Box einen Halbkreis ausgesägt, da geht sie ein kleines Stück weiter vorn rein. Eine höhere Box oder weitere Box zum draufstapeln geht theoretisch, solange diese nicht in den Lenker hineinragt. Dann läuft aber wohl die Kabelage nicht mehr richtig frei (bei mir zumindest). Da kommt es wohl auf Lenkerhöhe und den Abgang der Bremsleitung usw. an.
 
Ich nutze mal die abendliche Ruhe um ein paar Fragen zu beantworten:

Würde da ein Mittelmotor wie z.B. Bafang BBS02 ohne weiteres passen?
Hier gibt es Neuigkeiten an der Front.

Ein BBS01 passt nicht (nur an der ersten Generation der Rahmen, also A1). Aber ein BBS02 hat bessere Chancen zu passen. Natürlich entfällt dann der Doppelständer am Tretlager und es muss ein Ständer an die Grundplatte geschraubt werden - aber zumindest ist das schon mal eine interessante Info für alle Nachrüstler die keinen Pendix haben möchten.
Wobei der immer noch am einfachsten nachzurüsten ist.


Cool, ein 2090 Rahmen ;)

Nope. Das wird ein 1890 A2P(inon) Prototyp.

Gibt's schon was neues vom 2090er mit Pinion und Aufkleber?

Es wird keinen 2090 in absehbarer Zeit geben. Das liegt daran, dass +20cm zu viel wird ausgehend von der 1890er Basis.

Was es geben wird:
ein 1990. D.h. ein um 10 cm längeres 1890 mit hohem Sitzrohr, etwas längerem Oberrohr und der Rest geht in die Ladeflächenlänge.

ein 2040 als "Panzer"-Cargobike, also flache Ladefläche, e-bike only, komfortablere Sitzposition und deutlich mehr Gewicht ist auch am Horizont sichtbar.

@Iumentum
hallo Clemens,
ich habe mal eine direkte technische Frage an dich: wenn ich dich richtig verstanden habe werden die Rahmen geschweißt und gehärtet bevor sie zu dir kommen. Lassen sich die Rahmen danach ohne weiteres „umarbeiten“?

Ich frage aus dem Grund weil rein theoretisch muss ja die pinion Brücke nach erfolgreichen Transplantation „das neue Bauteil“ partiell nachgehärtet werden bzw die neuen Schweißnähte gehärtet werden? Schickst du dann den Rahmen zurück und lässt ihn am Stück härten? Oder ist das zu teuer und ist eigentlich nicht notwendig?

Ich beschäftige mich beruflich z.zt. Mit laserreinigung an metallwerkstücken. Einer meiner Hersteller hat einen laserstrahlhärter den ich auch schon im Einsatz an Metallen gesehen habe…sehr interessant! Nachträgliches Härten von nachträglichen zusatzpunkten und butzen sowie partiellen Flächen ohne zu viel Hitze ins Bauteil zu bringen und durch die punktuelle schnellerhitzung und selbstabschreckung des Bauteiles einen nahezu verzugfreien Prozess zu garantieren. (Frei formuliert)


Hier der link zum nachlesen. Interessiere mich auch dafür um es vielleicht auch irgendwann als Dienstleistung anzubieten.

Oder hast du dafür schon eine andere Lösung?

Grüße
Björn

@Björn L. ich versuche mal in wenigen Sätzen ein komplexes Thema hier abzureißen, damit das hoffentlich verständlich wird:
Das Laserhärten ist für Stahlwerkstoffe und härten der Oberfläche. Bei Aluminium sieht das ganze komplett anders aus.

Wie verhält sich das ganze bei Aluminium? (in der Realität ist es komplexer)

Aluminiumlegierungen gibt es viele, viele davon sind nicht geeignet für Fahrradrahmen, einige etwas mehr, andere weniger und manche nur mit riesigem Aufwand gut zu schweißen. Der Höhepunkt war ca. 2003 - danach hat Carbon den High-End-Aluminiumrahmenbau abgelöst. Heutzutage sind daher Alurahmen eher in der Einstiegs- und Mittelklasse zu finden. Und da dominieren 2 Legierungen den Rahmenbau, wobei die eine davon sicherlich mehr als 90% Marktanteil an Stückzahlen hat.
Das wären 6061 und 7005 bzw. das europäische 7020.
Meine Rahmen sind aus 6061 (T6) und gehören damit zum Mainstreammaterial schlechthin. Übrigens nicht mit 6060 ("Baumarktaluminium") zu verwechseln. Hier mal ein Datenblatt 6061:

Wie viele Alulegierungen ist das 6061 über das sogenannte Ausscheidungshärten gut wärmezubehandeln. Ausscheidungshärten funktioniert ganz vereinfacht so:
Man nehme eine Aluminiumlegierung die egal wie Wärmebehandelt ist. Z.b. ein geschweißter Fahrradrahmen. Dann schicke man ihn durch einen großen Gasofen, heizt den Rahmen auf über 500°C auf (Das ist nicht weit weg vom Schmelzpunkt, der liegt bei gut 600°C) Das nennt man Lösungsglühen.
Lösungsglühen heißt, dass das Aluminium die Legierungsbestandteile auflöst und es sich ein gleichmäßiges Gefüge bildet. Stellt euch Zucker (nicht Salz, da funkitioniert es nicht :) ) im Wasser vor. Bei Zimmertemperatur kann man ca. 2kg pro Liter in Wasser lösen und bei 90 grad kann man ca. 4 kg Zucker auflösen.
Jetzt wird der Rahmen schnell abgekühlt und das Gefüge kann sich nicht schnell genug wieder umwandeln und es entsteht ein übersättigtes Gefüge. Damit ist der Rahmen T4 Wärmebehandelt. Er ist jetzt sehr "weich", in der Regel auch etwas verzogen, weil sich Spannungen durch das glühen gelöst haben, und deutlich weniger Zugfest dafür zäh. Das kann man schön im Datenblatt (link oben) anschauen.
Da sieht man
Zugfestigkeit: 180 MPa, Bruchdehnung 15% und Härte 65 HBW

Der T4 Rahmen wird jetzt gerichtet und wieder "gerade" gemacht. Das geht im T4 Wärmezustand relativ gut.

Und jetzt wird der Rahmen wieder in den Gasoben für 2 Stunden geschoben, aber diesmal nur bei etwa 200°C. Das ist warm genug dass das Aluminium sein Gefüge langsam umbauen kann, es schmeißt jetzt Legierungsbestandteile aus der Lösung heraus und es bilden sich überall kleine und feine "Zuckerkristalle" die die Legierung Härter, Zugfester und Dauerfester machen.

Jetzt ist der Rahmen T6 Wärmebehandelt. (Einige Stellen sogar T8 wegen Kaltverformung)
Zugfestigkeit: 260 Mpa, Bruchdehnung 8% und Härte 95 HBW.

Wenn man den Rahmen jetzt zu lange im Warmauslagert würden die "Zuckerkristalle" im "Wasser" zu groß werden, der Rahmen wäre überaltert oder überhärtet, wieder weniger Zugfest und im Bereich von einer T7 Behandlung.


So, nun zur Frage, was passiert wenn man jetzt an dem Rahmen rumschweißt?
Im Bereich der neuen Schweißung macht mann die Wärmebehandlung kaputt - je nachdem wieviel Wärme man in den Rahmen bringt überhärten einige Bereiche die etwas weiter weg sind (vielleicht 10cm) und im Bereich um die Schweißnaht hat man keine/kaum/irgendeine Wärmebehandlung und damit geschwächte Bereiche.

D.h. wenn ich jetzt so einen Rahmen bei mir hier in der Firma umschweiße, dann kann ich das zu Prototypenzwecken machen. Das wird auch halten, aber Serienrahmen so umbauen, das kann man erst wenn man das ganze auf dem Prüfstand durchgetestet hat. Denn es kann sein, dass der Rahmen selbst mit der Brücke und der Schwächung des Materials noch ausreichend dauerfest ist.
Besser wäre die Rahmen von vornherein mit Brücke und Wärmebehandlung zu bestellen.

__________

Wie ist das jetzt bei ´ner 7005er Legierung?
Ganz grob vereinfacht: man kann sich das T4 schenken und macht nur das Warmauslagern (was u.A. schon beim Pulvern des Rahmen passiert, da wird auch mit 200°C das Pulver eingebrannt).
Deswegen ist das 7020/7005 für Hersteller die selber schweißen aber keinen Bock auf ´ne dicke Gasrechnung haben sehr beliebt.


Mich würde interessieren wann es neues Zubehör geben wird und was sich Clemens noch alles einfallen lässt (y)

Sobald die neue A3 Lenkung fertig gefräst ist, werden die Kindersitzhalter fürs Oberrohr gefräst.
 
Sehr cool, ist das eine dauerhafte Geschichte oder lässt sich das binnen Minuten (de)montieren?
 
Thanks to all in this thread for the information and inspiration. I'm planning on selling my omnium cargo and buying an iumentum frameset, assuming I can get one into the UK somehow (difficult, thanks to brexit stupidity)
As soon as the new A3 steering has been milled, the child seat holders for the top tube are milled.
Clemens, Is the the A3 a new version of the frame?

Also, do you have a time frame for the 1990?
 
Ich nutze mal die abendliche Ruhe um ein paar Fragen zu beantworten:


Hier gibt es Neuigkeiten an der Front.

Ein BBS01 passt nicht (nur an der ersten Generation der Rahmen, also A1). Aber ein BBS02 hat bessere Chancen zu passen. Natürlich entfällt dann der Doppelständer am Tretlager und es muss ein Ständer an die Grundplatte geschraubt werden - aber zumindest ist das schon mal eine interessante Info für alle Nachrüstler die keinen Pendix haben möchten.
Wobei der immer noch am einfachsten nachzurüsten ist.




Nope. Das wird ein 1890 A2P(inon) Prototyp.



Es wird keinen 2090 in absehbarer Zeit geben. Das liegt daran, dass +20cm zu viel wird ausgehend von der 1890er Basis.

Was es geben wird:
ein 1990. D.h. ein um 10 cm längeres 1890 mit hohem Sitzrohr, etwas längerem Oberrohr und der Rest geht in die Ladeflächenlänge.

ein 2040 als "Panzer"-Cargobike, also flache Ladefläche, e-bike only, komfortablere Sitzposition und deutlich mehr Gewicht ist auch am Horizont sichtbar.



@Björn L. ich versuche mal in wenigen Sätzen ein komplexes Thema hier abzureißen, damit das hoffentlich verständlich wird:
Das Laserhärten ist für Stahlwerkstoffe und härten der Oberfläche. Bei Aluminium sieht das ganze komplett anders aus.

Wie verhält sich das ganze bei Aluminium? (in der Realität ist es komplexer)

Aluminiumlegierungen gibt es viele, viele davon sind nicht geeignet für Fahrradrahmen, einige etwas mehr, andere weniger und manche nur mit riesigem Aufwand gut zu schweißen. Der Höhepunkt war ca. 2003 - danach hat Carbon den High-End-Aluminiumrahmenbau abgelöst. Heutzutage sind daher Alurahmen eher in der Einstiegs- und Mittelklasse zu finden. Und da dominieren 2 Legierungen den Rahmenbau, wobei die eine davon sicherlich mehr als 90% Marktanteil an Stückzahlen hat.
Das wären 6061 und 7005 bzw. das europäische 7020.
Meine Rahmen sind aus 6061 (T6) und gehören damit zum Mainstreammaterial schlechthin. Übrigens nicht mit 6060 ("Baumarktaluminium") zu verwechseln. Hier mal ein Datenblatt 6061:

Wie viele Alulegierungen ist das 6061 über das sogenannte Ausscheidungshärten gut wärmezubehandeln. Ausscheidungshärten funktioniert ganz vereinfacht so:
Man nehme eine Aluminiumlegierung die egal wie Wärmebehandelt ist. Z.b. ein geschweißter Fahrradrahmen. Dann schicke man ihn durch einen großen Gasofen, heizt den Rahmen auf über 500°C auf (Das ist nicht weit weg vom Schmelzpunkt, der liegt bei gut 600°C) Das nennt man Lösungsglühen.
Lösungsglühen heißt, dass das Aluminium die Legierungsbestandteile auflöst und es sich ein gleichmäßiges Gefüge bildet. Stellt euch Zucker (nicht Salz, da funkitioniert es nicht :) ) im Wasser vor. Bei Zimmertemperatur kann man ca. 2kg pro Liter in Wasser lösen und bei 90 grad kann man ca. 4 kg Zucker auflösen.
Jetzt wird der Rahmen schnell abgekühlt und das Gefüge kann sich nicht schnell genug wieder umwandeln und es entsteht ein übersättigtes Gefüge. Damit ist der Rahmen T4 Wärmebehandelt. Er ist jetzt sehr "weich", in der Regel auch etwas verzogen, weil sich Spannungen durch das glühen gelöst haben, und deutlich weniger Zugfest dafür zäh. Das kann man schön im Datenblatt (link oben) anschauen.
Da sieht man
Zugfestigkeit: 180 MPa, Bruchdehnung 15% und Härte 65 HBW

Der T4 Rahmen wird jetzt gerichtet und wieder "gerade" gemacht. Das geht im T4 Wärmezustand relativ gut.

Und jetzt wird der Rahmen wieder in den Gasoben für 2 Stunden geschoben, aber diesmal nur bei etwa 200°C. Das ist warm genug dass das Aluminium sein Gefüge langsam umbauen kann, es schmeißt jetzt Legierungsbestandteile aus der Lösung heraus und es bilden sich überall kleine und feine "Zuckerkristalle" die die Legierung Härter, Zugfester und Dauerfester machen.

Jetzt ist der Rahmen T6 Wärmebehandelt. (Einige Stellen sogar T8 wegen Kaltverformung)
Zugfestigkeit: 260 Mpa, Bruchdehnung 8% und Härte 95 HBW.

Wenn man den Rahmen jetzt zu lange im Warmauslagert würden die "Zuckerkristalle" im "Wasser" zu groß werden, der Rahmen wäre überaltert oder überhärtet, wieder weniger Zugfest und im Bereich von einer T7 Behandlung.


So, nun zur Frage, was passiert wenn man jetzt an dem Rahmen rumschweißt?
Im Bereich der neuen Schweißung macht mann die Wärmebehandlung kaputt - je nachdem wieviel Wärme man in den Rahmen bringt überhärten einige Bereiche die etwas weiter weg sind (vielleicht 10cm) und im Bereich um die Schweißnaht hat man keine/kaum/irgendeine Wärmebehandlung und damit geschwächte Bereiche.

D.h. wenn ich jetzt so einen Rahmen bei mir hier in der Firma umschweiße, dann kann ich das zu Prototypenzwecken machen. Das wird auch halten, aber Serienrahmen so umbauen, das kann man erst wenn man das ganze auf dem Prüfstand durchgetestet hat. Denn es kann sein, dass der Rahmen selbst mit der Brücke und der Schwächung des Materials noch ausreichend dauerfest ist.
Besser wäre die Rahmen von vornherein mit Brücke und Wärmebehandlung zu bestellen.

__________

Wie ist das jetzt bei ´ner 7005er Legierung?
Ganz grob vereinfacht: man kann sich das T4 schenken und macht nur das Warmauslagern (was u.A. schon beim Pulvern des Rahmen passiert, da wird auch mit 200°C das Pulver eingebrannt).
Deswegen ist das 7020/7005 für Hersteller die selber schweißen aber keinen Bock auf ´ne dicke Gasrechnung haben sehr beliebt.




Sobald die neue A3 Lenkung fertig gefräst ist, werden die Kindersitzhalter fürs Oberrohr gefräst.

Danke Clemens,

Das hätte glaube ein Dozent im fortgeschrittenen Kurs der Bghm sehr wahrscheinlich nicht so gut rüber gebracht…

Respekt!

Was für die Zukunft gelernt
 
Gibt es Infos/Bilder zur A3 Lenkung?
Würde mich auch Interessieren...wüsste nicht was es da zu verbessern gäbe. Ist ein (aus meiner Sicht) simples und Wartungsarmes System das sich Kinderleicht einstellen lässt.

Meine Frage dazu wäre ob man das dann einfach Umrüsten kann im A1 und A2 Rahmen
 
Mal ganz dumm gefragt: Was ist denn da passformtechnisch der Unterschied?
Glaube der Abstand zwischen tretlager und Motor ist bei allen 3 Motoren bbs01,02 und hd unterschiedlich…da Clemens den hd nicht erwähnt hat gehe ich von aus das der Motor vom hd zu groß aufbaut und mit der ständerplatte ebenfalls kollidiert oder zu viel Drehmoment aufs tretlager gibt bzw wegen seiner Leistung eh Probleme gibt mit der Legalisierung hat? 3. Möglichkeit wäre aufgrund des großen motorgehäuses und dem geraden unterrohr zu tief kommt. Bei meinem e bike habe ich auch viel bodenfreiheit durch den hd eingebüßt…aber es reicht noch
 
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Reaktionen: tnt
Has anyone considered a regular suspension fork? I've seen some interesting air forks designed for kids bikes.
 
Ich versuche es einfach mal hier bevor ich einen neuen Treat öffne. Wie ist es denn bei euren Iumentum 1890 mit dem Reibungswiderstand an der Lenkung? Ist es normal das die Lenkung „relativ“ schwergängig ist? Grüße
 
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