Hallo,
ich habe seit knapp sechs Wochen nach langer Wartezeit endlich mein Douze mit Brose-Motor im Einsatz und wollte hier meine Eindrücke und ersten Erfahrungen weitergeben:
Zum Rad:
- Douze UP 30e Messengerrahmen;
- 800 mm Ladefläche mit Siebdruckplatte und unterem Rohrrahmen;
- Schaltung Sram 9-fach;
- Magura MT 4;
- Tubus Gepäckträger;
- Bereifung Big Apple,
- Beleuchtung B&M
- Schutzbleche
Einsatzgebiet: Wir haben das Rad im Rahmen des Förderprogramms in BW als Firmenrad gekauft und setzen es für Besorgungsfahrten, Kleinaufträge im Stadtgebiet, Kundentermine etc. ein; Fahrten z.T. auf bergigen Strecken mit kurzen Anstiegen bis zu 18%, z.T. Forstwege- das Konzept geht bisher voll auf, das Rad ist viel im Einsatz und macht allen Spaß. Und der Transporter bleibt auch häufiger stehen.
Das Rad war, nachdem ich schon öfters mit einem Bullitt gefahren war ein Blindkauf, rein auf Eure sehr hilfreichen objektiven Berichte hier im Forum gestützt. Vielen Dank an dieser Stelle!
Das Rad erfüllt bisher alle Erwartungen. Besonders die Seilzuglenkung - mittlerweile richtig eingestellt
- hat den erhofften Vorteil gegenüber dem Bullitt gebracht: auch bei hohen Geschwindigkeiten > 60 km/h fährt das Rad wie auf Schienen. Das Bullitt begann hier zu flattern. Wie oben schon berichtet, sollten die Züge nicht zu stark gespannt sein, sind sie aber zu locker kam es bei hoher Geschwindigkeit zu bedrohlichem Flattern. Über die Inbusschrauben lässt sich die Spannung sehr feinfühlig justieren - super gelöst und einfach zu machen!
Das Rad fährt sich sehr sicher.
Die Wendigkeit ist beeindruckend.
Der Rahmen ist sehr stabil, flext auch bei hoher Beladung nicht unangenehm, was zu einem sicheren Fahrgefühl beiträgt.
Der Brosemotor ist der Hit - sehr leise und unscheinbar tut er seinen Dienst, was nicht heißen soll, dass er zu lasch wäre, ganz im Gegenteil; dazu setzt er sehr geschmeidig ein. Gerade bergauf mit Ladung entfaltet er enorme Kräfte auch auf langezogenen Passagen mit ordentlich Ladung zieht er voll durch. In der höchsten Stufe ist es ein zügiges Vorankommen - somit ist das Douze auch außerhalb der Stadt für uns eine echte Alternative zum Auto.
Rahmen: Die Big Boy Option mit Brosemotor gibt es leider nicht, so wurde es der normale Rahmen. Mit der langen Sattelstütze, dem Sattel in hinterster Position, dem langen Vorbau und dem Riser-Lenker ganz nach vorne gedreht ergibt sich eine recht sportliche Sitzposition mit der ich leben kann -außerdem ist das Rad so auch von kleineren Mitarbeitern gut zu nutzen. Ich bin 1,86 m.
Der vordere untere Rohrrahmen hat sich bisher bestens bewährt. Kisten rutschen nicht von der Ladefläche und können daran befestigt werden. Geplant ist eine Verbreiterung zu konstruieren, sodass Eurokisten auch quer reinpassen. Bei einem Sturz erwies sich der Rahmen als ideale Schürfkante/Seitenaufprallschutz und hat Schäden am Lenker etc. verhindert.
größtes Manko - die Schaltung: Sram 9-fach: das vordere Kettenblatt sitzt beim Brose sehr weit außen, was dazu führt, dass die Kette nur in den größten Gängen in der Ideallinie läuft. Im kleinsten Gang/ auf dem größten Ritzel schmerzt es schon beim Hinschauen, so schräg läuft die Kette. Ich gehe davon aus, dass der Verschleiß entsprechend groß sein wird. Weiterer Nachteil ist, dass die Kette wegen der tiefergelegten Kettenstrebe über eine Umlenkrolle läuft, die den weiten seitliche Weg der Kette aber nicht komplett mit macht. Folge: beim Rückwärtsschieben in kleineren Gängen springt die Kette und unter großer Last bergauf springt die Kette z.T. von der unteren Umwerferrolle - sehr nervig.
Meiner Meinung nach passt die Sram nicht zum Brosemotor - ich habe mich schon geärgert, dass ich diese gewählt habe- doch für die Berge wollte ich keine Shimano-Naben-Schaltungen - wäre vielleicht besser gewesen. Der Händler hat versprochen, eine Lösung zu suchen/finden. Eine Rohloff wäre schön- doch die ist teuer.
Die gelieferte Übersetzung 42 - 11 t ist m.M. viel zu lang für ein Cargobike - zumindest in Süddeutschland. Um auch die steilen Stiche hochzukommen hat mir der Händler vorne ein 36 t Blatt montiert, jetzt ist es für mich ideal.
Die Big Apple Reifen stecken auch auf den Forstwegen einiges weg und haben sich bewährt.
Die Magura Bremsen tun bisher ihren Dienst - allerdings finde ich die XT-Bremsen an meinem MTB bissiger. Wobei bei unbeladenem Rad darauf zu achten ist, dass man vorne nicht so stark bremst wie bei einem Standartrad, denn durch die enorme Länge des Rades wird das Vorderrad sehr leicht und blockiert entsprechend schnell ...
Fazit:
Ich würde das Rad sofort wieder kaufen - außer der Schaltung auch in der selben Konfiguration.
Folgende Punkte finde ich trotzdem erwähnenswert da nachteilig:
- Sram-Schaltung s.o.
- Display: schön klein aber es fehlt die Uhrzeit und die Gesamt-/Tageskilometer. Laut Händler kann auch nicht ohne weiteres ein anderes Brosedisplay angeschlossen werden, da der Motor Werkseitig konfiguriert werden müsste - hier will ich nochmal nachhaken...
- Die Kanten der Siebdruckplatte gehören m.M. mindestens gefast, idealerweise behandelt - so wirkt das unfertig.
- das Billbord für 15,-€ für Werbung im Rahmen ist leider ein Witz: zunächst musste man es an den Akku anpassen. Zudem ist das Material billige Hartschaumplatte, die mit Kabelbindern am Rahmen befestigt wird - kein schöner Werbeträger - da richtet man sich lieber eine (Sperr-)Holzplatte oder ein schönes Blech.
- die Leitung der vorderen Magura ist in Kombination mit der langen Ladefläche und dem Höhenverstellbaren Steuerrohr zu kurz.
Grüße blister