Hey Steppi,
danke für Deine guten Wünsche. Es klingt zwar alles im Moment astrein, auch dank der 2 tollen Zeuginnen (beide Rechtsanwältinnen) scheint der Beweiskram vorerst geklärt zu sein, aber ganz ehrlich:
es kann sich alles noch einmal wenden und vor dem Verkehrsgericht erlebt man als Radlfahrer Verfahrens-oder Verteidigungs-Konstellationen, die so weit weg von gut und böse sind, dass man es einfach nicht glauben will.
Selbst so ein eindeutiger und nachgewiesener Fall kann am Ende sogar noch negativ nur für mich ausgehen.
Ich habe den Glauben in eine gerechte Justiz schon ewig aufgegeben. Auch diese ist der allgegenwärtigen Autolobbymacht unterlegen, bzw. hat auch wie stets die Polizei ein Scheuklappendenken gegenüber den Radfahrern.
Wie schon geschrieben, ist es für Selbständige oder Freiberufler brutal schwierig, überhaupt einen Verdienstausfall geltend zu machen. Bei mir insbesondere, da ich alle Drehaufträge nur telefonisch und auch da meist ohne Nachweis bekomme.
Das klingt zwar unglaublich, ist aber jahrelange Praxis. Nach dem Dreh gehen sogar bei der Rechnungsstellung einige Auftraggeber so weit, dass sie sagen, wer bist Du denn eigentlich, ich kenne Dich nicht und neeee, du hast nie für uns gearbeitet.
Auch da ist das System gegen mich und ich muss beweisen, dass ich für diesen oder jenen Auftraggeber gearbeitet habe (Mache somit bei fast allen Dreharbeiten Fotos vom Set und von mir bei der Arbeit)
Es ist kaum glaubbar, aber es ist leider Fakt. Und dann kommt ein Richter daher, der sagt, er will für jeden Drehauftrag eine Auftragsbestätigung und einen Werksvertrag sehen. Aber so läufts es nicht im (gerade aktuellem) Mediengeschäft.
Ja, die Knochen werden schon heile werden (Kann aber noch nicht viel sagen, da ich ja den rechten Arm immer noch fixiert nach unten halten muss). Die Nahtwunde sieht aber aus, als hätte man 2 Schweinehälften schnell zusammengenäht, bevor sie über das Feuer kommen.
Deine Überlegung mit dem Unfallverursacher ist gar nicht so abwegig.
Obwohl er einen rudimentären Fehler gemacht hat (wie bei Rot über die Ampel fahren), passiert ihm strafrechtlich bestimmt so gut wie nichts. Sein Chef (verkauft Luxusimmobilien), zahlt die läppische Höherstufung bei der Versicherung und der Kaas is biss´n (das war es dann auch schon).
Der Fahrer versucht, vielleicht ein paar Tage etwas mehr Umsicht, gewöhnt sich aber dann gleich wieder an den schnellen Abzug des dicken BMW und alles bleibt beim Alten. Es wird nichts gelernt und der nächste Radler das nächste Mal sogar tod gefahren (ernsthaft, unter normalen Bedingungen wär es mit mir aus gewesen), der Körper hat nur noch mit 42 Jahre konditionierten Reflexen gehandelt und Gott sei Dank das richtige gemacht.
LKW-Fahrer, die nach 4 sekunden rotstehender Ampel mit dem Handy in der Hand einen Radfahrer, der bei grüner Ampel die Straße überquert, plattfahren bekommen: nur 5000 Euro Strafe und max. 1 Monat Fahrverbot (meist aber gar keines, da man dem armen Mann ja nicht seinen Job wegnehmen darf).
Dutzende Raser werden freigesprochen, selbst wenn sie bei illegalen Rennen Fussgänger oder andere Verkehrsteilnehmer todfahren.
Langsam tut sich zwar auf dieser Ebene etwas, ist aber noch nicht endgültig verabschiedet.
Es ist wirklich so unglaublich, dass es schon lächerlich klingt:
Vor 2 Jahren wollte mich ein Taxifahrer hier in München bei einer für mich vorfahrtsberechtigten Straße frontal vorsätzlich umfahren und steuerte ungebremst auf mich zu (habe genug Fotos davon). Ich konnte in aller letzter Sekunde durch einen Stunt links weghechten (dabei kleinen Kratzer in widerrechtlich geparkten SUV gemacht).
Griechischer Taxler sagte vor der Polizei (habe dies mit dem Handy aufgenommen), dass Radlfahrer auf Straßen nichts zu suchen haben und er mich deswegen umfahren wollte (auch später vor Gericht, hat er das gleiche gesagt, da er trotz polizeilicher und rechtsanwaltlicher Aufklärung komplett beratungsresistent war), hatte mit den Massangaben vorsätzlich gelogen und massivst peinlich herumgestammelt.
Und was passiert vor Gericht: meine perfekten HDR-Fotos, wo man bis zum Schluss noch reinzoomen kann und alles perfekt erkennen kann, wurden NICHT ZUGELASSEN.
Die Schwarz-Weiss-Kopien der gegnerischen Seite (widerrechtlich geparkter SUV), an denen man komplett 0 erkennen konnte, wurden zugelassen. Unfallfahrer (Taxler) wurde lediglich als Zeuge gehört und mit Samthandschuhen angefasst und ....ach ja, da war ja noch die Unfallaufnahme der Polizei mit Vermessungen und Fotos und Aktennotizen etc. pp. ...Diese waren dann auf einmal alle nicht mehr auffindbar.
Rechtsstreit hat mir ca. 1,5 Jahre lang viel Arbeit gekostet und enormen Verdienstausfall beschert. Beim Taxler ist am Ende die Versicherung eingesprungen, er darf weiterhin mit dieser extremen Einstellung Personen befördern und Radler vorsätzlich umfahren, und der SUV-Fahrer, der sich wegen eines 2 cm langen kratzers reich verdienen wollte (Bruder hat ihm Sachverständigen - Gutachten geschrieben über 4000 Euro Schaden, Vorschäden wurden mit auf die Rechnung geschrieben), dem ist auch rein gar nichts wegen vorsätzlichem Versicherungsbetrug passiert.
Münchner Tageszeitung hat über den Fall berichtet und online wurde trotz der eindeutiger Schuld des Taxlers, der Radfahrer (ich) aufs übelste beschimpft und ich bekomme dann noch einen Rechnungsposten von meinem Anwalt(nach über 2 Jahren) über ca. 400 Euro, die die Gegenseite wohl nicht bezahlen musste.
Ich würde am Liebsten das Unfallfoto hier posten, damit ihr wisst, wovon ich rede (muss noch überlegen, wie ich das blöde Kennzeichen wegretruchieren kann)
Mein aktueller Anwalt ist Verkehrsfachanwalt und ehemaliger ADFC-vorsitzender. Der hat von Fällen erzählt,die will man einfach nicht glauben. Deutschland ist und bleibt das Autofahrerparadies.
Was wollen wir aus diesen Zeilen lernen: macht bitte immer eigene Beweisfotos und gebt Vollgas bei der Heranziehung von Zeugen, sonst habt ihr auch bei eindeutigen Fällen am Ende die große Überraschung.
L.G. und viel Glück
Cargomaniac