Ich glaube nicht, dass Autofahrer noch mehr Lichter haben werden als bisher, aber auch nicht weniger. Die Beleuchtung ist dahingehend ziemlich standardisiert und das ist auch gut so. Motorradfahrer, Radfahrer und Fußgänger entsprechen diesem Autofahrer-Standard aber nicht. Im Idealfall ist das Rad mit einem Licht vorne und hinten ausgestattet. Die Leuchtstärke dieser Lichter wird aber nie mit der von Autos mithalten können (außer man ist mit seiner Lupine Beleuchtung in z.B. Albanien unterwegs), das schaffen ja nicht einmal die Motorradfahrer. Am besten gesehen werden einfach zwei weiße Lichter vorne, zwei rote hinten und jeweils zwei bis drei Blinklichter.
Daher ist es in meinen Augen absolut sinnvoll, dass sich zweirädrige bzw. nicht motorisierte Straßennutzer zusätzlich sichtbar machen. Einen Nachteil sehe ich in heller/reflektierender Kleidung nicht, egal ob der Nutzen wissenschaftlich belegt ist oder nicht (wie will man da auch eine repräsentative Studie machen). Es geht ja nicht darum sich eine Lichterkette um den Leib zu wickeln. Ein weißes Auto wird einfach eher gesehen als ein schwarzes, ein Auto eher als ein Motorrad, ein Motorradfahrer eher als ein Radfahrer und jemand mit einer hellen bzw. reflektierenden Oberbekleidung schneller als jemand ohne. Hinzu kommt noch, dass die Autos immer größer werden, die Autofahrer also auch höher sitzen. Dadurch werden die Fahrradlichter, die immer gleich hoch sind, noch schlechter wahrgenommen.
Und die gute Recherchearbeit der SZ in Ehren, aber zum Thema Radfahrer schreiben sie meist Mist, da ihre Hauptzielgruppe vermögende Autofahrer sind (was sich in den Werbeanzeigen wiederspiegelt).
Mir ging es nicht um die Autofahrer und ob der Einzelne mehr Licht hat. Es gibt so viele Lichtquellen auf Straßen, dass man mit so einer bloßen passiven Weste einfach nicht besser gesehen wird. Eigene scheinwerfer, die bei der Masse der Fahrzeuge immer noch nicht in Kurven leuchten kann, Reklame, Straßenbeleuchtung, andere Autos, größere Fahrzeuge, Innenbeleuchtung von Häusern, die ggf. auch blenden kann. Es gibt so viele Lichtquellen. Sobald es dann regnet und man auf der Windschutzscheibe noch Tropfen hat oder wie jetzt, nur das notwendigste freigekratzt wird vom Frost, sieht man noch viel weniger.
Dann gibt es noch weitere Sichtblockaden wie Handys, Falschparker die Sicht blockieren, Tablets, Vorhänge bei LKWs, wo man dann als Fahrer sein eigenes Sichtfeld noch weiter einschränkt und für mehr Ablenkung sorgt.
Dann gibt es noch zich weitere Ablenkungen wie die Nutzung bei der Fahrt von Handy (über 50% statistisch nutzen das Handy während der Fahrt), andere Personen im Auto, Geschehnisse außerhalb des Autos (LKW Fahrer fahren in Stauende, weil sie sich auf dem Rastplatz ein Fahrzeug angeschaut haben).
Dann kannst du dir gerne noch Dashcamvideos von Dashcamdrivergermany ansehen, wo man sooooo oft Fälle sieht, wo Leute regelwidrig fahren, gar nicht in deine Richtung schauen, dich immer zu eng überholen, in Kreisverkehr fahren obwohl du drin bist, und so weiter und sofort.
Was früher gesehen wird hängt bei vorschriftgemäß ausgestatteten Fahrzeugen nicht von der Farbe ab, sondern von der Aufmerksamkeit des Fahrers eines jeden Fahrzeuges auf der Straße. Wäre es die Farbe, dürfte es nach Vorschrift keinerlei schwarzes Auto auf der Straße geben, weil die schlechter gesehen werden und ja auch da gibt es Fälle, wo die bei Dämmerung ohne Licht fahren. Da ruft niemand nach Reflektoren am Fahrzeug.
Ich zweifel bei dieser ganzen Menge an Faktoren, die vom anderen Verkehrsteilnehmer nicht gemacht, bzw. verhindert werden müssen, was eben alles nicht gemacht wird, am Ende ein passives Reflektorelement auf einer Warnweste oder sonst was hilft.
Zumindest würde ich mich nie darauf verlassen oder darauf vertrauen, dass sich auch nur irgendein Autofahrer in der Hinsicht an die Regeln hält und nach §3 vorschriftsmäßig fährt. Dagegen sprechen Unfalltote, Unfallzahlen und die Art und Weise, wie im Verkehr miteinander umgegangen wird.
Mein Fazit deines Beitrages ist: Autos sind zu groß und zu schnell. Denn es bräuchte weder Warnwesten, noch irgendeinen anderen passiven Quatsch, wenn man solche unnützen Autos für die Masse nicht mehr zulässt und eine Infrastruktur so plant, dass Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmern möglichst minimiert werden. Das kann man beispielsweise in den Niederlanden sehr gut sehen als Vorbild.
Der Polizei fällt nichts besseres ein als darum zu betteln, dass alle Autofahrer doch bitte bitte mehr aufpassen und statten alle schwächeren Verkehrsteilnehmer mit allem aus, womit sie auch nur ~0,1% früher gesehen werden und dann beim Unfall nicht gleich tod sind und nennen das "Prävention". Ich nenne das Homöophatie. "Geht nicht über den Placeboeffekt hinaus" = "Ich fühle mich sicherer mit Warnweste". Sich sicherer fühlen kann im übrigen auch zu einem Fahrverhalten führen, welches nicht im Ansatz zielführend fürs Überleben ist.