Hallo zusammen,
auch ich möchte Euch heute meine Anschaffung eines Lastenrades sowie erste Erfahrungen speziell mit dem Douze vorstellen.
Nach langjähriger Überlegung hat mein wiederholter Radurlaub mit der Familie in Südschweden und Kopenhagen letztendlich den Ausschlag gegeben, mich meines Passat-Kombis zu entledigen und zukünftig in Bezug auf tägliche Mobilität ausschließlich auf das Lastenrad zu setzen. Gekauft Mitte September 2017 in Berlin bei den Jungs von Little Big Cargo, bin ich mittlerweile über 1.000 km gefahren und kann folgendes berichten.
Modell Douze Messenger 600er mit Pinion C1.12 und Heckmotor von Go SwissDrive inklusive Gates-Riemen.
Sicherlich ein sehr preisintensives Modell, nicht das puristische Lastradfahren und ich möchte hier nicht damit prahlen - jedoch ist diese Ausstattung bewusst gewählt und schließlich gilt es als Auto-Ersatz.
Zum einen kenne ich das Pinion-Getriebe + Riemen sehr gut von meinem Reiserad, das war also gesetzt. Ich wohne zwar im „Flachland“ der Mecklenburgischen Seenplatte im Speckgürtel einer Stadt, allerdings habe ich in Fahrtrichtung Stadt => Wohnort sowie den damit verbundenen Hauptnutzungen wie Weg zur/von Arbeit und Einkauf stets zum Schluss die letzten 2,5 km mit einer durchschnittlichen Steigung von ca. 3 % zu absolvieren. Mit dem Ausblick auf ordentlich Last vorne drauf und eventuellen mehreren täglichen Fahrten habe ich mir somit zusätzlich die elektrische Antriebsunterstützung gegönnt.
Und was soll ich sagen – ich bin schwer begeistert. Das Douze an sich ist aus meiner Sicht sehr wendig, spritzig und trotzdem nicht zu nervös. Der große Lenkeinschlag gewährt mir in engen Situationen, z.B. an Fahrradunterständen oder beim Wenden, einen vergleichsweise kleinen Aktionsradius. Auf der anderen Seite kann dieser große Lenkeinschlag bei abschüssigem Bremsen und Durchfahren einer Schikane („Vereinzeler“ an Schnittpunkt Radweg zu Straße) auch mal leicht zum Untersteuern und akrobatischen Aktionen führen.
Der Motor selber und seine Unterstützungsart ist bisher gegenüber allen Zweifeln erhaben. Sanftes Ein- und Aussetzen des kräftigen Drehmoments sowie in Verbindung mit dem 558 Wh Akku eine Laufleistung von ca. 65 km je Vollladung. Das macht bergan schon durchaus Spaß, auf der geraden Strecke ist diese Unterstützung kaum nötig. Und aus meiner persönlichen, ökologischen Sicht ist das Rekuperieren tagtäglich eine Freude für mich.
In Verbindung mit meinem Fahrstil und –Profil empfinde ich eine gewisse Last (> 15 kg) vorne drauf als angenehmer gegenüber der Leerfahrt. Das Rad erscheint mir dann stabiler, spurneutral und trotzdem agil und lenkfreudig – es folgt mir einfach.
Noch ein paar kleinere Anmerkungen und Optimierungen:
- Bremsen Magura MT4 (eher Quietsch- und Mahlwerk) ersetzt gegen Shimano Saint (tolle Verzögerung und dabei sehr geräuscharm).
- Wasserdichte Zarges-Box mit ROKstraps-Spanngurten an unterer Reling montiert, lässt sich in wenigen Sekunden auf- und abbauen.
- Bereifung Schwalbe Marathon Plus ersetzt erst gegen Schwalbe GT 365 (gefallen mir sehr gut, vor allem wesentlich griffiger auf der Vorderachse in Kurvenfahrt) und mittlerweile Spikes-Reifen Marathon Winter aufgezogen. Die Spikes geben ebenso gerade am vorderen Reifen viel Gripp auf eisigem Untergrund und gar Eisplatten in Form überfrorener Pfützen. Die Geräuschentwicklung ist hinnehmbar. Allerdings auch ein Nachteil: ich verliere das „Gefühl“ für den rutschigen Untergrund weil stetig Halt vorhanden ist, auch beim härteren Bremseinsatz. Musste durchaus schon mal auf Reifgefrorenem Radweg anhalten um per Sohle zu testen, dabei konnte ich mich zweibeinig fast nur am Rad festhalten um nicht auszurutschen. Auf dem Rad erhielt ich diese Rückmeldung nicht so, dass könnte in Grenzsituationen durchaus nachteilig sein aufgrund fehlender Vorwarnung und ausbleibender bzw. verlangsamter Reaktion. Bedeutet also immer langsam machen ...