CargoBike als Lebensunterhalt, möglich?

@kkkkkk
Du hast in vielen Punkten deines Beitrags voll ins bullseye getroffen (y)

An diesem Punkt möchte ich aber widersprechen...
Und der eigene Lieferdienst ist knallhart auf Effizienz getrimmt, das Internet of Things machts möglich, alles und jeder wird getrackt. Viele sprechen hier von moderner Lohnsklaverei oder prekärer Arbeit.
Jaein.
Knallhart auf Effizienz getrimmt trifft ja schon zu - allerdings halt nur aus sehr engstirniger Perspektive.
Ausgeblendet wird die durch Zusammenarbeit resultierende mögliche Effizienz, die sich nicht bei Sklavenhaltung entwickeln kann.
Hierbei handelt es sich um eine ungesunde Abkopplung von der Sensorik der Realität, die durchaus eine Möglichkeit der Nische bildet, die du zu deinem Vorteil machen und reiten kannst.

"Maschinelle Lernverfahren generalisieren Daten in Modellen und extrapolieren Werte auf Basis der abgeleiteten Funktionen, meist im Rahmen von Regressions- oder Clusteranalysen. Besonders durch den Einsatz neuronaler Netze erfuhren diese bewährten statistischen Verfahren in den letzten Jahren eine große Steigerung ihrer Performanz.
Immer noch aktuell bleibt zugleich die Mahnung zur Vorsicht im Umgang mit solchen Analysen: Daten sind immer von Menschen erzeugt, somit Konstrukte und nie ein objektives Abbild der Realität. Die Repräsentativität von Daten wird stets vorausgesetzt, jedoch faktisch nie erreicht. Fehler sind und bleiben inhärente Bestandteile von ML-Modellen. Die Intransparenz neuronaler Netze verbirgt Fehler..."
Quelle

Dieses Verbergen von Fehlern führt in eine Selbsttäuschung, die ich als eine Nische erfolgreichem selbstständigen Arbeitens (auch im Umfeld zu beobachten) bezeichnen würde. Bei uns hat es der Milliarden-Jahresumsatz-Konzern mit großer eigener IT-Truppe in 17 Jahren nicht geschafft, die Realität so gut auf seine App abzugleichen, das er erfolgreich mittels eigenem Konkurenzunternehmen (das dafür 1 Hälfte der Stadt bekommen hat) auch nur annähernd auf unsere Effizienz kam...eben weil Effizienz auch insbesondere auf realer Umsetzung basiert (für die ich Motivation, Fexibilität und Zusammenarbeit als Schlüsselchen bezeichnen würde).

Ich würde sogar soweit gehen, das du niemals selbstständig sein kannst, wenn du mit einer App arbeitest, wo du nicht selbst auch der Admin bist (und ja ich kenne konkrete Beispiele, wo genau das Verantwortlich zur Insolvenz führte). Ein sehr großer Nachteil einer App entpuppt sich übrigens erst nach näherem Hinsehen: du verlierst damit sämtliche Geschäfts"geheimnisse" und gibst damit die Nische ab ;)
 
die durch Zusammenarbeit resultierende mögliche Effizienz, die sich nicht bei Sklavenhaltung entwickeln kann.
Überspitz gesagt erzwinge ich die Zusammenarbeit dadurch, daß man dem ungelernten und mit niedrigstlohn bezahlten Kurierfahrer sagt: Wenn du deine bis auf die letzte Minute optimierten Touren zum dritten mal nicht schaffst, bist du raus. Daß so ein knallhart durchgetakteter und überwachter Arbeitstag natürlich super für Körper, Seele und Geist ist...

Wenn die Picker und Packer in den Lägern und die Fahrer wie Roboter eingesetzt werden, alles getrackt wird, die Toiletten-Zeiten protokolliert werden, jegliche Interaktion mit Mitarbeitern während der Arbeit untersagt ist, die Effizienz im Mittelpunkt steht und nicht der Mensch, dann ist daß das pefideste was der Kapitalismus zu bieten hat. Daß alles daran gesetzt wird, die Bildung von Betriebsräten zu verhindern, ist dann nur noch die Spitze des Eisbergs.

Die Geschäftsmodelle vieler Logistik- und Lieferdienste basiert ja geradezu darauf, daß keine Quallifikation der Mitarbeiter erforderlich ist. Und solage der Arbeitsmarkt das her gibt und schon der nächste in der Schlage steht, kann man die Ausbeutung der Mitarbeiter bis auf die Spitze treiben.
Wenn dann noch die Möglichkeit besteht, Sozialabgaben zu sparen, wenn ich meine ganzen Aufträge an Scheinselbststädige abgebe, noch besser. Wie schön ist doch eine Welt voller Clickworker und Microjobber, es lebe die Crowd, es lebe die moderne Sklaverei.

Zur künstlichen Intelligenz: Daß der Begriff KI sehr lax benutzt wird und vieles eigentlich nur die Erkennung von Mustern mit logischer Auswertung ist, also sonst nicht weiter intelligent ist, hat nicht jeder auf dem Schirm. Es ist aber so ein schönes Buzzword, wie Nano, Blockchain, App und Elektromobilität.
 
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Naja, es gab eine Ausgangsfrage, viele Gegenfragen und Praxiserfahrungen. Die Ausgangslage ist nicht besonders günstig. Der TO schreibt ja, er habe keine formale Ausbildung, keine besonderen - vor allem gefragte - Kenntnisse und Fähigkeiten. Was soll man da groß raten?
Anders sähe es aus, wenn er z.B. Hausmeisterdienste anbieten würde und da nach geeigneten Lastenrädern gefragt hätte. Oder nach Jobs ausserhalb der Botendienste. Hier bietet z.B. meine Heimatstadt Regensburg den Straßenkehrern und auch den Mitarbeitern des Gartenamts Lastenräder an.
stadtreinigung-der-stadt-regensburg-testet-e-lastenraeder-docx.jpg

Quelle: https://www.regensburg.de/aktuelles...r-stadt-regensburg-testet-e-lastenraeder.html
(die Christiania-Drehschemler fahren hier schon seit Jahrzehnten in der Straßenreinigung rum)

Wobei die Hausmeisterdienste schon eine mögliche Alternative wären. Hier fährst du zwar nicht den lieben langen Tag mit deinem Cargobike rum, aber immerhin gibt es einige Hausmeisterdienste, die das Kleinzeug damit erledigen.
 
Ich tue das, aber angestellt.
Ich bin als Hausmeister bei einer Wohnungsbaugenossenschaft und fahre sufceigene Initiative seit 5,5 Jahren Lastenrad.
Tatsächlich erledige ich fast nur Kleinstreparaturen und mache viele Prüf- und Kontrollgänge und Mieter Besuche und begleite Handwerker, aber das Werkzeug passt schon.
Wenn man selber Gartenarbeit oder ähnliches anbietet, ist ein Rad wohl knapp, aber für mich passt das super.
 
Überspitz gesagt erzwinge ich die Zusammenarbeit dadurch, daß man dem ungelernten und mit niedrigstlohn bezahlten Kurierfahrer sagt: Wenn du deine bis auf die letzte Minute optimierten Touren zum dritten mal nicht schaffst, bist du raus.
naja...das ist Wegwerfmentalität pur: auslutschen und dann die leere Hülle still entsorgen.
ich will das OT hier nicht großartig weiter treiben - aber mit der von mir genannten/gelebten Zusammenarbeit läßt sich eine gänzlich andere Dimension erreichen, die u.A. wesendlich auf angesammelter Erfahrung fusst...
Dagegen ist die von dir genannte Kurierbranche massiv auf Demenz ausgerichtet, die sich in immerwährender Wiederholung des 1.Lehrjahres auszeichnet. Die Fahrer werden jedwede Idee zur Effizienzsteigerung schön für sich behalten, da diese Ideen infolge gegen sie verwendet werden (wenn sie denn überhaupt im 1.Lehrjahr soviel Überblick für tolle Ideen hätten...).

Der Unterschied ist wirklich massiv und in vieler Hinsicht sichtbar.
Ich könnte da ein gutes Beispiel abgeben: wir fahren ~50% der Aufträge mit dem Rad, während unser Konkurent seit Jahren davon faselt, dass man das ja (irgendwann) auch mal ausprobieren müsste... die träumen noch, während wir seit Jahren unterwegs sind... :D
 
die sich in immerwährender Wiederholung des 1.Lehrjahres auszeichnet
Das ist es ja, es gibt kein Lehrjahr. Drei, vier Tage mitfahren und schon bist du komplett ausgebildet, und das ist nicht nur in der Logistikbranche so.

Die Fahrer werden jedwede Idee zur Effizienzsteigerung schön für sich behalten
Das stört auch nicht. Durch die ständige Überwachenung sieht man Fehler sofort und alle Arbeitsschritte sind schon im Vorfeld von Experten auf die Sekunde hin genau optimiert. Nicht, daß der arme Lieferknecht noch überlegen muss, welchen Knopf er drücken muss, oder wie er die Pakete im Wagen entsprechend seiner Route sortieren muss. We are the Robots F4 G4 C5 A4

Die Wertschätzung der Mitarbeiter steigt mit deren Quallifikation. Natürlich wirken sich ein angenehmes Arbeitsumfeld auf die Motivation und die Leistung der Angestellten aus, und schlussendlich für das Unternehmen, keine Frage. Immer mehr Arbeitgeber kriegen das auch mit. Der Kickertisch ist der Gartenzwerg das Symbol dieser Bewegung.
Aber solange Arbeiten an unquallifizierte gegeben werden können oder outgesourced werden können und damit massiv Kosten gespart werden können, weil zuletzt der Staat um Sozialabgaben und Steuern betrogen wird, wirds gemacht.

Schlussendlich kann man den Fadenersteller nur sagen:
Er braucht eine Firma in Panama, eine App, die selbstständige Crowdworker anlockt, eine E-Rad-Flotte, die einer weiteren eigenen Firma gehört, die diese teuer an den Lieferdienst und die Crowdworker vermietet, und das alles am besten als Franchise Modell. Treffen sich ein Rechtsanwalt, ein Steuerberater, ein Mathematiker und vielleicht noch ein Programmier :sneaky:
 
nee ich glaube wir missverstehen uns.
Das ist es ja, es gibt kein Lehrjahr. Drei, vier Tage mitfahren und schon bist du komplett ausgebildet, und das ist nicht nur in der Logistikbranche so.
weiss ich doch...das mit dem Lehrjahr war nur eine Metapher auf die Fluktuation der Arbeitskräfte dieser Branche, die also nie über mehr Erfahrungen als die des 1. Lehrjahrs verfügen.

Das Prinzip ist inzwischen auch in den Büroetagen angekommen...bei den Experten :D
Durch die ständige Überwachenung sieht man Fehler sofort und alle Arbeitsschritte sind schon im Vorfeld von Experten auf die Sekunde hin genau optimiert.
Du redest von den "Experten", die ihre Wahrnehmung aus ortsfernen Sensoren generieren und für Realität hernehmen... :ROFLMAO:
Lange Vorträge über "wie rum hält man die Schippe?" - aber noch nie ne Schippe in der Hand gehabt?

aber nee genüg gelacht...eigendlich wollte ich nur dafür plädieren, das 1. man mit geringfügigen Programmierkenntnissen bei guter Realitätswahrnehmung mehr reissen kann als der Experte mit gegensätzlich gelagerter Voraussetzung...
und 2. Arbeiten mit fremder App kaum wirklich selbstständige Arbeit darstellt.

edit: ich meine das app-übergreifend (Buchaltungs/Steuerapp usw)
 
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Wenn die Picker und Packer in den Lägern und die Fahrer wie Roboter eingesetzt werden, alles getrackt wird, die Toiletten-Zeiten protokolliert werden, jegliche Interaktion mit Mitarbeitern während der Arbeit untersagt ist, die Effizienz im Mittelpunkt steht und nicht der Mensch, dann ist daß das pefideste was der Kapitalismus zu bieten hat.

Das könnte die Nische sein, wenn man ökologischer und sozialer ist. Allerdings glaube ich nicht, dass DHL hier so dämlich ist, dass sie diesen Aspekt, hier die Kunden zu verlieren, übersehen. DHL zahlt daher besser und man hat dort ein besseres Gefühl als Kunde.

Die Geschäftsmodelle vieler Logistik- und Lieferdienste basiert ja geradezu darauf, daß keine Quallifikation der Mitarbeiter erforderlich ist. Und solage der Arbeitsmarkt das her gibt und schon der nächste in der Schlage steht, kann man die Ausbeutung der Mitarbeiter bis auf die Spitze treiben.

Die Frage ist doch, was Du erwartest? Sollen die Logistiker den Kunden etwas vorsingen, etwas rezitieren? Der Job besteht darin, etwas billig von A nach B zu fahren. Ok, jetzt noch bitte auch billig und grün. DAs kann eine Drohne oder ein Roboter auch. Dafür reichen wenige Kenntnisse. Dennoch kommt mir ein DHL Mitarbeiter / Postbote deutlich freundlicher und kompetenter herüber als die no-name billig Speditionsunternehmen, die in gebrochenem deutsch eine Gefriertruhe liefern. Ich denke, dass gerade im Speditionsbereich die größere Ausbeutung herrscht. Problem an diesen Jobs ist: Du brauchst kaum Qualifikation und daher sind sie schlecht bezahlt. Die Qualifikation steckt in der Logistik, in der Automatisierung und der Organisation. Dagegen kommt man nicht mehr an. Wenn man sich hier selbstständig machten möchte, muss man lokal denken. Die reichen, grünen Großstädter, die schnell etwas von A nach B liefern lassen wollen. Das bieten aber bereits schon Fahrradkuriere und riesige Margen verdienen da nur die Inhaber, die ihre Fahrer genauso ausbeuten. Ich würde an seiner Stelle nicht den Kurierdienst wählen, sondern grüne Dienstleistungen mit Rad (Hausmeister / Gartenservice etc.) Gärtner muss man bei uns in der Gegend ca. 3 -6 Monate im Voraus buchen. Da besteht ein Markt mit großer Nachfrage und daher kann man dort größere Margen erhalten als bei Kurierfahrten, wo es bereits ein großes Angebot mit zig Anbieter gibt, die sich alle unterbieten und die bereits neue Konzepte suchen (DHL fährt bereits Lastenrad).

Hier der schon weiter oben angesprochene Link zur Lastenradförderung über die BAFA von 30% bzw. 2500€
 
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Hallo,

Die Frage war doch wo man durch den Einsatz eines Lastenrads Geld verdienen kann. Wo das Lastenrad also einen erheblichen Mehrwert darstellt. Der Konsens war eher, dass das nicht Logistik ist. Wo dann? Ein paar Ideen: Spielzeug, Windeln, Getränke, Snacks an großen Spielplätzen ohne Geschäfte in der Nähe zu hohen Preisen verkaufen. Oder ein Eventservice für einen Sektempfang an exotischen, sonst unerreichbaren Orten. Aber darf man das so einfach oder braucht man da eine Genehmigung?

Auf jeden Fall würde ich mir erstmal Gedanken über ein gutes Geschäftsmodell machen, das durchrechnen und dann erst loslegen.
 
Die Frage ist doch, was Du erwartest?
Ich erwarte garnichts, nur daß man sich den Auswüchsen dieser neokapitalistischen Entwicklung bewusst sein sollte, in der das Vermögen einiger weniger auf der Ausbeutung von schwachen und der aushöhlung des Sozialstaats beruht.
Wer bei Apple, Amazon, Starbucks, IKEA & Co. kauft, sollte, ähnlich den AGBs, vorher zustimmen, daß die Gelder in Steueroasen fließen.
Und keine Angst, DHL ist mit seinen ganzen Subunternehmen auch nicht besser als der Rest.
 
Bedauerlich für den Cubernauten das er nach dem abgeschlossenem Studium nicht in seinem Beruf arbeiten konnte und statt dessen Nachschicht an der Tanke und zwei weiteren Jobs machen musste. Aber es scheint sich ja nun eingereckt zu haben. Eine gute Ausbildung zahlt sich doch aus.
Ich benötige nicht gar nicht dein Bedauern, das war völlig in Ordnung für mich, Stichwort "Horizont erweitern".
Nach Abschluss des 1. Staatsexamens bis zum Beginn des Referendariats sind mehrere Monate zu überbrücken. Die meisten leben dann vom Hotel Eltern oder "stempeln". Beide Varianten entsprechen nicht meiner Lebenseinstellung. Und zusätzlich komme ich nicht aus einem Akademikerhaushalt und war mir noch für keinen Job zu fein.
 
Die doppelte Verneinung ist ein Tippfehler, ich kann leider nicht mehr editieren.
 
Und, woran liegt es Deiner bzw. der Betroffenen Meinung nach dass diese Personen nicht in Lohn und Brot kommen?

Da du zu glauben scheinst, das Arbeitslose am besten früh morgens bei Schichtbegin ( am besten unangemeldet um Engagement zu zeigen ) bei potenziellen Arbeitgeber auf der Matte stehen sollten..... oder warum sollten sie sonst so früh aus demn Bett.... ? : Hast du schon mal Arbeitgeber gefragt, was die davon halten ? Es ist immer wioeder erschreckend zu lesen, wie manche Leute glauben, das sich Arbeitslose verhalten sollten.

:) Helmut
 
Da du zu glauben scheinst, das Arbeitslose am besten früh morgens bei Schichtbegin ( am besten unangemeldet um Engagement zu zeigen ) bei potenziellen Arbeitgeber auf der Matte stehen sollten...

Ich gebe zu, dass die Formulierung "Morgens seinen Hintern aus dem Bett zu bekommen" zu Fehlinterpretationen führt.

Was ich meine ist, dass Personen die Arbeitssuchend sind, mehr Zeit dafür aufbringen können, als zB Arbeitnehmer welche sich beruflich verändern wollen.
Erstere haben nun mal keine zeitliche Verpflichtung gegenüber einem Arbeitgeber.
 
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