Ich denke: So, wie man Transportmittel dem Bedarf entsprechend anschafft, so wirkt sich umgekehrt auch das Vorhandensein von Transportmitteln auf die Bedarfsplanung aus. Daher sind Gegenüberstellungen und Kostenvergleiche nie frei von persönlichen (subjektiven!) Vorlieben und Entscheidungen. Die Objektivität der Berechnung ist nur scheinbar vorhanden. Bzw. die Berechnung befördert keine Entscheidungsprozesse. Oder noch kürzer: Man kann sich alles schönrechnen.
Wenn darüber hinaus die kompletten Fahrrad-Anschaffungskosten auf nur ein Jahr umgelegt werden und mit den Betriebskosten eines Autos pro Jahr oder mit pauschalierten Autokosten verglichen, dann wird es absurd. Sorry, meine Meinung. Ein Lastenrad hat nach einem Jahr und auch nach einigen Jahren noch einen deutlichen Restwert. Relativ zum Neuwert teils höher als beim Auto, oder zumindest vergleichbar. Das habe ich angesichts des Verkaufes meines letzten Lastenrades und Neukauf (wieder ein Gebrauchtrad) vor einigen Wochen erneut feststellen können.
Wir haben kein Auto und kommen im Alltag gut zurecht. Ein Auto verfügbar machen ist möglich, der Aufwand besteht vor allem darin, es zu holen und zurückzubringen. Im Geiste addieren wir den Aufwand des Parkens (teils zeitaufwändige Parkplatzsuche hier), des Tankens, des Pflegens (waschen muss dann auch mal drin sein) und vergleichen mit den Alternativen: Fahrrad oder ÖPNV. Eine weitere Alternative ist das Zusammenlegen von Autofahrstrecken auf einen Tag (Sperrmüll plus Möbel holen, dann lohnt der Transporter oder das Möbeltaxi). Oder aber wir üben der Verzicht bezüglich aufwändigem Transport. In der Freizeit bedeutet das: Spassbremse kann, muss aber nicht sein. Häufigere weite Ausflüge zusammenstreichen zugunsten seltenerer und dann aber größerer Reisen etwa ist möglich und für uns kein Verzicht. Dieses Jahr haben wir vier Urlaubsreisen, drei davon schon gemacht. Fahrrad, Bahn, und, Ja, auch mit dem Flugzeug. Zurück zum Rad: 30km (hin plus rück) zum Badesee sind bei uns unkompliziert drin. Darüber, gen 50km, wird es eine echte Radtour, keine mal-eben-Veranstaltung mehr. Machbar, aber nicht häufig.
Die letze Reise war eine Radreise zur Ostsee und zurück gewesen. Mit zwei Kindern, Zelt. Hat uns auf ganz ungeahnte Weise beglückt und bereichert. Trotz Wetter-Widrigkeiten und ungeahnten Steigungen in der Uckermark. Gerade die Entschleunigung selbst und das Durchreisen der Regionen von Berlin bis zur Ostsee war eine großartige Erfahrung für die gesamte Familie gewesen. Berchnen will und werde ich das ganze nicht. Ebenso, wie ich letztlich die vor der Fahrt geplante Anschaffung eines Tachometers ("Fahrradcomputer") dann doch gestrichen habe, weil ich mir dachte: Was bringt's? Wir haben Karten, Navigation, die Uhrzeit. Was wir schaffen, das schaffen wir. Ich benötige keine Durchschnittsgeschwindigkeit und so weiter.
Na, ein jeder nach seiner Facon!