Ich gebe zu: Als in den Jahren 2015 bis 2017
unsere Gebrauchtkäufe stattfanden, da war der Markt für Cargobikes noch enger als heute (neu und gebraucht). Aber schau einfach mal bei einem großen Kleinanzeigen-Portal nach einem Bullitt-Lastenrad, da werden für die unmotorisierte Variante Gebrauchtpreise ab 2500,-€ aufwärts (bis deutlich über 3000,-) aufgerufen, ab Baujahr 2014/2015 wohlgemerkt:
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-fahrraeder/bullitt/k0c217
Bei diesen Neupreisen:
http://shop.larryvsharry.com/full-bike.html
Natürlich spielen im Einzelfall die Konfiguration / Komponenten eine
gewisse Rolle. Andererseits unterliegen diese (Geschmacks-abhängigen) Ausstattungen meiner Beobachtung nach einem relativ gesehen
höheren Wertverlust als das Lastenrad
an sich.
Preistreibend könnten sich die teils langen Lieferzeiten für Neuware auswirken:
https://www.cargobikeforum.de/forum/index.php?threads/wir-warten-auf-unser-lastenrad.2633/
Im Frühjahr (und falls dann noch Deine Bestellung auf die Konkurrenz etlicher Förderungs-Bewilligter Käufer stösst) da kann das Warten länger dauern und das treibt sicher einige Käufer mehr auf den Gebrauchtmarkt.
Hier noch einmal einen Auswahl an gebrauchten Douze-Lastenrädern:
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-fahrraeder/douze/k0c217
Wer nicht ganz so wählerisch ist und statt der stylischen Modelle ein bakfiets ergoogelt, sicher auch ein gutes Rad, je nach Zweck, der wird durch teils niedrigere Preise belohnt:
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-fahrraeder/bakfiets/k0c217
Ganz heftig wird es dann aber wieder bei einigen Oldtimern (ist eben auch ein bisschen wie der Automarkt). Ich fand ein 1910er Lastenrad für über 3000,-€. Die Zeit der Scheunenfunde und mal eben günstig schiessen und aufbauen ist - abgesehen von Ausnahmen - bei Lastenrädern in D wohl leider vorbei. Dafür befeuert der Markt mit Neuware und Innovation (nicht zuletzt Elektrifizierung) das Angebot zusehends, so, dass der Gebrauchtmarkt im Mittel den von Dir geschätzten Preisabschlägen näherkommen könnte. Nur meine Meinung und Einschätzung.
Als wir zwei Male gebrauchte Cargobikes verkauften, da stapelten sich die Interessenten. Freilich: Metropole, Berlin. Auffällig waren dabei zwei Phänomene. Zum einen das "habe das Rad noch nie testen können und kenne es nur aus dem Katalog"-Phänomen. Wir haben also Testfahrten gegeben. Andererseits gab es tatsächlich Leute, die im Frühjahr nicht noch 8 bis 10 Wochen auf Neuware warten wollten, sondern lieber gleich losfahren.
Was außerdem ein wenig angeklungen ist: Angesichts der nicht zu vernachlässigenden Diebstahlsgefahr war einigen Interessenten der Neupreis auch zu hoch gewesen. Das sagten sie uns und waren daher glücklich über Gebrauchtangebote.
Zur Zeit des Yuba Mundo-Verkaufes war unser Rad das einzige in Berlin angebotene gewesen. Wir hatten daher auch "erfahreneren" Interessenten den Vorzug gegeben, gegenüber solchen, die lieber noch einige Testfahrten zusätzlich verabredet hätten. Bei aller Liebe - wir wollten uns nicht als Fahrradhändler und -berater fühlen. Es kamen eben auch Leute mit Kind und Kegel, inklusive Oma, die ganz grundsätzliche Fragen ungeklärt hatten und uns gerne ausquetschen wollten.
Diese, letztere, Problematik vermeine ich auch gerade hier im Forum gespiegelt zu sehen. Da wird durch einige user, ich nenne hier mal stellvertretend für alle
@lowtech (Grüße!), mit Engelsgeduld, Sachverstand, nicht unerheblichem Zeitaufwand und letztlich völlig selbstlos beraten. In einer Weise, dass ich mir denke: Das wäre doch eigentlich die Aufgabe des Fachhandels. Woran liegt das? Sind mit dem Thema Lastenrad grundsätzlich so zeitaufwändige Beratungsgespräche verbunden, dass es für den Profi nicht lohnt? Gibt es selbst in einer Metropole wie Köln oder Berlin nicht hinreichende kommerzielle Beratungsmöglichkeiten? Ist das Angebot der Profis für den unbedarften Kunden nicht niederschwellig genug? Ich denke wir alle, und zwar auch die Profis unter uns (aus ihrer noch-nicht-Profi-gewesen-Zeit), kennen das ungute Gefühl, mit einer "blöden Kleinigkeit" im Fahrradgeschäft oder einer Werkstatt vorstellig zu werden und mit Fachbegriffen beworfen doof dazustehen. Ich hätte mir damals gerne einen Berater wie eben
@lowtech gewünscht, dem ich übrigens bei etwaiger beruflicher Umorientierung tatsächlich empfehlen würde, sein Hobby zum Beruf zu machen.
Und andererseits: Wie bei vielen anderen hypes auch, so spült der Cargobike-hype sicher auch Leute in Geschäfte (und Foren), die die Angelegenheit von vorneherein nicht gut durchdacht haben. In Bezug auf ihren Alltag. In Bezug auf Werbeversprechen einerseits und ihre Lebensrealität andererseits. So könnte es dann zum Kellergammeln guter Räder kommen - traurig, ja.
In meinem Umfeld ist es aber anders. Da sprechen mich einerseits sehr, sehr viele Leute interessiert auf das Thema an. Aber letztlich kaufen dann nur maximal 5% selbst. Und diese 5% informieren sich gründlich und fahren ausgiebig Probe. So kam es denn auch zum zweiten Bullitt in unserer Runde der KiTa-Eltern (Yeah!). Die KiTa ist nicht klein. Subtrahiert man das eine KiTa-Kind (mit Lastenrad-Papa), welches in die Schule gewechselt ist, dann sind wir bei 1 + 1 + 1 - 1 = 2 Lastenrädern. Hänger gibt es fünf Mal so viele und Autos ... na, ja, fragt nicht. Das gewissermaßen zeitlos immer noch häufigste ökologische Kindertransportmittel hier ist übrigens (neben dem Kinderfahrrad) der gute alte Römer-Sitz (und Artverwandtes). Voll 70er!