Imageproblem Lastenrad, besonders 3-Rad

Das Thema Sicherheit sollte man auch gesamtheitlich betrachten:
- Was ist die Gefahrenquelle?
- Wie kommt es zum Gefahrenereignis?
- Wie ist der Schutz vor den Gefahren?

Wenn man nicht von der Grundannahme ausgeht, dass jeder mit Autos bliebiger Größe zu beliebigem Zweck weitgehend unkontrolliert herumfahren darf, dann kommt man zu viel konstruktiveren Lösungen.
 
Den bislang neutralsten Artikel findet man im SPIEGEL, leider mit Paywall, wird also nicht jeder lesen können.
Ich darf das natürlich nicht posten, kann aber zusammenfassen, dass auch die Fahrradanhänger nicht allzu gut wegkommen, auch wenn sie mit Fähnchen verziert sind - offenbar werden die recht häufig von abbiegenden Autos erfasst. Wobei es hieß, dass keine Unzahl tödlicher Unfälle im Zusammenhang mit dem Transport von Kindern auf und um Fahrräder herum bekannt ist.
Dem 3-Rad wird konzeptionell eine höhere Instabilität (Fahreigenschaften) zugeschrieben als den "Long Johns" - aber wir wissen ja, das ist Übungssache. Ab Tempo 30 (von Autos) wären schwere Verletzungen sowieso nur durch den Verzicht auf Fahrräder im Verkehr zu gewährleisten, was vermutlich auch keiner will.
Empfohlen wird, Kinder nach Möglichkeit weder im Auto-Elterntaxi noch im Fahrrad zu transportieren, sondern ihnen so schnell wie möglich eigene Verkehrskompetenz beizubringen - zunächst begleitet zu Fuß und so schnell wie machbar auch allein auf eigenen Fahrrädern.
Die Autoren merken noch an, dass für den Crashtest unverkennbar wiederum ein Babboe-Rad benutzt wurde, was für den Hersteller desaströs sein wird.
 
Jetzt aber bitte nicht noch einen Fahrradführerschein fordern!!!! Bei der Helmpflicht wäre ich aber dabei
Nein, ich meine das umgekehrt: Bei dem UDV-"Test" haben sie möglicherweise einen Lastenrad-unerfahrenen Menschen auf ein Dreirad gesetzt und der hat dann festgestellt: "huch, das kann ja kippen". Dann müssten Auto-Sicherheitstests genauso mit Probanden durchgeführt werden, die noch nie ein Auto gefahren haben. Vielleicht würde dann auch jemandem auffallen, dass Autos gefährlich sind, wenn man nicht mit ihnen umgehen kann.
Markus
 
„Zeidler würde von keiner der drei Varianten abraten. Im Fahrrad mitgenommene Kinder, gleich auf welche Weise, verunglückten laut Unfallstatistik nur selten, erklärt sie. Und wenn doch, gehe das meist glimpflich aus.“

Der Satz wird bei dem WDR-Artikel mal einfach weggelassen! Das ist aber ja das Fazit zum Thema Kindertransport mit Fahrrad.
 
Ist IMMER ein schlechtes (Totschlag-)Argument, weil ohne Fakten einfach behauptet wird die eigene Meinung sei die einzige richtige.

Nach dem gesunden Menschenverstand
  • war die Erde früher eine flache Scheibe
  • hat sich die Sonne um die Erde gedreht
  • machen Geschwindigkeiten jenseits der 20/25km/h den Menschen verrückt oder sind sogar tödlich (ich meine das war bei der Erfindung/Verbreitung der Eisenbahn)
  • kann die Menschheit doch nicht das Klima eines ganzen Planeten beeinflussen
Vielleicht habe ich ja Glück, und die wissenschaftlichen Studien dazu passen zu meiner subjektiven Einschätzung. Totschlag und seine Argumentation liegen mir wirklich fern - sollte das so angekommen sein: mea culpa.
Nur zur Sicherheit: bei den Punkten Nr.1,2 und 4 stimme ich der Wissenschaftsmeinung zu - über Nr. 3 grüble ich noch ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Artikel betont ja vor allem die "massiven" zuwächse von 45% bei Unfällen mit Kindern in Lastenrädern.
In absoluten Zahlen handelt es sich in 2022 um 222 verletze Kinder, davon 12 mit schweren Verletzungen (getötet wurde anscheinend keines). Als Unfallgegner werden in dieser Quelle überwiegend Autos angegeben.(das hat der WDR anscheinend für nicht relevant gehalten)
In Anbetracht von 7-8 VerkehrsTOTEN täglich halte ich dies aktuell für eine Nebelkerze in der versucht wird diese Art Mobilität zu diskreditieren.

Nein, die Zahlen und Begriffe in dieser „wissenschaftlichen Arbeit“, werden ganz lustig durcheinander gewürfelt. Es waren 2020 7 Unfälle mit Kindern im Lastenrad, mit 0 Schwerverletzten. Die anderen Zahlen beinhalten sämtliche andere Formen von mitfahrenden Personen. Also auch der Kumpel auf dem Gepäckträger, etc. Schau dir mal die offizielle Präsentation dazu an. Selbst da stimmen die Zahlen auf S.2 und 5 nicht überein. Die reden da von einem Anstieg der Unfälle in 2022, zeigen aber nur die Statistiken von 2020. Dass die sich das trauen, sowas zu veröffentlichen…

 
Es waren 2020 7 Unfälle mit Kindern im Lastenrad, mit 0 Schwerverletzten.
Aus wissenschaftlicher Perspektive läuft so etwas eigentlich noch unter anekdotische Evidenz, nicht unter solide Datenbasis...

Und als Wissenschaftler aus einem anderen Fachgebiet muss ich sagen dass ich in "Verkehrsstudien" schon echt dubiose Datenanalysen gesehen habe, die ich meinen Studenten um die Ohren gehauen hätte, wenn sie so etwas in einer Bachelorarbeit abgeliefert hätten.
 
Leider wird die UDV auch immer so präsentiert als sei sie ein unabhängiges Forschungsinstitut.
Ist sie aber nicht, sie ist finanziert von den Versicherern, und die verdienen Geld mit Kfz und nicht mit Fahrrädern. Das wurde wunderbar deutlich in einer Studie zur Radverkehrsführung an Kreuzungen und Kreisverkehren von der UDV, die ich mir letztes Jahr zu Gemüte geführt habe. Die Hauptargumentation erfolgte letztendlich über die Unfallkostenrate (also wieviel die Versicherungen zahlen mussten), nicht über Schwere und Häufigkeit der Verletzungen der Beteiligten. Ein schwerverletzter Radfahrer ist halt nur im Schnitt billiger als ein mittlerer Schaden an einem neuen Benz...
 
Und hier noch die Pressemitteilung dazu:
Das wurde auch hier schon ausführlich diskutiert:
Markus
 
Gibt es dazu eine Quelle?
Gem. BASt kostet ein Schwerverletzter im Schnitt 120k€. Also eher Totalschaden S-Klasse und nicht mittlerer Schaden an Durchschnitts-Benz.
Volkswirtschaftlicher Schaden ist halt nicht das was die Versicherungen tatsächlich zahlen müssen, da ein großer Teil der Kosten bei Opfer und Allgemeinheit hängen bleibt. Oder holen sich die Krankenkassen die Behandlungskosten bei der Versicherung wieder? Als ich einmal in D in einen Unfall verwickelt war, mit Krankenversicherung in UK, da stieg mir dann auf einmal der Rettungsdienst für die Krankenwagen-Kosten aufs Dach. Wurde dann letztendlich nach vielen Formularen nach UK gewälzt, nicht aber zur Versicherung des Unfallgegners. Als das noch unklar war wurde mir gesagt, für den Fall dass ich drauf sitzen bliebe könne ich ja mir das Geld bei der Versicherung erklagen. Aber das wird nicht automatisch dort geholt, sondern wohl per default von der Allgemeinheit getragen.

Mit den Schwerverletzten habe ich mir wahrscheinlich auch nicht den besten Fall herausgesucht. Deutlicher wird es bei Leichtverletzten, die das BaSt mir 6000 Euro budgetiert. Da ist ein Blechschaden schnell teurer.

Aber im Grunde ist das alles Abschweifung. Mich stört grundsätzlich dass Sachschäden überhaupt mit Personenschaden verrechnet werden, das zeigt schon die schiefe Sichtweise der UDV. Verkehrssicherheit betrachtet man nicht aus monetärer Perspektive.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es dazu eine Quelle?
Gem. BASt kostet ein Schwerverletzter im Schnitt 120k€. Also eher Totalschaden S-Klasse und nicht mittlerer Schaden an Durchschnitts-Benz.

BASt rechnet mit Volkswirtschaftlichen Schaden, da steckt alles mögliche mit drin, was nicht zu lasten der Versicherungen geht.

Man muß auch betrachten wie Schwerverletzt definiert ist, mehr als 24 Stunden in einem Krankenhaus.

Wenn beispielsweise jemand abends einen Unfall mit verdacht auf Gehirnerschütterung eingeliefert wird und er zur Beobachtung über Nacht bleibt, am nächsten Vormittig jedoch entlassen wird, weil es sich nicht bestätigt hat, so zählt dies als Schwerverletzt.

Die Krankhäuser rechnen immer angefangene Tage ab, für die ist es egal, ob ein Bett 1 Stunde oder einen ganzen Tag benutzt wurde, die Arbeit ist die gleiche. So fliest dieser Unfall als Schwerverletzt mit 48 Std. in die Statistik, obwohl der Aufenthalt vielleicht nur 18 Stunden war.

Ansonsten finde ich diese Untersuchung vom UDV als nicht sonderlich aussagekräftig. Auch nicht, dass die Berichterstattung darüber sonderlich Einfluss auf das Ansehen eines Lastenrads in der Öffentlichkeit haben. Eigentlich interessiert das nur die Begeisterten und die Antibegeisterten.
 
Oder holen sich die Krankenkassen die Behandlungskosten bei der Versicherung wieder?

Ja, die Kosten werden zwischen den einzelnen Versicherungen aufgeteilt.

Bekanntestes Beispiel ist wohl bei einem Unfall auf dem Weg zur Arbeit, dass die Kosten die Berufsgenossenschaft übernimmt.

Weiterhin zählt auch das Verursacherprinzip. Die Versicherung des Verursachers trägt die Kosten.
Da die Versicherungen stark darauf drängen, dass Räder auch versichert werden, vermute ich über einen Profitgedanken hinaus, dass Fahrradfahrer durchaus höhere Kosten verursachen.

Die Zahlen sind da auch etwas unklar. Was man sagen kann, je schwerer die Verletzungen desto genau die Zahlen. Bei Verkehrstoten kann man an die 100% Erfassung annehmen.

Nun wird zwar gerne von ADFC usw. kolportiert, dass Radfahrer nicht die Verursacher sind. Das ist jedoch nur dahingehend richtig wenn alle Unfälle, also auch reine Sachschäden und Leichtverletzte eingerechnet werden. Da ist die Dunkelziffer jedoch sehr groß.

Bei Toten Radfahrern sieht es leider tatsächlich so aus, dass ca. 2/3 der Unfälle selbstverschuldet sind.
 
Die Versicherung des Verursachers trägt die Kosten.
Auch für den Krankenhausaufenthalt? Da wurde bei mir nämlich rein gar nichts aufgenommen, was meine Krankenversicherung befähigt hätte sich die Kosten beim Unfallverursacher wiederzuholen
 
Hast du dazu eine Quelle?

Ich nutze die Zahlen von der Destatis Publikation "Verkehrsunfälle - Fachserie 8 Reihe 7"

Für das Jahr 2018 hatte ich dies mal ausgearbeitet aus dieser Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/G...jahr-2080700187004.pdf?__blob=publicationFile

Das von Toten Radfahrern nach Verursachern sieht so aus:
Fahrrad-Tote-Verursacher.jpg


Es ist ein bisschen tricky die richtigen zahlen zu finden, darum habe für Auto vs Rad mal die Beispiele herausgesucht:

Seite 103 - 90 Tote Radfahrer, Hauptverursacher Rad
Fahrrad-Tote-VerursacherRad.JPG


Und die andere Zahl
Seite 105 - 77 Tote Radfahrer, Hauptverursacher Auto
Fahrrad-Tote-VerursacherAuto.JPG


Für 2019/20/21 hab ich irgendwann auch geguckt, da wahr das Verursacherverhältnis (vs Auto) ähnlich oder noch schlechter für Radfahrer.

Übersicht über die veröffentlichten Jahre:
 
Auch für den Krankenhausaufenthalt? Da wurde bei mir nämlich rein gar nichts aufgenommen, was meine Krankenversicherung befähigt hätte sich die Kosten beim Unfallverursacher wiederzuholen

Zumindest bei hohen Folgekosten für z.B. Pflege weiß ich das es so ist.

Kann schon sein, dass Kfz Versicherungen pauschal etwas für die KKs abgeben um die Bürokratie zu sparen.

Wir weichen aber mittlerweile sehr vom Thema ab...
 
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