Ja,
@neanderthaler spricht da etwas an, das auch unserer Erfahrung entspricht.
Anfangs hatte ich ein weniger wertiges Long John (Hollandrad-Style) und hatte das Gefühl, dass bei sehr starker Beladung der Stahlrahmen deutlich flext. Das ging noch. Wenn aber der Schwerpunkt vorne in der Box zur Vorderachse hin auswanderte, durch Überhang, dann wurde es lenk- und bremstechnisch plötzlich unangenehm. Beim Kindertransport habe ich daher auf (fest installierte) Packtaschen hinten am Träger zurückgegriffen, was einerseits sehr gut klappte, andererseits war der Vorteil eines leichten Hecks dahin. Nämlich: Mal eben das Rad hinten anheben zum schnelleren rangieren, umparken, engere Kurvenradien schieben an Engstellen, etc.. Sobald das Rad vorne und hinten schwer war, ging das nicht mehr ohne weiteres und es fuhr sich auch spürbar anders.
Dann kam das Long tail Yuba Mundo meiner Frau und, Ja, der nach oben hin veränderte Schwerpunkt (Kindersitze Jepp auf dem Träger und dieser wiederum über dem 26" Hinterrad) war gegenüber dem Long John spürbar. Beim Long John ist der Lastenbox-Boden ja tatsächlich noch unterhalb der Oberkante des 20" Vorderrades gelegen. Das macht was aus! Mit dem Longjohn habe ich Waschmaschinen transportiert. Problemlos. Ein ähnlicher schwerer Transport beim Yuba Mundo (mit auf dem Träger befindlicher Last, ich hätte auf die sideloader schnallen sollen, aber das wurde mir erst später klar) war mal ziemlich kriminell gewesen. Ich musste das Rad und mich an einem Bordstein ausbalancieren und dann sehr entschieden losfahren. Bis zum Recyclinghof möglichst ohne Lastwechsel. Meiner Frau gefiel das Long tail mit der Zeit immer weniger (unsere nur zwei Kinder waren da noch jünger als jetzt, also leichter), so, dass sie das Rad verkaufte. Man darf eben auch nicht vergessen: So unsexy Kinderanhänger sind, aber die Verteilung des Gewichts auf vier Räder (beim Gespann) anstatt zwei (beim einspurigen Lasti) und davon zwei Räder, die man nicht ausbalancieren muss (die vom Hänger) - das hat schon was.
Dann kam das Bullitt. Mit wechselnden Aufbauten zum Transport von zwei bis drei Kindern, wahlweise auch Lasten, teils im Betrieb mit zusätzlich Hänger hinten dran. Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Lastverteilung. In der besagten Art und Weise: ruhig, wenn nötig, auch mal mehr Achsen, dafür teilweise kippelfrei. Gewicht am Träger hinten kommt mir nur noch in Form schnell abnehmbarer Packtaschen dran.
Ist eben alles Geschmackssache und, Ja, in der Praxis gut erfahrbar. Persönlich habe ich mich nie richtig angefreundet mit dem Fahrgefühl des Long tail und meine Frau nie mit den Long Johns. Insofern: Es ist eben alles auch sehr subjektiv. Bestenfalls treffen sich beide Eltern bei einem Modell, so, dass maximale Flexibilität gelebt werden kann. Wenn gegensätzliche Vorlieben existieren, wie bei uns, dann kommt schon allein aus dem Grunde immer wieder der Kinderanhänger in Betrieb (den meine Frau zum Abholen braucht, wenn ich morgens bringe). Da kannste das schönste Lastenrad haben - hilft nix. Umgekehrt fährt sie mittlerweile mit E-Motor und ich verschliesse mich dem Thema noch immer (keep it simple an safe). Es geht schliesslich auch nicht ums Rechthaben. Das interessanteste an Beratungen wie der vorliegenden ist vielleicht, dass es gewisse Argumente gibt, die einem missfallen, zu anderen fühlt man sich wiederum hingezogen. Eigentlich spiegelt man sich selbst, ohne es zu merken, in einer Art Pseudo-Objektivität. Denn Objektives gibt es rund um das Thema zu wenig, dafür sind die Nutzerprofile und auch die persönlichen Vorlieben von uns zu unterschiedlich.
Denkt: Joshua, mit besten Grüßen und besten Wünschen für ein schönes Wochenende!