Ich fahre ein hohes Systemgewicht, unabhängig von der Beladung und vom Typ des Fahrrades (was durch die Blume gesprochen bedeutet, ich bin fett). Dadurch sammle ich natürlich Erfahrungen mit dem Material.
Auf einem Giant Seek 2 von 2013, dessen Rahmen mir am Hinterrad nur gerade noch 40mm Reifenbreite gestattet, fuhr ich lange 32mm breite Reifen. Maxxis Overdrive Excel Drahtreifen mit einem Maximaldruck von 5,5 Bar. Das Rad wiegt mit Zubehör und Schloss 16kg, ich etwa 125kg je nach Kleidung (grosse Kleidung ist auch schwerer). Das bedeutet, bei einer üblichen Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterrad von 35:65 belastete ich das Hinterrad mit etwa 91kg. Das ging noch.
Aber mit dem Rad fuhr ich auch einkaufen und lud meist um 20kg in zwei Packtaschen hinten am Gepäckträger. Deren Last wirkt direkt auf das Hinterrad, muss also dort mitgerechnet werden und diese 111kg drückten den Reifen auch bei hohem Druck so weit zusammen, das niedrige Bordsteinkanten kaum noch abgefedert wurden.
Das Vorderrad hatte mit dem gleichen Reifen aber keine Überlast. Egal ob mit oder ohne Taschen lasten dort 50kg.
Dem Rad habe ich mittlerweile 40mm Reifen verpasst. Das trägt die gleiche Last besser, bei noch 5,0 Bar.
Ein Rennrad habe ich mit 28mm Reifen aufgebaut und fahre es gelegentlich ohne Gepäck oder mit leichtem Rucksack. Dort sind Continental Gatorskin montiert und auf 8,0 Bar aufgepumpt. Hier ist der Fahrer der Selbe, das Rad wiegt aber nur knapp 11kg (inkl. schwerem Schloss und Kleinteilen). Das machen die Reifen klaglos mit, aber unter 7 Bar wäre es zu weich.
Am Lastenrad sieht es vergleichbar aus. Das Rad wiegt 24kg (wieder mit allem was dran ist, auch die 3kg schwere Kette) und ich verzichte aus nachvollziehbaren Gründen auf einen Gepäckträger. Gepäck wird also nur mittig in die Kiste gepackt. Mit dem langen Radstand dürfte die Lastverteilung des Fahrergewichts eher bei 30:70 liegen. Das bedeutet, ungefähr 104kg hinten und 45kg vorne. Das lastet auf Schwalbe Marathon GT365 in 50mm hinten und 40mm vorne, jeweils bei 5 Bar. Das Rad verfügt über eine Federgabel und damit wird keine Lebendfracht transportiert.
Wenn ich nun das Rad mit einem üblichen Wocheneinkauf belade, sind das 50kg extra, die vermutlich eher im umgekehrten Verhältnis auf den Rädern lasten, also 70:30 vorne zu hinten, die 50kg lasten also vorne zu 35kg und hinten zu 15kg auf, addiert also 80kg vorne und 119kg hinten.
Und wie die anderen Beispiele zeigen, ist diese Last für die Reifen zu verkraften.
Aber dazu brauch es einen hohen Reifendruck und der Wechsel zwischen Fahrten ohne Beladung und mit Beladung verändert auch die Straßenlage des Vorderrades. Hinten ist es weniger Wechselhaft.
Für die Dämpfung der Fracht (denn auch Lebensmittel möchten sanft reisen) sorgt die Federgabel, nicht der Reifen.
Ein schmalerer Reifen brauch für das Tragen der gleichen Last einen höheren Druck, als ein etwas breiterer Reifen. Ein höherer Druck verringert aber die stoßdämpfenden Eigenschaften eines Reifens. Geht also durchaus, will man aber nicht immer haben.