Auf der Suche nach dem ultimativen Kettenschmierstoff

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Ausgehend von der durch @Rasende Badewanne angeregte Diskussion um spezielle Schmierfette für die Lager an Fahrrädern, und der damit ebenfalls aufgetauchten Frage nach einem ordentlichen Öl für unsere Ketten, mache ich hier nun einmal einen neuen Thread auf, um das Thema an einem Ort gebündelt zu besprechen.

Dabei soll es hier explizit nicht um die üblichen bekannten Schmiermittel gehen, die in bzw. für die Bikebranche verkauft werden. Zu diesen gibt es in anderen Foren bereits Abhandlungen die ganze Romane füllen können.

Hier soll es um vielversprechende Alternativen aus der Industrie gehen, die gezielt für spezielle Anwendungen geschaffen wurden, und von deren speziellen Eigenschaften auch wir ebenfalls in Form von längeren Standzeiten, und/oder geringerem Verchleiß profitieren könnten.
Mittel an denen kein Controller nach einer Möglichkeit geschaut hat an der dritten Nachkommastelle zu sparen, ohne das übliche Marketing-Voodoo, und ohne, Zitat: "snake-oil Aufpreis".



Ein heißer Kandidat scheint hierbei das von @Krischan eingebrachte "Rivolta S.K.D 16N" zu sein, zu dem er hier vielleicht seine Erfahrungen wiedergeben kann.
 
Ein schöne Anhaltspunkt für der Reengineering von Produkten sind oft die Sicherheitsdatenblätter. Teilweise ergibt sich daraus bereits die weitgehend exakte Zusammensetzung. In diesem Fall könnte man zumindest Lösungsmittel und ihren Gehalt identifizieren.
 
Bei einer Fahrradkette versagt nicht der Schmierstoff, sondern wahlweise die Wartung oder das Gebrauchsumfeld.
Es gibt keine Industrieanwendung, bei der eine Kette in einer abwechselnd schmutzigen, staubigen, nassen oder kalten Umgebung offen läuft.
Entweder ist die Arbeitsumgebung sauber und trocken, wie bei einer Fertigungsmaschine, dann kann eine Kette offen laufen, oder die Kette läuft gekapselt im Ölbad, wie bei einem Verbrennungsmotor.
Und bei den offen laufenden Ketten gibt es feste Wartungsintervalle für Reinigung und Schmierung.
Eine mir bekannte Ausnahme sind die Ketten an der Hebevorrichtung eines Gabelstaplers. Aber hier spielt eine eventuelle Längung keine Rolle. Die Schmierung wird selten erneuert und dient vor allem dem Korrosionsschutz. Entsprechend schmutzig sind diese Ketten dann auch.

Die Anforderungen an eine Fahrradkette kann kein Schmiermittel langfristig erfüllen. Da die Kette nur unter den Rollen geschmiert werden muss, sollte der Schmierstoff kriechfähig sein, geringe Schmutzanhaftung entwickeln, wasserbeständig sein und das idealerweise über Monate hinweg.
Und das geht nicht.

Am Ende ist es eine Frage von Wartung und Pflege und dann könnte man Fahrradketten notfalls auch mit Salatöl schmieren.
Die wartungsarme Kette wurde bereits erfunden - der Riemen.
 
Trotzdem gibt es ja Unterschiede und nicht jeder Schmierstoffe ist gleich geeignet.

Stapler Ketten sind halt irgendwann soweit gelängt, dass man tauschen muss.
Auch da hilft reinigen und schmieren ungemein die Haltbarkeit zu erhöhen. Vie mineralischer Staub erhöht den Reinigungsbedarf ungemein. Ist Staub in den Gelenken verschließt die Kette ungemein mehr.

Ob sich das rechnet ist wieder eine andere Frage, aber einen Unterschied macht es sehr wohl. Es gibt auch für diese Ketten Verschleißlehren. Zu lang und kein UVV Stempel, woher ich das weiß?
 
Ich schreibe und sage es immer gerne: Kette ist ein Verschleissteil - der günstigste im Antriebstrang - von daher fahren und ab und an durch einen ölgetränkten Lappen ziehen. Meinetwegen sparsam ölen, wenig Gedanken verschwenden und rechtzeitig tauschen.

Wenn Kette, Zahnkränze und Kettenblatt es verlangen wird mit einer Kunststoffbürste und Holzspatel der anhaftende Schmoder beseitigt und im Nachgang die Fuhre mit Biokaltreiniger und Gartenschlauch gespült. Hilft auch gut gegen den aktuellen Salzbelag....

Von Experimenten mit nicht geeigneten Schmiermitteln und Reinigungsmethoden halte ich wenig und sind geeignet dunkle Nachmittage zu füllen.

Aktuell habe ich ein Schmiermittel für meine Privaträder in Verwendung welches mir als Muster zur Verfügung gestellt wurde, das macht erstaunlicherweise einen guten Eindruck. Muss ich mir mal genauer ansehen, weiss nicht mal den Hersteller / Marke auswendig.

Ich habe wirklich schon jede erdenkliche Methode durch: von Heissfetten in Dosen zu Querfeldein - Zeiten bis hin zu Sägekettenölen in den Anfängen der 3 x 7 ( MTB ) Schaltungen...
 
Entweder ist die Arbeitsumgebung sauber und trocken, wie bei einer Fertigungsmaschine, dann kann eine Kette offen laufen, oder die Kette läuft gekapselt im Ölbad, wie bei einem Verbrennungsmotor.
+1
Das führt zu der großartigen Situation, dass die Kette ideal für Nabenschaltungen geeignet ist, da man sie dort kapseln kann und keinen Riemen braucht. Der wäre für ne offene Schaltung mit mehreren Gangstufen ideal, die braucht aber die Kette...
Ich glaube man erkennt ganz gut aus welcher Glaubensrichtung ich komme. :ROFLMAO:
 
Die Ketten in den ollen Bakfietsen die ich bisher in den Fingern hatte waren teilweise wirklich fies gelängt. Sie sahen Dank Kettenkasten ohne jegliche Wartung aber alle noch ziemlich gut aus.
 
Ich glaube man erkennt ganz gut aus welcher Glaubensrichtung ich komme. :ROFLMAO:
Genau, mal ein Bisschen mehr Herzblut, Glauben und Ideologie her! :giggle:

Ich habe selbst gar kein Patentrezept anzubieten. Zum Ölen nehme ich in der Regel 68er Hydrauliköl, das ist kaum legiert, mittelviskos, einigermaßen wasserabweisend und ich habe es in größerer Menge da, weil die meisten Gleitlager bei Werkzeugmaschinen damit geschmiert werden. Es verharzt nur langsam, hält Staub aber fest. Ich versuche, es regelmäßig aufzutragen und die Kette läuft bei meinem Neo-Hollandrad und Light Roadster im Kettenkasten. Aber die Ketten längen sich doch obwohl ich gar nicht so viel fahre. Von Krischans 11000 km bin ich weit weg.
Und klar, für die variablen und kaum benennbaren Bedingungen, unter denen eine Fahrradkette ihr dasein fristet, kann man rechnerisch kaum einen optimalen Schmierstoff ermitteln. Aber einige werde weniger schlecht sein als andere.
Das mit dem Längen von geschützt laufenden Ketten ist mir auch schon aufgefallen. Da ist dann wohl die Schmierung an den Bolzen zu schlecht, was ein besser eindringender Schmierstoff beeinflussen könnte.

Ich hätte gerne ein Kettenöl, bei dessen Auftrag sich die Kette wieder selbsttätig auf Originallänge verkürzt! :giggle:
 
Die Ketten in den ollen Bakfietsen die ich bisher in den Fingern hatte waren teilweise wirklich fies gelängt. Sie sahen Dank Kettenkasten ohne jegliche Wartung aber alle noch ziemlich gut aus.
Das passt zu meiner ersten Kette am Bakfiets, sah noch 1a aus, ist trotzdem gerissen.
 
Ich hatte mal eine 250er MZ mit einfachem Fettkettenkasten. Das war ein West-Modell mit westlicher Kette und als ich sie mit 43tkm verkauft habe, war der Endantrieb dem Aussehen nach noch prima, an den Kettenrädern kaum erkennbarer Verschleiß trotz minimaler Pflege (draufgucken, immer noch fettig, fertig). Es kommt mir so vor als ob das bei Fahrradkettenkasten und Chainglider nicht so gut aufginge.
 
Abrieb & Längung der Kette spielt bei mir ja keine so große Rolle, da die Belastung auf die Kette nicht groß ist. Bis auf eine Ausnahme fahre ich an all meinen Rädern eine Kombination aus Nabenschaltung und Frontmotor.
Dafür werden die Hobel aber das ganze Jahr durch bei jedem Wetter täglich bewegt, was neue Ketten dann meist bereits nach den ersten 3000 Kilometern lautstark beklagen.
Ein für mich ideales Öl müsste also extrem Wetterbeständig sein, lang anhaftend, und sollte gleichzeitig nicht so klebrig sein das ich hinterher die halbe Straße dran kleben habe, was wohl ein ziemliches Paradoxon darstellt. :LOL:

Nochmal völlig anders sieht die Sache bei den Rädern auf der Arbeit aus.
Hier muss es stets schnell gehen weil die Räder alle jeden Tag fahren, also wird einfach irgendwas drauf geschmiert wenns quitscht - und ich armer Hund darf dann im Anschluss den voll gesifften Antriebsstrang reinigen wenn die Räder zum Service rein kommen. :-/
 
Ein für mich ideales Öl müsste also extrem Wetterbeständig sein, lang anhaftend, und sollte gleichzeitig nicht so klebrig sein
vielleicht Seilfett ? Ich habe es als Unterbodenschutz und Hohlraumversiegelung für Auto gekauft, hat gut funktioniert.
Es ist ein Spray, das Öl kommt sehr dünnflüßig, nach 5 Min wird es etwas zäh und klebrig. Wird vom Regen nicht abgewaschen.
bildet eine beständige Schutzschicht.
MfG
 
Es gibt keinen "ultimativen Kenntenschmierstoff". Die Gründe wurden genannt.
Ich mache das bei allen Rädern so: Sommers bei wenig Wasserfahrten Kettenwachs, aber ohne Gedöns mit vorher Entfetten usw. Neue Kette je nach Witterung 200 bis 500km fahren, reinigen, Wachs drauf, nach 100 bis 200km ÖL-Wachs-Krümmel abwischen, neues Wachs drauf.
Haltabarkeit mit Wachs gleich oder besser als mit Öl/Fett. Vorteil: Schmutzt nicht. Nachteil bei Nässe/Salz: Kette rostet.
Winters, besonders bei Salzfahrten: Irgendein Fahrradkettenöl drauf, ab und an mit WD40-Lappen abwischen.
Man kann sich auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln; wenn die Fettpackung unter den Rollen mal sandig oder raus ist, bekommt man da nur noch mit sehr viel Sauerei "etwas" Öl rein. Nur macht das eine fette Sauerei und hilft wenig.
Ich fahre zwischen 20 und 30tkm/Jahr. Eine Kette hält bei mir -egal mit welchen "Wundermitteln"- zwischen 800km (Cyclocross im Schlamm) und max. 5.000km (nur Trockenfahrten auf dem Renner). Man hat 3 Optionen: Ketten nach Verschleißmesser wechseln; 3 Ketten-wechselweise einsetzen und wenn die fertig sind, alles tauschen; keine Kette wechseln bis Gang springt und dann alles tauschen. Keine Ahnung, was wirklich billiger kommt. Ich wechsel die Ketten nach Verschleißmessung und fahre das Ritzelpacket meist deutlich länger als das vordere Kettenblatt; das Kettenblatt aber mindestens 30tkm (ok, am Crosser einsatzbedingt weniger).
 
vielleicht Seilfett ? Ich habe es als Unterbodenschutz und Hohlraumversiegelung für Auto gekauft, hat gut funktioniert.
Es ist ein Spray, das Öl kommt sehr dünnflüßig, nach 5 Min wird es etwas zäh und klebrig. Wird vom Regen nicht abgewaschen.
bildet eine beständige Schutzschicht.
MfG
Und bindet den Dreck absolut famos. Dreck ist der Tod der Kette; nicht die mangelnde Schmierung. Außerdem harzt das Zeug irgendwann. Und unter die Rollen, die der wirklich wichtige Schmierpunkt der Kette sind, kommt das Zeug auch nicht. Sieht halt geschmiert aus, macht sich nett auf der Wade, aber verkürzt eher die Lebenszeit der Kette.
 
Ich bin auch für "nicht klebrig", denn wie schon angesprochen führt feiner Staub zu einer massiven Erhöhung der Schleifwirkung.
Und ich habe einmal irgendwo gelesen, dass sich eine Kette durch das einschleifen der Glieder in die Verbindungsbolzen längt, fragt mich aber bitte nicht so ich das gelesen habe...
 
Wir sind bei unserem Load 60 und der Kette auf Squirt Chain Lube gewechselt. Seitdem hat sich der Aufwand, sowie der Reinigungsprozess massiv verringert. Die Laufzeit ist etwas hochgegangen, bei uns jetzt ca. 2 Monate mehr Laufzeit. Kann hier aber nicht garantiert sagen, dass das an dem Zeug liegt.

Kette war nie so lange so sauber, Kette war nie so lange so ruhig, solange man die Anweisungen korrekt befolgt. Tut man das nicht, wird sie laut, bzw. dreckig.

Ich nenne explizit das Produkt, da es auch andere Kettenwaxe gibt, die nach Erfahrung von Freunden weitaus schlechter sind und ich mit denen selbst nie Erfahrung gemacht habe. Habe vorher möglichst trockene Fette genutzt, aber alles hat irgendwann den ganzen Schmutz überall gelassen und das Reinigen war einfach ein Krampf. Muss nun seit über 1 Jahr nur einmal über die Kette wischen mit einem Tuch.

Draufgekommen bin ich über einen Bekannten. Aufgeschlüsselt habe ich das in ein paar Beiträgen:



 
Zum Kettenreinigen hatte ich hier mal ein funktionsfähiges Verfahren gezeigt für Ketten, die bereits abgenommen sind:
https://www.cargobikeforum.de/forum/index.php?threads/kette-gründlich-reinigen-ohne-viel-mühe.5781/

Das lohnt sich aber nicht für die regelmäßige Wartung, eher um bei einer Generalüberholung mit einer sauberen Kette wieder starten zu können.

Unterscheide von Anwender zu Anwender werden auch sein:
- überdachter Stellplatz?
- wasserscheuer Fahrer?
- Straße oder Sandwege?
- Immer in der Ebene 1-2 Gänge nutzen oder hoch und runter das ganze Ritzelpaket?

Das mit der Kettenlängung durch Verschleiß an den Bolzen stimmt schon so, wenn die Rollen Spiel entwickeln ändert das linear betrachtet, so wie man misst, die Teilung der Kette nicht. In der Kurve an Kettenblatt und Ritzel macht der Verschleiß der Rollen dann aber wohl auch etwas aus. Und das ist ja der Punkt wo einem die Teilung wichtig ist.
 
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