Gleam Insolvent

Wer sieht wie mit gewerblichen Räder umgegangen wird weiß hier ist Einfachheit und Robustheit Trumpf.
Bin gestern an der Ampel neben einem Flink-Boten gestanden. Die haben wirklich die primitivsten Kisten: ein massives Eingang-Rad von Enviado mit Frontnabenmotor und großer Styroporkiste hinten drauf.
 
Die haben wirklich die primitivsten Kisten
Jo, das ist ein sehr sinnvolles Konzept. Was nicht dran ist, kann auch nicht kaputt gehen, so einfach ist das. Kann ich aus eigener beruflicher Erfahrung sagen.
Diese ganzen Hipster-Bikes mit Cloud-Connection und Elektronikspielkram kann man vielleicht Privatpersonen aufschwatzen, aber im gewerblichen Umfeld müssen Räder möglichst robust gebaut- und kostengünstig zu reparieren sein.
 
Ich denke das ist eine schwimmende Grenze. Ich habe schon ganz gerne etwas Komfort, auch auf dem Rad.

Das Problem ist, wie beim Auto, dass der Mensch oft irgendwas kauft ohne seinen Bedarf genau zu kennen. Er "gönnt" sich unter anderem Dinge die er nie braucht.

Ich habe da auch etwas Glück gehabt.
 
@guinness
Du bist übrigens Schuld das noch eine Bauidee in meinem Kopf rumschwirrt.:LOL:
Jetzt kann ich mich nicht entscheiden ob alla Chike oder alla Gleam gebaut wird.
Kannte vor deinem Thema das Gleam noch nicht.
 
Und gerade bei Flottenrädern gilt der Grundsatz: "ist ja Arbeit, das muss kein' Spaß machen!" ;)
 
Um mal zurück zum Thema zu kommen: Es geht ja um das Gleam hier und mMn nach ist das Rad technisch sehr aufwendig, ja,
hatte aber ne Systemlast von 270 kg, wenn ich mich nicht verlesen habe (also meine Kumpels in der Radlogistik suchen durchaus sowas) und konnte eben relativ sanft dahingleiten (auch das ist durchaus gefragt, denn Fahrräder bügeln Dinge in der Regel eben nicht so gut weg, wie die Karren).
Das Rad war halt technisch zu komplex auch auch nicht entsprechend eingepreist.

Insofern finde ich die Hipster-Schublade, die hier ständig aufgemacht wird, etwas unangebracht.

Von mir aus VanMoof, ja, aber das war ne ganz andere Nummer und verdient vielleicht einen anderen Faden (ist aber kein Lastenrad).

Gleichzeitig sehe ich hier im Forum ständig die Fragerei nach Kiox und Co, Handyanschluss, hier nen Schalter, da noch was extra und frage mich eh schon lange, was das noch mit Fahrradfahren zu tun hat, wenn ich auf dem Bock nicht einfach loslegen kann, weil irgendwas Smartes gerade nicht geht.
Aber Leute stehen offensichtlich drauf und wenn es sie aufs Rad bringt, ist mir's egal, solange ich noch einigermaßen puristisch unterwegs sein kann. Je nach Rad, an Sporträdern mag ich auch Elektronik ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
200 Kg Zuladung minus 70 - 100 kg Fahrergewicht wird dann schon etwas dünn!
Ist halt die Frage welche Nische bzw welcher Anwendungszweck angepeilt wurde. Ungefähr 120 kg Zuladung exklusive Fahrer ist halt noch nicht so viel mehr als bei günstigeren Rädern, auch wenn das mögliche Volumen eine Ecke mehr ist als bei Long Johns.
Zum Vergleich, das Dreirad von Fulpra kann 350 kg inklusive Fahrer laden, und bis zu 3m³ Volumen. Ist allerdings nicht voll gefedert.
 
200 Kg Zuladung minus 70 - 100 kg Fahrergewicht wird dann schon etwas dünn!
Welches Rad bietet denn so viel mehr, bei einer derartigen Federung? (Ein Musketier kommt auch "nur" auf 300 kg insgesamt bei 74 kg Rad mit Motor und hat keine Federung hinten).
Also ich kenne kaum was. Und 100 kg Fahrer sollte eher nicht der Schnitt sein, mMn, wenn er/sie auch noch die Ware aus/einladen darf, idealerweise mit ner Carla hinten dran. Im Zweifel purzeln die Pfunde dann recht schnell.

Ich komme in meinem Universum bei 80 kg Fahrer*in Gewicht immer noch auf 120 kg Zuladung, was durchaus brauchbar ist. Und es geht nicht immer um Gewicht, manchmal soll Ware auch einfach nur Heil ankommen oder es geht um Volumen, was gegeben ist.
 
Aber dann wird's deshalb dünn, weil dann das Armadillo seine Vorteile ausspielen kann, bei vergleichbarem Preis wesentlich größeres Ladevolumen bei sehr komfortabler Federung (bin probe gefahren - macht süchtig!).
 
hatte aber ne Systemlast von 270 kg
Haut mich jetzt nicht vom Hocker. Gibt zahlreiche Trikes die das können.
Selbst diese alten ollen Dreiräder der Post von vor 10 Jahren konnten bereits 250kg bei 80kg Eigengewicht vertragen. Die neuen Modelle mit der riesigen Kiste hinten drauf sind sogar für 300kg zugelassen.

Welches Rad bietet denn so viel mehr, bei einer derartigen Federung?
Da stellt sich dann halt wieder die Frage, ob man für ein Fahrzeug das wohl in erster Linie für den 'Last-Mile' Transport genutzt werden dürfte unbedingt eine aufwendige Federung benötigt die einen federleicht über den Asphalt schweben lässt.

Das Konzept ist schön, und ich habe Anerkennung für die ingenieurtechnische Leistung übrig. Aber im gewerblichen Kontext - und bei so einem Rad musst du gewerbliche Kunden ansprechen damit sich überhaupt entsprechende Absatzzahlen erreichen lassen - sind all die Einzelteile in diesem Federungs- und Neigemechanismus potentielle Fehlerquellen. Für jeden Menschen der Flottenmanagement bzw. Wartung betreibt ist sowas ein Albtraum im Unterhalt.
 
Da stellt sich dann halt wieder die Frage, ob man für ein Fahrzeug das wohl in erster Linie für den 'Last-Mile' Transport genutzt werden dürfte unbedingt eine aufwendige Federung benötigt die einen federleicht über den Asphalt schweben lässt.

Genau das wird bei gewissen Einsatzzwecken benötigt. Ich hab schon bei Freunden ausgeholfen und Cateringware und Torten/Kuchen transportiert. Genau das war mit dem UA XL sehr tricky und nur durch ganz langsames Fahren gab es lediglich 15% Schwund. Und das ist sehr profitabel.
In der Stadt gibt es tatsächlich nicht nur das Grobe zu transportieren, sondern auch viel Fragiles. Auch Laborproben und solchen Kram.
Es ist eben nicht alles Last Mile, sondern einfach von A nach B in der Stadt.
Wäre doch schade, diesen Kuchen den Verbrennern zu überlassen.
 
Die Frage ist dann aber, wie häufig solche anspruchsvolleren Anwendungsfälle im Vertriebsgebiet vorkommen, und ob das Geschäftsvolumen ausreicht um Fertigung und Unterhalt wirschaftlich machbar werden zu lassen. Der Nutzen für den Anwender wäre da, aber kann der Hersteller davon leben?
So eine aufwändige Konstruktion mit vielen Spezialteilen wäre unter @Kaffeetanne s Einsatzbedingungen auch eine risikobehaftete Anschaffung. Wird das Modell eingestellt oder geht der Hersteller in Insolvenz könnte ein Lieferunternehmen unerwartet finanzielle Probleme bekommen wenn Schäden nicht mehr reparierbar sind.
 
Cateringware und Torten/Kuchen transportiert.
Und das ist sehr profitabel.
Mag sein, aber die meisten Geschäfte fahren halt eben gerade nicht rohe Eier durch die Gegend, und so ein Fahrzeug muss ein möglichst großes Kundensegment ansprechen um profitabel zu sein. Von ein paar Konditoren und Laboren an die man jeweils ein oder zwei Räder verscherbelt kannst du keinen Betrieb am laufen halten wenn das Rad gleichzeitig halbwegs bezahlbar bleiben soll. Stichwort Skaleneffekte.
Alternative wäre eine kleine manufakturartige Produktion. Da würde der Preis aber vermutlich deutlich im fünfstelligen Bereich liegen - dann winken wieder viele Betriebe ab und sagen sich 'Da kann ich mir auch gleich einen Dieselsprinter kaufen'.

Wird das Modell eingestellt oder geht der Hersteller in Insolvenz könnte ein Lieferunternehmen unerwartet finanzielle Probleme bekommen wenn Schäden nicht mehr reparierbar sind.
Dieses Problem ist in der Tat sehr real. Als ich vor Jahren bei einem anderen Postbetrieb gearbeitet habe, ging der Hersteller der eBikes Pleite und wir bekamen von heute auf morgen keine Ersatzteile mehr. Bei den meisten Komponenten war das kein Problem, weil es ja im Zweiradbereich zum Glück zahlreiche gemeinsame Standards gibt.
Manche Einzelteile waren aber eben spezifisch nur für diesen Hersteller, und diese Räder gefertigt. Da dann Ersatz zu finden ist sehr anstrengend.
 
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