Kettenpflege, wie macht Ihr das?

Beiträge
547
Da es in kurze Frage / kurze Antwort auf gekommen ist und
Mal eben kurz schlecht zu beantworten ist hier mal ausführlich.
Das macht das wieder finden auch leichter.

Jeder der seine Erfahrungen teilt sollte seine Bedingungen dazu schreiben.

Meine:
Vielfahrer mit 80Nm Mittelmotor der bei jeder Gelegenheit Asphalt meidet.
Fahre lieber auf Splittwegen abseits vom Autoverkehr.
Schaltung 2x10 Shimano XT
Kettenblatt 36T + 48T
Kassette Shimano HG 50 11-36T
Kette aktuell Decathlon 10 fach 118 Glieder
Gefahrene Ketten bisher: KMC e10, Shimano HD95 und Shimano e6090.

Bisherige selbstgemachte Erfahrungen:
Ersten 5000km:
KMC e10 mit öligem Pflegemittel = 2x Kette a2500km, eine Kassette und ein Kettenblatt.
Trotz Putzwahn immer so schmutzig das Kleidung die Kontakt hatte entsorgt werden durfte.

Nächsten 10000km:
KMC e10 mit Finish Line Kettenöl trocken = 2x Kette a5000km +eine Kassette.
Saubere Kette die aber zum rosten neigte.
Als das Pflegemittel leer war ist es nur sehr teuer aus dem Ausland verfügbar gewesen,
es musste was anderes her.

Nächsten 7850km:
KMC e10 mit Squirt Clean Long Lasting Chain = 7850km und eine Kassette.
Ketten sind neu über 10Glieder gemessen 119mm, Verschleißgrenze bei Stahlritzel ist 120,25mm.
Die KMC e10 ist bei 120,1mm mit einem Kettenriss ausgestiegen.

Nächsten 9850km:
Shimano e6090 mit Squirt Clean Long Lasting Chain dann war die Kette bei 120,1mm sprang aber auf der
Kassette.

Nächsten 1150km:
Die gebrauchte Kassette von den 7850km davor verbaut und weiter mit der e6090 gefahren.
Dann ging das Springen auf der Kassette wieder los.
Kette mit 120.1mm entsorgt.

Nächsten ~3500km:
Decathlon Kette für 15€ mit neuer Kassette und Kettenblatt verbaut mit Wachs gepflegt.
Das ist aktueller Stand.
Kette ist bei 119,2mm.


Meine Vorgehensweise beim pflegen mit Wachs:
Die ersten Ketten habe ich noch mit Chemischen Mitteln von sämtlicher Werkseitigen Schmierung befreit.
Gurken Glas mit Bremsenreinige, Kette rein und etwas stehen lassen.
Über das Gurkenglas aufgehängt und abtropfen lassen.

Die letzte Kette habe ich nur auf die alten Komponenten Verbaut und durch einem Lappen mir Reiniger
laufen lassen bis sie äußerlich nicht mehr klebte.
Dann neue Kassette und Kettenblatt verbaut und ~200-300km ohne Pfegemittel gefahren.
Erst dann mit dem Wachs angefangen.

Erst auftragen mache ich 2x, danach 1x wenn ich die Kette höre ~200km.

Auftragen tue ich auf die unteren Röllchen so wenig wie möglich.
Das gibt die Flasche vor, weniger gelingt mir selten.
img_20230423_114339coiyz.jpg

Danach kurble ich langsam durch zum verteilen.
img_20230423_114551ncel4.jpg

Bike über Nacht wegstellen, danach ist es nicht mehr sichtbar.
img_20230422_13521194dpj.jpg

Was ich noch mache:
1. beim Fahrrad putzen eine harte Bürste an die Kassette halten
und durch kurbeln.
Erst danach putze ich das gesamte Fahrrad.
2. über die Schlechtwetterzeit habe ich einen Schutz vor dem Kettenblatt um den
Schmutz vom Vorderrad fern zu halten.
dvdv94i29.jpg
rhredbel3.jpg

Das dürfte beim Lastenrad aber nicht nötig sein.
Ich mach Cargo aber nur mit dem Anhänger, fahre also ein normales Pedelec.

Sonstige Erfahrungen:
Beim Bekannten mit Bosch Gen2 hat Wachs zu einer lauten Kette geführt.
Er hat wieder auf Öl umgestellt, hat mir eine fast volle Flasche Wachs beschert.

Beim Rad meiner Frau mit Nexus8 und Gen2 funktioniert es aber ohne Geräusche.
Da läuft die Kette aber auch immer gerade.
Dort wird auch seltener aufgetragen ~500km.
Die Kette und Ritzel halten dort ~8500km, dann musste ich die Kette kürzen.
Die Kette lässt sich an dem Bike nur wenig spannen, deswegen erneuere ich lieber.
Sie fährt auch wesentlich weniger als ich.


Wer das mit dem dokumentieren und erhalten meinerseits nicht so ganz verstehen kann und für übertrieben hält:
Habe es beruflich lange Jahre so an unserem Maschinenpark gemacht, es ist in Fleisch und Blut übergegangen.
 
Du meine Güte! Das ist ja fast schon eine wissenschaftliche Abhandlung. Da Du recht offen fragtest: "Wie macht ihr das? ... ich mache es so:

- Schmierintervalle nach Gefühl und nach Gehör (unterwegs ggf als Improvisation Wasser drauf)
- Allerwelts-Fahrrad-Kettenöl (winters etwas dünnflüssigeres und sommers dickflüssiger - habe zufällig beides)
- Immer mit Stofflappen und also Kette kurz durchziehen und vom Schmodder befreien
- Öl immer auf den unteren Strang und also innenseitig, selten über das Tuch
- Immer überschüssiges Öl gut entfernen im Sinne Kette trocken machen (durch den Lappen ziehen)
- Reinigen von Ritzel und Kettenblätter nach Belieben, ehrlich gesagt aber selten
- Vielfahrer Ja (kein Auto), Kilometerleistungen unbekannt (Lasten-, Trekking-, Rennrad)

Das größte Problem für mich besteht weder in Technik, noch Material, sondern schlicht darin, dass ich fast immer erst dann merke was tun zu müssen, wenn ich unter Zeitdruck bin. Also schon direkt los muss ohne Verzögerung oder aber bereits unterwegs bin und denke "hättste mal". Neu gekaufte Ketten entfetten oder sonstwie behandeln habe ich noch nie gemacht. Den Kettennieter benutze ich hemdsärmelig (teilweise Wiederbenutzen von Nieten). Alles ganz easy.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fragen zu Schmierung und Wartung kann man vortrefflich kontrovers diskutieren. Ein wesentlicher Grund dafür wird sein, dass viele Faktoren zusammen das Ergebnis erbringen und die beste Annäherung an eine wissenschaftlich taugliche Datenerhebung sowas wie Deine Aufstellung sein wird, @goofy . Wenn man aber im Hinterkopfbehält, dass es in dieser Frage nicht die eine allgemeingültige Wahrheit gibt, dann kann man aus solchen Beschreibungen schon etwas wertvolles ableiten, für die eine Konstellation liegt ja ein Resultat vor. Ich selbst könnte keinen so detaillierten Bericht abliefern, wir haben viele ganz unterschiedliche Fahrräder und die Behandlung variiert mehr als bei Dir @Joshua .

Was ich für mich als Anregung herausziehe:
- Mehr Augenmerk auf die Reinigung der Kette legen
- Mal Wachs besorgen und ausprobieren, Dein gleitender Übergang @goofy läßßt das ja handhabbar erscheinen.
 
Das Hauptproblem beim Wechsel von Öl zu Wachs ist es die Komponenten richtig sauber zu bekommen.
Bei mir sind sie ja nie schmutzig von dem Öl / Staub Gemisch was sich zwangsläufig bildet.
Halte es für schwer das alles zu entfernen.

Das was ich mit der letzten Kette gemacht habe würde ich nicht als gleitender Übergang bezeichnen.
Fahre die äußerlich sauberen Komponenten nur bis die innerliche Schmierung verbraucht ist.
Dann fange ich mit dem Wachs an.

Will mit dem auch nicht bekehren, eigentlich nur berichten wie es mir ergangen ist.

Wer über 10000km im Jahr fährt muss sich halt mehr Gedanken über die Kosten des Antriebs machen.
Das mit dem Ölbasierenden hat bei mir 3-4fache Kosten verursacht.
 
Ich tropfe ca alle 750km ein bisschen "Kettencognac" auf die Innenseite der Kette, ~16x im Jahr, danach abwischen. Immer schwarze Finger und Schmier an der Buchse...
Meine 6-8fach Kmc hält jetzt geschätzt den 10. Mm.
Vorne fahre ich 52 und 39 Zähne mit Fußwechsel, die 8er Kassette reicht von 11-32.
Gruß Krischan
 
Meine 5 Cent zu dem Thema: Habe meine Kette und Antrieb vor ca. einem halben Jahr (also in der eher kalten und nassen Jahreszeit) komplett von Öl befreit, war sehr aufwendig, aber es hatte sich gelohnt, das Squirt Kettenwachs drauf und man konnte die Kette auch nach längeren Ausfahrten problemlos anfassen ohne ölige/dreckige Finger zu haben. Allerdings: Kette und Antrieb wiesen nach nassen Ausfahrten sehr viel Rost auf.

Musste dann mal meinen kompletten Antrieb wechseln und hatte die kleine Hoffnung, dass es vielleicht an den alten Komponenten lag und die neuen nicht so schnell Rost ansetzen würden. Leider Fehlanzeige. Ich habe glaube ich schon recht häufig "nachgewachst" (die Flasche ist jetzt so gut wie leer) aber ich werde dann wohl doch wieder auf etwas öligeres wechseln.

Mein persönliches Fazit: Wer (fast) nur trocken fährt für den ist Wachs definitiv eine gute Wahl. Für mich passt es leider nicht.
 
Wachs wird von Wasser unterwandert und zum Teil abgespült (außer Bienenwachs?)
Büschen Flugrost schadet ja nicht, wenn die Kette dann länger hält, weil weniger Sand schmirgelt?
Gruß Krischan
 
Das mit dem Rost kenne ich nur wenn das Bike länger steht.
Meins ist täglich im Einsatz, auch bei nicht so schönem Wetter.
Das rostet es nicht so wirklich.
img_20230119_115546k8dvq.jpg
img_20221227_1135351ziiub.jpg

Das ist eine poplige Kette ohne solche Begriffe wie Rostfrei in der Beschreibung.
 
Ich bin mittlerweile bei fast allen Rädern auch auf Wachs umgestiegen. Mir gefällt es, dass es nicht so den Dreck anzieht. Bei Nässe fängt es manchmal auch an aussen an der Kette zu rosten, aber bei mir auch nur wenn das Rad länger gestanden ist. Zwischen den Röllchen konnte ich noch keinen Rost entdecken.
Das Rad mit dem ich am Meisten fahre ist noch nicht au Wachs umgestellt. Da warte ich noch drauf, dass die Kette endlich Mal durch ist und ärgere mich ständig über die schwarzen Finger.
 
Meine Methode:
- Mit Lappen die Fabrikschmierung der neuen Kette minimieren.
- Günstig besorgte 2. Wahl Kerzen schmelzen und die Kette darin baden (alter Topf und Einzelkochplatte draussen).
- aufgehängt abkühlen lassen
- über ein rundes Metall ziehen zum Brechen des erstarrten Wachses (beide Richtungen)
- mit Kettenschloss ans Rad.
- eine 2. Kette wachsen und weglegen
- sobald die Kette zwitschert, gegen die vorgewachste Kette tauschen (je nach Regenhäufigkeit zw. 300 und 1000km)
-wenn die 2. Kette auch zwitschert, wieder beide wachsen. Inzwischen hab ich ein Töpfchen mit “dreckigen“ Wachs zum Spülen und eins mit „sauberem“.
Ergebnis: weniger Verschleiß als mit Öl, saubere Finger, Hosenbeine etc.
Mit dem „dreckigen Wachs habe ich inzwischen auch die Kette meines Klapprades und des Fahrrads meiner Nachbarin nach nur trockener Reinigung behandelt.
 
Ich würde auch auf Wachs umsteigen wollen. Wie und womit würdet ihr eine MTB-Kette reinigen, die rund 1000 km gefahren ist und am Rad bleiben soll? Als Mittel habe ich das SQUIRT Lube -Low Temp- Kettenwachs.
 
@biccool.o Waschbenzin und dann noch mit Aceton. Wenn das jetzt keine vergoldete Tiancarbonirgendwasmeteoritenzeugs-Kette ist, würde ich mir das nicht antun. Theoretisch musst du in den Röllchen das Öl rauskriegen.........
 
Waschbenzin und Müslischale ?

Edit: Ich habe mir aber wirklich geschworen die Kette zu tauschen! Das muss echt nicht sein!
 
Oh, das habe ich tatsächlich nicht begriffen. Das ist halt richtig Schmock der halt rausgespült werden muss. Kette runter ist halt deutlich einfacher.
 
kette runter ist halt deutlich einfacher
Ne, nur bei Kettenschaltungen. Da hätte ich keine Probleme mit Schloss auf und Kette einlegen.
Allerdings bräuchte man das Wachs ja auch nur da. Bei Nabenschaltung verhindert ja der Kettenkasten das Verdrecken der Kette. ... Und das der Hose ... Da fällt es mir jetzt schwer einen Grund zu finden auf Wachs umzusteigen. Wachs und Kettenkasten wäre aus beiden Welten das umständlichste, wenn der Kettenkasten aus optischen oder anderen Glaubensgründen keine Option ist, dann bin selbst ich für einen Riemen.
 
Ich muss das Rad halt am Mittwoch Abend fertig haben. Morgen müsste ich dann Waschbenzin kaufen. Soweit ich gelesen habe, bleibt die Kette über Nacht darin. Link/Pin müsste ich mal schauen.
 
Zurück
Oben Unten