Die Werkstattabenteuer der Kaffeetanne

Im Schiffs- und Stahlbau rechnet man einfach einen Abrostungszuschlag mit rein. 2mm Wandstärke drauf und das Teil hält! :rolleyes:
Diese alten Eisenschweine haben erstaunlich dickes Geröhr, so schnell muss man sich also keine Gedanken über etwaige Rahmenbrüche machen. Aber eine Aufbereitung ist halt einfach in unserem gewerblichen Kontext nicht mehr lohnenswert. Man sieht ja gerade am zweiten Bild sehr gut, das der Rost die Lackschicht bereits großflächig unterwandert hat.

Das wäre doch was, gibt es da nicht so ein Spray was Rostmuster auf Metall erzeugt?
O-Ton Cheffe: "Wir sollten über braun als Firmenfarbe nachdenken". :LOL:

@Kaffeetanne: Danke für deinen schönen Thread und die vielen Bilder!
Dankeschön! Freut mich zu sehen das der Thread nach wie vor so positiven anklang findet!
 
Bei denen hab ich tatsächlich auch mal gearbeitet.
Was die wenigsten Wissen: Das heute so charakteristische UPS-Braun ist seinerzeit absichtlich gewählt worden weil man Straßendreck an Fahrzeugen und Uniformen nicht so schnell gesehen hat.
Als die ihr Geschäft vor über 100 Jahren starteten, sind viele Straßen schließlich noch nicht asphaltiert gewesen und Pferdefuhrwerke waren auch noch allgegenwärtig.
 
Nachdem die Werkstatt zum Ende der vergangenen Woche mal endlich fast leer war, ist diese Woche mal wieder alles eskaliert und ich hatte alle Hände voll zu tun.
Angekündigt wurden erstmal 4 Räder zur Inspektion, davon war eines noch nie bei mir zum Service. Und als ob das noch nicht reichen würde, kamen noch weitere Fahrräder mit unterschiedlichen Schäden spontan dazu, so das ich bereits am Dienstag insgesamt 7 Fahrräder und einen defekten Akku in der Warteschlange hatte! :X3:

Das erste Rad war easy. Ich hatte es erst im Juli für einen großen Service bei mir, entsprechend gab es nicht sehr viel zu tun.
Vorderrad zentrieren, Bremse nachstellen, Kette spannen - das wars!

Am zweiten Rad - eines der unplanmäßigen - gabs einen Platten hinten. Das bekam einen neuen Schlauch und auch gleich einen neuen Reifen mit dazu.

Nummer drei war eines unserer neueren eBikes und kam zur Quartalsmäßigen Inspektion rein.
IMG_4347.JPG

Auch hier gab es nicht viel zu tun. Lediglich eine gebrochene Speiche ersetzen und die Kette reinigen und frisch schmieren.

IMG_4346.JPG
IMG_4348.JPG

Die von mir zwischenzeitlich etablierten regelmäßigen Service-Termine machen sich hier deutlich bezahlt. :)
 
… absichtlich gewählt worden weil man Straßendreck an Fahrzeugen und Uniformen nicht so schnell gesehen hat. …
Als Vattern den ersten Transit gekauft hat, so Mitte der 80er, ist er erst mal über den Hof des Händlers geschlendert. Ein heißer und staubiger Sommer. Und die Farbe, die am wenigsten dreckig aussah, ist es geworden. So sind wir zu Safrangelb gekommen. Wirklich eine dankbare Farbe. Waschen zum TÜV, abgesehen vom Glanzgrad kaum ein Unterschied.
 
Weiter gehts...

Nummero 4 in der Warteschlange war noch gar nie bei mir seit ich hier der Werkstattknecht bin. Aus bestehender Erfahrung heraus habe ich daher bereits das schlimmste befürchtet und meine Erwartungen wurden - leider - nicht enttäuscht.
Der Hobel kam in einem absolut elenden Zustand hier an und ich bezweifle das der überhaupt jemals irgendeine Art von Service gesehen hat. Eine Komplettüberholung war also mal wieder fällig.

IMG_4349.JPG
IMG_4350_bearbeitet.jpg

Wie üblich natürlich wieder der gesamte Antrieb total versifft, die Kurbelschrauben schön rostig, Pedale schlackern gewaltig und ich bin überrascht das die völlig trockenen und verschlissenen Lager noch nicht auseinander gefallen sind.

IMG_4354.JPG
IMG_4351.JPG
Beleuchtungsanlage ist nicht mehr funktionstüchtig, das Rücklicht zerbrochen.

IMG_4356.JPG
IMG_4357_bearbeitet.JPG

Reifen hinten wie vorn sind runter gefahren und der Sattel hat bereits den fortgeschrittenen Zersetzungsprozess erreicht.

IMG_4352.JPG

Klappständer ebenfalls total verklebt mit altem Fett und Dreck, hinzu kommt großflächig Rost. Der Entriegelungshebel ist außerdem wohl irgendwann einmal gebrochen und wurde improvisiert mit einer Schraube und ein paar Muttern repariert.
 
Der Entriegelungshebel ist außerdem wohl irgendwann einmal gebrochen und wurde improvisiert mit einer Schraube und ein paar Muttern repariert.
Aber Respekt, Improvisationstalent!
Und bei allen Mängeln, es fuhr sicherlich noch? Ist immer wieder erstaunlich wie robust viele Räder sind.
 
Ich bin eher erstaunt auch wie schmerzfrei manche mit ihren Fahrzeugen sind.
Vor allem wenn man einen Arbeitgeber hat dem das scheinbar auch nicht ganz egal ist...
 
Und bei allen Mängeln, es fuhr sicherlich noch? Ist immer wieder erstaunlich wie robust viele Räder sind.
Fuhr, bremste und schaltete noch, wenn auch nicht sonderlich gut.
Diese "Klassiker" sind nahezu unzerstörbar und sehr anspruchslos. Stahlrahmen, Nabenschaltung mit Rücktritt, Trommelbremse, Seitenläuferdynamo. Alles pflegeleichte und einfache Technik an der nicht viel kaputt gehen kann. Deshalb ist das Schrauben an diesen alten Hobeln auch recht dankbar weil man selbst den letzten Schrotthaufen mit relativ wenig Aufwand meist wieder flott bekommt.

Ich bin eher erstaunt auch wie schmerzfrei manche mit ihren Fahrzeugen sind.
Vor allem wenn man einen Arbeitgeber hat dem das scheinbar auch nicht ganz egal ist...
Sind halt Arbeitsgeräte, die werden nicht geschont.
 
Und hier folgt nun die Fortsetzung zu #466.

IMG_4362.JPG
IMG_4359.JPG

Erstmal Kettenschutz abgenommen um die ausgeleierte Kette und die Dreckkruste zu bewundern.

IMG_4360.JPG

Messlehre fällt nicht nur durch, sondern lässt sogar noch einen Spalt. Kann jedenfalls keiner behaupten, wir verwerten das Material nicht äußerst ökonomisch. :sneaky:

IMG_4366.JPG
IMG_4367.JPG

Professionell installiertes Felgenband. Wundert mich das die Zustellerin bisher keinen Platten damit hatte.

IMG_4363.JPG

Die Nabe selbst sieht auch nicht besser aus. Dreckkruste und Ritzel mit Haifischzähne sein Vater.

IMG_4373.JPG

Und hier noch ein Blick auf den Klappmechanismus am Ständer. Mmmh lecker!
 
Die Werkstatt von Kaffeetanne hat etwas von einem Respawnpoint für Posträder. Ich könnte nicht abschätzen wie groß die Flotte ist, da ein paar Räder häufiger wiederzukehren scheinen.
 
Wie groß ist denn eure Flotte dass da noch immer so viele Leichen rein kommen? Du berichtest ja nun immerhin schon bald ein Jahr von deiner Arbeit.
Aktuell haben wir 33 Räder auf der Straße. Hinzu kommen noch zwei die nicht fahrbereit sind und noch von mir aufgearbeitet werden müssen.

Die Werkstatt von Kaffeetanne hat etwas von einem Respawnpoint für Posträder.
Das hast du sehr schön formuliert! Genau so fühlt sich das nämlich an wenn ich die Werkstatt am Ende der Woche leer verlasse, und Montags direkt wieder drei neue drin stehen. :X3:

Aber so ist das halt beim Flottenbetrieb. Die Räder sind ständig in Bewegung und unterliegen entsprechendem Verschleiß. Hinzu kommt das es halt zuvor keine Person gab die explizit für den Service der Räder zuständig war. Da hat sich dann halt einiges angestaut über die Jahre.
Vergesst auch nicht das die Nutzer keine emotionale Bindung zu ihren Drahteseln verspüren. Nicht so wie hier in dieser Fahrradaffinen bubble, wo manch einer mehr Zeit mit seinem Zweirad verbringt als mit seiner Partnerin. :p
 
IMG_4364.JPG

Erstmal einfach anfangen und die Nabe reinigen - hab ich mir zumindest gedacht.
Aber nachdem ich die fast einen halben Zentimeter dicke Fettkruste vom Ritzel gepopelt hab um überhaupt mal den Sprengring zu finden, geschah: Nix! Das Ritzel sitzt wie angeschweißt und lässt sich nicht mehr von der Nabe abziehen. Beide Komponenten sind durch die gemeinsame Symbiose miteinander verschmolzen.

IMG_4368.JPG

Gut, mach ich halt die Nabe erstmal von der anderen Seite auf und guck mal was drinnen so abgeht.
Der Überraschungseffekt hält sich in Grenzen. Die Nabe ist innen fast trocken und das Getriebe gibt ein herrlich sandig knirschendes Geräusch beim drehen von sich. :X3:

IMG_4369.JPG
IMG_4370.JPG

Immerhin sieht der Bremsmantel noch gut aus. Dafür ist das Fett bereits zäh und harzig, außerdem ist der Kugelring zerbrochen.

Hier ist der Aufwand leider zu groß, deshalb wird das komplette Hinterrad gegen ein funktionstüchtiges gebrauchtes aus dem Bestand getauscht. Aber keine Sorge, ich habe Nabe und Laufrad selbstverständlich nicht entsorgt. Die Einzelteile liegen eingepackt in einem Plastiktütchen im Schrank und warten nun darauf das ich mal die Muße finde alles zu reinigen und wieder zusammen zu bauen.
 
Als Ersatz für die ausgemusterte SRAM P5 kommt nun eine Shimano Nexus aus einem ausgeschlachteten Rad zum Einsatz.

IMG_4380.JPG
IMG_4381.JPG

Die ist zum Glück in einem wesentlich besseren Zustand und benötigt lediglich frisches Fett im Lager auf der Bremsmantelseite.

IMG_4376.JPG
IMG_4375.JPG

Der Rollenständer wurde zerlegt und alle Einzelteile gereinigt sowie abgeschliffen. Der Bügel hat anschließend noch eine Schicht frischen Lack bekommen.

IMG_4382.JPG

Das 'neue' alte Hinterrad eingebaut und mit einer frischen Kette bestückt. Sieht schon direkt ganz anders aus!

IMG_4384.JPG

Ursprünglich hatte ich vor auch präventiv das Innenlager zu tauschen, aber im Angesicht der zahlreichen Räder die sich in der Werkstatt eingefunden hatten, musste ich Prioritäten setzen und habe auf einen Austausch verzichtet.
Mit den festgegammelten Kurbelschrauben und (mal wieder :rolleyes:) so einem elenden FAG-Lager wäre das wieder ein Act geworden der einen ganzen Nachmittag gekostet hätte.

IMG_4389.JPG

Und so steht es nun da nach seiner Komplettüberholung, bereit für viele weitere Dienstjahre!
 
Letzte Woche einen Akku in der Werkstatt gehabt der nicht mehr funktionieren würde. Er liefert keinen Saft und lädt auch nicht mehr. Also machen wir halt mal auf und gucken was da los ist.

IMG_4413.JPG

Oha! Offenbar nicht mehr viel. :eek:

Der Akku hat sehr offensichtlich einen veritablen Wasserschaden erlitten und kann nur noch als Totalschaden verbucht werden.
Wie es dazu kommen konnte ist unklar. Die Dichtung zwischen den Gehäusehälften ist intakt. Ich kann mir höchstens vorstellen, das den einer in eine Pfütze hat platschen lassen. Wasserdicht sind die nämlich freilich nicht.
 
Zurück
Oben Unten