AW: Lenkansteuerung - Stange vs Züge
Ich bin neu hier und befinde mich grad in der Vorentwurfsphase für ein Cargo-Bike. [...] Ich habe noch nie ein Cargo-Bike gefahren [...]
Das wirst du natürlich noch ausprobieren, bevor du eins baust ;-)
Dabei fällt sofort auf, daß man Riesenlenkeinschläge benötigt, um vergleichsweise moderate Kreise zu fahren.
Dass des Wendekreis bei einem langen Fahrzeug groß ist, liegt aber auch einfach an der Länge des Fahrzeugs. Eine vereinfachte Formel zur Wendekreisberechnung (Wikipedia) ist D = 2 * L / sin α ausdrücken (D : Spurkreisdurchmesser; L : Radstand; α : Einschlagwinkel der Räder). Der Radstand geht hier massiv mit rein. Ein zwei-Meter-Fahrzeug hat, selbst wenn du es um sich selbst drehen läßt, eben einen Wendekreis von zwei Metern.
Dein Tandem-Beispiel macht es ja hervorragend deutlich: Bei einem Tandem ist alles gliech wie bei einem normalen Fahrrad: Radgröße, möglicher Lenkeinschlag, ... Nur der Radstand ist eben größer.
Der mögliche Lenkeinschlag sollte m.E. schon nahe an die 90° heranreichen
Wegen der zunehmenden Kippneigung würde ich mir das überlegen.
Außerdem ist nur eine gerade Stange auch eine gute Stange, und statt der üblichen Kröpfung im vorderen Bereich gehört da m.E. eine gescheite Umlenkung konstruiert. Wenn ein Bullitt (das ist meine Referenz) einen Lenkungsdämpfer benötigt, dann doch wohl deshalb, weil diese blöde Stange flattert und nicht, weil's an der Radführung irgendwas auszusetzen gäbe. Wahrscheinlich bekäme man die Lenkung auch zur Ruhe, wenn man den Lenkungsdämpfer nicht zwischen Rahmen und Gabel anordnen, sondern nur die Spurstange an der Biegung damit aussteifen würde.
Der Lenkungsdämpfer (so man ihn überhaupt benötigt, ich brauche ihn nicht) ist aber nicht deswegen , weil die Lenkstange an der Biegung flattert (das wäre ja noch schöner!), sondern um das für manchen wohl zu nervöse (ich nenne es direktes) Lenkverhalten zu entschärfen. Das kommt aber nicht von der Stange, sondern von der Lenkgeometrie.
An der Spurstange gefällt mir beim Bullitt außerdem nicht, daß sie den tiefsten Punkt des Unterbodens darstellt und damit unweigerlich verbogen wird, falls man mal irgendwo damit aufsetzt.
Jo, aber irgendetwas ist immer der tiefste Punkt des Unterbodens und damit unweigerlich verbogen, falls man mal irgendwo damit aufsetzt. Und auch hier wieder der reality check: Was man mit dem Bullitt fährt, sind hohe Bordsteinkanten. Und da setzt man nicht auf. Dass man bei 40 cm-Stufen aufsetzen
könnte, ist nicht praxisrelevant.
Ich denke aus all diesen Gründen auch mehr Richtung Seilzug, Fahrradkette, Zahnriemen ... Es gibt da ja sicher noch zwei, drei andere Möglichkeiten. Beim Seil sollte man aber nicht nur auf die Bruchlast gucken, sondern auf v.a. auf das E-Modul. Das wäre also die Frage, wieviel längt sich das Seil bei 'ner gegebenen Last - und das ist z.B. beim Windenschlepp von Segelflugzeugen vergleichsweise wurscht. Wenn eine am Vorderrad angreifende Kraft jedoch elastisch den Bowdenzug längt, bzw. seine Hülle staucht und das Ganze dann anschließend wieder zurückfedert, dann könnte das wieder zum Bugradflattern führen.
Dann brauchst du halt wieder einen Dämpfer
Im Ernst: Bei solchen Fragestellungen schaue ich immer, warum die gängige Methode so ist, wie sie ist. Und im Landfahrzeugbereich sind Seilzuglenkungen IMO recht selten anzutreffen. Und so etwas hat sicherlich auch seine Gründe.