zum Thema Oberrohr möchte ich aber in den Raum werfen, dass dies vielleicht auch erstmal vorrangig die Zielgruppe "Männer" betrifft. Ich als Frau, die das Rad vorrangig zum Kindertransport benutzt, bevorzuge ganz klar den tiefen Einstieg! Wir Frauen sind keine Beinschwinger und steigen immer vorne rum aufs Rad.
Hust, Hust ... da muss
zumindest ich mich mal
entschuldigen. Ich hatte tatsächlich 50% der Menschheit nicht im Sinn, als ich hier schrieb. Zwar verhält es sich tatsächlich so, dass meine Frau Diamantrahmen mit recht hohen Oberrohren fährt und gar bevorzugt. Aber mir ist durchaus klar, das sie in dieser Hinsicht nicht repräsentativ ist. Also, mea culpa, klare Argumente pro Tiefeinsteiger.
Was ich als Mann beim (mittlerweile veräußerten) Tiefeinsteiger-Lastenrad übrigens sehr nett fand, das war das
Ausgleitenlassen des Rades nahe dem Zielort mit dann bereits auf die Absteigeseite (immer links) herübergeschwungenem (rechten) Bein. Eine Technik, die ich oft schon bei Postboten sah, gerade auch mit schwerbeladenem Rad. Diese Technik reduziert das Kippmoment einer schweren Fuhre enorm, da die Zeit zwischen Stillstand, Absteigen und Aufbocken nur minimal ist.
Dieses besagte erste Lastenrad von mir bin ich tatsächlich etwas anders gefahren als mein jetziges Bullitt. Bummeliger, aber eben auch gemütlicher. Hätte ich noch mehr Geschwindigkeit rausnehmen wollen, mit anderen Eltern zusammen von der KiTa gen Spielplatz, Eisdiele und später heim trottend, den Kindern dabei ein ständiges hop-on / hop-off ermöglichen wollend, dann wäre ein Dreirad die noch bessere Wahl gewesen. Kein Aufbocken nötig, Kriechgang ohne jegliche Kippgefahr. Das genau war auch einmal meine Überlegung gewesen, als wir vor drei Jahren ein gebrauchtes Babboe Big für 550,-€ angeboten bekommen haben und ich tatsächlich (kurz) die Anschaffung eines dritten Lastenrades rein aus Spassgründen erwogen hatte. Ich tat's dann aber nicht. Aus Vernunftgründen. Man muss sich auch kümmern wollen und können. Die Technik freut sich über regelmäßige Besuche, ihr wisst ja. Und zusammen mit unseren auch noch vorhandenen Trekkingrädern, Anhängern, Kinderrädern ist meine Hobbywerkstatt schon ohne ein zusätzliches Babboe manches Mal im Termin-Verzug.
Aber das sind eben auch alles Fragen der konkreten Nutzung, der Erwartungen des Käufers. Das Babboe Big wäre eine Art Flugzeugträger gewesen, ein wandernder Stützpunkt, um den herum alles mögliche flottiert, in den alles hinein gesetzt und getan wird, was eben mit soll. Man zieht langsam seine Bahn und der Eskapismus findet drumherum statt. Viele technische und bauliche Aspekte des Bullitt hätten bei so einem schwerfälligen Gefährt gar keinen Sinn gemacht. Und von Berlin aus zur Ostsee gefahren wäre ich mit einem Babboe Big sicher auch nicht (obwohl das ja mal ein lustiges Unterfangen wäre für unterbeschäftigte YouTuber).
Eigentlich ist die derzeit stattfindende rasante Diversifizierung der Angebotsseite für Lastenräder ein großes Glück für uns Nutzer. Nur würde ich dabei selbst ungern Entwickler bzw. Anbieter sein wollen. Ich fürchte, dass eine Marktkonsolidierung in ein oder zwei Jahren ansteht, die dann, wie so häufig,
auch über den Preis gehen wird. Die vielleicht kommenden Großflotten-Lösungen von DHL und ähnlichen Unternehmen werden einzelnen Anbieter große Perspektiven eröffnen. Wenn nicht, wie beim E-Lieferwagen schon geschehen, die Unternehmen gleich auf eigene Entwicklung und Produktion setzen. Als Privatnutzer stört mich an Marktneuerungen wie dem aktuellen G4 von Douze (nur beispielsweise) in erster Linie der hohe Preis. Da mache ich mal ganz ehrlich. Bezahlen könnten wir es, aber Kaufpreise oberhalb 6000,-€ spiegeln
für uns persönlich nicht den Wert der Sache wieder. Zumal wir eh eine Rad-Flotte betreiben und noch nie auf das
eine (Lasten-) Rad für
alles setzten. Zumal der Diebstahl in Berlin leider ein ernsthaftes Problem bleibt. Da lassen wir mal die Kirche im Dorf. Dass viele, gerade auch hier im Forum, da anders denken, das ist mir klar und freut mich durchaus. Deren investiertes Geld bereitet nicht nur ihnen Glücksgefühle, sondern hilft auch, Innovationen zu fördern, von denen letztlich einige uns allen zugute kommen dürften.