Ein Lastenrad ohne elitären Anspruch

ein schlichtes und dauerhaftes Modell ohne Schnickschnack anzubieten. Aus meiner Sicht wäre das aber genau das, was das Angebot wesentlich bereichern würde. Robust wie ein Hammer und ausgelegt für Entfernungen von 5-10km am Stück.
Also soll ich hier nochmal mein Popal Canggo Downtown 250 verlinken? Leider wird das Teil weder von Cangoo noch von Keiler weiter vertrieben.
Aber das von @b_s_m_n verlinkte kommt dem ja sehr nahe.
Ein gutes, haltbares und günstiges Lastenrad wird es von der Stange nicht geben. Da haben die Hersteller bisher in allen Lebensbereichen mit Absicht versagt.
Hier sehe ich aber leider weniger die Händler, eher den deutschen Kunden als Problem.
Zum Teil ist es hier im Forum ja kaum anders.
Als ich mich hier angemeldet habe und nach Erfahrungen zum Cangoo gefragt habe wurde mich auch von dem Rad abgeraten, zu schwer, zu schlechte Technik, zu schlechte Bremsen, wird nicht lange halten, wird man keinen Spaß mit haben.
Und was ist? Das Teil fährt noch immer, hat schon sehr viel mitgemacht, viele tausend km runter und aktuell fahre ich es sogar lieber als mein UA welches knapp 7000€ gekostet hat, also das siebenfache.
In meinen Augen ein solides Rad wie es aussieht. Kannte ich noch gar nicht.
Klar sind solche Räder nicht die besten Freunde der Berge, aber wenn man eher Flach wohnt, damit die Kinder zum KiGa oder zum Spiel fährt und die Einkäufe nach Hause schafft reicht das alle mal.

Ich habe jetzt hier nicht alles gelesen aus Zeitgründen.
Aber ich habe schon vor Jahren hier mal ein Thema gestartet in dem ich meinen Standpunkt klar gemacht habe, dass genau solche einfachen Räder am Markt fehlen hier in Deutschland.
In anderen Ländern ist man da viel Pragmatischer und einige der hier viel verkaufen Modelle hätten da weniger Chancen weil die Leute sich die zum einen schlicht nicht leisten können, zum anderen weil die vieles von dem Schnick Schnack einfach nicht am Fahrrad haben wollen.
 
Das ist schon ganz marktgerecht aufgestellt in Deutschland. Die hohen Vertriebskosten und das Gewährleistungsrecht machen es halt sehr unattraktiv als Gewerbetreibender günstige Räder zu verkaufen. Eine Überschlagsrechnung habe ich oben ja angedeutet.

Schade finde ich das auch, ich hätte aber auch wenig Lust als Händler, für den Gewinn, die Gewährleistung zu übernehmen.

Man verkauft an privat, wenn man umsetzen will bietet man Versand an. Ist dann irgendwas dran, was ja selbst bei den teuersten Rädern mal ist, hast du den Versand von einem Lastenrad zweimal an der Backe....... Maximal unattraktiv.

Machst du nur Abholung, verkaufst du einen Bruchteil an Menge.

Große Teile zu kleinen Preisen an unbedarfte Kunden zu verkaufen ist ein sehr undankbares Geschäftsmodell.

Ist schade, ist aber wahrscheinlich einer der Hauptgründe.

So Läden wir Decathlon und B.O.c. könnten das am ehesten. Decathlon macht das ja gewissermaßen, aber die können halt rechnen. Daher ist der Preis wie er ist. Die könnten halt nur in der Filiale verkaufen.

Ich behaupte ohne Gewährleistung wäre das Rad bestimmt einige Hundert Euro günstiger.
 
Das Problem sehe ich dann aber auch eher darin, dass man Lastenräder noch immer verhältnismäßig schwer vor Ort bekommt.
Ich habe das vor Jahren schon dem regionalen Fahrradladen vorgeschlagen. Er sollte sich mal ein oder zwei günstige und ein oder zwei teurere hinstellen. Hat er total abgewunken.
Als Bergamont Händler hatte er irgendwann das Lastenrad von denen im Schaufenster. Etwas Anlaufzeit und nun hat er verschiedene.
Ich hate seiner Zeit mein Rad in Krefeld gekauft. Der Händler hat die Räder direkt aus den Niederlande geholt. Er meinte da aber auch schon, dass die einfachen Modelle eher nicht beim typischen deutschen Kunden gefragt sein, die wollen eher die hochpreisigen Modelle mit hydraulischen Scheibenbremsen und Motor.
Man wird als Lastenradfarer/in/sonstiges/wasauchimmer/ichbinhaltso ja auch öfters auf den Preis angesprochen.
Beim UA schlucken da schon die meisten, beim Popal muss ich leider immer dazu sagen, dass man zu dem Preis keines mehr neu bekommt.

Klar, je nach Geschäftsmodell ist sowas schwer zu händeln.
Hätte ich einen Laden für Fahrräder/Lastenräder würde ich aber auf jeden Fall auch ein paar von diesen Bertus hinstellen.
Für viele Leute reicht es eigentlich. Aber auch dass ist so ein Problem in der Moderne, viele können zwischen Bedarf und NiceToHave nicht wirklich unterscheiden bzw lassen sich vom Marketing zu sehr lenken.
Ich behaupte mal, ich bin da sehr geerdet. Kann aber auch im Gegensatz zu vielen in der Bevölkerung auf viele Jahre und noch mehr tausenden km Erfahrung zurückgreifen.
 
Du hast einen Radladen und kannst 3Lastenräder hinstellen, der Rest ist mit gut laufenden Produkten voll.....

Welche nimmst du?

Ich glaube die Chance auf Verkauf sind bei 5k€ ähnlich wie bei 2k€. Einfach weil die Nachfrage, auch durch Leasing, da ist.

Ich werte das nicht, denke aber ich hätte 3Räder jenseits der 5k€ da stehen.
 
Ich glaube auch die Räder um die 2K oder weniger würden sich gut verkaufen, tun sie nur aktuell nicht, weil nicht auf dem Markt, oder zumindest kaum.
Und wenn ich überlege wie viele WehWehchen viele moderne und teure Räder haben um im gegenzug meine einfachen Räder haben, sehe ich da auch mit der Gewährleistung eher wenig Probleme.
Das UA geht ja als Leasingrad brav in die Inspektion.
Diesmal habe ich schon gemeldet, dass das Frontlicht nicht mehr geht weil man darin Fische züchten kann, Dann das Problem mit der festen Schraube an hinteren Bremssattel, der rechte Bremshebel schwitzt, die Reifen sind an den Flanken Porös (wobei ich hier gesagt habe, dass die das nicht machen sollen sondern ich selber Reifen aussuche), der Bremssatteladapter hinten wurde falsch montiert und noch ein paar Kleinigkeiten.
Das Rad ist knapp 2 Jahre als und hat erst knappe 6.000km runter.
So viele Probleme hatte ich mit dem Popal nicht.
Hinterrad hab ich geschrottet weil ich es schlicht total überlastet habe, da war aber auch nicht so wertiges Material verbaut.
Laufrad vorn habe ich gewechselt weil ich einen NaDy haben wollte.
Nach 7 Jahre war die Kiste vergammelt, das Teil wird aber auch bei Wind und Wetter benutzt.
An der Nabe habe ich jetzt das Ritzel gegen ein 23T getauscht, das alte war aber auch langsam an der Verschleißgrenze und ich passe es damit etwas mehr an meine Bedürfnisse an.
Wenn ich so höre welche Probleme oft bei wirklich teuren Modellen auftreten.
Aber das ist halt eine Sache die man sich durchkalkulieren muss. Auch die Händlerbedingungen bei einigen großen Markenhersteller sind nicht gerade optimal.
 
Für den Radhändler ist es wohl auch eine Frage der Kalkulation. Das billige und das teure Lastenrad nehmen gleichviel Platz im Laden weg, mit dem teuren macht er drei bis viermal so viel Gewinn, braucht also drei bis viermal weniger davon verkaufen, und muss sich nachher auch nur mit dem potentiellen Problemen von drei bis viermal weniger Rädern herumschlagen.
Solange sich teure Lastenräder (eigentlich teure Räder überhaupt) also verkaufen, Dank Leasing und Förderung eventuell sogar richtig gut, ist wahrscheinlich ganz einfach erklärt warum das Angebot so ist wie es ist.
 
Ich denke da liegt der Hauptgrund....

Wer kennt es nicht, "ich will auch wieder Fahrradfahren" und Zack stehen die da mit Rädern jenseits der 3000€......

So ganz stinknormale Räder halt mit Motor.
 
Wenn man den Leuten das Rad fahren schmackhaft machen will, dann indem man es attraktiver gestaltet, nicht indem man Autofahren teurer macht oder komische Verbote erlässt. Es gilt das Gebot der positiven Verstärkung.
Aber genau um positive Verstärkung geht es doch, wenn proaktiv einigermaßen sichere Abstellmöglichkeiten angeboten werden. Es wird ja auch nicht gefordert, 100 % der Garagenstellplätze für LR zur Verfügung zustellen, aber wenigstens einige.
Wenn ich nicht sowieso eine halbe Doppelgarage hätte, hätte ich mir hier, östlich vom Hamburger Zentrum kein Lastenrad gekauft. Die 4 Familien mit Kindern im Haus haben alle keine Garage und deshalb in 2 Fällen Kinderanhänger, die in den Keller passen; und in zwei Fällen keinen Kinderradtransport.
Ich hab übrigens ca. 1 Jahr den Gebrauchtmarkt beobachtet und genau das im Eingangsposting beschriebene gesehen: Die Leute verkaufen auf Kelinanzeigen relativ neue Lastis mit einem Preisabzug von genau 30 % (das war die Hamburger Förderung).
Ich hab dann halt gewartet, bis ein Händler einen Leasingrückläufer hatte: 600 km gefahren und nicht mal halb so teuer wie neu. Tja, die Privatleute sitzen monatelang mit ihren Minus-30%-Lastis da (wenn sie die überhaupt loswerden, ich bin ja nicht die einzige, die das durchschaut und doof findet).
Ich glaube jedenfalls, dass sichere Abstellmöglichkeiten ein extrem wirksamer Faktor sind. Wenn nämlich mal eine Familie sich so'n Ding zulegt, dann sieht man, wie die Umgebung erst anfängt zu grübeln und dann nachzieht. Zumal ja auch die Kinder es mega toll finden, in den Lastis kutschiert zu werden.
 
Was man auch nicht vergessen darf: wir vergleichen über Jahre gereifte Produktionsketten (unser ZEG 20" Rad kam aus Thailand) mit einer Produktion in DE/EU ohne eigene Marktmacht um Zulieferer zu drucken. Ich habe mal geguckt, was das Auto wäre, was für mich einem Pinion Bullit gleichwertig wäre. Ein B250e für 57k oder ein ID Buzz der dann 65-80k kosten würde.

Wenn ich jetzt analog unser Bakfiets sehe (4,5k) und den gleichen Faktor ansetze, so lande ich bei einem Skoda Alles eine Frage der Perspektive.

Und die Zeiten für 5.000 Euro=Ein Auto für mehrere Jahre sind meist vorbei. Von den Reparaturen ganz zu schweigen, Fixkosten meist vierstellig.
 
Ich glaube jedenfalls, dass sichere Abstellmöglichkeiten ein extrem wirksamer Faktor sind.
Das ist oft ein nicht unwichtiger Grund.
In der Großstadt ohne Garage oder sonstigen guten Abstellplatz ist das echt ein Problem. Ich würde z.B. in Dortmund selbst mein recht günstiges Popal abends an der Straßenlaterne stehen lassen wollen.
 
@PabloNeruda
Das ist aber schon arges Statussymboldenken.
Und da sind wir wieder bei dem Punkt, was brauche ich, was will ich.
Also zu denken, dass ein Bullit mit Pinion im KfZ Bereich ein gleich ein B250e sein soll... naja.
Zudem sind sehr viele neue Fahrzeuge heutzutage auch privat geleast. Also die Teile gehören dem Fahrzeugbewegenden gar nicht. Die Leute definieren sich also schon nicht Mals mehr mit dem was sie haben, sondern mit dem was sie sich leihen.
 
Scheinen zu haben ist oft das definierende.
 
@PabloNeruda
Das ist aber schon arges Statussymboldenken.
Und da sind wir wieder bei dem Punkt, was brauche ich, was will ich.
Also zu denken, dass ein Bullit mit Pinion im KfZ Bereich ein gleich ein B250e sein soll... naja.
Zudem sind sehr viele neue Fahrzeuge heutzutage auch privat geleast. Also die Teile gehören dem Fahrzeugbewegenden gar nicht. Die Leute definieren sich also schon nicht Mals mehr mit dem was sie haben, sondern mit dem was sie sich leihen.
Findest du das wirklich so abwegig? Made in Germany, halbwegs faire Lieferketten, Selbstverwirklichung durch das eigene Fahrzeug, Leasing hier wie da.
Ich bin nur dafür, dass man gleiches mit gleichem vergleicht und dann sind wertige Fahrzeuge heranzuziehen statt der Dacia um die Ecke.

Warum alles immer teurer sein muss erschließt sich mir nicht, einzig die entkoppelten Lieferketten (man muss Shimano kaufen etc ) erklären die Teuerung. Ansonsten sind wir noch nicht in einem Massenmarkt, allerhöchstens im Aufbruch.

Und eine kleine Anekdote: Habe bereits mehrmals ein Lastenrad, in der Regel Bakfiets, in verschiedenen Städten beim ADFC geliehen. Zum Teil fehlt selbst dem ADFC das Wissen und die Zeit die Bakfietse ordentlich instand zu halten. Für Fahrradferne Personen muss es umso schwieriger sein ein Rad ohne Hilfe zu pflegen. Neben dem Stellplatz kommt dann noch der fehlende Platz für Reparaturen dazu.
 
Zumindest die Montage, ach ja, dass zählt ja heute schon.
Sorry, ich bin da vielleicht Utopist, aber Made in Germany würde für mich heißen, dass das Auto hier in Deutschland gefertigt wird, nicht das alle möglichen Teile in der ganzen Weld gefertigt und zur Endmontage nach Deutschland geschifft werden.
Mir ist auch klar, dass das bei einem mittlerweile so komplexen Objekt wie einem KfZ kaum noch möglich ist.
Würde ich mir noch mal ein Auto kaufen, würde ich Richtung Dacia Jogger schauen als 5Sitzer.
Aber ich fahre ja auch nur ein Popal.
Und was ist denn Technisch gesehen an einem Bakfiets jetzt so anders als an einem normalen "Hollandrad" abgesehen von der Lenkstange, und für die muss man kein Raketenwissenschaftler sein.
 
Ein ( unmotorisiertes) Bakfiets schätze ich ähnlich "komplex" wie dein Popal ein. Mit tendenziell etwas besseren Komponenten und dem Bonus made in EU. Deshalb kann man gebrauchte Bakfiets beinahe ungesehen kaufen, weil sie selten unrettbar sind.
 
Mit tendenziell etwas besseren Komponenten
Eher einem tendenziell besseren Rahmen. Komponenten sind von Shimano. Hab auch ne Nexus mit interner Ansteuerungen.
Ich glaube die Laufräder hätten auch länger gehalten hätte ich das Teil nicht ständig so überladen.
Da der Rahmen aber auch Stahl ist, kann man den gut schweißen lassen. Hatte ich ja auch schon.
Aber für jemanden der ein normales Fahrrad reparieren kann sollte ein Lastenrad keine Herausforderung darstellen.
Die Leitungen nach vorn sind länger, Ende.
Daher kann ich nicht verstehen, warum dem ADFC Wissen fehlen sollte so ein Rad zu warten.
Aber auch bei moderneren Lastenrädern ist i.d.R. alles wie bei einem normalen Fahrrad nur mit längeren Zügen nach vorn. Ok, bei einem Dreirad muss man vielleicht noch zusehen, dass die Bremsen vorn Synchron zupacken, aber auch dass sollte keine großer Hürde sein.
Den nicht vorhandenen Zeitfaktor kann ich gar nicht nachvollziehen, das ist nur eine organisatorische Sache.
 
Zurück
Oben Unten