Bullitt vs. Rapid vs. Long Harry

Ich Versuch mal auf Konas Fragen zu antworten. Da ich im Flachland wohne kann ich zum Gebirge nichts sagen. Hier ist das Stahlrad auch mit 80kg Ladung in der Kiste gut fahrbar. Wenn man es provozier bekommt man den Rahmen natürlich dazu zu flexen.

Bei diesem Gewicht ist das Bremsen mit den Scheibenbremsen kein Problem. Man muss eher aufpassen, dass einem keiner hinten drauf fährt. Ohne Last bekommt man das Vorderrad ohne Vorsicht zum blockieren, das ist aber gut zu beherschen. Da man nicht vorn über gehen kann begrenzt sich die Bremsleistung nur durch die Bremse und die Haftung. Das führt bei beiden Bremsen im Einsatz zu extrem kurzen Bremswegen.

Fahre durch den Motor fast immer 25km/h, bergab auch gern mal über 30km/h. Das Rad liegt dabei Stabil auf der Straße.

Gruß hinnakk
 
Danke hinnakk. Was du zu den Bremsen beschreibst leuchtet ein. Vorrausgesetzt die sind entsprechend dimensioniert stellen die keinen "Schwachpunkt" dar. Aber was passiert mit dem Rahmen unter hoher fahrdynamischer Belastung? Wie fühlt sich die (unvermeidliche) Verwindung im Fahrwerk an? Wie spurtreu bleibt das Rad?
Worst Case Szenario: 180kg Gesamtgewicht (davon 110kg Fahrer, seufz...), 1000HM Abfahrt, 10% Gefälle, enge Kurven, schlechter Straßenbelag, 60km/h, scharfes Anbremsen
Was passiert da mit dem Rahmen? Wie fühlt sich das an?
Hat da jemand Erfahrung? Vielleicht sogar mit verschiedenen Rädern bzw. Rahmenmaterialien?
Oder müsst ich das halt ausprobieren? Ich frage mich halt ob ich sehr böse überrascht werden könnte, würde ich mir, sagen wir mal, das LH in der Stahlversion kaufen und in besagte Situation kommen. Und ob sich das rapid da wesentlich anders anfühlen würde. Oder das Bullit.
 
Hallo Kona

Soo gwöhnungsbedürftig finde ich einspurige Cargos überhaupt nicht. Probe gefahren bin ich, der zeitlichen Reihe nach: Bakfiets lang, Bullitt, Gazelle Cabby, PackBernds (sehr handlich!), mein LH Stahl älteren Jahrgangs, ein noch in der Vornacht fertig geswcheißtes Douze-Prototyp, Wallaroo, Urban Arrow.
Alles Gewöhnungsbedürftige sitzt m. E. bei meinem LH wohl konstruktionsbedingt... ganz vorn: im Vorderrad:
Wenden auf engem Raum. Anfangs habe ich geschimpft, dass der Anschlagwinkel so begrenzt ist (vor allem nach links), bis sich herausstellte, dass bei zu brüskem Lenken das Gefährt voll untersteuert und einfach geradeausschießt.
Selbiges passiert, wenn man (als ehemaliger Motorradfahrer) vergisst, immer das Hinterrad mit der meisten Bremskraft zu versorgen.
Heikel kann auch das seitliche Anfahren von niedrigen Bordsteinkanten werden. Einmal haben wir (Cargo+ich+Sohn) uns schön seitlich hingelegt: habe mich gefreut, dass er angeschnallt war + Helm getragen hat.

Zum Thema freihändig fahren. Muss das sein, dass man ein Cargobike freihändig fahren kann??
Bei meinem LH ist es so, dass manchmal das Vorderrad unruhig wird, WENN ich den Lenker festhalte. Das legt sich aber sofort wieder, sobald ich den Lenker entlaste (also Hände am Lenker, aber Lenker entlastet).

Bremsen sind HS33, Schlatung Rohloff, derzeit Beleuchtung mit SON. Ich hatte 3 Wochen lang eine E-Unterstützung, Motor hat aber sehr schnell den Geist aufgegeben.

Der Hauptvorteil am LH ist... die Größe. Hatte bis vor kurzem einen Chariot-Hänger (Cougar 1-Sitzer Jahrgang 2001: die waren etwas schmaler, glaube ich), der problemlos in den 'Käfig' passte. Nur der Sohn wollte nicht mehr richtig da reinpassen, also habe ich jetzt einen Weidekorb da reingemacht. Richtig umfangreich, reicht vorne bis zum Steuersatz: musste ihn etwas zurechtschneiden, mit etwas Hanf+Harz versiegelt, hält super.
Werde mal versuchen, einpaar Bilder hochzuladen.

Zu deiner Frage zu 10%-Talfahrten. Erst musst du das Gefährt nach oben schaffen :). Viel Spaß dabei.
SPaß beiseite: Mit Übung kann man sich sicher viel zutrauen, da würde ich mich aber partout nicht übernehmen wollen. Auch bei 'normalen' Rädern bin ich mit den Jahren viel vorsichtiger geworden. Es können ja immer Dinge vorkommen, an die man vorher nicht gedacht hätte. Downhill-Session muss nicht immer sein, denke ich - jedenfalls nicht mit Gepäck bzw. Anhang.

schöne Grüße aus Paris

Laurent
 
also mit dem Bullitt hab ich auf gefällestrecken schon öfter an der 50kmh Marke gekratzt, mit unserem kleinen einjährigen vorn drin. das liegt wie ein Brett und der Rahmen ist, wie l.vs h. sagen, tatsächlich 'strong as hell' - wenn ich mich nur ein bisschen unwohl bei dem tempo fühlen würde, würde ich das auch nicht machen ;)
lenkungsdämpfer hab ich nicht, und 47er Marathon reifen drauf. hab schon mal verschiedene Räder auf messen Probe gefahren, so richtig in freier Wildbahn aber nur das bullitt - und ansonsten eher centurion RR, GT MTB oder Stevens CC, aber für dein beschriebenes worst-case-scenario würde ich mir wünschen
 
Danke für die Antworten.

Dein letzter Satz klingt unvollendet, Hof2. Würd schon gern wissen was du dir wünschen würdest. ;)
50km/h mit dem kleinen Einjährigen... puh... deine Nerven müssen auch "strong as hell" sein, hm? Oder du hast enormes Vertrauen in deine Fahrkünste UND in dein Radl.
Wie ist das Kind denn fixiert und von den Vibrationen und Schlägen von unten entkoppelt, sprich, gefedert? Oder ist der Kleine auch strong as hell?
 
oh, jaa, tatsächlich, da fehlt was... :/

in deinem worst-case-scenario wurde ich mir wünschen, das Bullitt unterm hintern zu haben, der Straßenlage, Laufruhe und der Bremsleistung wegen... ;)

der kleine sitzt angeschnallt in so einem maxi-cosi-babysitz, der wiederum mit so einer gefederten halterung von velogold auf die Ladefläche geschraubt ist, umgeben von einem canopy - und steht auf den Fahrtwind... die mama weiss, was wir da tun, und hat ihren segen gegeben :D

das rad mit canopy, Sitz, Kind, etwas Proviant und Wechselklamotten für den kleinen kommt übrigens über 50kg - es ist ja auch verlockend, weil man ja immer noch etwas mehr einpacken kann. so geht es dann kleine Anstiege mit 8-12km/h hoch und mit 40-50km/h wieder runter - und alle mitradler, die uns bergauf haben stehen lassen, haben wir dann ganz schnell wieder.

ich hab auch das gefühl, mit geschlossenem Dach und geschlossenen seiten ist das canopy eine feine aerodynamische Hilfe - erst ab den schultern aufwärts spüre ich so richtig Fahrtwind =)
 
Mensch, das liest sich schön. Solcherlei Ausflüge habe ich auch im Sinn. Umso besser wenn die Mama nix dagegen hat.
Wie lange hält es dein Kleiner denn aus im Sitz? Kannst du erst zu bestimmten Zeiten mit ihm losfahren, also z.B. wenn er sowieso schlafen würde? Aber das ist ja OT hier...
 
...so ungefähr sind wir meist unterwegs =)
 

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Was für ein wunderschönes Radl. Das ist optisch sooo stimmig. Und das Canopydingens macht schon einen verdammt guten Eindruck.
Ob das auch aufs rapid passt? Weiß da jemand was?
Könnt grad wieder schwanken und mich fürs Bullit entscheiden wenn ich deine Beschreibung lese. Wenn das nur nich aus Alu wäre...
 
Joah, das ändert sich grade: so zwei bis drei Stunden sind wir oft unterwegs, inzwischen mit Pausen. als er noch ganz klein war, konnt man länger fahren, da ist er einfach irgendwann eingeschlafen. nun möchte er sich unterwegs Sachen anschauen, spielen und mag nicht mehr gern so lange still sitzen. die Zeit wäre reif für einen Sitz mit Blick nach vorn, aber der maxi-cosi muss bleiben, weil in den nächsten tagen ein Geschwisterchen kommt... :/

hmm, jaa, wie war nochmal das Thema..? :D
 
Hab in der Rubrik Personentransport ein neues Thema dazu aufgemacht.
Wie wird das dann gehen im Bullit mit ihm und dem Geschwisterchen? Zunächst erstmal wird er weiterhin alleine fahren können in der Kabine. Aber die werden ja so schnell größer.

Topic hin oder her, off oder nich: Ich wünsch alles Gute für die nächsten Tage! *daumendrück*
 
hach, das canopy ist echt maßgeschneidert fürs Bullitt und passt saugend und schmatzend genau drauf. wär echt tierischer Zufall, wenns beim rapid genau so geht. aber ich glaub die Jungs von radkutsche haben auch sowas in Vorbereitung ;)
rahmenmaterial, jaa, meine Räder sind etwa zur Hälfte aus stahl oder alu - von daher wars mir egal... :D
 
Da zum Douze noch gar nichts geschrieben wurde, lege ich nochmal an:

Da oft der Vergleich zum Bullitt gezogen wird, kann man für das mittellange Douze sagen, dass es bei gleicher Länge nicht haargenau so zackig wie ein Bullitt ist, eher laufruhig und sehr komfortabel. Dabei aber nicht träge, nur fühlt es sich nicht wie ein Brett an - wie es beim Bullitt ja oft beschrieben wird. Auch das Douze (in allen Längen) fährt bergab souverän 50km/h, wobei wir das noch nicht mit Kindern an Bord gemacht haben, wahrscheinlich auch nicht werden.

Bei langsamen Wendemanövern hat mich beim Bullitt immer der Lenkanschlag irritiert, das ist durch die Seilzuglenkung bei Douze kein Thema, allerdings wird man beim Fahren selbst nie den maximalen Lenkeinschlag von 75° erreichen, dazu müsste man den Lenker aprupt "rumreißen", die Kräfte auf Gabelscheiden und Speichen/Reifen/Felge wären enorm. Man zieht ja auch bei normalen Räder nicht einfach beim Fahren den Lenker herum.

Freihändigfahren kann man auch mit dem Douze nicht.
Aber definitiv mit dem Bullitt! - probiert es mal an einem Sonntag auf einem großen Supermarktparkplatz aus, man muss das Rad "mit dem Hintern" balancieren, d.h. die Ausgleichsbewegungen kommen aus der Hüfte - Elvis wäre bestimmt ein guter Bullitt-Artist gewesen....

@hinnakk - zum Thema Flexen des Rahmens: wir hatten mal 135kg Getränkekisten auf ein langes Douze Messenger geladen, um den Rahmen bei Höchstlast zu beobachten - Kopfsteinpflaster und Bordsteinkanten, genauso wie scharfes Abbremsen und schnelle Lastwechsel sollte man da schon sein lassen.... - Und immer schön beide Füße auf den Boden an der Ampel :)
 
Ja schwer beladen sollte man im Stand nicht in Schieflage geraten:).

Gruß hinnakk
 
öööhm, um die strassenlage- und laufruhe-diskussion nochmal kurz anzustupsen, also, der downhill-geschwindigkeitsrekord auf nem bullitt liegt nun bei 111,6km/h, schreiben LvsH grade auf ihrer facebook-seite... ich hoff mal -> ohne kinder..? :/ :D
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50-60km/h sind bergab mit 203er Scheiben kein Problem.
Sowohl mit Kind als auch am Weinberg.
Von Fading keine Spur.
 
Zwischenzeitlich habe ich tatsächlich bestellt und es ist auch schon da: Es ist ein Bullitt Clockwork mit Alfine 8-Schaltung geworden. Für den Kindertransport habe ich einen Fahrradanhänger mit einer Blechwanne genommen und auf die Ladefläche gesetzt. Das funktioniert ganz gut! Ich mache bald mal ein paar Bilder für euch.
 
Was für einen Anhänger hast du denn genommen? 1- oder 2-Sitzer?
 
Da wir das Bullitt nun schon eine Weile haben wollte ich noch ein paar Zeilen mit unseren bisherigen Erfahrungen dazu schreiben. Wie schon oben geschrieben ist es ein oranges Bullitt geworden. Als Schaltung ist eine Alfine 8 Gang und als Bremsen Shimano SLX Scheibenbremsen vorne und hinten. Als Lichtanlage sind Anstecklichter montiert. Das Rad ist eher ein Schönwetterrad und eine andere Lichtanlage wird, wenn Geld übrig ist, nachgerüstet.

Auf das Bullitt haben wir einen Kinderanhänger, der etwas modifiziert wurde, montiert. So passen nun 2 Kinder und etwas Gepäck oder Einkäufe auf das Rad. Den Anhänger haben wir gebraucht für 90 EUR gekauft.

Wirklich viele KM sind wir mit dem Rad bisher nicht gefahren. Die längste Tour waren insgesamt knapp 20 KM. Uns macht das aber viel Spaß, die Kinder lieben es, und tatsächlich fährt meine Frau mittlerweile die meisten KM auf dem Rad.

Womit ich nicht so richtig glücklich bin ist die Alfine. Die Übersetzung finde ich t. T. etwas ungleichmäßig und nach oben könnte es ein oder zwei Gänge mehr sein. Die Übersetzung insgesamt nach oben anpassen kann ich jedoch nicht da ich den 1. Gang bei einigen Steigungen benötige.

Wir sind jedenfalls froh das Rad gekauft zu haben und haben es bisher nicht bereut!
 
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