Angemessener Seitenabstand beim Vorbeifahren an stehenden Autos - was sagt das Gesetz?

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Hallo zusammen,
@holzwurm hat einen Hinweis zu diesem Gerichtsurteil gepostet:
https://community.beck.de/2022/10/20/dooring-unfall-voller-schadensersatzanspruch-des-radfahrers
Interessant daran finde ich, dass der Radfahrer offenbar eine Mitschuld bekommen hätte, wenn ihm nachgewiesen worden wäre, keinen ausreichenden Seitenabstand eingehalten zu haben. Es gab wohl die Einschätzungen der Versicherung des Autofahrers, dass es 45cm gewesen seien und 90cm war die Aussage des Radfahrers.
Aus Sicht von hinterherfahrenden Autofahrern soll man ja immer so dicht wie nur irgend möglich am rechten Rand fahren, damit man ihrer freie Fahrt für freie Bürger nicht beschneidet, es gibt aber offenbar die konkrete Anforderung an den Radfahrer, einen Abstand einzuhalten.

Weiß da jemand mehr drüber?
 
Leider muss man, wenn man korrekt mit ca. 80cm bis 1m Seitenabstand zum Fahrbahnrand/ zur Gosse / zu parkenden KFZ aushalten, das man angehupt wird oder mit weniger als 1,5m überholt (vielleicht als "Erziehnungsmaßnahme", damit man weiter rechts fährt) wird.
Wenn ich Radfahrende sehe, die quasi in der Gosse fahren und / oder mit ihrem Lenker fast parkenden Autos dann sage ich denen, dass sie mit mehr Abstand fahren sollen, weil sie bei einem Unfall eine Teilschuld bekommen und zum anderen dooring-gefährdet sind. Manche sagen mir dann, dass ich spinne!
 
1,20 Meter ist die bewährte Regel als Seitenabstand zu längsparkenden Autos.
Überholen heisst immer für zweispurige Fahrzeuge das vollständige Verlassen der Richtungsfahrbahn. Es geht gar nicht anders um den Seitenabstand zum überholenden Fahrrad von mindestens 1,5 Meter zu gewährleisten.
Das ist eben durch eine konsequente Fahrlinie zu signalisieren.

Im Zweifel wird bei Nachfragen durch die Rennleitung immer mit einem Sicherheitsaspekt argumentiert. Oftmals sind es für uns Radfahrer eben gefährlich erscheinende Bodenunebenheiten, Einbauten ( z.B. Kanaldeckel welche nicht bündig abschliessen etc. ) oder Fahrbahnschäden welche eine mit Bedacht gewählte Fahrlinie notwendig erachten lassen.

Anders herum machen es die KFZ-Lenker ja auch: über angebrachte Schwellen wird das Auto beinahe getragen.
 
Die "Dooringzone" liegt mmn bei mindestens 80 cm, aber vom äußersten Überstand deines Rades. Die weite haben viele Türen und auch ohne Autos Versuche ich ähnlich weit vom Rand zu fahren um den Abflüsse, Flicken und Straßenbrüchen zu entgehen..
 
Meine Frau hatte da mal eine äußerst kritische Situation, in der gleich zwei Autofahrer sich komplett verkehrt verhalten haben in üblicher Weise:
- Auf Gegenfahrbahn parkt ein Auto, ein entgegenkommendes Auto zieht rüber auf die Gegenfahrbahn, schmale Straße, passt nicht mal mit einem mäßigen Abstand zu meiner Entgegenkommenden Frau.
- Auf ihrer Seite macht ein Autofahrer die Tür auf.

Sie hatte wenig Auswahl und hat das entgegenkommende Auto genommen, und der Fahrer hat zum Glück eine Vollbremsung gemacht, so dass ganz knapp nichts passiert ist. Es war beiden Autofahrern wohl bewusst, dass sie da kapitalen Unfug gemacht haben, aber ob das länger anhält?

Ich fahre in der Regel mit so viel Abstand, dass ich auf eine Autotür noch einigermaßen reagieren kann. Was vielen gar nicht bekannt ist: Die Fahrdynamik des 2-Rads bedingt, dass man zum Ausweichen erst auf das Hindernis zu fahren muss, wodurch Ausweichen bei geringem Abstand schwierig ist. Es kommt mir auch so vor, als ob ein deutliches Beanspruchen des eigenen Raums die rein instinktgesteuert fahrenden Verkehrsteilnehmer davon abhält, einem den Raum streitig zu machen.
 
Gut, das mit den entgegenkommenden und überholenden Autofahrern hat mir nach und nach das Rennradfahren auf Freilandstrassen vermiest. Speziell die Sonntage sind mit einigen unfreiwilligen Ausflügen in die Bankette gewürzt gewesen.
 
Wenn ich Radfahrende sehe, die quasi in der Gosse fahren und / oder mit ihrem Lenker fast parkenden Autos dann sage ich denen, dass sie mit mehr Abstand fahren sollen, weil sie bei einem Unfall eine Teilschuld bekommen und zum anderen dooring-gefährdet sind. Manche sagen mir dann, dass ich spinne!
Andere zu ermahnen, aufzuklären oder zu erziehen endet ,meist in Unverständnis. Ich spare mir dies und schone meine Nerven.
 
Die gefühlten 80cm Abstand zum ruhenden Verkehr resultieren aus einem Urteil gegen einen Radfahrenden, der Mitschuld an einem Dooringunfall bekam. Er hätte mehr Abstand, mind. 80cm einhalten müssen, um den Unfall zu verhindern (was für ein absurder Sch3!ß).
Gruß Krischan
 
Das "Kuschen" vor den "schnelleren" ist leider weit verbreitet. Beispiele:
  • hier gibt es nen "Schutzstreifen" der "legal" beparkt werden darf. Da fahren fast alle Radfahrer innerhalb des Streifens mit wenigen cm Abstand zu den Autos
  • wenn ich mal mit'm Auto fahre und anständig hinter nem Radfahrer bleibe (mit entsprechendem Abstand versteht sich), weil überholen nicht möglich (Abstand, Einsehbarkeit, ....) wird dieser immer nervöser ... ich überhole aber nicht in einer nicht einsehbaren Kurve. Tut mir auch gar nicht weh.
  • wenn man sich ner langsameren Radgruppe nähert ist es denen nahezu schon peinlich im Weg zu stehen; mich haben auch schon anhaltende Gruppen auf den Stand runtergebremst, was absolut okay ist. Nicht okay hingegen ist, dass diese sich dann irgendwie schuldig fühlen und anraunzen mit "haben se keine Klingel?"
  • wenn ich mich einer Gruppe/Personen nähere (Fußgänger, Radfahrer, etc.) bricht häufig immer direkt Panik aus "nur schnell Platz machen"; Kinder und Hunde werden zur Seite "gezerrt". Wozu diese Hektik?
Auf der anderen Seite gibt es auch nicht wenige Radfahrer mit der Einstellung "Platz da, hier komme ich" und eben dieser Verhalten "fordern" ... ebenso wie manche Autofahrer ggü. Radfahrern. Mir egal, ich halte Abstand zu parkenden Autos, ebenso zum Fahrbahnrand. Dort wird man dann auch besser von dem Querverkehr gesehen. Auf Einspurfahrbahnen (z.B. Landwirtschaftswege) halte ich mittlerweile auch auf den Gegenverkehr "drauf", bis ich merke er bremst ab oder macht Platz. Ich habe schon sooo viele schlechte Erfahrungen gemacht, bei denen Autofahrer volle Lotte wenige Zentimeter an einem vorbei fahren (Kind hinten auf dem Trägersitz, egal!) .... denn, wenn da 'ne Lücke ist, wird diese von vielen Autofahrern auch genutzt, egal wie eng es wird. Gilt auch für Fahrbahnverengungen (z.B. Verkehrsinseln, etc.) und manche Schutzstreifen, Radwege die katastrophal geführt werden. Da sollte man sich auch entsprechend auf der Fahrbahn positionieren, um das zu vermeiden. Natürlich nicht ruckartig, sondern "harmonisch" den notwendigen Raum einnehmen.
 
wenn man korrekt mit ca. 80cm bis 1m Seitenabstand zum Fahrbahnrand/ zur Gosse / zu parkenden KFZ aushalten, das man angehupt wird oder mit weniger als 1,5m überholt (vielleicht als "Erziehnungsmaßnahme", damit man weiter rechts fährt) wird.
gegen anhupen (oder aus dem Fenster raus angepöbelt werden) helfen Kopfhöhrer...am Besten so oldschool fette Klopper mit Bügel und Spiralkabel.
Das Kabel stecke ich lose in die Tasche, also ohne ne Quelle anzuschliessen und somit ohne Musik ;)

Rennleitung, die neben mir das Fenster runter kurbelt und mich leise anspricht, der antworte ich höflich und halte den leeren Stecker hin: ...fettes Grinsen :cool:

die "Erziehnungsmaßnahme" entfällt mit Kopfhöhrer (und kleinen Schlenkis) meist auch - zu groß ist das Dosenfahrerrisiko, dass der jeden Samstag schlangestehend + totgekärcherte Lack Kratzer kriegen könnte...und was die Nachbarn dazu sagen... :eek:
 
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Es kommt mir auch so vor, als ob ein deutliches Beanspruchen des eigenen Raums die rein instinktgesteuert fahrenden Verkehrsteilnehmer davon abhält, einem den Raum streitig zu machen.
Sich Raum zu nehmen führt eventuell zu mehr Gehupe -- aber eben auch einfach zu: mehr Raum.

Dein Gefühl teile ich absolut.
Gelingt mir leider mit dem Gegenverkehr nicht. Ich fahre regelmäßig bergab (ca. 6% Gefälle) durch eine Zone 30, Rechts-vor-links-Regelung, gestrichelte Haltelinien, Wohngebiet, Kindergärten, Grundschule, Kleingärten…
Die Geschwindigkeit von 30 km/h erreiche ich dort durch bremsen. Ich habe also nicht mit mich überholenden Autos zu tun. Allerdings parken auf beiden Straßenseiten Autos, teilweise regelwidrig auf dem Gehweg. Um die von rechts kommenden vorfahrtsberechtigten Fahrzeuge rechtzeitig überhaupt sehen zu können, fahre ich innerhalb meiner Fahrbahnhälfte relativ weit links (auch um Fahrbahnschäden auszuweichen). Das hat aber leider in meiner Wahrnehmung überhaupt keinen Effekt auf den entgegenkommenden Autoverkehr, der um die dort parkenden Fahrzeuge herumkurvt. Die mir entgegenkommenden Autos verhalten sich eigentlich immer so, dass sie einfach losfahren, meine Seite der Fahrbahn selbstverständlich mitbeanspruchen (ich bin ja nur ein Fahrrad, da passen sie ja noch dran vorbei) und mich zum Ausweichen zwingen.
 
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Gelingt mir leider mit dem Gegenverkehr nicht. Ich fahre regelmäßig bergab (ca. 6% Gefälle) durch eine Zone 30
Bei dem Gefälle bremst es sich auch nicht mehr gut, da kann man gar nicht reagieren, wenn der eigene Verkehrsraum verletzt wird. Es nützt einem im Zweifel wenig, wenn alle sich einig sind, dass man Vorfahrt hatte, man aber mit zerschmetterten Knochen im Krankenhaus liegt.
 
Gelingt mir leider mit dem Gegenverkehr nicht. Ich fahre regelmäßig bergab (ca. 6% Gefälle) durch eine Zone 30, Rechts-vor-links-Regelung, gestrichelte Haltelinien, Wohngebiet, Kindergärten, Grundschule, Kleingärten…
Die Geschwindigkeit von 30 km/h erreiche ich dort durch bremsen. Ich habe also nicht mit mich überholenden Autos zu tun. Allerdings parken auf beiden Straßenseiten Autos, teilweise regelwidrig auf dem Gehweg. Um die von rechts kommenden vorfahrtsberechtigten Fahrzeuge rechtzeitig überhaupt sehen zu können, fahre ich innerhalb meiner Fahrbahnhälfte relativ weit links (auch um Fahrbahnschäden auszuweichen). Das hat aber leider in meiner Wahrnehmung überhaupt keinen Effekt auf den entgegenkommenden Autoverkehr, der um die dort parkenden Fahrzeuge herumkurvt. Die mir entgegenkommenden Autos verhalten sich eigentlich immer so, dass sie einfach losfahren, meine Seite der Fahrbahn selbstverständlich mitbeanspruchen (ich bin ja nur ein Fahrrad, da passen sie ja noch dran vorbei) und mich zum Ausweichen zwingen.
Unsere Straße hier ist ähnlich zugeparkt, aber eben. Ich fahre häufig wirklich mittig und mache unmissverständlich zu. Wenn dann Gegenverkehr kommt, halte ich voll drauf zu -- üblicherweise weichen die dann aus. Ich hatte es aber auch schon, dass wir uns dann direkt gegenüberstanden und ich per Handzeichen zum rückwärts einparken aufgefordert habe.

Gefühlt nimmt die Häufigkeit solcher Konflikte ab. Ob es daran liegt, dass die Autofahrenden mehr Rücksicht nehmen? Ich hoffe es.

Klar, direkt übertragbar ist das nicht: der Verkehr bei uns ist langsamer als bei dir.

t.

PS: »Die mir entgegenkommenden Autos verhalten sich« -- ne, es sind immer die Menschen.
 
Eigentlich müsste nur durch Staat/ Kommune/ Presse/ Funk & Fernsehen kommuniziert werden, dass bei zwei Fahrspuren ein Spurwechsel zum überholen von Radfahrenden nötig ist und unter 5,5m Fahrbahnbreite (0,8m Abstand + 0,7m Fahrradbreite + 1,5m Überholabstand + 2,0m Breite des KFZ + 0,5m Seiten-Sicherheitsabstand links vom KFZ) ein*e Fahrradfahrende*r einfach nicht überholt werden darf! Egal, wie langsam der oder die Radfahrende unterwegs ist.

Das muss einfach mal in die Köpfe rein, ähnlich, wie es mit dem Gurt anlegen ist.....
 
Was Bestandteil der Ursachen für weniger Terz mit entgegenkommenden Autos sein könnte ist die Nutzung von Tagfahr-LED-Licht. Man sieht damit eher nach "kleine Beule" als nach "mittlerer Kratzer" aus und der Instikt sagt denen, dass sie lieber warten sollten.
 
Eigentlich müsste nur durch Staat/ Kommune/ Presse/ Funk & Fernsehen kommuniziert werden, dass bei zwei Fahrspuren ein Spurwechsel zum überholen von Radfahrenden nötig ist und unter 5,5m Fahrbahnbreite (0,8m Abstand + 0,7m Fahrradbreite + 1,5m Überholabstand + 2,0m Breite des KFZ + 0,5m Seiten-Sicherheitsabstand links vom KFZ) ein*e Fahrradfahrende*r einfach nicht überholt werden darf! Egal, wie langsam der oder die Radfahrende unterwegs ist.

Das muss einfach mal in die Köpfe rein, ähnlich, wie es mit dem Gurt anlegen ist.....
Da bin ich voll dabei!

Ich erlebe auch praktisch jeden Tag die im ganzen Thread geschilderten Situationen mit überholenden oder entgegenkommenden Fahrzeugen (PKW, Transporter, selten LKW). Und leider zeigt sich immer wieder ein Wissens- und Bewußtseinsdefizit bei der Gegenseite (Unverständnis bei Ansprache etc.).

Aber, wichtig: Unbedingt die sozialen Medien diesbezgl. nutzen/bespielen. Nicht umsonst ist der "7. Sinn" (Gott habe ihn selig ;)) wegen Reichweitenmangel irgendwann eingestellt worden.

Schön wären auch öfter mal (aufklärende!) Aktionen ähnlich dem Blitzermarathon, nur mit Schwerpunkt Gefährdung Radfahrer. Und das vor allem gerne zu den Stosszeiten morgens und abends. Ich hoffe ja etwas auf den angekündigten Ausbau der Fahrradstaffel hier in Berlin (Klick >).
 
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