Teilnahme von Kindern mit Fahrrädern im Straßenverkehr – Kidical Mass, Bicibus, etc.

tnt

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Ich würde hier gerne Ideen und Projekte zur sicheren Teilnahme von Kindern mit Fahrrädern im Straßenverkehr sammeln – Kidical Mass, Bicibus, etc.

Hintergrund bzw. aktueller Anlass ist die Fahrradprüfung bei uns in der Grundschule: In der Klasse unseres Kindes haben nur 4 von 24 die praktische Prüfung bestanden. Ein Vater aus der Parallelklasse, der beide Gruppen bei der Prüfung beobachtete, meinte, unsere Klasse sei dabei durchweg besser gefahren als die seines Kindes. Ich hatte vorher an einem der Übungstage Streckenposten gemacht. Mir ist dabei nichts so Gravierendes aufgefallen, was dieses Phänomen der riesigen Durchfallquote erklären würde (ich fand aber die prüfende Polizistin gewöhnungsbedürftig, um es mal vorsichtig auszudrücken). Keins der Kinder war mit dem Radfahren an sich überfordert.

Was aber fehlt, ist eine Infrastruktur, in der Kinder sich mit dem Fahrrad sicher im Straßenverkehr bewegen können (aber wem sage ich das hier?). Und zwei Übungstage mit je 4-5 Runden Trainingsfahrt können das nicht wettmachen. Alle Eltern, mit denen ich gesprochen habe, sagten, dass sie im Normalfall mit ihren Kindern vorzugsweise auf stillgelegten Bahntrassen, an der niederländischen Küste oder anderen Orten fahren, die sie für sicher halten – aber auf der Fahrbahn ohne Radweg nach Möglichkeit lieber nicht. Und da die Fahrradausbildung in der Schule hier auch nicht weiterhilft (und für meinen Geschmack am Ende der 4. Klasse auch deutlich zu spät ansetzt), müssen andere Konzepte her und propagiert werden…
 
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Eigentlich wäre anders rum der richtige Ansatz: Man nimmt das in Sachen Fahrradfahrtüchtigkeit 95te Perzentil der Kinder als Maßstab und passt die Randbedingungen so an, dass sie auf diesem Stand sicher unterwegs sind, also Radwege, Abstandsflächen, Parkverbot, Tempolimits, übersichtliche Wegeführung.
 
Ich denke, man kommt nicht drum herum, den Kindern hinterherzufahren, sie zu beobachten, nach der Verkehrssituation zu fragen und ggf. zu korrigieren, bis es sitzt.

Der Verkehr ist so komplex, die Wahrnehmung in dem Alter noch nicht vollends ausgeprägt und Konzentration oft nicht von Dauer.

Es hilft nur üben, üben, üben und Feedback geben.

Wieviel Fahrstunden benötigt man nochmal im Schnitt um einen PKW Führerschein zu gewinnen? Wie lange sitz also ein Fahrlehrer:in neben einem, bis man kapiert hat, wer Vorfahrt hat, wenn sich vier Autos an einer Kreuzung ohne Vorfahrtsregelung treffen?

aber auf der Fahrbahn ohne Radweg nach Möglichkeit lieber nicht.
Ist halt wie: "Ich will, daß mein Kind schwimmen lernt und setzte es dazu in die Badewanne aber bloß nicht ins Meer oder ins Schwimmbad."
Und wenn die Eltern schon Angst mit dem Fahrrad im Straßenverkehr haben und diesen sogar meiden, dann kanns mit dem Nachwuchs erst recht nichts werden. Ohne Vorbild schon mal garnicht.

Hinzu kommt noch dieses ganze Ding mit ich bringe die Blagen mit der Dose bis direkt auf den Schulhof. Heißt im Umkehrschluss: Die Kleinen kriegen nichts mit von ihrer Umgebung und können sich ohne an der Hand von Pappa oder Mama nicht unfallfrei bewegen, lernen nicht, was auf dem Bürgersteig, an der Ampel, auf der Straße passiert.

Von daher ist son Cargo top. Kinder vorne rein schmeißen und mit ihnen über den Verkehr, der vor ihnen statt findet, quatschen.
 
Ich denke, man kommt nicht drum herum, den Kindern hinterherzufahren, sie zu beobachten, nach der Verkehrssituation zu fragen und ggf. zu korrigieren, bis es sitzt.

Von daher ist son Cargo top. Kinder vorne rein schmeißen und mit ihnen über den Verkehr, der vor ihnen statt findet, quatschen.
Das ist bestimmt ein guter Ansatz! Dazu müssen sich aber die Eltern auch in der Lage fühlen und die Notwendigkeit erkennen, und an beidem fehlt es noch vielfach. Aber es gibt keinen Grund zu verzweifeln, ich erkenne doch schon ganz viele gute Entwicklungsansätze, da ist deutlich was in Bewegung geraten und die Anzahl der Leute die das bestreiten ist deutlich rückläufig. Die machen noch nicht alle mit, aber sie fühlen, dass sie sollten.
 
Also ich kann nur empfehlen die Dame von Bicibus anzuschreiben. Ich organisiere demnächst auch einen für die Grundschule meiner Töchter. Ist super hilfsbereit, gibt dir Tipps und erstellt Dir auch ein Logo für den Stadtteil.
Beim ersten Bicibus würde ich ne Demo anmelden, dann kommt auch (zumindest in Frankfurt) eine Motorradstreife mit. Das macht Eindruck.
Insgesamt geht es um das bewusst machen bzw. viele Erwachsenen bekommen -vielleicht/hoffentlich- ein schlechtes Gewissen.

Ansonsten nach Ehrenämtern schauen, die im kleinen vielleicht -wenn auch langsam- doch was bewirken können.
Z.B. Kinderbeautragte. Da kann man dann, zusammen mit den Beauftragten aus anderen Stadtteilen z.B. im OBR anders Druck ausüben. Zudem darf man fleißig die verschiedenen Stellen anrufen und das hat dann ne andere Wirkung im Vergleich zu den Anrufen einzelner Eltern.
Am Ende eben die Kinder einbinden, denn darum geht es und ihnen gleichzeitig irgendwie rüberbringen, dass etwaige Veränderungen maximal zugunsten der jüngeren Geschwister -wenn überhaupt- irgendwann umgesetzt werden.

Und überhaupt, auch ohne Ämter, immer schön die lokale Presse nerven und sie auf die Missstände hinweisen.

Kidical Mass war zuletzt in Frankfurt eher "traurig", da Aggro Autofahrer fast einen Eklat provoziert werden. Aber ich glaube im September legt die Welle bzw. legen die Veranstaltungen wieder ordentlich zu.
Und aggressive Dosenfahrer stellen vielleicht ein letztes Zucken dieses unfairen Systems dar. Hier und da bekommen sie ja was weggenommen (Idealerweise den Führerschein).
 
Ich denke, man kommt nicht drum herum, den Kindern hinterherzufahren, sie zu beobachten, nach der Verkehrssituation zu fragen und ggf. zu korrigieren, bis es sitzt.

Der Verkehr ist so komplex, die Wahrnehmung in dem Alter noch nicht vollends ausgeprägt und Konzentration oft nicht von Dauer.

Es hilft nur üben, üben, üben und Feedback geben.

Wieviel Fahrstunden benötigt man nochmal im Schnitt um einen PKW Führerschein zu gewinnen? Wie lange sitz also ein Fahrlehrer:in neben einem, bis man kapiert hat, wer Vorfahrt hat, wenn sich vier Autos an einer Kreuzung ohne Vorfahrtsregelung treffen?


Ist halt wie: "Ich will, daß mein Kind schwimmen lernt und setzte es dazu in die Badewanne aber bloß nicht ins Meer oder ins Schwimmbad."
Und wenn die Eltern schon Angst mit dem Fahrrad im Straßenverkehr haben und diesen sogar meiden, dann kanns mit dem Nachwuchs erst recht nichts werden. Ohne Vorbild schon mal garnicht.

Hinzu kommt noch dieses ganze Ding mit ich bringe die Blagen mit der Dose bis direkt auf den Schulhof. Heißt im Umkehrschluss: Die Kleinen kriegen nichts mit von ihrer Umgebung und können sich ohne an der Hand von Pappa oder Mama nicht unfallfrei bewegen, lernen nicht, was auf dem Bürgersteig, an der Ampel, auf der Straße passiert.

Von daher ist son Cargo top. Kinder vorne rein schmeißen und mit ihnen über den Verkehr, der vor ihnen statt findet, quatschen.
Was nicht unterschätzt werden darf ist dabei, neben dem Aspekt, sich überhaupt der Sache im "realen" Verkehr anzunehmen, dass viele Eltern, so zumindest meine Beobachtungen, sich kaum so viel Zeit nehmen für das Tempo der Kinder.
 
Wir haben zu unserer Grundschule (und noch eine weitere auf dem Weg als Haltesstelle) nun zum 7. mal den Fahrradbus gemacht. Pendelt sich inzwischen bei ca. 120 Leuten ein, die da mitfahren. Für einen Vorort von Köln schon recht gut angenommen.
Kann nur empfehlen es als Demo anzumelden und die Polizei dabei zu haben, das haben wir hier auch lange zusammen mit der Polizei diskutiert, auch die befürworten das. Gestern gab es in Köln ca. 13 einzelne Fahrradbusse und ein paar Laufbusse. Wenn die (so wie es sich viele SchülerInnen und Eltern wünschen) regelmäßig statt finden wird der Aufwand für die Polizei natürlich steigen. Das Demorecht ermöglicht aber recht viel. :)
Die Organisation / Anmeldung ist eigentlich recht überschaubar. In meinem Fall fahre ich im Anschluss weiter zur Arbeit, vielleicht 30min. später als sonst.
Wenn Fragen sind, einfach stellen, haben über die kidical mass auch Vorlagen für Anmeldeformulare / Anschreiben / Infomaterial / Demoschilder etc.

Wir hatten dieses Mal einige Eltern dabei, die das zum ersten mal angemeldet und bei sich im Viertel ausgerichtet haben, große Begeisterung die Freude der Kinder dabei zu sehen. Es gab keine Probleme, einfacher als man denkt, die „velonomy“ zu fördern!

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ab Minute 4:11 in der WDR Lokalzeit


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https://kinderaufsrad.org/
 
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Meine Frau und ich haben am Freitag erstmals einen Bicibus organisiert und wir waren am Abfahrtsort schon über 15 und am Ende ca 100.
Es gab sehr viel positive Resonanz. Wir wollen das jetzt öfter anstoßen und vielleicht findet sich dann irgendwann eine Gruppe, die das wirklich als Schulweg etabliert. Wir wohnen gegenüber der Schule, daher wären wir eher keine täglichen Mitfahrer, sind aber gern Katalysator.
Danke noch mal an @Köllefornia für Tips und Motivation!
Ich hab nur schlechte Bilder, aber viele piaitive Eindrücken von fröhlichen Kindern und Eltern.
Bilder: Abfahrt/Ankunft/Fahrräder statt illegal geparkter Kfz auf dem Gehweg.
 

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Alternativ zum Termine-Thread:
Morgen Kidical Mass in Wiesbaden!
Wird sportlich, da auch Stadtfest und verkaufsoffener Sonntag ist. Ein Grund mehr für die Teilnahme!!!
Mich erkennt ihr am Fahrrad :D
 
Die Kiddical Mass in Köln war sehr schön.
Auch wenn der Pulk sich zog und zwischendurch Lücken waren.
Es ist allerdings fast unmöglich, drei Kinder zeitgleich im Auge zu behalten, während man versucht, weder Kinder zu rammen noch gerammt zu werden.:) Aber am Ende haben wir alle drei wieder gefunden.
Und ich eigne mich nur bedingt sls Ordner. Ich habe Aushilfsweise eine Straße gekorkt und bin mit dem Gas Gespiele und motzen des Rollerfahrers auch voll hochgefahren. Geduld üben ich muss, sagt Yoda.
Meine Frau war Ordnerin und nimmt das gelassener. Trotz aufheulendem Motor und Stoßstange auf Tuchfühlung. Mehr als ein lächelndes "Dauert noch einen Moment" war ihr nicht zu entlocken.
 
In Düsseldorf waren ca. 350 Blagen und ihre Eltern unterwegs. Hier haben die Polizei-Fahrradstaffel, ADFC'ler*innen und die Lastenhelfer*innen gekorkt.

Werde beizeiten noch ein paar Bilder einstellen. War auf jeden Fall eine schöne 5km-Runde!

Der Song aus dem Brüllwürfel war einer der besten:
 
Wiesbaden gestern war ebenso schön! Zu Teilnahmezahlen kann ich nichts sagen. Aber der Außenwirkungs-Effekt war super, da die Route zwischen Stadtfest und Erntedankfest am verkaufsoffenen Sonntag durch die teuerste Straße Wiesbadens führte :D.
Insgesamt gesittete Eindrücke, würde ich sagen. Polizei und Ordnungsbehörden waren mit am Start (Danke!) und teils mit Fahrrädern ordentlich am Strampeln! ;)
 
Die Kiddical Mass in Köln war sehr schön.
Auch wenn der Pulk sich zog und zwischendurch Lücken waren.
Es ist allerdings fast unmöglich, drei Kinder zeitgleich im Auge zu behalten, während man versucht, weder Kinder zu rammen noch gerammt zu werden.:) Aber am Ende haben wir alle drei wieder gefunden.
Und ich eigne mich nur bedingt sls Ordner. Ich habe Aushilfsweise eine Straße gekorkt und bin mit dem Gas Gespiele und motzen des Rollerfahrers auch voll hochgefahren. Geduld üben ich muss, sagt Yoda.
Meine Frau war Ordnerin und nimmt das gelassener. Trotz aufheulendem Motor und Stoßstange auf Tuchfühlung. Mehr als ein lächelndes "Dauert noch einen Moment" war ihr nicht zu entlocken.
Absolut. Danke für Eure tatkräftige Unterstützung! Haben uns leider verpasst (musste auch die Kinderherde zusammentreiben :D ). Deine Frau erfüllte ihren Ordnerjob aber völlig souverän.
Es waren >3000 TeilnehmerInnen (Videoaufnahmen zur genauen Zahl werden derzeit noch ausgewertet).
Die “Parents for future” haben aber bereits eins gepostet, auf denen man schon mal ein Gefühl für die Menge kriegen kann (wenn auch kurz vor dem Ziel vielleicht auch schon wieder einige nach Hause sind).
Trotz allem hat es meiner Meinung nach prima geklappt, waren ja 13 Zubringer (also eine Art kleine kidical mass) von beiden Rheinseite , die sich dann zentral aus 3 Richtungen zu einem großen Schwarm verbunden haben. Ein schönes Geschenk zum 5. Geburtstag. Und die Kinder haben sich in den 5 Jahren schon ganze 4 Schulstrassen in Köln erkämpft und freuen sich jeden Morgen darüber. (Ist ja auch erstaunlich schnell eingeführt worden für Kölner Verwaltungsverhäktnisse). Ein wichtiger Aspekt bei den ganzen Aktionen ist, dass Alle lernen, was verändern zu können!
 
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