Persönliche Fahrradgeschichten

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Lastenrad
Yuba Mundo
Nachdem hier ein Thread drohte in OT-Geschichten auszuufern, lege ich hier einen Thread an, in dem jeder seine perönlichen Fahrradgeschichte erzählen darf.

Am schönsten sind die Geschichten, wie wir selber zum Fahrrad gekommen sind, was wir früher schönes mit Rädern erlebt haben oder einfach persönliche Anekdoten zum Thema Fahrrad.
 
So und wie es sich gehört, mache ich auch schon mal den Anfang.

Ich bin seit frühester Jugend begeisterter Radfahrer. In Erlangen aufzuwachsen ist natürlich auch noch beste Voraussetzung, der Sucht zu verfallen.

Was mich am Fahrrad am meisten begeistert hat, war immer schon die Erweiterung des persönlichen Aktionsradius und der Rausch der Geschwindigkeit.

Als ich etwa 12 war, fuhr ich das erste Mal mit einem Freund den ersten 14% Berg runter und fand das natürlich richtig berauschend!
Leider liebte ich es auch immer, durch Gelände zu brettern, was natürlich damals die alten Möhren nicht mitmachten.
Meine Eltern reagierten leider genau falsch: Statt mir gute Fahrräder zu kaufen, wurden die Räder immer billiger, weil "der Kerl fährt eh alles zu Schrott"!
Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete ein Hollandrad aus dem Kaufhof! Dieses Rad furhr eher weniger im Gelände, weil dafür inzwischen Schrotträder aus dem Sperrmüll nutzte. Aber dieses Hollandrad war öfter beim Kaufhof zur Garantiereparatur, als unter meinem Hintern.

Zum Glück begann ich damals, beim Radsportclub mitzufahren und der Jugendwart war Jugendwart mit Herz und Seele. Im normalen Leben arbeitete er bei der Sperrmüllabfuhr und saß damit an einer wertvollen Quelle! Sein Keller war angefüllt von Fahrradteilen! Ein Traum!
Und dieser nette Mensch baute mir aus einem Mars-Rahmen einen schönen Halbrenner, wie man das damals nannte.
5-Gang Kettenschaltung, Rennlenker aber Licht, Schutzbleche und Gepäckträger.
Mit dem bin ich ziemlich lange rumgefahren. und wenn ich technische Probleme hatte, ging ich zum Jugendwart, der mir zeigte, wie ich was repariere.
Wann und warum dieses Rad ersetzt wurde, weiß ich nicht mehr, aber Nachfolger war ein schönes altes Peugeot-Rennrad, welches dann Anfang der 80er durch ein Hercules Hobby ersetzt wurde. Die zwei vorherigen Räder waren auch eher billig gewesen, das Mars durch den Jugendwart und seine preisgünstige Quelle, das Peugeot, weil wir es als reparaturbedürftiges Rad geschenk bekommen hatten.
Das Hercules war dann erste teuerere Rad, welches mich auch fast 20 Jahre begleitete!
Naja, Schäden gab es an dem Ding auch, weil ich es recht derbe behandelte. Schon mal versucht, 200 Tageszeitungen auf so einem Rad zu verladen? :whistle:
Das schönste Erlebnis war eine Urlaubsreise. 30 Kilo Campinggepäck und dann in zwei Tagen von Erlangen übr Donauwörth nach München und nach ein paar Tagen bei meinem Onkel dann in einem Rutsch über Ingolstadt nach Hause. 230 Kilometer mit 30 Kilo Gepäck auf einem 3-Gangrad! Der Muskelkater hatte sich gewaschen!

Als ich dann einen Führerschein bekam, wurde ich leider erst mal motorisiert.

1996 stieg ich wieder aufs Rad um, weil ich merkte, daß mir das doch sehr gut tat. Körperlich, wie auch psychisch!
Und dabei ist es mit keleinen Pausen geblieben, obwohl ich zeitweise durchaus ein Auto zur Verfügung hatte.
Im Dezember 2008 trieb mich ein Gedanke um: Ich hatte früher auch mit dem Fahrrad sogar im Winter die Kohlen für meine Heizung geholt. Warum fuhr ich nun meine zwei Kinder im Winter mit dem Auto in den Kindergarten?
Also beschloß ich, zu probieren, ob ich über den Winter auch ohne Auto mit dem schon vorhandenen Charriott die Kinder fahren kann. Und es war ein langer, harter Winter! Wir hatten von Ende Dezember bis Ende Febraur durchgehend Schnee liegen und Temperaturen von -20 Grad waren nicht selten.
Aber es ging! Und meine chronische Bronchitis, die mich sonst jeden Winter zweimal niedergestreckt hatte, griff zwar einmal an, konnte mich aber nicht niederstrecken!
Und im Februar 2008 verkündete mein Automechaniker mir dann, daß mein schöner Sharan mit seiner wunderschönen Stereoanlage mindestens 3000 Euro an Reparaturen bräuchte, um im Mai einen neuen TÜV zu bekommen. Auf 3000 Euro hatte ich keine Lust. Also kaufte ich ein Mundo und verkaufte den Sharan Ende Juni an einen der bekannten Autohändler. Ihr wisst schon, die von denen immer die Visitenkarten an den Autos steckten.
Brachte mir immerhin noch 4000 Mäuse ein.
2010 meldeten meine Knie bedarf am E-Antrieb an, den ich mir dann auch gönnte.

Diesen Sommer waren im Urlaub einen Nachmittag bei Wismar mit geliehenen KMX-Trikes unterwegs, was uns allen viel Spaß gemacht hatte. Meine große Tochter, die Radfahren echt hasst, hatte am Trikefahren so viel Spaß, daß wir ihr ein Trike gekauft haben. Jetzt fährt sie auch damit herum.
Natürlich wollte die Kleine auch eines haben, so daß ich ihr ein Anthrotech aus Oberbayern holte, das ca. 10 Jahre im Schuppen gestanden hatte. Dieses bin ich jetzt ca. 4 Wochen gefahren, um zu sehen, was alles gemacht werden muss. Jetzt habe ich es für sie umgebaut und kann es daher nicht mehr fahren, aber ich nutze jetzt auch mein geliebtes Trekkingrad wieder öfter für meine Hausbesuche. Ich bin Physiotherapeut und mache für eine Praxis jeden Vormittag Hausbesuche. Und die fahre ich zur Zeit wieder viel mit meinem Bio-Antrieb, weil es auch schön ist, ml nicht die schwere Schüssel zu fahren.

So, das war jetzt mein Auftakt.

...der nächste bitte... ;);)
 
O. k.
Ich habe gerade wenig Zeit und lade für gewöhnlich keine Bilder von mir ins Netz.
Hier mache ich eine Ausnahme und das Bild stehe als pars pro toto für die schon angedeuteten Abenteuer mit meinem ersten "richtigen" Fahrrad. Die Geschichten drumherum müsst ihr euch (zunächst?) einmal selbst ausdenken ...
Und: Nun ja, Zeiten, Menschen und Moden ändern sich, oder wie der Lateiner sagt: tempora mutantur. :love:
 

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Hallo Stefan, gute Ideee!

Na, ich war da wohl nicht unschuldig gewesen am OT jenes threads.


Zum Fahrrad gekommen sind wir, ich und meine zwei Brüder, ganz einfach. Wir hatten das Glück, in einer sehr Natur-reichen Gegend aufzuwachsen. Als Kind benötigte man meiner Erinnerung nach nicht so viel fertiges Spielzeug. Viel schöner war es, draußen mit Freunden herumzuschweifen und "was anzustellen". Dabei gab die Natur genug Rohmaterial für Selbstbauten von Schwertern, Baumhäusern, Zelten, eben allem Möglichen her.

Die Gegend war gemessen daran, dass es das eingemauerte Berlin gewesen war, sehr weitläufig und recht menschenleer. Das wichtigste Geschenk für ein Kind war daher ein Fahrrad. Ganz abgesehen von dem Nutzen, dass Schulwege und kleinere Familienausflüge problemloser zu gestalten waren. An Sport und körperliche Ertüchtigung dachte meiner Erinnerung nach damals kaum einer und größere Ausflüge waren eh "Auto-Sache" (obwohl mein Vater beispielsweise keinen Führerschein hatte und wir daher von seiner Seite vor allem die S-Bahn gewohnt waren). Aber Sport und Fahrrad? Ne! Die Rekorde, die wir Kinder aus alten Mühlen herauszufahren uns bemühten, wurden von unseren Eltern eher mit Argwohn und bestenfalls Desinteresse betrachtet.

Aus noch jüngerer Kindheit, KiTa-Zeiten, erinnere ich das Mitfahren beim Papa (mehr als bei der Mama - die hatte ein eher "schreckliches" Mars-Klapprad) im metallenen "Globus"-Kindersitz vorne direkt hinter dem Lenker. Natürlich ohne Gurte, ohne echte Rückenlehne. Bestenfalls gab es noch angedeutete (mitlenkende) Fußstützen. Speichenschutz aber wohl eher Fehlanzeige (stattdessen gab es viele Ermahnungen, gar aufzupassen). Diese Kindersitze würden heute als Nudelsieb durchgehen und mehr nicht. Wahrscheinlicher noch sind sie weggerostet.

Das eigene Fahrrad war etwas ganz Großes! Freiheit, Freundschaften, die Welt erobern. Auch der Stolz über die ersten Transporte auf eigenem Träger (beim Einkaufen helfend). Auch Interesse an Technik, am Basteln (wobei uns unsere Eltern aber leider keine große Hilfe waren). Da unsere Familie sehr gerne und alles Mögliche über den Quelle-Versandhandel kauften, muss auch mein erstes Fahrrad, wahrscheinlich Marke "Mars", von da gewesen sein. Dass diese Erinnerung verschwimmt, mag auch wesentlich damit zu tun haben, dass wir unter drei Brüdern ständig angehalten waren, zu teilen und weiterzugeben. Es gab in den ganz jungen Jahren recht wenig Haftendes.

Dann kam mit Paukenschlag das erste wirklich selbst in genau dieser Art gewünschte Fahrrad, ein Rennrad. Ich hatte erst geschwankt zwischen dem und einem billigen Hollandrad, dann aber wollte ich unbedingt eine Kettenschaltung (zum Runterbücken an den Hebel am Rahmen, fand ich cool und tour-de-france-mäßig). Dieses eigentlich als "erstes Rad" empfundene Technik-Desaster hatte rundum Anbauteile "made in GDR". Bei einer heftigen Schussfahrt mit anschließender Vollbremsung brach der eine Alubolzen, der vorderes Schutzblech und Bremse hielt, das ganze matschte unter das Vorderrad und ich ging koppheister (natürlich ohne Helm). Ich erinnere noch das Nachhausekommen, nach Ohnmacht (!) und dann Benommenheit, blutig und verheult, aber zu Fuss! Das waren eben andere Zeiten. Heute weiß ich, dass es sich um ein "höhergradiges Schädelhirntrauma" gehandelt haben muss. Es folgten Tage im Bett mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Schläfrigkeit. Die Familie kam überein, dass ein bisschen Ausruhen gut tue, dass sogar einige Tage der Schulbesuch verzichtbar war.

Das olle Rennrad wurde zwar noch repariert, aber ich hatte mittlerweile auf Hollandrad, aufrecht Sitzen, Dreigang-Torpedo und Rücktritt verschwenkt. Das war das Rad der ersten Liebschaften. Unvergessen die vielen schönen Wege, die es mich spätnachts nachhause trug, mit leierndem Seitenläufe-Dynamo und bestenfalls einer Funzel vorne oder hinten. Ein eigentlich gutes, oder besser: gut zu fahrendes Rad, welches mir aber heillos unter dem Hintern weggerostet war. Die Lieben hielten freilich damals auch nicht soo lange, daher passte das im Rückblick ganz gut.

Und danach, immer noch Schulzeiten, mittlerweile "politisch sehr bewegt" mit linken Schülertreffs, Keller-Konzerten, Anti-Atomkraft und sonstwas, tauchte irgendwie aus dem Familien-Fundus unerklärlicherweise ein Sechziger-Jahre Diamantrahmen-Rad ohne Gangschaltung, mit Rücktritt, mit Stempelbremse vorn und (natürlich) gänzlich ohne Licht auf. Marke "egal". Welches aber, so unscheinbar es ansonsten daher kam, doch sensationell gute Lager hatte. Daher hatten mich die fehlenden Gänge auch kaum gestört. Es war eine Art "Gravitations-Fahren", immer schön die Steigungen hoch mit hoher Trittfrequenz, dann Rollen lassen, rollen lassen, den Wind genießen. Das Bremsen lief eigentlich immer auf ein Querstellen des Hinterrades hinaus, alles andere wurde nicht unter "Bremsen" verbucht. Ein ganz tolles Rad, in großer Zuneigung von mir zwei Male umlackiert (es war vorher bereits etliche Male lackiert und ausgebessert worden). Die Zugehörigkeit zu den "Schwarzen Radlern" an der Schule erforderte Kenntlichmachung, wurde aber gefolgt von einem Wechsel hin zu den "Grünen Radlern". Also wieder den Pinsel geschwungen, das war schon wichtig gewesen. Bei irgendeinem Konzert in einem besetzten Haus wurde mir das davor am Zaun angeschlossene geliebte Rad dann leider gestohlen.

Genug für heute und jetzt, auch, wenn danach noch einiges kam.

Beste Grüße!
Manuel
 
Na, schreibe ich mal eine Fortsetzung, bin gerade gut drin.

Mallorca. Unsere Eltern hatten zum Start (mein jüngster Bruder war noch nicht geboren) chronisch Ebbe in der Haushaltskasse und daher traf es sich gut, dass mein Patenonkel, ein Spanier, auf Mallorca eine Ferienwohnung besaß, die wir für lau nutzen durften. Der Flug von Berlin-Tempelhof nach Palma der Mallorca mit einer Vickers Viscount der BEA war der teuerste Teil der Reise gewesen, dann ging es ab Palma ab auf das Rad und quer über die Insel nach C'an Picafort. Oft schon hatte ich rückblickend gedacht, meine Erinnerung müsse trügen. Aber Nein, unsere Eltern pedalierten tatsächlich die gut 60km da hoch in den Nordosten, mit zwei Kindern, mit Gepäck. Das erwähnte Klapprad meiner Mutter kam zur Verwendung, mein Vater lieh sich wohl vor Ort etwas aus. Wir saßen auf den bereits erwähnten "Globus"-Kindersitzen und ansonsten habe ich keine Ahnung mehr, wie das mit dem Gepäck lief. Mag sein, dass das eine oder andere Mal auch der Bus genommen wurde, aber ich erinnere diese langen Touren bei Hitze über Landstraßen.

Das war natürlich ein zeitlicher Sprung über das bereits Erzählte hinaus. Im Anschluss an meine ersten drei als eigen erinnerten Fahrräder kamen:

Die Flegeljahre. Autofahren, Auto basteln, cool sein mit Auto, Freunde kutschieren, Reisen mit Auto, Band-Sachen ins Auto laden und ab zum Konzert. Ich konnte mich richtig für diese Art der Mobilität begeistern und achtete bei meinen häufigen Fahrzeugwechseln immer auf eine gewisse Originalität: Mercedes/8, 2CV, ein Cabrio war darunter gewesen. Zu jener Zeit wären mir innerstädtische Entfernungen von 10km nicht Fahrrad-tauglich vorgekommen. Irgendeine Alltagsgurke (Rad) war da, eher ungepflegt, aber immerhin brauchbar. Lustig: Ich erinnere da tatsächlich keine Marken mehr, weil es wohl auch egal war. Ein Rad der Ruhrwerke war darunter, echte Lastenrad-Gene, mordsschwer und mit lustigen Blechschildern drangeschweißt. Machte mir viel Freude, ein besonderes Fahrgefühl, aber wurde dann geklaut.

Die mir gestohlenen Fahrräder habe ich nie exakt nachgezählt, ein trauriges Thema. Ein kurz zuvor erst neu erworbenes Trekkingrad war darunter gewesen. Sehr schmerzhaft. Bügelschloss, fest angeschlossen, im Fahrradkeller ... und dann: am hellichten Tage mit der Flex durchgesägtes Schloss! Uh!

Unterdessen: Es wurde voller in der Stadt, das Autofahren nerviger und ich hatte in einem Anfall von Geldrausschmeißerei ein als recht teuer empfundenes All-Terrain-Bike gekauft, auf dringende brüderliche Empfehlung hin, ein "Specialized". Heute würde man sagen Crossbike, also 28er. Endlich mal gute Schaltung, gute Bremsen. Ich hatte bei den ersten Bremsversuchen direkt Kunststücke hingelegt, das Hinterrad bäumte sich auf, aber das Rad war immer gut zu kontrollieren gewesen. Ein minimalistisches Gefährt ansonsten, ohne Licht, ohne Gepäckträger, sehr schlicht wirkend. Was mir erst im Nachhinein klar wurde: Ein sehr guter Kauf. das Rad hat mich 10 Jahre begleitet, Ritzel, Kettenblätter und sogar die Kette habe ich nie gewechselt, es fuhr bei schlechter Pflege sehr anständig und wurde schlußendlich von mir sogar noch zu einem guten Preis verkauft. Dieses war aber eben auch ein Kfz-begleitendes Rad gewesen, daher nicht so heftig genutzt.

Es kam schließlich ein Monat, wo ich zugleich das (wenige) Rauchen und das (wenig gewordene) Autofahren komplett aufgab. Die letzte "Karre" war ein VW-Golf gewesen, sehr solide und praktisch und fern jeder emotionalen Bindung. Das Auto stand eigentlich nur noch herum zuletzt, da ich es nicht mehr sinnvoll innerstädtisch nutzen konnte. Dennoch kamen stets Rechungen auf den Tisch. Nicht nur die üblichen Unterhaltskosten, sondern auch Einbruchsschaden, abgefahrener Rückspiegel. Die Familie und Freunde liehen es gerne mal aus, ich selbst wusste häufig gar nicht mehr, wo es geparkt stand.

Nach dem Verkauf jenes Golf begann die 100% Fahrradfahr-Phase, die bis heute anhält. Ein Auto habe ich nicht mehr angeschafft und nur sehr, sehr selten einmal eines ausgeliehen. Der Fahrrad-Fuhrpark wuchs beträchtlich an. Ich wurde zum Fan des "Reserve-Rades" (wenn man morgens aus der Tür kommt und die Alltagsgurke ist platt), des "Pendelfahrrades" (an der S-Bahn stehen lassen, kein großer Verlust, wenn geklaut), des Sportrades für mal so in den Wald, des Hollandrades - wofür auch immer. Es ist gar nicht so lange her, unsere zwei Kinder waren schon geboren, da habe ich mal radikal entrümpelt und abverkauft. Die Pflege war eine Quartalsangelegenheit gewesen und zwischendurch ging wieder alles den Bach runter. Mein Eindruck war sowieso der, dass Fahrräder durch Nichtnutzung schneller altern, als durch Nutzung.

Wie das Thema Lastenrad in mein, in unser Leben kam, das weiß ich gar nicht mehr genau. Ich hatte nach dem letzten Umzug angefangen, größere Transporte, auch Möbeltransporte, mit einem abgehalfterten Bluebird-Kinderanhänger zu fahren. Kabine abmontiert, auf der Alublechwanne das Transportgut gezurrt, fertig. Rekord waren 2,20m hohe Bücherschränke gewesen, welche ich aus Spandau (15km) aufrecht stehend (eher wackelnd) heim fuhr. Heftig, aber es ging. Sich Zeit lassen, planen, Sonntagmorgen fahren am besten (leere Straßen). Das erste Kind haben wir da noch mit einem Croozer Kid for one herumgefahren. Die erste KiTa 8km einfacher Weg entfernt, das waren schon Wochenkilometer gewesen. Der Croozer hat gut gehalten, sommers wie winters. Durch an-den-Rahmen-Zurren von allem Möglichen haben wir die Transportkapazität erheblich optimiert (und den Schwerpunkt der Fuhre ruiniert: zu weit oben, zu weit hinten).

Dann machten zwei Babboe-Händler auf dem Flugfeld Tempelhof ein Probefahrt-Wochenende und wir haben einfach mal alles durchgetestet, ohne und mit Motor, Zweirad und Dreirad. Danach war klar gewesen: Ein Lastenrad brauche ich auch! Long John, kein Motor. Viel Zeit ist drauf gegangen mit der Suche und fast wäre es ein Dollybike oder eine Gazelle Cabby geworden. Dann aber war mir die wettersicher und gut konstruierte Kinderkabine das wichtigste gewesen. Und so landete ich ganz unverhofft bei dem Johnny Loco, welches ich ohne jegliche Probefahrt (keine Möglichkeit) als Gebrauchtkauf per Spedition nach Berlin holte. Über die Erfahrungen mit diesem ersten Lastenrad seit 10/2015 und auch jene mit dem nunmehr zweiten (meine Frau kaufte sich ein Yuba Mundo 8/2016) berichte ich lose in meinem thread zum Johnny Loco Coupe. Das Johnny ist ein seltenes Rad, wird wohl nicht mehr hergestellt, trifft genau meine Bedürfnisse. Technisch aber gibt Luft nach oben. Soll heißen: Ein Bullitt mit Selbstbaukabine oder ein Douze schwebt mir vor.

Habt's gut und schreibt mal (würde mich freuen)!
 
VW-Golf gewesen, sehr solide und praktisch und fern jeder emotionalen Bindung

Philosphische Frage in die Runde:
Ist es überhaupt für einen normalen Menschen möglich zu einem GOLF so etwas, wie eine emotionale Bindung aufzubauen?
Solide uns parktisch ist meiner Meinung nach so ziemlich das einzige, was das Auto zu bieten hat. Für ein Auto genug.

Ich habe meine Sharan damals mit einem lachenden und einem weinenden Auge verkauft. Lachend, weil das Auto einfach unnöitg teuer war, weinend vor allem wegen der schönen selber eingebauten Stereoanlage. 700 Watt inklusive 350 Watt Woofer, der sich aber auch mit zwei Handgriffen aus dem Kofferraum räumen ließ. Autos müssen IMMER praktisch sein.
Ein Auto haben wir aber immer noch. Meine Frau pendelt täglich 40 Kilometer einfach. Nachdem unser treuer Toyota Corolla (BJ 2001) uns 15 Jahre zuverlässigst gedient hatte, war seine Zeit diesen Frühsommer abgelaufen. Jetzt fahren wir einen Antistatussymbol-Dacia, weil uns alles andere einfach massiv zu teuer war.

Naja und momentan liebäugle ich mit einem Liegetrike. Evtl. Eigenbau und dann evtl. als Quad wegen Lastentransporten.
Für mich stehen Fahrräder als Mobilitätswerkzeuge absolut im Vordergrund!

Kabine abmontiert, auf der Alublechwanne das Transportgut gezurrt, fertig. Rekord waren 2,20m hohe Bücherschränke gewesen, welche ich aus Spandau (15km) aufrecht stehend (eher wackelnd) heim fuhr.

Respekt! Das hätte ich mich so nicht getraut. Aber mir fällt das Langsamfahren immer sehr schwer! Ich hätte so eine Fuhre garantiert umgeworfen.
 
Philosphische Frage in die Runde:
Ist es überhaupt für einen normalen Menschen möglich zu einem GOLF so etwas, wie eine emotionale Bindung aufzubauen?
Gude, ich denke schon, das erste Auto, die ersten Erlebnisse im Auto ;-)

Der Golf war zu Zeiten eines Golf 2 ein tolles Auto mit günstigen Unterhaltskosten.

Ansonsten sind Autos laut Statistik der heutigen Jugend anscheinend auch ziemlich wurscht, Fahrrad bzw. ÖPNV scheinen da einen höheren Stellenwert zu genießen.

LG, Toertsche
 
Philosphische Frage in die Runde:
Ist es überhaupt für einen normalen Menschen möglich zu einem GOLF so etwas, wie eine emotionale Bindung aufzubauen?
@triton-mole, @toertsche: Na ja, abhängig vom Geburtsjahrgang und dem Ort, an dem man aufgewachsen und sozialisiert worden ist, spielt natürlich das Auto eine große Rolle im Alltag, gerade auch im soziokulturellen Sinne (sorry für die Klugscheißerei). Ich erinnere Reisen, weit hinaus in die Welt, mit dem "kleinen" 2CV. Das Dach offen, über Landstraßen in der Provence, weiter nach Spanien und Portugal. Schöne Erinnerungen, sehr emotional gefärbt, auch das konkrete Fahrzeug betreffend. Da stehe ich zu, trotz aller Begeisterung für das Radfahren. Und wer das Gleiche mit einem Golf II erlebt (der II war doch der beste Golf), dem gestehe ich das auch gerne zu.

Was anderes ist es (für mich) heute. Die Werbung für Autos suggeriert nach wie vor Motive wie Freiheit, Abenteuer und Individualität. Die zumeist großstädtisch geprägte Realität der Autofahrer ist aber eine diametral andere: Beschränkungen, Kontrollen, Parkplatznot - ihr wisst ja alle Bescheid. Dieses dissoziative Erlebnis von Führerschein, Auto-(Neu-) Kauf hin zur verstopften Straße wird meines Ermessens nicht selten als Kränkung erlebt. Zumal Radfahrer (vergleichsweise) "nüscht" zahlen für ihre Mobilität, direkt vor der Tür parken (Wohnung, KiTa, Supermarkt), dazu ohne Parkticket, und daher eigentlich die oben genannten Werbemotive der Automobil-Industrie viel besser ausleben als die Autofahrer selbst. Zu dem Motiv Individualität brauche ich hier im Cargobike-Forum keine Beispiele anführen, wie ich denke. Die Blechkisten andererseits sehen sich seit der Ära der 2Cv immer ähnlicher und eine Markenbindung wird von der Industrie nur noch mühsam aufrecht erhalten.

Diese Betrachtungen jetzt mal ganz wertfrei dahingestellt, abseits der (notwendigen) Debatten zu Umweltschutz, endlichen Ressourcen und Verteilungsgerechtigkeit. Ich anerkenne im Übrigen, dass vielerorts auf der Welt Autos und LKW durchaus sehr sinnvoll eingesetzt werden. Ja, doch, zu meinen ersten Autos und den damit verbundenen Erlebnissen habe ich eine emotionale Bindung. Ein Oldtimer-Verleih in Berlin textete mal: "Fühlen, wie es war". Das fand ich nicht so dumm.

Zurück zum Thema Fahrradgeschichten: Die viele Bastelei an Fahrrädern verbindet halt auch emotional. Allein, dass dies überhaupt möglich ist. Wie eben damals beim 2CV oder DB /8er (seither habe ich keine Autos mehr gebastelt). Es versöhnt auch mit einer zum Teil als fremd und unnahbar empfundenen, hochtechnisierten Welt, in der es zu häufig der Hilfe von Spezialisten bedarf, um die alltäglichsten Dinge geregelt zu bekommen. Die innere Zufriedenheit über einen selbst reparierten Gebrauchsgegenstand des Alltags ist bei mir sehr hoch. Natürlich trifft das auch auf einen Akkutausch in der Ultraschall-Zahnbürste zu. Machbar.
Respekt! Das hätte ich mich so nicht getraut. Aber mir fällt das Langsamfahren immer sehr schwer! Ich hätte so eine Fuhre garantiert umgeworfen.
Ganz ehrlich: Weil es gut gegangen ist, erzählt man stolz davon. Vielleicht aber war es auch ein bisschen waghalsig und dumm gewesen. Mir kam keiner in die Quere und ich habe nicht bremsen müssen. Aber das Gewanke in den Kurven ... Mann, Mann, Mann. Zum Glück ist die Fuhre auf niemanden und kein Auto drauf gekippt. Heute weiß ich, dass es durchaus auch Radanhänger für lange Lasten gibt. Ein sehr schöner erst neulich von LBC hier Forum vorgestellt, der "Halk". Ein solcher steht durchaus auch auf der Anschaffungsliste.

Liebe Grüße und euch allen ein schönes Wochenende!
 
Zuletzt bearbeitet:
Die innere Zufriedenheit über einen selbst reparierten Gebrauchsgegenstand des Alltags ist bei mir sehr hoch.

Ja! Das geht mir auch so! Ich freue mich immer wieder, wenn ich der geplanten Obsoleszenz mal wieder einen Effenberger zeigen kan!
Nur manchmal klappt es eben nicht.

Im Moment in der Mache: Am Gripshift den sich auflösenden Gummi ersetzen. Töchterlein hat schöne lange Gripshifter am Trike und die möchte ich ihr lassen, weil die sich so schön greifen und drehen lassen. Nur der Gummi ist 13 Jahre alt und löst sich auf. Beschreibung werde ich posten, wenn ich fertig bin.

Espressomaschine reparieren hat leider nicht geklappt. Schade, habe eine neue gekauft. So ist das Leben.

Und Autos reparieren? Wohl eher kaum noch was zu machen, heutzutage. Viel zu eng in den Motorräumen! Viel zu komplizierte Technik verbaut.
 
Dann schreib ich auch mal was. Aufgewachsen auf dem Land und 3km zur Tchechischen Grenze. Die meisten Straßen waren ungeteert und weiter als 10km aus dem Dorf sind wir nicht gekommen. In die nächste Stadt meist nur wenns zum Zaharzt ging. Kann mich noch gut an die Totenstille und dann an das Schreien der Leute erinnern. Zur Schule gings in ein anderes Dorf. Alle Klassen in einem Zimmer. Nun gut ich schweife ab.
Mein bester Freund und ich, damals 12 oder 13, waren dabei ein Tandem zu bauen. Weis der Teufel warum, sowas gabs ja bei uns nicht, ebensowenig Zeitschriften in denen man sowas sah. Sein Vater war Schlosser und hatte mortz Werkzeug und auch ein Schweißgerät. Auf alle Fälle hatten wir es tatsächlich geschafft ein Tandem zu bauen. Keine Schaltung nur Rücktrittbremse. Die Kette lief von vorne nach hinten komplett durch. Nur ein Spannelement war eingebaut. Wir wollten am Samstag eine Probefahrt machen. Mein Freund hatte 7km weiter Verwandschaft, dort wollten wir hin.
Es war Sommer. Es ging als erstes den Berg rauf, auf so 900m Höhe. Das Rad lief toll und hielt. Es war dieses schöne Gefühl von Freiheit, auch wenn wir noch sehr jung waren. Oben angekommen ging es so 2km geradeaus und dann kam ein starkes Gefälle ins nächste Dorf runter. Straße war natürlich ungeteert, einfach Naturweg. Es ging einfach Pfeilgerade runter. Speed war gewaltig. Wir hatten die Hälfte hinter uns, als Freddy sagte bremsen. Der Versuch ging schief, die Kette war ausgesprungen, warum auch immer. Unten ging es scharf rechts weg. Kurz, der Jägerzaun vor uns gehörte uns. Es war ein Kinderspiel ihn zu durchbrechen. Nur die 3 Steinstufen zur Haustür rauf hatten wir nicht mehr geschaft.
Als erstes kamen die Leute gelaufen. Sahen ganz schön ramponiert aus wir beide. Vom Fahrrad war die Gabel krumm, sonst war nichts zu sehen. Die Frauen wischten uns das Blut von den Knien, stellten das Rad wieder auf die Straße und ab gings wieder. Mein Gott, von wegen kaputter Jägerzaun.............er war halt kaputt. Was wär da heute los...........Ja so wars damals unsere erste Probefahrt.
 
Da steckt man das eigene Kind schon mit drei Monaten ins Lastenrad und fährt sie-inzwischen über fast 1000km-überall damit hin. Und ihr erstes Wort, wo sie einen Gegenstand ganz klar benennt, ist... Auto!!! Immerhin war es ein Bulli T1.
 
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