Konkrete Argumente für die Einrichtung einer Schulstraße

Beiträge
4.044
Hallo zusammen,
ich wurde nach konkreten Argumenten gefragt, warum Schulstraßen eingerichtet werden sollten. Nicht allgemein, sondern am konkreten erlebten Beispiel und in wenigen Sätzen. Was macht es konkret ohne Schulstraße schwierig oder gefährlich für die Kinder und ihre Eltern?
Habt Ihr da was für mich?
 
Mit dem Auto anfahrende Eltern gefährden regelmäßig andere Kinder / Eltern, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen und blockieren zusätzlich die Feuerwehrzufahrt am Schultor und am Haus gegenüber.
Außerdem sind Kinder, die mit KlassenkameradInnen zu Fuß kommen meist wacher und schon im Sozialgefüge Klasse besser angekommen.
Live erlebt, jeden Schultag bei uns vor dem Haus.
 
Und ich finde man sollte bedenken, das in der Situation vor der Schule fast niemand ohne Zeitdruck zu finden ist. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass durch das fokussierte Stresserleben vor der Schule in nicht unerheblichem Maß Fahrfehler und Verkehrsverstöße zu erwarten sind.
Noch nicht einmal vorsätzlich sondern einfach durch die Kombination der morgendlichen Stress- und Termindruck Situation.
Einen Raum zu schaffen, in dem das kindliche Straßenverhalten mit gestressten Verkehrsteilnehmern die selbe Fläche beansprucht ist doch eine self fulfilling prophecy.

Edit:
Konkret ist der verbleibende Straßenraum vor unserer Kita 1,5 Autos breit. Der Gehweg, auf dem die Kinder zur Schule gehen, wird regelhaft von Autofahrern als Ausweichfläche mitbenutzt, da keiner warten will um den Gegenverkehr durchzulassen.
 
Kinder erleben Selbstwirksamkeit, wenn sie "zur Arbeit" gehen oder radeln.
Eltern können im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der UN Vorbild sein und ihre Kinder mit Rad oder zu Fuß begleiten (weniger Ungleichheit -10; hochwertige Bildung - 4; bezahlbare und saubere Energie - 7; nachhaltiger Konsum und Produktion - 12; Maßnahmen zum Klimaschutz - 13; Quelle)
Eltern, die auf ihrem kurzen Weg zur Arbeit (<10km) eben ihre Kinder mit dem Rad an der Schule vorbeibringen, sind lebenslange Vorbilder für Klimaschutz.
Gruß Krischan
 
Vielen Dank für Eure detaillieren Hinweise, da ist bestimmt sehr viel dabei, was mein Fragesteller noch nicht auf dem Schirm hatte.
Gebrauchen könnte er vielleicht noch Hinweise wie: "Vor unserer Schule ist Halteverbot. Dadurch verlagern sich die Gefahren in die kleinen angrenzenden Straßen im Wohngebiet, die als Hauptverkehtsweg für die Schüler dienen".
So sieht das z. B. bei uns aus.

Habt Ihr in der Richtung noch was?
 
Angst vor Elternarbeit ist verbreitet, aber Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg.
Mehrere offene Eltern- und Diskussionsabende zum Thema können bis auf die unerreichbaren 10% (zzt edfas mehr :sick: ) viele überzeugen. In Zusammenarbeit mit ADFC, Polizei, oh Gott ich schreibe es tatsächlich, evtl Verkehrswacht (vorher gründlich den Regionalvertreter prüfen!!).
Gruß Krischan
 
Entschuldigung für den langen Text.
Aber über das Thema könnte ich noch sehr viel mehr schreiben.


Ich erlebe das tägliche Chaos vor verschiedenen Schulen unserer Stadt.
Besonders Schlimm ist es an einer Grundschule die am Ende einer 100 Meter langen Sackgasse liegt.
Dort ist ein verkehrsberuhigter Bereich. Da wird mit Kraftfahrzeugen bis zum Schulhof gefahren.
Manchmal gibt es dann lange kein Zurück mehr weil sich die Fahrzeuge in der einspurigen Zufahrt stauen.
Die Radfahrenden und Fußgänger stören dann und werden zur Seite gedrängt.
An einem Tag stand ein Polizeifahrzeug mittendrin. Die habe ich auf diese gruselige Situation angesprochen.
Der Kommentar: „Wenn Sie zur Seite gehen wird sich das schon auflösen“ :confused:

Vor einer anderen Grundschule mit Halteverbot in der 30er Zone wird auf dem Gehweg oder direkt an der Fußgängerampel gehalten und die Kinder raus gelassen.
Ein Bekannter von mir wohnt direkt neben der Schule und jeden Tag stehen Elterntaxis auf seinem Grundstück.
Nachdem sein Auto mehrfach beim Rangieren in der Einfahrt angefahren wurde kommt nun ein Tor vor die Einfahrt.

Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und solche Schulstraßen generell für den Kraftfahrzeugverkehr sperren und nur Anwohnern und kommunalen Diensten die Zufahrt gestatten.
Sicherlich gibt es Eltern die aufgrund der Entfernung oder schlechtem ÖPNV auf das KFZ angewiesen sind aber das ist besonders bei Grundschulen und Kindergärten eher selten der Fall.

Für eine weitreichende Veränderung in diesem Bereich gibt es aber wohl keinen politischen Willen.
 
Ich erlebe das tägliche Chaos vor verschiedenen Schulen unserer Stadt.
Besonders Schlimm ist es an einer Grundschule die am Ende einer 100 Meter langen Sackgasse liegt.
Dort ist ein verkehrsberuhigter Bereich. Da wird mit Kraftfahrzeugen bis zum Schulhof gefahren.
Manchmal gibt es dann lange kein Zurück mehr weil sich die Fahrzeuge in der einspurigen Zufahrt stauen.
Die Radfahrenden und Fußgänger stören dann und werden zur Seite gedrängt.
Ganz ähnliches habe ich an der Gerhardingerschule in Regensburg erlebt, ebenfalls Grundschule in einer Sackgassenstraße (für Kfz! Rad- und Fußverkehr geht durch). Die Eltern würden die Kinder am liebsten noch bis ins Klassenzimmer fahren. Obwohl eine großzügige Haltegelegenheit am anderen Ende der Schule wäre, fahren alle in die Sackgasse rein blockieren sich und alle anderen Verkehrsteilnehmer gegenseitig. Aber das geht ja nicht, dass die Kinder 50m weiter laufen müssten.
Bin froh nicht mehr täglich da auf dem Weg in die Arbeit durch zu müssen. Ist mittlerweile eine Fahrradstraße. Ich weiß aber jetzt nich, wie es derzeit avor acht hier zugeht.
 
Sicherlich gibt es Eltern die aufgrund der Entfernung oder schlechtem ÖPNV auf das KFZ angewiesen sind
Diese können weiter ihre Kinder im Auto mitnehmen und an einer geeigneten Stelle in 300-500m Entfernung zur Schule aussteigen lassen. Situation an der Schule entspannt sich und die Kinder kommen trotzdem in den Genuss der o.g. Vorzüge.
 
Auch in Braunschweig kann ich ähnliches berichten. Grundschule am Ende einer Sackgasse mit Wendehammer. Eingeschränktes Halteverbot. Es wird sich im Wendehammer hingestellt wie Kraut und Rüben. Gerade beim Abholen stehen die Autos sehr lange da rum. Die Einfahrt zum Lehrerparplatz wird regelmäßig blockiert oder auch der Lehrer Parkplatz mit benutzt. Es kommt sogar vor, dass Eltern und auch die Post direkt auf den Schulhof fahren. Eng an Tischtennisplatten vorbei, bis zum Gebäude. Bloß keinen Meter zu viel laufen.

Bei Ansprache wird kurz gelächelt und gesagt, dass es ja nur ganz kurz war. "Eben schnell noch." "Ist ja nicht so schlimm, bin gleich wieder weg. " etc. Gemeint ist immer:
Scheiß auf die Regeln! ICH und MEIN KIND IMMER zuerst!
 
Hallo zusammen,
ich wurde nach konkreten Argumenten gefragt, warum Schulstraßen eingerichtet werden sollten. Nicht allgemein, sondern am konkreten erlebten Beispiel und in wenigen Sätzen. Was macht es konkret ohne Schulstraße schwierig oder gefährlich für die Kinder und ihre Eltern?
Habt Ihr da was für mich?
Gerne mal zu uns nach Köln einladen und die Atmosphäre in einer der 4 bislang umgesetzten Schulstrassen selbst vor Ort erleben. Solche Veränderungen muss man einmal er“fahren“/erlebt haben, dann ist man schnell überzeugt!
(Und das sind hier erst rudimentäre Umsetzungen mit 2 Zeiten / Tag, an denen die Straße für die Kinder geöffnet wird. Bislang noch ohne physische Barrieren…)
 
Gerne mal zu uns nach Köln einladen und die Atmosphäre in einer der 4 bislang umgesetzten Schulstrassen selbst vor Ort erleben. Solche Veränderungen muss man einmal er“fahren“/erlebt haben, dann ist man schnell überzeugt!
(Und das sind hier erst rudimentäre Umsetzungen mit 2 Zeiten / Tag, an denen die Straße für die Kinder geöffnet wird. Bislang noch ohne physische Barrieren…)
Bin mir auch sicher das sich bei Umsetzung in einzelnen Städten ein "haben wollen"-Effekt in anderen Gemeinden einstellt.

Andererseits hat man durch Ignorieren der Probleme diese verschlimmert. Hier in Mannheimer Grundschulen gibt es erste Schulen die die Schultüren abschliessen (!!!), weil die Übergriffigkeit der Eltern keine Grenzen mehr kennt. Mit Vernunft erreicht man einige Mitbürger leider nicht mehr.
 
Vielen Dank für Eure detaillieren Hinweise, da ist bestimmt sehr viel dabei, was mein Fragesteller noch nicht auf dem Schirm hatte.
Gebrauchen könnte er vielleicht noch Hinweise wie: "Vor unserer Schule ist Halteverbot. Dadurch verlagern sich die Gefahren in die kleinen angrenzenden Straßen im Wohngebiet, die als Hauptverkehtsweg für die Schüler dienen".
So sieht das z. B. bei uns aus.

Habt Ihr in der Richtung noch was?
Hier in Berlin gab es ein Pilot Projekt. Bei der Erhebung zeigte sich, dass es keine Verlagerung in die Seitenstraßen gab
 
Entschuldigung für den langen Text.
Aber über das Thema könnte ich noch sehr viel mehr schreiben.


Ich erlebe das tägliche Chaos vor verschiedenen Schulen unserer Stadt.
Besonders Schlimm ist es an einer Grundschule die am Ende einer 100 Meter langen Sackgasse liegt.
Dort ist ein verkehrsberuhigter Bereich. Da wird mit Kraftfahrzeugen bis zum Schulhof gefahren.
Manchmal gibt es dann lange kein Zurück mehr weil sich die Fahrzeuge in der einspurigen Zufahrt stauen.
Die Radfahrenden und Fußgänger stören dann und werden zur Seite gedrängt.
An einem Tag stand ein Polizeifahrzeug mittendrin. Die habe ich auf diese gruselige Situation angesprochen.
Der Kommentar: „Wenn Sie zur Seite gehen wird sich das schon auflösen“ :confused:

Vor einer anderen Grundschule mit Halteverbot in der 30er Zone wird auf dem Gehweg oder direkt an der Fußgängerampel gehalten und die Kinder raus gelassen.
Ein Bekannter von mir wohnt direkt neben der Schule und jeden Tag stehen Elterntaxis auf seinem Grundstück.
Nachdem sein Auto mehrfach beim Rangieren in der Einfahrt angefahren wurde kommt nun ein Tor vor die Einfahrt.

Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und solche Schulstraßen generell für den Kraftfahrzeugverkehr sperren und nur Anwohnern und kommunalen Diensten die Zufahrt gestatten.
Sicherlich gibt es Eltern die aufgrund der Entfernung oder schlechtem ÖPNV auf das KFZ angewiesen sind aber das ist besonders bei Grundschulen und Kindergärten eher selten der Fall.

Für eine weitreichende Veränderung in diesem Bereich gibt es aber wohl keinen politischen Willen.
Wir haben uns in Steglitz Zehlendorf als Netzwerk für Schulwegsicherheit zusammengeschlossen, der Druck auf die Politik ist dadurch größer, aber es ist alles sehr zäh. wir sind jetzt 20 Schulen die gemeinsam versuchen das Thema voranzutreiben!
Unser Bezirksstadtrat ist sehr engagiert, aber das reicht leider nicht aus. Gelder sind auch sehr knapp!
 
Gelder sind auch sehr knapp!
Malt die Schilder mit den Kindern auf Hartfaserplatte, Acryl lackiert und überreicht sie vor der Presse an die mittellosen städtischen Verantwortlichen.
Kann ja wohl nicht wahr sein...
Hier hat die Beschilderung der Fahrradstraße €100.000,- gekostet, 100 Schilder und Fahrbahnbemalungen, endkrank.
Die Randmarkierungen lösen sich nach einem Monat schon auf :eek:
Viel Erfolg, Gruß Krischan
 
Zuletzt bearbeitet:
Malt die Schilder mit den Kindern auf Hartfaserplatte, Acryl lackiert und überreicht sie vor der Presse an die mittellosen städtischen Verantwortlichen.
Kann ja wohl nicht wahr sein...
Hier hat die Beschilderung der Fahrradstraße €100.000,- gekostet, 100 Schilder und Fahrbahnbemalungen, endkrank.
Viel Erfolg, Gruß Krischan
Im Bezirk mit glaube ich knapp 30 Grundschulen gibt es 200.000€ und ich meine das Geld für Verbesserungen im Sinne von Gehwegvorstreckungen etc. bei uns an der Grundschule konnten wir erreichen, dass an den Ecken Parkplätze abgeordnet werden und Fahrradstellplötzw auf die Straße kommen, um die Kreuzugn übersichtlicher zu gestalten. Anordnung steht aber Berlin-like hat die ausführende Firma keine Kapazitäten….
Und dann werden in Berlin für Countdown Ampeln 50 mio € ausgegeben…keine Worte
 
[Ironie]
Schulen & Schulkinder laden Politiker*innen nicht zum Essen ein, es gibt keine Hochglanzfotos von Schulen in Wirtschaftszeitungen, Schulen zahlen keine Dividende und Schulen verticken keine Aktien.
So what?
Macht Schulen zu Aktiengesellschaften und schon sorgen Politiker*innen dafür, das es Schulen gut geht, die Wünsche werden quasi von den Lippen abgelesen und Schulen werden dann mit Millionen Steuergeldern gefördert und subventioniert, damit es den Großaktionären gut geht.
[/Ironie]
 
Zurück
Oben Unten