Die Werkstattabenteuer der Kaffeetanne

Der Auslieferer fährt privat Gold Wing oder hatte an diesem Tag einfach nur seine Knieschleifer vergessen.
Na wenn das nur von einem Tag kommt, müsste er ja mit qualmenden Reifen durch den Bezirk heizen. :D

Dachte erst, die Zusteller gibt es nur bei uns mit dem Motto "Der Mantel muss erst getauscht werden, wenn er garnicht mehr vorhanden ist" :D
 
Vor einer Weile kam mal wieder eines der Bikes mit einem Platten zur Reparatur rein...

IMG_4713.JPG

Wat se fak?!

IMG_4718.JPG

Einmal komplett ums Kettenrad gewickelt und aufgespießt. Wie man sowas hin bekommt ist mir unerklärlich.
 
@Kaffeetanne bei deiner Kundschaft macht es den Eindruck, dass du froh sein kannst, dass der Mantel nicht auch eingewickelt war ;).

Ist der auf eigener Achse gekommen?
 
Vielleicht verkennen wir hier den Einfallsreichtum des Bedieners: Das könnte ein erster Prototyp einer gummibandgetriebenen Rückfahrhilfe sein. Nie wieder rückwärts schieben! :giggle:
 
Wahrscheinlich einfach mit einen Platten weitergefahren. Irgendwann ist der Mantel so abgerutscht bis der Schlauch rauskam?
Vermutlich.

Ist der auf eigener Achse gekommen?
Das wurde angeliefert. Die meisten Räder sind ja nicht hier vor Ort.

@Kaffeetanne: Und, hast du nun den Schlauch geflickt oder nicht?
Ne, hab den Reifen mit Bauschaum ausgefüllt und das Problem damit dauerhaft gelöst. (y)
 
Heute mal einen Routine-Service ohne große Abenteuer gehabt. Bremsbeläge, Kette reinigen/schmieren und den abgerissenen Zug von der Feststellbremse wechseln:

IMG_5285.JPG

IMG_5286.JPG

Interessant ist der Unterschied im Querschnitt des ab Werk verbauten Zug mit einem Standard-Bremszug.
Es handelt sich dabei wohl um den Versuch des Herstellers, dass durch die häufige Betätigung des Hebels regelmäßig vorkommende aufspleißen zu verhindern. Ich halte das eher für kontraproduktiv da die dickeren Drähte noch störrischer sind und erst recht zum abbrechen neigen.
Meiner Erfahrung nach performen für den speziellen Anwendungsfall sehr flexible Züge deutlich besser. Mein Favorit waren die Trickstuff Highflex, die es ja zwischenzeitlich leider nicht mehr gibt. :cry:
 
IMG_4765.JPG

Vor einiger Zeit wieder eine äußerst effizient verwertete Bremsscheibe gehabt. :sneaky:

IMG_4767.JPG

Die hintere Bremsscheibe war mit 1,59mm auch nicht wesentlich besser dran, also bekamen beide Bremsanlagen einen Service.

Man merkt deutlich den verringerten Wartungsaufwand seit ich die Fahrräder überholt und einen regelmäßigen Service-Intervall etabliert habe. Bei vielen beschränkt sich mitlerweile die Arbeit auf den Austausch von üblichen Verschleißteilen.
Dabei fällt allerdings auch auf, das es deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Die werten Herren der Schöpfung gehen mit ihrem Arbeitsgerät deutlich ruppiger um als die Holde Weiblichkeit. :whistle:
 
Zwischen den Standard Service-Arbeiten gibts weiterhin auch öfter mal was neues.

IMG_4898.JPG

Eines unserer neuen eBikes, welches erst einige Monate alt ist und nach Ausgabe an eine Zustellerin am ersten Tag direkt mal sein Pedal verloren hat. :rolleyes:

IMG_4899.JPG

Die Kollegin hat sich sogar die Mühe gemacht die winzigen Kügelchen so weit möglich von der Straße aufzusammeln! Am Ende kam aber freilich ein neues dran.

IMG_4900.JPG

Außerdem wieder ein "Warum?!"-Moment. Ungefettete Gewinde an den Kurbeln sind einfach ein fettes No-Go und geht absolut gar nicht. Da hab ich auch null Verständnis für. Als wäre das so schwer ein Töpfchen Anti-Seize oder Fett mit einem Pinsel am Montageband stehen zu haben und vor dem eindrehen der Pedale einmal kurz drüber zu streichen. Das kostet praktisch nichts und dauert vielleicht 5 Sekunden länger.
 
am ersten Tag direkt mal sein Pedal verloren hat
Konntest Du erkennen, wie ein Lösen des Konus bei diesem Pedal verhindert werden sollte? Es ist ja immer schade wenn ein neuer Gegenstand wegen einem Montagefehler nie leisten kann, was er sonst könnte.
Mit dem Fett wird für meinen Geschmack sowieso sehr gespart bei neuen Fahrrädern. So richtig dauerhaft und wetterbeständig ist das erst wenn man es man zerlegt und gut gefettet wieder zusammengebaut hat.
 
Konntest Du erkennen, wie ein Lösen des Konus bei diesem Pedal verhindert werden sollte?
Der Konus wird wie üblich bei Pedalen mit einer Mutter gekontert. Ich vermute mal das diese schlicht nicht ordentlich angezogen war, schließlich haben alle Räder die gleichen Pedale verbaut und bisher ist keines einfach so auseinander gefallen.

Mit dem Fett wird für meinen Geschmack sowieso sehr gespart bei neuen Fahrrädern.
Leider. Vermutlich hat da wieder so ein BWL-Hansel ausgerechnet das man pro Rad 90 Sekunden Zeit in der Montage spart wenn man alle Einzelteile trocken zusammen schraubt. Ist ja nachher nicht mehr deren Problem, wenn nach ein paar Jahren Pedale oder Innenlager fest gegammelt sind und nur noch mit schwerem Gerät raus zu bekommen sind.
 
In Anlehnung an die aktuelle Diskussion zu Speichentensiometern im Werkstattfaden liefere ich hier mal ein Beispiel dafür, was passieren kann wenn man ein Laufrad nicht ordentlich zentriert wurde.

IMG_4296.JPG

Zu sehen ist hier das hintere Laufrad aus meinem eigenen privaten Postfahrrad, dessen Felge es in der Mitte gesprengt hat. Verantwortlich dafür ist aber nicht eine zu hohe, sondern eine zu geringe Speichenspannung.
Denn im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Vorstellung das Felgenschäden durch zu hohe Zugkräfte entstehen, brechen Felgen tatsächlich häufiger weil das Laufrad nicht ausreichend Steif aufgebaut wurde.

Denn durch eine zu geringe Spannung werden die Speichen bei jeder Umdrehung stark Be- und Entlastet. Dies führt erstmal zu den berüchtigten abgerissenen Speichenköpfen weil in der Regel die Kröpfung den schwächsten Punkt darstellt. Langfristig wird aber auch die Felge übermäßig belastet, da die auftretende Kräfte nicht mehr gleichmäßig abgeleitet werden können. Im Zusammenspiel mit der durch die Lastwechsel erzeugte Reibung an den Felge führt dies dann zu kleinen Rissen - meist beginnend an der Bohrung - die sich mit der Zeit ausbreiten.

IMG_4295.JPG

Im Winterbetrieb ergibt sich aus der Kombination von vorgeschädigter Felge, Streusalz und gefrierender Feuchtigkeit eine Explosive Mischung. Die Felge hat es einmal rund herum komplett zerteilt.

Nach Überprüfung mit meinem neuen Wheel-Fanatyk Tensiometer stellte sich dabei heraus, das die Speichen nur mit etwa 735N angezogen waren. Viel zu wenig natürlich, besonders bei einem so hoch belasteten Lastenrad.
Ein gegencheck mit dem früher verwendeten Park-Tool TM1 zeigte eine Abweichung von über 20% nach oben!
Eine Recherche im Netz zeigte zudem das dies kein Einzelfall ist - das einfache Park-Tool Tensiometer zeigt bei den meisten Nutzern mehr oder weniger starke Abweichungen. Man scheint es da nicht so mit der Genauigkeit zu nehmen bei der Fertigung.

Die Lehre daraus lautet für mich ganz klar:
Wenn man lediglich prüfen möchte ob alle Speichen eine halbwegs gleiche Spannung haben, ist das TM1 gut genug. Möchte man allerdings absolute Zahlen abgleichen, nimmt man lieber mehr Geld in die Hand und besorgt sich ein ordentliches kalibriertes Tensiometer mit Messuhr von einem namhaften Hersteller.
 
Zurück
Oben Unten