Das sind beides sog. Drehschemellenkungen. Die funktionieren so, daß du die gesamte Kiste verdrehst, an der starr die Vorderräder befestigt sind. Diese Art der Lenkung kennst du z.B. von zweiachsigen LKW-Anhängern. Hier mal ein Blick unter das Babboe:
Was nach links mittig aus dem Bild führt, ist der Hinterrahmen, an dem Tretlager, Sattel und Hinterrad befestigt sind. Das Gelenk in der Bildmitte ist die Drehachse/Lenkachse, um die die ganze Kiste schwenkt. Seitlich davon sind zwei Lenkungsdämpfer angebracht, die Lenkschwingungen verhindern sollen und auch ein Verreißen der Lenkung, wenn eines der Vorderräder gegen ein Hindernis rollt.
Ob da hinten nun ein gewöhnlicher Fahrradlenker oder ein Rohrbügel abgebracht ist, macht in erster Näherung keinen großen Unterschied, zumindest nicht bei der erforderlichen Lenkkraft. Ein Fahrradlenker kann zunächst mal ergonomisch günstiger gekröpft sein und einfach ausgewechselt werden, falls er dir nicht passen sollte. Du kannst Standardgriffe anbringen und benötigst auch sonst keinerlei Spezialteile.
Der Rohrbügel wirkt da auf den ersten Blick altmodischer, aber die Alten waren ja auch nicht doof und wußten im Allgemeinen ganz gut, was sie taten und warum sie es taten. Ein Vorteil des Bügels ist zunächst mal, daß er stabil an zwei weit auseinander liegenden Punkten die Kiste packt. Ein Verdrehen/Schiefdrehen des Lenkers ist damit schon mal von vornherein ausgeschlossen. Ein weiterer Vorteil ist sicher, daß du ihn überall anfassen kannst und dich beim engen Rumkurven wie ein Äffchen daran entlanghangeln kannst. Der Fahrradlenker zwingt dich hingegen in eine feste Griffposition.
Beim normalen Fahrrad ist das kein Problem, da die Lenkachse ja ungefähr mittig zwischen den Handgriffen liegt. Hier schwenkt der Lenker aber um den Drehpunkt vorne, in der Mitte der Kiste. Beim Kurven nach rechts bewegt sich der Lenker also nach links und verleitet dich dazu, dein Körpergewicht ebenfalls nach links, also zur falschen Seite hin zu verlagern. Das Dreirad, das ach so stabile, liegt dann ganz schnell mal auf der Nase.
Das ist kein k.o.-Kriterium sondern ein Anfängerfehler. Tausende von Fahrern und Fahrerinnen kommen mit diesen Dreirädern problemlos zurecht. Es gibt aber auch zeitgemäßere Konstruktionen mit Achsschenkellenkung, also der Art von Lenkung, wie du sie vom Auto her kennst. Leider wirst du die Begriffe Drehschemel- oder Achsschenkellenkung in keinem Prospekt je finden, genau so wie du Autoprospekten heute nur noch selten entnehmen kannst, welche Achse angetrieben wird und nach welchem Konstruktionsprinzip sie aufgebaut ist. Die Dreiräder mit Achschenkellenkung erkennst du jedoch leicht daran, daß zwischen Vorderrad und Kiste etwas mehr Freiraum vorhanden ist. Die Kiste ist rahmenfest und jedes Vorderrad schwenkt um seine eigene Lenkachse, die zwischen Kiste und Rad angeordnet ist. Dazu braucht es etwas Platz, weswegen entweder die Spurweite breiter oder eben die Kiste schmaler ausfällt.
Und schlußendlich gibt es noch die Konstruktion mit angetriebener Vorder- und gelenkter Hinterachse. Klingt im ersten Moment ziemlich durchgeknallt, vermeidet aber sowohl die Kippneigung der Drehschemelkonstruktion als auch die beschränkte Kistenbreite und den Bauaufwand der Achsschenkelkonstruktion - und wendet auf 'nem Bierdeckel. Zum Schnellfahren taugt das aber auch nichts.
Gruß,
Clemens