Warum gibt es keine passenden Lastenräder?

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Praktisch alle Lastenräder gibt es nur in einer Einheitsgröße, einige wenige (wie mein kona ute) zumindest in 2 Größen. Wenn man z.B. 1,90m oder größer ist, kann das nicht passen. Mit "kann nicht passen" meine ich, das es idR nicht möglich ist, einen 90 Grad Winkel zwischen Oberkörper und Armen herzustellen, wie es gemäß der einschlägigen Literatur für sportlich-ergonomisches und somit gesundes Radfahren nötig wäre.

Der Trend geht sogar eher in die andere Richtung. Ich würde z.B. gerne ein Tern GSD fahren und hatte bei der Vorstellung der aktuellen Generation gehofft das es nun vielleicht 2 Größen geben würde. Das war nicht der Fall. Im Gegenteil, für noch mehr one-size-fits-all wurde der Sitzwinkel verkleinert. Man sitzt ergonomisch nachteilig, zu weit hinten.

Natürlich ist es preiswerter nur eine Größe zu produzieren und zu bevorraten. Aber was meint ihr, warum wenige (oder keine?) Hersteller dieses Segment bedienen möchten? Zu wenig Nachfrage? Oder noch keiner auf die Idee gekommen?
 
Das lohnt sich erst ab einer gewissen Stückzahl. Also wird für ein bestimmtes Perzentil gebaut und wer zu groß oder zu klein ist, fällt halt raus. Gerade bei Familienrädern gibt es sehr viele NutzerINNEN was die Auslegung Richtung kleinere Körpergrößen verschieben sollte.
Dazu kommt, dass Cargobikes mittlerweile fast ausschließlich Pedelecs sind und mit dem Motor sinkt auch die Notwendigkeit einer optimalen, ergonomischen Anpassung für reinen Muskelbetrieb. Siehe z.B. sehr kurze Tretkurbeln.
Ich denke, wenn Cargobikes weiter so boomen, könnten wir auch durchaus mehrere Rahmengrößen sehen. Aber bedient wird natürlich wie immer erst die Mehrheit und wenn Du überdurchschnittlich groß bist, musst Du halt warten.
Nebenbei: Cargobikes bei denen Lenkrohr und Sitzrohr nicht parallel sind, können sehr unterschiedliche Körpergrößen gut bedienen. Aber das setzt natürlich indirekte Lenkung voraus.
 
Ein Omnium bekommst du auch in verschiedenen Größen. Ich bin da sehr froh drum ;)

Und Bergamont (LT Expert E-Cargoville) bietet sein "neues" Longtail auch in zumindest zwei Größen an (47 und 53, was auch immer man damit anfangen mag).

PS: Generell würde ich sagen (auch nach einem kurzen Ausflug in die Fahrradbranche bzw. in einen Laden): Die Nachfrage ist zu gering bzw. viele Leute fahren auch mit dem falschen Rahmen rum. Gerade jetzt, wo Räder kaum verfügbar sind, finde ich es sehr erschreckend, dass viele Leute auf oftmals zu großen Rahmen rumturnen.
Und wenn du dich mal mit einem Bikefitter an einen vielbefahrenen Radweg stellst, bekommt er/sie die Krise. Nicht nur sind die Rahmengrößen (alles außer Lastis) oft nicht passend, die ganzen Ergonomieeinstellungen sind bei vielen ziemlich "Banane" (aber das ist sehr subjektiv).
Die von @bastiaen angesprochene eher nicht überdurchschnittlich große Käuferschaft bzw. Haupnutzer von Lastis kann ich bestätigen. Bzw. das obere Limit endet meist bei 1,90 m und auch da sitzen die Fahrer/innen oft wie der Affe auf dem Schleifstein. Aber die Pedelecs machen da Dinge wett (ob das jetzt gut ist, sei mal dahingestellt).
 
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Es gibt ja auch relativ gut funktionierende Ansätze wie das stark geneigte Sitzrohr bei z.B. Workcycles/Bakfiets. Das ist dann natürlich immer eine Hollandradhaltung, aber der Abstand zum Lenker wächst zumindest mit dem Auszug der Stütze.
Einige Beispiele wie VeloLab, Omnium, Kona Ute und Douze (nicht mehr, glaube ich?) gibt es ja, aber offenbar ist die Nachfrage da tatsächlich zu gering.
 
Hallo, ich hab das große Kàro Long von VeloLab aus Bremen bin 190 groß und hab nach mehreren Probefahrten von anderen Herstellern
, kein so gut passendes Lastenrad gefunden.
 
Ich war vor ein paar Jahren auf der Suche nach einem Fahrrad. Ganz klassisch, nichts besonders Spezielles...
Berlin, jede Ecke gefühlt ein Fahrradhändler... NADA!
Auch bei klassischen Fahrrädern wird das Mittelmaß an Menschengröße gewählt. In den Läden steht dann alles von Größe M bis L, nichts in S oder XL.
Manche Firmen produzieren in "S" keine Rahmen, so wurde mir damals auf Mailanfrage berichtet.

Ich denke, die Kapazitäten für Transport, Lagerung und Verkauf sind überall begrenzt. Die Händler und Hersteller wollen minimales Risiko bei maximalem Profit erzielen. Das kann ich denen ja nicht verdenken.

Aber auf diese Weise gehen halt Geschmäcker und aber auch Menschengrößen "verloren".

Daher loben wir uns ja die kleinen "Krauter", die, die das Spezielle anbieten und die, denen wir gerne ein paar Scheine mehr in die Hand drücken.

Für mich war die Größenproblematik, ich nutze meist Rahmengröße "S"., der Grund, mir ein Surly Rahmen zu kaufen. Da gab es neben XS und XL auch jede Menge Öse, für die ich bei jedem Händler in Deutschland "betteln" hätte müssen.

Kurzum: Es gibt gute Gründe für die Verdichtung der Konsumangebote im Allgemeinen.
 
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