Wartung Shimano Nexus 8

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Hallo zusammen,
viele sehen Nabenschaltungen als wartungsfrei an, aber das sind sie natürlich nicht. Für die Nexus 8 schreibt Shimano eine Wartung pro Jahr bzw. 2000km vor, "unter harschen Bedingungen öfter". Unter Wartung stellt Shimano sich ein Bad in Getriebeöl und Aufbringen von Fett an einzelnen Stellen vor.
Grundsätzlich kann man frischen Öl in die Verdickungsmatrix des Fetts einarbeiten, was man so nicht weg bekommt sind Abrieb und Wasser. Meine Erfahrung mit älteren, weit gelaufenen Exemplaren und einem relativ neuen Exemplar haben gezeigt, das Wasser bei überwiegend trockener Unterbringung des Rades wohl ein geringeres Problem ist, aber bereits in der Einlaufphase der Nabe sehr viel Abrieb entsteht, der natürlich vor allem den Lagern nicht gut tut.
https://www.cargobikeforum.de/forum/index.php?threads/shimano-8-gang-spülen-bei-der-wartung.5720/

Die Nexus 8 lässt sich in zwei Stufen zerlegen:
1. Innenleben nach Lösen einer Kontermutter und eines Konus ausbauen => einfach
2. Komplette Zerlegung => ziemlich schwierig wieder zu montieren, auch für jemanden mit viel Erfarung auf anderen Gebieten

1. ist mit Wiedermontage gut zu machen und dauert 30 Minuten oder so
Für 2. habe ich einen ganzen Tag Puzzelei gebraucht, das kann ich also nicht empfehlen

Für eine gute Reinigung würde 1. reichen, für eine optimale Schmierung wäre aber 2. Voraussetzung - wo ist ein guter Kompromiss?
Den Abrieb wie bei der Shimano-Methode drin zu lassen, halte ich nicht für zielführend, dafür ist es einfach zu viel. Es gibt aber mit Sicherheit andere Betrachtungsweisen und Vorgehensweisen, die auch ihre Berechtigung haben.

Nach ein paar Iterationen bin ich momentan bei dieser Vorgehensweise:
1. Innenleben ausbauen
2. Innenleben mit Achse in einen Akkuschrauber spannen, in Waschbenzin rotieren lassen, äußeren Ring festhalen, damit das Getriebe sich auch bewegt
3. Abtropfen lassen
4. Innenleben mit Akkuschrauber in Getrieböl rotieren lassen
5. Abtropfen lassen
6. Lagerfett mit Mini-Fettpresse von außen in Richtung rechtes Lager drücken, gelingt nicht perfekt
7. Lagerfett an die Lager am Umfang
8. Fließfett in den inneren Bereich der Nabe und an den Freilauf geben, verteilt sich auch in Richtung des rechten Lagers
9. Zusammenbau

Man kommt so aus meiner Sicht zu einer recht belastbaren, wenn auch nicht perfekten Schmierung bei sehr moderatem Aufwand. Das Fließfett sorgt für eine reichlichere Schmierung ohne dass die Nabe schwer läuft oder etwas austritt.
Waschbenzin und Getriebeöl können wieder verwendet werden, Wasser und Abrieb würde sich unten im Gefäß absetzten, wo nur die Achse hinkommt.

Zur Demontage:
Die ist bis Stufe 1 recht einfach:
- Auf der linken Seite Kontermutter und Konus entfernen
- Auf der rechten Seite Staubschutzkappe abnehmen
- Innenleben unter leichtem Drehen in Richtung Zahnkranzseite mit Gummihammer rausklopfen
- Innenleben Auffangen! :giggle:

Zur Montage:
Umgekehrt wie die Demontage
Beim Einstellen des Konus darauf achten, wie die Nabe läuft, nicht nur auf das Lagerspiel achten!

Als Getriebeöl habe ich 75W90 verwendet weil es da war. Irgendwas in der Viskosität sollte passen.
Als Fließfett habe ich das hier: https://www.ebay.de/itm/353737190633
@b_s_m_n : Ich schicke Dir was mit!
Als Lagerfett am besten das gute rote... :giggle:
 
Kein Auswaschen mit Lösungsmitteln, das bleibt in den Lagerstellen und verdrängt die Schmiermittel!
Der Part welcher für die Schaltprobleme verantwortlich scheint ist die Achse mit den ( Sperr- ) Klinken. An diese Betätigung kommt man nicht, ein Auswaschen ist kontraproduktiv.
Die allenthalben sichtbaren metallischen Abriebe sind aus den Zahnflanken und in geringstem Masse aus den Gleitlagerstellen umlaufender Plantenräder.
Einfaches Tauchen meinetwegen in erwärmter Ölbrühe und auch gerne tagelang unter Schwenken und Bewegen mit ebenso tagelangen abtropfen lassen.
Mehr ist nicht vonnöten!
 

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  • Shimano-alfine-nexus-inter-8-principle.pdf
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Alle 2000 Kilometer ein Wartungsintervall? Das kann ja wohl nicht deren ernst sein. Da hat ja jede schnöde Einsteiger-Kettenschaltung eine längere Standzeit.

Entweder hat man im Hause Shimano wenig vertrauen in das eigene Produkt, oder aber man will sich um etwaige Garantieforderungen herum wieseln. Vielleicht auch von beidem etwas.

Ich persönlich habe ja nur Erfahrungen mit Nabenschaltungen von Sachs/SRAM und seit deren Produktionsende mit Sturmey-Archer, und kann berichten das die Dinger ewig halten ohne irgendeinen Service.
 
@LZ_ : Wichtig bei Anwendung von Lösungsmitteln ist hier die Mischbarkeit des Lösungsmittels- und des Öls. Ist irgendwo noch ein Lösungsmittelrückstand drin, dann wandert das Öl da problemlos hinein. Anders wäre das mit Wasser, das sich nicht mit dem Öl mischt. Ich hatte die übrigens Nabe komplett auseinander und habe da keine für Öl unzugänglichen Stellen entdecken können. Aber das darf natürlich gerne jeder so halten wie er möchte.

Hast Du mal nach Bedienungsanleitungen für die Naben der anderen Hersteller geguckt, @Kaffeetanne ? Zumindest für die 3-Gang hatte Sachs eine Wartung vorgeschrieben und sie kann das nach meinem Eindruck auch gut gebrauchen. Am Ende ist es natürlich eine Frage der Dauerhaftigkeit, die man erwartet und des Laufwiderstands, den man bereit ist in Kauf zu nehmen.
Die Sturmey-Archer 3-Gang und ganz früher auch die Sachs 3-Gang hatten Ölnippel, die wurden einfach laufend nachgeölt. Laufend, die Speichen entlang in Richtung Felge! :giggle:

@guinness : Ein Ölbad ist natürlich ein tolles Betriebsumfeld für die Lager und Zahnräder. Wenn man wirklich viel fährt und einem das Rad nicht geklaut wird, dann rechnet sich die Nabe sicherlich auch in recht absehbarer Zeit. Hat es bei den Dingern auch mal echte Schwächen gegeben, oder haben sie die aufwändige Konstruktion gleich so hinbekommen?
 
Die 8-Gang Alfine hat ein Intervall von 5k laut technischer Doku von Paul Lange. War mir selbst unsicher weil ich ein kürzeres im Kopf hatte.

Ich persönlich würde da jetzt nicht so eine Religion draus machen. Ich halte die alle 5k ein mal in KFZ-Getriebeöl und drehe die dabei.
Dann wird Sie an den Wälzlagern mit Fett versehen und wieder eingebaut.
Soweit ich die Fehlerbilder in Foren zu diesen Naben gesehen habe, sterben die Naben entweder den Wassertod oder es bricht ein Teil der Mechanik.
Dass die bis zur Verschleißgrenze gefahren werden passiert eher selten.
Und wenn die nach etlichen 10k durch Verschleiß, den du mit deiner Aufwendigen Reinigung und Schmierung zu vermindern versuchst, den Geist aufgibt hat es die Nabe in meinen Augen auch verdient. Wer mehr km mit einer Schaltung machen möchte sollte eine andere Schaltlösung für sich wählen.
 
Bei meiner Nexus 8 im Neo-Hollandrad waren nach unbekannter aber sicherlich höherer Laufleistung beide Lagerkonen defekt, sonst funktioniert sie noch rundum prima. Ein Arbeitskollege, groß und trittstark, hat seiner am Berg den Hals umgedreht. Sichtbar Wasser hatte ich in 5 Naben noch nicht gefunden. Das Spektrum der Erfahrungen ist wohl groß. Insgesamt finde ich die Nabe für ein Alltagsfahrrad prima geeignet.
 
Ich persönlich habe ja nur Erfahrungen mit Nabenschaltungen von Sachs/SRAM und seit deren Produktionsende mit Sturmey-Archer, und kann berichten das die Dinger ewig halten ohne irgendeinen Service.
kann ich bestätigen, ich hatte eine Shimano Nabenschaltung nur 1 Woche benutzt, sie ist zerfallen in die Einzelteile, verm. zu viel Drehmoment.
Sachs und Sram nutze ich seit Jahren auch mit Anhänger, nur Verschleissteile zu reparieren ( Züge, Reinigung, Ritzel) es ist gute und sehr robuste Technik.
MfG
 
Die Sachs 3-Gang der Wanne hatte ich auch zerlegt und gewartet und hatte einen sehr guten Eindruck von der Qualität der Einzelteile und der Größe der Lager. Die Sachs-Schaltungen mit mehr Gängen kenne ich nicht. Sturmey-Archer mit mehr als drei Gängen sind wohl nie so problemlos gewesen, wie die 3-Gang-Modelle. Man sollte generell mehr 3-Gang fahren, habe ich in 50% meiner Räder.
 
Hat es bei den Dingern auch mal echte Schwächen gegeben, oder haben sie die aufwändige Konstruktion gleich so hinbekommen?
Das kann ich nicht beantworten, Barbara vielleicht. Die Rohloff war zuerst für den MTB Einsatz konstruiert, so mein Wissen, dass die Reiseradler die dann entdeckt hatten ist eine andere Geschichte.
Demnächst will ich wieder ins Außereuropäische Ausland, und die Rohloff ist Erste Wahl.
 
Hast Du mal nach Bedienungsanleitungen für die Naben der anderen Hersteller geguckt, @Kaffeetanne ? Zumindest für die 3-Gang hatte Sachs eine Wartung vorgeschrieben und sie kann das nach meinem Eindruck auch gut gebrauchen. Am Ende ist es natürlich eine Frage der Dauerhaftigkeit, die man erwartet und des Laufwiderstands, den man bereit ist in Kauf zu nehmen.
Tatsächlich gibt Sturmey-Archer in seinen Unterlagen kein Wartungsintervall an. Von Sachs/SRAM habe ich keine Unterlagen hier liegen, allerdings ist Papier sowieso geduldig, und ich vertraue in solcherlei Belange dann eher auf Erfahrungswerte aus der Praxis.
Und hier haben sich die Naben von SRAM und Sturmey tausendfach im jahrelangen Dauerbetrieb in Posträdern als äußerst haltbar erwiesen. Mir persönlich ist noch keine kaputt getretene Nabe unter gekommen.

Das kann man von Shimano leider nicht behaupten. Deren Naben wurden nur über einen sehr kurzen Zeitraum verbaut, weil Sie den hohen Belastungen nicht stand hielten. Die hat es regelrecht zerbröselt wie auch @10092021 schon erfahren durfte.

Sturmey-Archer mit mehr als drei Gängen sind wohl nie so problemlos gewesen, wie die 3-Gang-Modelle.
Man muss bei Sturmey-Archer ganz klar zwischen den alten "Made in England" Naben, und den neuen von Sunrace in Taiwan gefertigten unterscheiden. Letztere sind äußerst präzise, und robust gebaut, und spielen qualitativ in einer ganz anderen Liga als die Originale, und haben mal abgesehen vom Markennamen nur begrenzt noch etwas miteinander zu tun.

Sollte die ganze Thematik auf größeres Interesse stoßen, kann ich da gerne auch mal einen neuen Thread eröffnen, und meine Erfahrung zu diversen Nabenschaltungen ausführlicher auswalzen. :)
 
Sollte die ganze Thematik auf größeres Interesse stoßen, kann ich da gerne auch mal einen neuen Thread eröffnen, und meine Erfahrung zu diversen Nabenschaltungen ausführlicher auswalzen. :)
Von mir aus sehr gerne dick und breit! Ich mag Nabenschaltungen gerne und eine Idee der ich nachhänge ist das wartungsarme, kostengünstig zu betreibende und unanfällige Fahrrad, da haben Nabenschaltungen einiges zu bieten.
SRAM hat ja die Produktion eingestellt und auch Ersatzteile dürften schnell knapp werden, da finde ich die Sunrace-Naben sehr interessant, zumal die attraktive Kombinationen von Schaltung und Bremse und Nabendynamo und Bremse bieten.
 
Führt weiter OT, aber Sunrace fertigt Teile für Sachs/SRAM Naben, zumindest die Schaltgriffe und Clickboxen usw. gibt es Was an internen Teilen vorgehalten oder gebaut wird, weiss ich nicht.
Vielleicht kann @Kaffeetanne da was zu sagen.
Ich wäre ebenfalls an einem Faden dazu interessiert.
 
Mal ne Frage an die Nabenprofis:
Ich hab ja meine Alfine in Öl gebadet und alle Lager neu gefettet. Heute die erste Runde mit dem Rad gefahren. Sie vorher hatte sie beim Fahren hin und wieder mal geklackert, das ist schon mal weg, sie schaltet sich auch gut. Aaaaber jetzt drehen beim Schieben die Pedale mit... Das war vorher definitiv nicht. Was kann das auslösen? Hab ich die die Nabe zu fest zusammengeschraubt? Oder mal bisschen warten bis sich das Fett verteilt hat?
 
Das ist ggfs. zu viel Fett an falscher Stelle oder zu zähes Fett.
Ich würde auch erstmal abwarten, ob sich das verteilt.
 
Zuletzt bearbeitet:
welche Nabe genau? Rücktritt? Vorwärts- oder Rückwärtsschieben? Kette / Riemen?
 
Das hatte ich auch mal, bei mir war es die zu eng zusammengeschraubte Nabe. Habe die Verschlussmutter der Nabe eine Viertelumdrehung (eher weniger!) zurückgedreht, dann war alles wieder ok.
 
Je nachdem wie arg Sie die Pedale mitdreht ist es zu viel Vorspannung oder einfach nur das frische Fett.
Wenn Fett, dann gibt sich das schnell wieder.
 
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