Unfreiwilliger Crashtest...

Tim

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Lastenrad
Bakfiets Long Cargo
Mein Beitrag wird sicher viele kontroverse Reaktionen hervorrufen, aber ich denke, die Info darf ruhig eine breite Masse erreichen, dann kann jeder selbst seine Schlüsse daraus ziehen:

Vor zwei Wochen hatte ich mit unseren drei Kindern (2, 4, 6 Jahre alt) im Bakfiets einen Unfall. Nur mal schnell in die Stadt, die zwei kleinen auf der Bank, zu ihren Füßen etwas Gepäck, die älteste vorne in der Kiste auf dem Boden sitzend. Anschnallen? Och nö, nervt ja nur, zumal die Bakfietsgurte nervig einzustellen sind. Die Sonne schien, alle alberten, wir radelten mit 14 km/h die Spielstraße entlang, kleine Unachtsamkeit meinerseits, das Rad schwankte nach rechts und hakt sich mit der rechten Vorderseite in ein Mäuerchen. Von 14 auf 0, ohne viel Weg, *rumms*.

Die älteste stieß sich den Kopf an der Kiste, Nr. 2 seine Stirn an ihrem Hinterkopf und Nr. 3 hatte seine Füße irgendwie vor's Gepäck gestemmt und katapultierte sich darüber in die Luft, drehte in der Luft ein Rad und klatschte vor dem Rad bäuchlings auf den Teer.

Große Heulerei, leichte Panik bei den Eltern, aber alles glimpflich abgelaufen. Schäden:
  1. Nr. 1 eine kleine Beule am Kinn.
  2. Nr. 2 eine kleine Beule an der Stirn.
  3. Nr. 3: Nichts. Keine Schramme, keine Beule, kaum zu glauben, aber wirklich gar nichts.
  4. Bakfiets: Seitenwände (vorne, rechts, hinten) der Kiste komplett von der Bodenplatte gerissen.
Da hatten wir also ein wahnsinns Glück. Interessant finde ich, dass die Kiste quasi als Knautschzone wirkt und ordentlich Energie aufnimmt. Was die Anschnallgurte angeht, werde ich jetzt doch mal was brauchbares bauen. Die Originalgurte sind einfach ein Witz. Sie sitzen schlecht, rutschen seitlich runter, haben scharfe Kanten und sind ätzend einzustellen. Werde wohl einen einfachen und gepolsterten Bauchgurt einbauen, der schnell einzustellen ist, die Bewegungsfreiheit nicht einschränkt und Abflüge verhindert.

Fahrt vorsichtig, Unfälle passieren halt.
Tim
 
ich freue mich das nichts schlimmes passiert ist!

ich hab aus nem autositz die gurte ausgeschlachtet und drauf geachtet das vorallem am hals bei meiner kleinen schoner dran sind, die auch nicht runterrutschen, um scharfe kanten zu entschärfen! damit hat meine kleine nen 5punkt gurt im radl was ich immens wichtig finde, es ist zwar noch nix passiert, aber selbst beim harten bremsen würde sie sonst einmal durchs canopy fliegen. denn nur der bauchgurt... da könnte sie im dummen fall auch einfach nur rausrutschen, zumal der orginale bullitt sitz beckengurt ebensfalls ziemlich lächerlich ist. ich würde der schnalle unterstellen, dass die bei größerer last einfach aufgeht.
 
Das Wichtigste ist wirklich, dass der Schreck größer als die Blessuren war.

Wir hatten hier mal mit Kind noch in der Weberschale einen unfreiwilligen Kipper mit zugegeben sehr geringer Geschwindigkeit (an der Ampel), bei dem vor allem die Fahrerin blaue Flecken und wehe Knochen abbekam (und ein gebrochenes Glasfaserrohr an der Kabine - schnell ersetzt). Es ist schon gut, wenn die kleinen Fahrgäste sicher in der Kiste gehalten werden. Dafür ist es allemal wert jegliche Anschnallstrapazen auf sich zu nehmen. Zweipunktgurte sind da absolut nicht zu empfehlen. Dreipunktgurt ist das Mindeste, am besten Fünfpunkt.
Ich findes es auch an der umschließenden Form der Leggero-Sitze positiv, dass sie zusätzlichen Seitenhalt bieten. Das Kind rutscht so nicht so leicht aus den Gurten.
Nicht umsonst gibt es auf Verkehrs-Aktionstagen Crashsimulatoren, bei denen man einen gegurteten 10km/h-Crash am eigenen Leib austesten kann, bei dem die Leute regelmäßig schockiert sind, was 10km/h für einen Bumms machen.
Und mit dem Rad hat man schnell noch höhrere Geschwindigkeiten...

@Tim: finde ich gut, dass Du das Thema so direkt und konkret ins Forum bringst!

Grüße von jemandem aus der Fahrzeugsicherheitsecke...
 
Man sieht schon, jeder verfolgt seine Philosophie, aber das ist auch in Ordnung. Ist auch gut, dass es hier so nüchtern abläuft, ich hatte schon befürchtet, dass hier die klassische, emotionale Helm/Anschnallgurt-Debatte los zu treten. ;)

Man sieht auf jeden Fall, dass es von diversen Parametern abhängt, was passiert. Nr. 2 blieb einfach nur sitzen und mir ist unklar, warum Nr. 3 so einen Abgang machte. Auf jeden Fall hat Nr. 3 relativ wenig Körperspannung und wurde vom Crash evtl. auch mehr überrascht. Das Problem mit den Originalgurten ist primär, dass sie total dämlich, bzw. kaum einzustellen sind. Das nervt tierisch, da die Sitzpositionen dauernd wechseln. Vom 2 bis zur 6jährigen muß ja alles reinpassen. Deshalb tendiere ich gerade zum reinen Beckengurt. Dann bleibt auch mehr Bewegungsfreiheit. Kann gut nachvollziehen, dass den Kindern die Lust vergeht, wenn sie wie die Astronauten ans Rad gegurtet sind. Aber wie gesagt, da verfolgt jeder seine eigene Philosophie.
 
Meine Kinder tragen Helme. Die Große alleine schon deswegen weil ihr Kopf eventuell an den Lenker dotzen könnte, das gibt mit Helm nur ein "Papa, pass doch auf!", ohne Helm eventuell Tränen.
 
Zuletzt bearbeitet:
PS: und angeschnallt wird auch immer, die kleinen gehen beim kräftigen bremsen schon gut mit dem Oberkörper nach vorn in die Gurte.

@Tim: ein Glück dass nichts passiert ist, toitoitoi, Sachschaden lässt sich ja leicht beheben. Kannst du eventuell mal ein Foto von der kaputten box einstellen? Würde mich interessieren wo die Sollbruchstellen sind.
 
Ich fahr auch nur mit angeschnallten und behelmten Kindern. Der mittlerweile eher seltene Schreikampf wenn es ums anschnallen geht ist mir hundert mal lieber als eventuelle Vorwürfe, die ich mir dann mein Leben lang machen würde. Ich glaube, dass ist auch einfach eine Gewöhnungssache und wird dann irgendwann zur Selbstverständlichkeit. Manchmal zieht unsere Kleine sich selber den Helm auf, wenn Sie raus will bzw. versucht sich mittlerweile im Fahrrad oder Auto (natürlich erfolglos) selbst anzuschnallen.
 
wie macht ihr das im canopy wie es das bullitt zb besitzt? da kanns sie eignetlich nirgends wirklich andungsen, würdet ihr da auch nen helm rauftun?
 
Oh Mann, zum Glück ist den Kleinen nichts Ernsthaftes passiert!
Beim S-Ped eigentlich immer mit Helm und 3-Punkt.
Beim Douze gibt es nur einen Beckengurt und ich bin dort zunehmend lockerer und lass die Kleine ohne Helm und auch im Liegen öfter ohne Gurt mitfahren.
Auch wenn es irrational ist: Deine Erfahrung macht mich gerade nachdenklich. Danke, dass du sie so frank und frei teilst!
 
Wir tragen keine Helme und den Kindern stellen wir es frei. Logischerweise wollen sie dann auch keine tragen. Bin in Holland aufgewachsen, habe deshalb wohl eine entspannte Sichtweise dazu. Man könnte (so wie immer) aus dem Einzelfall heraus argumentieren, dass es ja auch ohne gut ging... ;) Na gut, nicht zu ernst nehmen.

Bzgl. Lenker-Kopf-Interaktion: Habe je einen Tennisball durchbohrt und den Bowdenzug durchgefädelt. Die sitzen damit als Dämpfer auf den Bremsgriffen.

Fotos von der zerrissenen Kiste habe ich nicht gemacht, mir ging's an dem Nachmittag vor allem darum, sie schnellstmöglich wieder zusammen zu kleben, da wir am nächsten Tag zum Fahrradurlaub starten wollten. :D War vielleicht auch sowas wie 'ne Übersprungshandlung. Insgesamt sah es nicht sonderlich spektakulär aus: Das linke Seitenbrett saß noch fest an der Bodenplatte, die anderen drei waren vom Boden losgerissen (Schrauben ausgerissen), so dass das rechte Seitenbrett etwa 10 cm nach hinten geschoben war. Vorne rechts der "Einschlagpunkt" war zerquetscht. Hat sich aber alles gut zusammenharzen lassen. Original scheinen die Seiten mit einer Art Kitt (Sikka?) verleimt zu sein.

Cubernaut: Du sagst es, je länger es gut geht, desto lockerer wird man. Ist ja immer so. Ob jetzt anschnallen besser oder schlechter ist, ist vermutlich von Fall zu Fall unterschiedlich. Ich radele momentan auf jeden Fall etwas bewußter/vorsichtiger. Mache mir da aber auch nichts vor, das wird sich mit der Zeit auch wieder legen. Vielleicht hätte ich den Schaden zur Erinnerung nicht überlackieren sollen...
 
Hallo Tim, danke für deinen ehrlichen Bericht. Und ich bin froh, dass Euch nichts passiert ist.

So nen Sturz ist immer in weiter Ferne und dann doch unheimlich schnell und deutlich da, wenns passiert!

Uns sind auch schon mehrmals Dinge passiert, die einen nachdenklich gemacht haben. Angefangen von den nickenden Kindern beim Bremsen bis zum leider ersten Sturz mit dem Lastenrad.

Die Anschnallfrage hat sich bei uns schon im Vorfeld geklärt gehabt. Uns war klar, wir wollen Scheibenbremsen, um im Fall der Fälle schnell zum Stehen zu kommen. Damit ging es für uns auch nicht ohne Gurte, denn sonst fliegen die Kinder durch die Kiste. Da hat sich sehr schnell gezeigt, das die Gurte halten, was sie sollen. Bei so einigen Vollbremsungen hat sich eindrucksvoll gezeigt, wie die Köpfe der Kinder nach vorne gehen.

Die Gurte brauchen wir auch, weil wir nicht wollen, dass die Kinder aus der Kiste purzeln, wenn das Rad mal umfällt. Alles bis vor Kurzem nur Theorie. Den Anfang habe ich gemacht als ich sportlich nem LKW auf dem Radweg ausgewichen bin über nen Grünstreifen. Erste Querung kein Problem. Beim Weg zurück, schlitterte zuerst das vordere, dann das hintere Rad an der Kante des Radweges entlang, was zu einer sehr unkontrollierten Bremsaktion führte, die zum Glück ohne Sturz endete. Schwein gehabt. Da bin ich jetzt aber vorsichtiger.

Den Sturz musste leider meine Frau miterleben, als in einer Kurve das Hinterrad wegrutschte. Ende vom Lied sind einige Blaue Flecke bei ihr. Die Kinder haben bis auf den Schrecken nichts abbekommen. Da war aber mal wieder viel Glück im Spiel. Meine Tochter hatte die Hand an der Oberkante der Kiste. Nur durch Zufall war an dem Tag der Sonnenschutz drauf, der als Crashpad fungierte und sie davor bewahrte mit der Hand zwischen Kiste und Asphalt zu kommen.

Helme tragen wir alle. Die Kinder wollen nicht mehr ohne fahren. Wir machen es aus Gewohnheit.

Alles in Allem bleibt einem festzustellen, das Auto hat mehr Knautschzone aber nicht die Freiheit des Rades. Und das Leben ist eins der gefährlichsten.

Ich drücke allen die Daumen, das ihr ohne Stürze etc. fröhlich durch die Gegend Radeln könnt!

Gruß hinnakk
 
es ist auch noch zu beachten wie man fährt. wenn ich alleine unterwegs bin mache ich viele faxen, fahre einhändig ( oder freihändig ohne lastenrad ), greife mal den lenker seitlich an oder direkt nebem dem vorbau, in jedemfall immer die bremse sehr weit weg und nur mit umgreifen zu erreichen.
das mache ich mit kind gar nicht, da lass ich zumeist gar mindestens einen finger an vorder und hinterradbremse, einfach nur weil ich alleine schon viel zu oft überrascht wurde von unvorsichtigen verkehrsteilnehmern ( egal ob andre radler oder autofahrer... )
 
Danke für den Bericht. Auch wenn offensichtlich zum Glück noch niemandem etwas schlimmes passiert ist, fühle ich mich in meiner Annahme bestärkt, dass ein vernünftiger Kinderanhänger die bessere Wahl ist. Die Bilder der lachenden Kindern in den Kisten zu sehen ist zugegebenermaßen sehr verlockend , die Angst vor Kinderhand zwischen Kistenrand und Asphalt kam mir beim ersten Nachdenken über diese Kinder-Kisten-Konzepte...
Zum Glück fahren meine Kinder sehr gern im Anhnänger.
 
Seit ich Lastenrad fahre, verstaubt der Chariot ...
Und in der Tat ist es Lebensphilosophie. Für meine Lütten würde ich eher sterben, als dass ihnen etwas passiert.
Dennoch fahre ich hier im Urlaub an der Ostsee sehr sinnig und vorausschauend auch mal so:
Kind sieht Mond und Sterne, sabbelt mit dir über Gott und die Welt und schläft ein.
Edit: Bekomme gerade das entsprechende Bild nicht hochgeladen ...
Nun aber:
https://goo.gl/photos/HnSQT4QxfeBJ3a6P8
 
Zuletzt bearbeitet:
Und mit Anhängern sind wieder andere Sorten Unfälle möglich, die mit dem Bakfiets so nicht passieren können, die absolute Schlussfolgerung wären dann eher 2 Tonnen Stahl in Form eines SUV-Vorstadt-Panzers...
 
Ich find's ganz angenehm, wenn man einfach akzeptiert, dass es Risiken gibt. Es gibt sicher auch Fälle, wo es besser ist, wenn die Kinder nicht angeschnallt sind und selbst aus der Kiste kommen (toter Winkel vom Lkw), dann gibt's im Netz auch "tolle" Bilder mit übersehenen Anhängern und und und... Am Ende macht jeder das, womit er sich am besten fühlt, wobei die Variante SUV-Stahlkäfig natürlich gar nicht geht. ;)

Bin zufällig gestern über das Filmchen hier gestolpert. Ganz interessant, dass es in NL einer regelrechten Revolution bedurfte, um den Radfahrverkehr zu fördern:
 
Immer angeschnallt. Fahrer und Kind behelmt bekomm sogar Ärger von Meinem Kleinen (2,5 Jahre) wenn ich mein Helm nicht aufsetze.
 
also zunächst mal was Pragmatisches zu den Bakfiets.nl-Gurten: Zur Verhinderung des seitlichen Wegrutschens habe ich diese komischen Klammern (wofür sind die eigentlich?) zusammengebunden und passend verschoben:
20150828_165014.jpg

-> kein seitl. Wegrutschen mehr (y)
Aber insgesamt stimme ich dir zu, Tim - diese Gurte haben lauter Mängel ...

- gefällt mir auch, dass die Beiträge zum Thema hier nüchtern und sachlich sind -

Zum Thema Anschnallen:
Wir schnallen "eigentlich immer" an. Denn die Flugnummer von Tims Nr. 3 ist bei solchen Unfällen sehr wahrscheinlich. Außerdem überweigen die Vorteile des Gurtes eher auch bei anderen potenziellen Unfällen, z. B. seitliche Stürze, Stoß von Hinten oder von der Seite, ...
Einmal (na gut: zweimal - hab einmal in Hektik vergessen anzuschnallen ...) habe ich unsere Nr. 1 nicht angeschnallt. Wir hatten eine lange Fahrt nach Hause und der Typ ist eingerazzt - vom Bänkchen runtergenommen und weich in die Kiste gelegt - dann vorsichtig und langsam weiter ...

zum Thema Helm:
Da bin ich weder absolut pro noch absolut contra eingestellt! Die öffentliche Diskussion dazu verfolge ich wie wohl viele von euch. Dabei fällt immer wieder auf: Meistens polemisch, dogmatisch, nicht rational (n) Fast alle Argumente sind schnell widerlegbar/entkräftbar/relativierbar. Ansonsten gibt es auch gute, aber keine schlagenden Argumente für beide Seiten.
Wir fahren meistens ohne Helm.
Ausnahmen:
- Landstraßen ohne abgetrennten Radweg
- schnelle Fahrten (bergab)
- längere Touren, wenn wir die Strecke nicht genau kennen
 
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