Lastenrad als S-Pedelec

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Hallo zusammen,
als Handwerker nutze ich regelmäßig unregelmäßig mein R&M Packster 60. vor gut 3 Jahren haben wir uns auf gemacht und nach einem Lastenrad Ausschau gehalten. Ich wohne in einem Dorf im Münsterland. Damals schon war bei mir der Gedanke eine S-Pedelec Variante zu kaufen, weil ich damit schneller war. So sind wir bei Riese und Müller gelandet und haben einen Schnapper mit dem Packster 60 beim Händler machen können. Damals Viel die Entscheidung zugunsten eines normalen Pedelec, weil wir auch den Nutzen zum Kindertransport mitnehmen wollten und da die Radwegefahrt halt erstmal sicherer ist. Die Kinder fahren mittlerweile di meisten Wege selbst.
Also habe ich wieder die Recherche betrieben und schaue mich nach S-Pedelec Lastenrädern um.
  • Serienmäßig gibt's da die Modelle von R&M.
  • Dann hab ich hier im Forum irgendwo gelesen, dass bullit-bike Einzelne 45er aufrüstet mit Einzelabnahme. (Faden aber nicht wieder gefunden)
Jetzt meine konkrete Fragen:
Gibt es da noch andere Hersteller, die Einzelabnahmen gemacht haben/machen ggf Serien planen?
Denke da an Bastiaen, VeloLab, Cargobikemonkeys.
Warum ist das nicht verbreiteter, schließlich kann ich damit doch viel besser ein Auto ersetzen.
Viele Grüße
Manuel
 
Für Bastiaen: definitiv nein.
Warum das nicht verbreiteter ist? Neben dem juristischen/administrativen Aufwand, den nur eine gewisse Stückzahl rechtfertigt, ist das ganz einfach Physik. Beschleunigung ist Masse pro Sekunde zum Quadrat. Bremsen ist negative Beschleunigung. Mit normalen Fahrradkomponenten kommt man da nicht weit. Die müssen nicht einfach nur knapp doppelt so viel leisten wenn das Fahrzeug 45 statt 25 km/h fährt, sondern ... äh ... zu müde zum Rechnen. Du bist dann also bei KFZ Teilen und damit direkt viel schwerer unterwegs. Ein Teufelskreis.
Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge - auch der KFZ - innerstädtisch ist unter 25 km/h. Und in der Stadt ist (leider) primär der Markt.
Dazu dann noch die ganze immer wieder debattierte Radwegenichtbenutzungspflicht für S-Pedelecs, die Dich ja auch vom Kauf abgehalten hat.
Solange sich daran nichts ändert, führt der business case ins Bermudadreieck.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für Bastiaen: definitiv nein.
Beschleunigung ist Masse pro Sekunde zum Quadrat. Bremsen ist negative Beschleunigung. Mit normalen Fahrradkomponenten kommt man da nicht weit.

Also R&M verbaut auch nur normale Fahrradkomponenten an den HS-Bikes. Und ich bremse hier in der Stadt mein Lastenrad teilweise aus weitaus höheren Geschwindigkeiten sicher und problemlos ab.
 
ganz einfach Physik. Beschleunigung ist Masse pro Sekunde zum Quadrat.
Nicht ganz. Beschleunigung ist Geschwindigkeit pro Zeit, also Strecke pro Zeit zum Quadrat.
Mit normalen Fahrradkomponenten kommt man da nicht weit. Die müssen nicht einfach nur knapp doppelt so viel leisten wenn das Fahrzeug 45 statt 25 km/h fährt, sondern ... äh ... zu müde zum Rechnen.
Bremsverzögerungen sind limitiert durch Reifen und Untergrund, nicht durch die Geschwindigkeit. Und bei gleicher Bremsverzögerung sind auch die Bremskräfte gleich - wieder unabhängig von der Geschwindigkeit.
Die Bremsleistung steigt mit der Geschwindigkeit, allerdings nur linear, nicht quadratisch. Tatsächlich fahren S-Pedelecs ja eher 35 und nicht 45. Über 35 wird's meist anstrengend. Bei 35 statt 25 braucht es dann eine um 40% höhere Bremsleistung.
Was quadratisch mit der Geschwindigkeit steigt, das ist die kinetische Energie. Bei 35 ist sie fast doppelt so groß wie bei 25. Das kann zu thermischen Problemen führen. Viel problematischer als gelegentliche Bremsungen zum Stillstand sind da aber längere Abfahrten. Und auf denen fahren gewöhnliche Lastenräder auch 40-50.

Der Verschleiß ist bei höherer Geschwindigkeit natürlich größer. Und alle deine übrigen Punkte teile ich. Würden S-Pedelecs nur legal eingesetzt werden, wäre der ohnehin schon kleine Markt in Deutschland wohl quasi nicht vorhanden. Die meisten fahren dann doch mal auf dem Radweg, mal durch den Wald, ziehen einen Hänger.
 
F = m*a --> a = F/m
Doppelte Masse braucht also doppelte Bremskraft für die gleiche Verzögerung.
 
Also R&M verbaut auch nur normale Fahrradkomponenten an den HS-Bikes. Und ich bremse hier in der Stadt mein Lastenrad teilweise aus weitaus höheren Geschwindigkeiten sicher und problemlos ab.
Das habe ich auch gesehen.

Ich möchte noch zwei Anmerkungen machen:
  1. Es macht einen krassen Unterschied ob ich ca. 90km am Tag mit einem 30er Schnitt oder mit einem 20er Schnitt fahre. Zeitunterschied 1,5h.
  2. Es liegt hier vielleicht ein Henne-Ei Problem vor. Der Markt ist nicht da, weil die Regelungen kompliziert sind. Die Regelungen werden nicht vereinfacht, weil der Markt nicht da ist.
 
@paschda: hast Recht. War einfach zu spät gestern.
Was ich nur ausdrücken wollte: alle Komponenten müssen auf eine viel höhere Belastung ausgelegt sein. Es macht einen Unterschied, ob ich normalerweise 25 km/h fahre oder 45 km/h. Natürlich fahrt Ihr Helden mit Euren Cargobikes im Alltag auch schneller als 25. Aber eben nicht ständig und vor allem nicht ständig voll beladen. Was die Basis für die Auslegung eines 45er Cargobikes wäre. Für die Lebensdauer und den Verschleiss ändert das einiges. Ein Hersteller tut sich ja keinen Gefallen, wenn er eine Wanderbaustelle baut.
 
Okay, also mir sind die physikalischen und fahrtechnischen Unterschiede zwischen 25 km/h und 45 km/h bekannt und bewusst. Ich kann @bastiaen auch voll nachvollziehen.
Okay höherer Verschleiß ist mir auch bewusst. Was hat ein Hersteller damit zu tun? Warum schafft es 1 Hersteller mit exakt den gleichen Komponenten die 45er Version heraus zu bringen? Sind das Load/Charger per se auf 45 ausgelegt und als 25er einfach verkauft?
Was spricht gegen die Reduzierung der Zuladung zugunsten des Geschwindigkeitsvorteils? Ich würde ja auf Zuladung verzichten. Zumal ich die 80-100 kg Nutzlast eher selten ausgenutzt sehe. Oder fahrt Ihr immer voll beladen?
 
Je nachdem wieviel Ladung mit muss käme vielleicht auch ein elektrisches utility moped in Frage?
Das ist von vornherein auf 45 ausgelegt, mit standfesteren Komponenten.
 
Der einzige mir bekannte Hersteller, der regelmäßig Einzelabnahmen durchführen lässt/ließ, ist https://www.akkurad.com/ , s.a. für deren aktuelle Prototypen https://gallope.de/produkt/gallope-pep/ . Und da gehts nicht um Longjohns. Aber das wäre meine erste (besser: einzige, die mir einfällt) Adresse.

Zu dem Thema warum generell 45er aktuell Mist sind, gibts im Pedelecforum einen Faden mit 3.600 Beiträgen - allein das sagt vielleicht einiges....
 
  1. Es macht einen krassen Unterschied ob ich ca. 90km am Tag mit einem 30er Schnitt oder mit einem 20er Schnitt fahre. Zeitunterschied 1,5h.
  2. Es liegt hier vielleicht ein Henne-Ei Problem vor. Der Markt ist nicht da, weil die Regelungen kompliziert sind. Die Regelungen werden nicht vereinfacht, weil der Markt nicht da ist.
Dein Gedanke klingt natürlich reizvoll. Gerade in Verbindung mit den Radschnellwegen, die in Zukunft in vielen Regionen entstehen.
Aber wenn man über Unfallfolgen und über das Verkehrsklima auf engen Radwegen und gemischten Fuß- und Radwegen nachdenkt, kann ich schon verstehen, dass die Regelungen nicht vereinfacht werden.
 
Die Bremsleistung steigt mit der Geschwindigkeit, allerdings nur linear, nicht quadratisch. T
Was quadratisch mit der Geschwindigkeit steigt, das ist die kinetische Energie.
Weil letzteres richtig ist und kinetische Energie durch nötige Bremsleistung abgebaut wird, gilt da auch das Quadrat.
Vielleicht sollte man sich hier im Forum einfach auf die Formel das Runde muss ins Eckige einigen.
Einheit für alle Formulierungen: die Haare schön.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum schafft es 1 Hersteller mit exakt den gleichen Komponenten die 45er Version heraus zu bringen? Sind das Load/Charger per se auf 45 ausgelegt und als 25er einfach verkauft?
Zumindest beim Load ist das so. Bis auf den Rückspiegel beim 45er und die Drive-Unit sind das identische Räder. Auch die 25er Variante hat die lange Fahrzeug-Identifikationsnummer, die es für die Zulassung als S-Pedelec bräuchte.
Irgendwo in den Tiefen der Anleitung findet sich ein Hinweis, dass die Lebensdauer des Rahmens auch mal nur 2ß.000 km betragen kann, wenn man das Rad richtig rockt. Wahrscheinlich ist damit die Kombi 45 km/h und volle Ladung gemeint. Wenn man das dann mal auf den Kilometer runterrechnet, ist das dann keinesfalls mehr eine günstige Form der Fortbewegung.
 
Weil letzteres richtig ist und kinetische Energie durch nötige Bremsleistung abgebaut wird, gilt da auch das Quadrat.
Entweder steigt die Bremsleistung linear mit der Geschwindigkeit oder sie steigt quadratisch. Beides auf einmal geht nicht.

In diesem Fall steigt sie linear und das sollte auch nicht verwundern:
Konstante Bremsverzögerung heißt, dass die Geschwindigkeit sich linear zur Zeit verhält. Dann verhält sich die kinetische Energie quadratisch zur Zeit. Da die Bremsleistung nichts anderes ist als die kinetische Energie abgeleitet nach der Zeit, erhalten wir für die Bremsleistung etwas, das linear zur Zeit und damit auch linear zur Geschwindigkeit ist.

Fahre ich also bei gleicher Bremsverzögerung doppelt so schnell, ist auch meine Bremsleistung doppelt so hoch.
 
mWn war das 45er Bullitt auch nur ein Prototyp und nicht geplant in nächster Zeit.

Ich fuhr ab und an mein Bullitt auch mit offenem Bafang in die Arbeit, allerdings ist der Verschleiß und Akkuverbrauch enorm höher, als auf 25 begrenzt. Das ganze sind mir die 3min Zeitgewinn nicht mehr wert
 
Hallo zusammen,
als Handwerker nutze ich regelmäßig unregelmäßig mein R&M Packster 60. vor gut 3 Jahren haben wir uns auf gemacht und nach einem Lastenrad Ausschau gehalten. Ich wohne in einem Dorf im Münsterland. Damals schon war bei mir der Gedanke eine S-Pedelec Variante zu kaufen, weil ich damit schneller war. So sind wir bei Riese und Müller gelandet und haben einen Schnapper mit dem Packster 60 beim Händler machen können. Damals Viel die Entscheidung zugunsten eines normalen Pedelec, weil wir auch den Nutzen zum Kindertransport mitnehmen wollten und da die Radwegefahrt halt erstmal sicherer ist. Die Kinder fahren mittlerweile di meisten Wege selbst.
Also habe ich wieder die Recherche betrieben und schaue mich nach S-Pedelec Lastenrädern um.
  • Serienmäßig gibt's da die Modelle von R&M.
  • Dann hab ich hier im Forum irgendwo gelesen, dass bullit-bike Einzelne 45er aufrüstet mit Einzelabnahme. (Faden aber nicht wieder gefunden)
Jetzt meine konkrete Fragen:
Gibt es da noch andere Hersteller, die Einzelabnahmen gemacht haben/machen ggf Serien planen?
Denke da an Bastiaen, VeloLab, Cargobikemonkeys.
Warum ist das nicht verbreiteter, schließlich kann ich damit doch viel besser ein Auto ersetzen.
Viele Grüße
Manuel
Ich hatte ein Load 75 HS.

Einsatzbereich waren überwiegend Überlandfahrten, die Ortschaften bei uns würde ich nicht Städte nennen.

Ich stehe der Verwendung von Fahrradteilen bei HS-Versionen inzwischen gemischt kritisch gegenüber. Ich hatte gleich zu Beginn Speichenbrüche/-abrisse im halben Dutzend. Das Ende meiner bisherigen Load-Karriere waren durchgehende Haarrisse an der Innenseite der Felge. Zur Haltbarkeit der Dämpfer der Vorderradgabel findest du hier im Forum immer wieder kritische Anmerkungen.

Bei der HS-Version werden Teile, die für Fahrräder ausgelegt sind, dauerhaft bei deutlich höheren Geschwindigkeiten eingesetzt. Klar, Sicherheiten werden bei der Konstruktion eingeplant. Aber auch mit ABS sollte man nicht dichter auffahren.

Im normalen Gebrauch ist dies m. E. trotzdem kein Problem, allerdings sollte häufiger als beim Biobike ein deutliches Auge auf kritische Teile werfen.

Ich habe das Rad letztlich zurückgegeben, weil der Händler schlichtweg nicht in der Lage war, Reparaturen fachgerecht auszuführen. Ein Sturz mit dem Rad dürfte mutmaßlich durch die falsche Montage eines Reifens passiert sein. Also: Augen auf bei der Händlerwahl.

Vom Konzept her ein gutes Rad, verleidet durch den Händler.

Mal schauen, wenn es das mit ABS geben sollte, wird es wieder interessant.
 
Ein Sturz passiert nicht, weil der Mantel nicht in Fahrtrichtung montiert ist. Aber gut, du willst es glauben
 
Wenn man sich einfach ein altes Moped anschaut und wie da Felgen, Speichen, Reifen, Bremsen dimensioniert sind, kommt man dem näher, was für zuverlässigen Betrieb mit langem Wartungsintervall nötig ist. Weil ein Moped mit zwei Erwachsenen ja in etwas das selbe Gesamtgewicht und die selbe Geschwindigkeit hat. Natürlich hat man in den letzten 50 Jahren Fortschritte bei Material, Technik und Auslegung mittel FEA gemacht und könnte heute einige Kilos einsparen. Aber auch damals haben die Hersteller nicht freiwillig mit Material geaast und wussten sehr genau was sie tun. Die KEP (Logistik-)fahrzeuge die langsamer größere Massen bewegen oder Rikschas benutzen ja auch sehr oft Mopedteile. Als von grund auf konstruiertes Fahrzeug ist das sinnvoll - einen Markt vorausgesetzt - als Variante eines Cargo-Pedelecs eher weniger, weil es beide Varianten kompromittiert.
 
Ein Sturz passiert nicht, weil der Mantel nicht in Fahrtrichtung montiert ist. Aber gut, du willst es glauben
Da hast du wohl recht. Allein der falsch montierte Mantel reicht nicht aus. Man muss dazu auch noch bei nasser Fahrbahn einen Richtungswechsel machen. Die Seitenführungskräfte von profilierteren Reifen sind dann nicht optimal. Und dann kann es dich schmeißen. Probier es aus.

Ich hatte nach dem hier im Forum beschriebenen Sturz ein längeres Gespräch mit einem der Ingenieure bei Schwalbe. Deine Aussage trifft auf schwach profilierte Pneus zu. Dort sei es mehr eine Frage der Optik. Die in der GX-Version verwendeten Smartsam Plus sind nun mal profilierter. Dieses Profil soll auch der Seitenführung dienen. Wenn du nun mit wenig belasteten Vorderrad auf feuchtem Untergrund Richtungswechsel machst, kann dir genau das Quäntchen fehlen, was den Unterschied ausmacht.

Völlig unabhängig davon sollten Fahrradmonteure eines Vertragshändlers des Premiumherstellers Riese & Müller in der Lage sein, einen Mantel richtig herum aufzuziehen (der musste jetzt einfach sein). Zumindest mein Ex-Händler konnte das nicht.
 
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