gestrige Podiumsdiskussion Verkehrssicherheit für Radler in München

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Lastenrad
Tern Cargo Node, Bikes At Work-Radanhänger + BOB-Trailer, kein Auto
Podiumsgäste: - Polizeidirektor u. Leiter der Verkehrsabteilung Polizeipräsidium München
- Hr. Ortlieb: Leiter Verkehrsinfrastruktur und Unfallforschung der Versicherer
- Anton Klott: techn. Leiter EDEKA Südbayern
- Dr. Martin Schreiner , Landeshauptstadt München, Straßenverkehrsbehörde

1. Unfälle: nur verschwindend geringe Pedelec-Unfälle (28 Stck.) 2016 in München. Die meisten Pedelec-Unfälle passieren mit Rentnern. Man nimmt an, dass dies aber massiv durch die Verbreitung der Pedelecs ansteigen wird.

Ich sage: Bevor da irgendwann dann Einschränkungen und Verbote losgetreten werden, sollte man evtl. massive Aufklärung von Seiten der Händler als auch kostenlose Fahrsicherheitstrainings für die Rentner oder für alle Interessierte veranstalten.

Lt. dem Herren Polizeidirektor (nenne absichtlich keinen Namen), hätten die Radfahrer bei den Unfällen die meiste Schuld, dann kämen erst die Dooring- und die Rechtsabbiegeunfälle.

Da kam erst mal etwas Gelächter im Puplikum auf und die anderen Podiumsgäste mischten sich dann auch mit anderen Fakten ein.

am 18. u. 19. Mai und (so glaube ich ) die weiteren 2 Wochen waren Schwerpunktaktionen der münchner Polizei (gegen) die Radfahrer. (getarnt als Verkehrsschwerpunktaktionen) Das heisst mit jeweils 5 Polizeibeamten, die sich meist hinter Litfasssäulen versteckten, wurde den Radlern aufgelauert und dann hüpften die Grünkappen wie in Wild-West-Filmen vor die Radler und checkten mal schnell alles von den Reflektoren bis zum Luftdruck (Habe davon schon mal kurz berichtet).
Wenn jemand nur einen Reflektor zu wenig hatte, wurde er zur Kasse gebeten und dies ging in die Statistik ein. Habe es ja live miterlebt, wie sogar ältere brave Omis massiv angegangen wurden und wegen Nichtigkeiten abkassiert wurden.

Somit gab es bei dieser Schwerpunktaktion lt. des Herren Polizeipräsidenten am meisten Beanstandungen bei den Radfahrern und (Gelächter) kaum bei den Autofahrern.

Eine kritische Zwischenfrage von einem Gast, ob denn auch die Radwegzuparker aufgeschrieben bzw. abkassiert bzw. in die Statistik der Verkehrsverstösse miteingeflossen sind, wurde dann verneint.

So fälscht man dann seine Statistiken und wettert nur gegen Radfahrer. Der Typ war sooooo einspurig und will die Fakten einfach nicht wahrnehmen, da wohl Druck von OBEN (ich meine Autolobby, Spezl Dobrinth, etc.)

Dann Thema LKW-Abbiegeunfälle: Polizeipräsident: die Trucker können ja nix dafür, die können die Radler ja gar nicht sehen. Die sind beim Abbiegen auf unsere Hilfe angewiesen.

Auch wieder Gelächter im Publikum und Faktengespräche von wahren Ereignissen, Gäste berichteten, wenn natürlich der LKW-Lenker mit seinem Schwerlast-LKW in einer Hand ein Handy hält und in der anderen eine Kippe und dann rasch ohne zu bremsen rechts über den Radweg einbiegt, wo soll man denn da diesen Typen noch helfen.

Habe ja im Threat "München extrem" auch Fotos von den wahren Gegebenheiten gepostet. Als der Hr. Polizeipräsident dann noch sagte, die LKW-Fahrer machen dies ja nicht mit Absicht, sie können die Radler einfach nicht sehen, da mischte ich mich dann mal ganz frech ein........ Genau das Gegenteil letztens erfahren (siehe gepostete Fotos). Trucker war total beratungsresistent und meinte bis zum Schluss, ich habe die Radlerin ja gesehen, aber wenn ich nicht wegen einer anderen Radlerin bremsen hätte müssen, dann hätte ich es noch vor der parallel fahrenden Radlerin geschafft.

Es ist genau dieses (inneren Etappensieg-Denken), welches uns gefährdet. Wir werden gesehen, aber diese Racer meinen, noch vor dem Radler einscheren zu müssen, um ihr inneres Ego zu pimpen. Weil sie wissen, dass sie die massiv stärkeren sind und "soll doch der dumme Radler im Ernstfall bremsen, der hat doch im Straßenverkehr eh nix zu suchen"

Calm down, ich rege mich schon wieder auf!

Also: Gesetzgeber schreibt bis heute (wir haben 2017) immer noch keine Abbiege-Assistenz-Systeme vor. Die paar hundert Euro (500 Euro Kosten) kann man sich bei einem LKW, der ab 200.000 Euro kostet ja nicht leisten und ach ja, Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Ländern ....etc. pp.

Dann wieder das gewohnte Dummgelaber bzgl. Einführung einer Helmpflicht und dass sich vor allem die Radfahrer an die Verkehrsregeln halten sollen.




Dann wurde es interessant: 2. Referent: Hr. Ortleb; Leiter der Verkehrsinfrastruktur und Unfallforschung der Versicherer: fährt selbst nur Rad und hat gar kein Auto.

Man merkte gleich: DER ist vom Fach und labert echte fakten. Hat die Fahrradstaffel Berlin mitverantwortet und wohl seitdem viele Unfälle vermeiden können, als auch sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet. Sind 20 Mitarbeiter in Berlin.

O-Ton Polizeipräsident: A geh, für so was hamma ja gar koane leit net!

Dann sprach der Hr. Ortleb noch an, dass in Berlin jetzt massiv Lastenfahrräder unterwegs sind, sich da viel tut. Mamataxis auch öfters mit Lastenrädern ersetzt werden , ABER: die Radwege einfach nicht für so breite Räder ausgelegt sind und die bald kommende Schwemme einfach nicht aufnehmen können.

Dann noch info, dass jede einzelne Kreuzung in Berlin von Radverkehrsunfällen betroffen ist. Kreuzungen, Einmündungen und Zufahrten sind Hauptunfall - Problem. " und da sollte mal etwas unternommen werden".

Der Typ rockte wirklich und kannte sich sehr gut aus und man merkte: kein Fachidiot, der eigentlich nicht eingeladen werden sollte, da er nie Rad fährt, sondern genau die richtige Person.


Nu der 3. Redner: Hr. Anton Klott: techn. Leiter EDEKA Südbayern.
Er hat live einen LKW-Abbiegeunfall miterlebt, bei dem ein 14 jähriger Bursche getötet wurde. Dies hat ihn so erzürnt und bewegt, dass er freiwillig massivst tätig geworden ist und einen LKW-Abbiegeassistenten entwickelt hat (in 3 Monaten), der seines gleichen sucht.
Diese sind jetzt in 1000 EDEKA-LKW´s im Einsatz und seit dem ist nichts passiert. Die Trucker fühlen sich sicherer und die Warnsensoren bzw. die Akkustik-Melder schlagen sofort an, wenn im toten Winkel neben dem Truck ein Radler auftaucht. Kameras sehen dies und die Anlage setzt automatisch den Blinker. Wie gesagt: Nachrüstkosten läppische 500 Tacken.

ABER interessiert sich der Gesetzgeber dafür? Hr. Dobrinth, hallo......aufwachen!!!

Dann referierte der gute Mann noch über das Dooring- Problem. Schulte alle seine LKW-Fahrer, dass sie stets die Türe mit der "anderen Hand" aufmachen sollten, so dass sie gezwungen sind, den Schulterblick auszuführen.

Übrigens: dies wird auch so in Holland in den Fahrschulen gelehrt.

Er wies auch darauf hin, dass doch die Autohersteller die Türöffner so anbringen sollten, dass sie nur mit der anderen Hand zu öffnen seien.

Chappeau, Hr. Klott...gut gemacht. Genau solche Leute sollten im Stadtrat sitzen. Die jenigen, die nicht nur labern und Statistiken vortragen, sondern sofort was tun und nicht aufgeben, bevor es geschafft ist.


4. Redner: Dr. Martin Schreiner vom KVR. Fährt auch täglich Rad und macht auch einen kompetenten Eindruck.

Meint aber es fiele ihm sehr schwer, seine Mitarbeiter dahingehend zu konditionieren, dass sie ihr seit Jahrzehnten festgefahrenes Denken, dass man ja den Autoverkehr in den Entscheidungen nie beeinträchtigen dürfe, über Bord werfen und nachhaltigere Entscheidungen treffen.

Hr. Schreiner plant nun eine Verkehrssicherheits-Kampagne mit dem Schwerpunkt: Radler

Bin da aber noch vorsichtig. Wir hatten bisher ja schon so viele teure Kampagnen, wie z.B. den Radl-Clown und die "Gscheit-Radln-Kampagne" , die ich nur für lächerlich halte und die massiv Geld vernichtet.

Leute, macht doch mal eine amtliche Radweg-Zuparker-Entfernungs-Kampagne, dann bekommt ihr auch mal Freunde, aber zahlt nicht einen rumhüpfenden Radl-clown hunderttausende Euros, dass er vor die Radler springt und denen sagt, was sie zu tun hätten.

Wenn einer schwarz - Bahn fährt, dann muss er 60 Tacken löhnen und wenn er dies öfters macht, dann sitzt er ein.

Wenn ein Schwarz-Parker sich Leistungen erschleicht, dann wird er 1. so gut wie nie aufgeschrieben und 2. falls es ihn doch einmal in paar Jahren trifft, dann sind es lediglich 15-20 Tacken.

Leute, das Geld liegt auf der Strasse, aber man darf ja seine Wähler nicht vergraulen und muss die rücksichtslosen Radwegparker ja ständig weiter hofieren! Das Thema war den Gästen extrem wichtig, wurde aber ohne eine einzige Antwort niedergebügelt.!

Zum Abschluss hat sich dann auch noch die Frau Messinger SPD Stadträtin gemeldet, die aber im Publikum sass und in der letzten Veranstaltung referierte.

Sie meinte, sie wäre ja nun wieder in Amsterdam gewesen und dass dort so gut wie niemand mit einem Helm radelt (trotzdem passiert extrem wenig), sie radelt auch nie mit Helm. Sie wollte dann diesbezüglich noch ein bisschen ausholen, wurde aber in die Schranken verwiesen, da ja die Zeit so knapp sei.

Sodala, nun macht Euch Eurer eigenes Bild, was man von so einer Veranstaltung halten soll. Diese ist ja nicht die erste. Letztes Jahr wurde schon über das tolle Amsterdam referiert. Vor einigen Jahren sind die Städträte zu einem "Erlebnis-Urlaub" nach Kopenhagen, Amsterdam, Utrecht, etc. geflogen und haben sich "weitergebildet" .

wir schreiben das Jahr 2017 und was wurde je davon umgesetzt? Ich kann an den schlimmsten Unfallpunkten in München noch keinerleih Entschärfung feststellen. wieviele Radler müssen noch zu Tode kommen, dass ihr Theoretiker mal eure geistigen Blasen platzen lasst und mal haptisch bzw. mit den richtigen Entscheidungen tätig werdet.

Holt Euren Radl-Clown von der Strasse und baut Radwege und holt die Radwegzuparker von den Wegen. Mensch Leute, das kann doch nicht soooooo kompliziert sein!



to be continued.........!

L.G.
 
Sodala, nun macht Euch Eurer eigenes Bild, was man von so einer Veranstaltung halten soll.
Leute - hier schreibt einer, den es selbst schwer erwischt hat ... von einem "unachtsamen" PKW-Fahrer aus dem Sattel geholt, Brüche, OP ... als Selbständiger, jetzt ohne Einkommen. Ich finde es sehr ehrenwert, dass er seine freie Zeit nun dafür nutzt, politisch etwas zu bewegen, für uns alle! Ein ganz herzliches Dankeschön dafür und für den detailreichen Bericht zu dieser Alibi-Veranstaltung.
 
Musste den Beitrag hier löschen, sorry, der war für eine persönliche Unterhaltung gedacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
...sehr gut: wenn garnichts mehr geht, einfach mal ein Liedchen trällern :)
 
Vielen Dank für den Bericht!

Herr Klott imponiert mir mächtig!
Da werden Rückfahrwarner installiert, die Fahrzeuge piepen beim Rückwärtsfahren, etc, etc, pp.
Aber Abbiegewarner muss der erst erfinden?

Leider wird es noch ein langer Weg sein, bis unsere Städte fahrradfreundlich werden. Mit Autos wird zu viel Geld verdiehnt.
Gerade München wird sich da sehr schwer tun, bekommt die Stadt ja wohl eine Menge Steuern von BMW!

Geld reGIERt die Welt!

Da muss leider noch viel passieren, bis wir hier Amsterdamer Verhältnisse bekommen. Aber es würde sich lohnen!
Leise Städte mit sauberer Luft! Was für ein herrlicher Gedanke! *Träum....*

Aber Amsterdam und Kopenhagen machen es ja bereits vor.
 
@triton-mole
Ja, der Typ ist echt ein Macher und keine Labertasche. Wofür die tobbezahlten, bestausgebildetsten Automobilingenieure anscheinend nicht fähig sind, macht ein branchenfremder Typ mit genügend Engagement die Top-Billig-Lösung in 3 Monaten und wir haben nach über 100 Jahren LKW-Unfälle immer noch keine Lösung entwickelt.

Das stinkt doch zum Himmel. Wieviel Tausende Menschen mussten seitdem ihr Leben sinnloserweise lassen.

Ich glaube, München bekommt von BMW kaum Geld. Mir wurde von einigen Leuten erzählt (u.a. Untermieter, die bei BMW Praktikum machten, dass dies genau so läuft wie mit anderen Großkonzernen. Die müssen so gut wie keine Steuern zahlen.

Ihr wisst ja auch, dass Apple nur im kommabereich hinter der 0 Steuern zahlen muss. Legale Steueroptimierung ist bestimmt auch bei BMW möglich. Aber schaut mal, wer in den Aufsichtsräten sitzt. Selbst ein ehemals grüner Umweltminister (der gute alte Joschka) hat jetzt einen hochbezahlten Beratervertrag für diesen Laden.

Mit Rädern und Cargomöglichkeiten kann man auch viel Geld verdienen. Auch mit radgerechten Verkehrsaufbau. Bloss wir sind eben ein Land der Lobby-Marionetten.
 
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