Pedelec Inspektion

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Hallo zusammen und ein frohes Neues!

Meine "gewöhnlichen" Fahrräder habe ich immer selbst gewartet, wobei meist ein Lappen und ein wenig Öl reichen mussten.

Mit dem Lastenrad ist dann das erste Pedelec (Vogue Carry 2 mit Bafang Mittelmotor) eingezogen. Da stellt sich mir die Frage: Welche Punkte kommen bei der Inspektion hinzu? Auf was sollte man achten?

Ausgehend von einer online gefundenen recht allgemeinen Liste:
Die Schrauben der Halterungen (Akku, Display, ...) kann ich selbst nachziehen. Softwareupdate halte ich - solange alles funktioniert - für nicht so wichtig. Allgemeine Funktionsprüfung mache ich beim Fahren ja regelmäßig. Und sollte sich z.B. ein Kontaktproblem an der Bedieneinheit abzeichnen, kann ich auch damit leben, mal ohne Unterstützung heimzufahren und das Kontaktproblem erst dann zu beheben.

Gibt's noch irgendwas elementar Wichtiges? Irre ich mit einer meiner Annahmen?

Danke schonmal!
 
Ebenfalls ein gesundes neues Jahr.
Was mir Spontan einfällt bei einem Mittelmotor wäre der kettenverschleiß den man noch ausmessen müsste. An meinem Alltags Ebike hat die Kette knapp 4000km gehalten und ich musste sie austauschen :whistle:
 
Der Mittelmotor stellt auch das Tretlager bereit und der Bereich hat hohe Kräfte auszuhalten. Bei der Inspektion kontrolliere also die Verschraubung des Motors am Rahmen und die Verschraubung der Kurbelarme sowie der Kettenblattaufnahme.
Da diese Teile auch oft Knarzgeräusche erzeugen können, lohnt es sich, die Verschraubung zu fetten.
 
Gibt es zum Bafang motorspezifische Wartungsanweisungen? Wäre generell für alle Motortypen interessant!

Bei Brose z.B. gibt es 15.000km-Intervalle zum Wechsel des internen Antriebsriemens.
 
Ich schaue bei meinem Rad immer mal wieder ein paar Sachen an:

- Lenkstange (Splinte, Schrauben)
- Speichen
- Kettenverschleiss
- Bremsbeläge
- Federgabel

Also alles nichts e-spezifisches, aber alles Dinge, die ggf. höherem Verschleiss wg. Last und e-Antrieb unterliegen.
 
Es kann sich lohnen, Rahmen- und Vorbauschrauben mal rauszudrehen und entweder mit weißem Fett oder mit mittelfester Schraubensicherung wieder reinzudrehen, um ein Festgammeln zu verhindern. Es schadet auch nicht, die Sattelstütze mal auszuziehen und gefettet wieder zu montieren, die können ganz böse festgammeln.

Gibt es beim E-Bike Steckkontakte, die man mal auf Korrosion prüfen bzw. dagegen schützen müsste?
Kabel im Tretlagerbereich sind sicherlich einen Blick wert, da besiehtman Schäden ja leicht.
 
Offene, elektrische Kontakte gibt es beim Pedelec eigentlich nur am Rahmenakku, wenn dieser entfernt wird. Das wäre eine typische Abstellsituation. Zu diesem Zweck gibt es im Zubehörhandel Schutzabdeckungen für die Akku-Kontaktleiste.
Allerdings habe ich in den letzten Jahren keine Fälle erlebt, in denen diese Kontakte korrodiert waren oder eindringendes Wasser zu Schaden geführt hatte.
Beim Neodrive Hinterradmotor ist allerdings die Verkabelung anfälliger. Da wurden schon mehrere Fälle von Kontaktproblemen berichtet, teilweise auch wegen Feuchtigkeit bzw. Korrosion. Aber da die Stecker allgemein wasserdicht sind, kann das nur mit Nachlässigkeit in Verbindung stehen. Vermutlich werden manche Verbindungen nicht immer sorgfältig eingerastet und kann eben Wasser eindringen.

Also bei der Inspektion alle Kabelsteckverbindungen auf korrekten Sitz prüfen.
 
"Meine "gewöhnlichen" Fahrräder habe ich immer selbst gewartet, wobei meist ein Lappen und ein wenig Öl reichen mussten."

Ich will dir nicht zu nahe treten. Aber was genau hast du mit einem Lappen und ein wenig Öl "gewartet"?
 
Betreibe viel Aufwand mein geliebtes Yakun lange am Leben zu halten.
Da geht es aber um den mechanischen Teil wie in jedes Fahrrad hat.
Der elektrische Teil ist wartungsfrei, mehr als das Akkuschloss mit etwas Öl zu versehen ist da nicht zu tun.
Steckverbindungen sind am Yamaha alle wasserdicht und gegen unabsichtliches lösen gesichert.


Anfang Mai große Inspektion
Dabei zerlege ich:
Steuersatz
Luft Gabel
Naben
Freilauf
Schaltwerk
Umwerfer
Schalttrigger
Sattelstütze (BySchulz)
Sauber machen und mit neuem Fett versehen und liebevoll zusammenbauen.
Schaltzug von hinten wird neu geschmiert und gekürzt an den Umwerfer verbaut.
Hinten kommt er neu.
Bremssättel ab und gründlich reinigen
Bremsscheiben und Beläge auf Dicke prüfen.
Kontrolle sämtlicher Schrauben auf korrekte Festigkeit.
Kette und Kassette erneuern (über 11.000km alt)

Was regelmäßig gemacht wird:
Kette pflegen mit Wachs und Bremsbeläge gesichtet auf dicke, ~ alle 200-300km.
Wenn es Sinn macht wird auch oft geputzt, zur Zeit ist das vergebene Mühe.
Da wird nur funktional gereinigt ,zu viel Dreck in Bremse / Kette knirschen und sorgen für erhöhten
Verschleiß.


Was ich jedem empfehlen kann ist die Kette mit Wachs zu pflegen.
Als ich mit Ölbasiertem unterwegs war ist eine Kette ~2500km und die Kassette ~5000km gelaufen.
Mit Wachs läuft die Kette länger als die Kassette ,nach ~10000km musste Kassette ersetzt werden.
Da die Kette 120,1mm Verschleiß hatte, ging nur eine Gebrauchte aus dem Fundus.
Normal hätte ich zu dem Zeitpunkt beides neu gemacht ,nur mitten in der Schlechtwetterperiode wollte
ich nicht wechseln.
 
Welche Schaltung fährst Du denn?
Ich frage weil ich "damals" bei den ersten Shimano STI Triggern eingetrichtert bekam "lass das zu, Du machst es höchstens schlimmer" und damals auch einen nicht mehr zusammen bekommen habe. Ich flute das höchstens mit WD 40/Caramba/Kriechöl und oöe/fette danach.
 
Shimano XT 2x10.
Trigger Dore M6000
Kette Shimano e6090
Kassette HG50 11-36
Pflege mit Squirt Kettenwachs (blau) alle 200-300km.

Das mit dem zerlegen und wieder zusammen bauen ist bei mir nicht das Problem.
Habe Jahrzehnte Maschinen repariert und gewartet die wesentlich komplizierter waren.
Alles was mechanisch arbeitet ist am Fahrrad kein Problem.
 
Welche Schaltung fährst Du denn?
Ich frage weil ich "damals" bei den ersten Shimano STI Triggern eingetrichtert bekam "lass das zu, Du machst es höchstens schlimmer" und damals auch einen nicht mehr zusammen bekommen habe. Ich flute das höchstens mit WD 40/Caramba/Kriechöl und oöe/fette danach.
Ich hab das auch gehört und und ich meine, dass das auch bis inkl. 8fach zutrifft ( Also die 73x Serie bei Shimano zB.). Ab 9fach kann man alles auf- und wieder zumachen.

Außer STI, also Bremsschaltkombi beim Rennrad, da mag das noch länger gültig sein.
 
Dann liegt es daran...
Am Kettler hab ich zwar eine 12fach, sonst aber eher mit dem ollen Zeug zu tun.
Wieder was gelernt.
 
"Meine "gewöhnlichen" Fahrräder habe ich immer selbst gewartet, wobei meist ein Lappen und ein wenig Öl reichen mussten."

Ich will dir nicht zu nahe treten. Aber was genau hast du mit einem Lappen und ein wenig Öl "gewartet"?
Falls das eine ernst gemeinte Frage ist: Mit dem Lappen habe ich mein Rad samt Kette saubergemacht - und mit dem Öl die Kette und ein paar andere bewegliche Teile geölt.
Wieso fragst du?
 
Falls das eine ernst gemeinte Frage ist: Mit dem Lappen habe ich mein Rad samt Kette saubergemacht - und mit dem Öl die Kette und ein paar andere bewegliche Teile geölt.
Wieso fragst du?

Weil das mit einer Wartung/Inspektion nicht viel zu tun hat.

Zur groben Orientierung mal die Checkliste vom VSF ( https://www.vsf.de/vsf-wartung/ )

Wenn man das für den Hausgebrauch abwandelt, würde ich mindestens immer mal in bestimmten Abständen die absolut sicherheitsrelevanten Schraubverbindungen prüfen. Ansonsten halte ich noch gewisse Sichtprüfungen (Felgenzustand wegen Rissen, Speichenspannung generell, Zustand Schaltauge, falls vorhanden und Ähnliches für wichtig).
 
Zur groben Orientierung mal die Checkliste vom VSF ( https://www.vsf.de/vsf-wartung/ )
Das ist eine schöne Liste, um einen Überblick zu haben, auf was man alles achten. Danke dafür!

Wo wir uns schon auf den Anspruch des Fachhandels beziehen: Wie viele Punkte dieser Liste arbeitet die durchschnittliche Fahrradwerkstatt denn sorgfältig ab? - Es werden vom Fachhandel ja sogar neue Räder rausgegeben, an denen das Lenkkopflager Spiel hat, die Bremsbeläge auch auf die Reifen zielen (und diese über kurz oder lang zerstören) oder das Felgenband zu kurz ist und nicht alle Speichen abdeckt. Alles bei eigenen Rädern oder Rädern meines Umfelds erlebt. Das zu kurze Felgenband sogar bei einem Spezialrad für 10000€...

Viele Punkte der Liste erledigt man beim eigenen Fahrrad auch im Alltag: Die "Parkstütze" meines Fahrrads überprüfe ich z.B. auf "Funktion und Leichtgängigkeit" vor und nach jeder Fahrt. ;)
Vielleicht meinst du das ja auch mit

Nach den Felgen gucke ich tatsächlich beim Tausch der Bremsbeläge. Nach den Schrauben schaue ich dafür vermutlich viel zu selten. Habe bisher die Erfahrung gemacht, dass das, was nach den ersten Monaten noch fest ist, auch fest bleibt.

Am Ende läuft es darauf hinaus, dass
meist ein Lappen und ein wenig Öl reichen
Nicht zu vergessen eine Luftpumpe. :)

Um auf meine Ausgangsfrage zurückzukommen:
Interessant finde ich an deiner Liste den Abschnitt "Pedelec". Dort sind neben der "Wartung von Stecker / Kabel / Kontakten" ausschließlich Sicht- und Funktionsprüfungen aufgelistet, also Dinge, die man im Alltag meist eh erledigt.
Weißt du, was die an den Steckern, Kabeln und Kontakten warten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dort sind neben der "Wartung von Stecker / Kabel / Kontakten" ausschließlich Sicht- und Funktionsprüfungen aufgelistet, also Dinge, die man im Alltag meist eh erledigt
Nee...das im Alltag sind eher oberflächliche Betrachtungen - expliziter Check zwecks Wartung sollte da schon genauer sein...so mit richtig Licht, fokussiert und genauem Blick.
was die an den Steckern, Kabeln und Kontakten warten?
Stecker/Kabel auf Beschädigungen, Befestigung, Verschleiss und Korrosion prüfen.

Stecker kannste gegen Feuchte/Verschmutzung imprägnieren, Microgleitfilme erneuern und beschädigte Schutzschichten reparieren/versiegeln.

Bei Beschädigung (neben dem was du allgemein drunter verstehst) liegt der Fokus besonders auf Dichtungen vom Spritz-/Feuchteschutz...und auf angerissenen Kabeln zB an Zugentlastungen (wenn jemand mal am Kabel hängen geblieben ist).
 
Hier mal eine kurze Zusammenstellung, was der "Fachhandel" so alles übersehen hat und was ich fand, meist bei Anderen, aber nicht ausschließlich.

Fehlendes Felgenband - eine Reifenpanne am Wochenende, der Käufer eines Komplettrades hatte einen Platten und da die Werkstatt ausgelastet war, half ich draußen vor der Tür aus. Das Rad war zwei Wochen alt und das Felgenband bekam ich kostenfrei vom Laden.

Krummer Freilauf - bei einem neuen Hase Pino Stufentandem funktionierte die 11-Gang Kettenschaltung nicht reibungslos. Die Kette hakte immer mal auf einem Nebenritzel ein. Ich versuchte die Schaltung zu justieren, prüfte Schaltauge und Schaltwerk und fand dann heraus, das die Kassette eierte und der Freilauf (oder die Montage der Kassette) krumm war. Ich schickte den Besitzer mit der Diagnose seines 9000-Euro-Rades wieder zum Verkäufer, der ihm zuvor nicht helfen konnte.

Unteres Steuersatzlager vergessen - bei einem Rennrad mit Vollcarbongabel war laut Besitzer die Lenkung schwergängig. Es stellte sich raus, das die Gabel direkten Kontakt mit dem Rahmen hatte. Man hatte vergessen, den unteren Lagerring auf den Gabelkonus zu legen und ich erklärte, das ich nicht wüsste, wie der Zusammenbauer das Lagerspiel der Gabel ohne Lager einstellen konnte. (Nämlich gar nicht.)
Die Gabel war Gottseidank noch unbeschädigt und mit einem zweiten Lagerring funktionierte die Lenkung dann. Hätte auch zum Bruch der Gabel führen können. Fahrrad stammte von einem Fahrradversender mit Fertigung.

Maschinell eingespeichtes Laufrad mit zu kurzen Speichen. Bei einem Versandhändler kaufte ich ein vorgefertigtes Laufrad. Bei der Vorbereitung des Einbaus (Bremsscheibe und Kassette montieren, Felgenband, Schlauch und Reifen drauf) sah ich, das die Speichen recht tief in den Speichennippelköpfen steckten, außerdem war noch Speichengewinde von Außen zu sehen. Ebenfalls bemerkte ich eine extrem hohe Speichenvorspannung von 1600N (Normal sind 1200N). Ich stellte fest, das man zum Bau zu kurze Speichen in die Laufradbaumaschine eingelegt hatte und das diese damit die Speichen so weit spannte, wie sie wohl konnte. Da ich das bestellte Laufrad bereits zuvor falsch geliefert bekam und umtauschte, behob ich den Mangel diesmal selbst und erneuerte alle Speichen. Zu kurze Speichen und zu hohe Spannung hätten nach kurzer Nutzdauer zu Brüchen an Felge und Speichen oder abgerissenen Nippeln führen können.
 
Wo wir uns schon auf den Anspruch des Fachhandels beziehen: Wie viele Punkte dieser Liste arbeitet die durchschnittliche Fahrradwerkstatt denn sorgfältig ab?

Lappen und ein wenig Öl sind ja von dir genannt, damit kann keine professionelle Werkstatt konkurieren das ist sonnenklar ;-)
Deshalb gibt es eben professionellere Ansätze um ein gleichmässiges und dauerhaftes Qualitätsniveau zu halten. Die verlinkte Übersicht ist nur der Auszug aus einer Arbeitswerteliste welche in langer und intensiver Zusammenarbeit im Verband und mit Hilfe der angeschlossenen Werkstätten entstanden ist.

Das selbstredend jeder in seiner Heimwerkstatt an seinen Rädern mit öligen Lappen herumwischen mag ist doch auch nicht Thema einer verantwortungsvollen Auseinandersetzung mit Fahrradtechnik und deren Instandhaltung. Ebensowenig die reflexartige Herabwürdigung des Fachhandels bzw. der angeschlossenen Werkstätten.

Es ist übrigens auch der genannte Verband in wirklich wichtigen Frage nach Ausbildung und Weiterbildung federführend zu nennen. Das sind Dinge welche nicht von selbst passieren sondern von enorm engagierten Mitgliedern in ihrer Freizeit vorangetrieben werden. Nebst der Ausbildungstätigkeit im eigentlichen Hauptberuf.
 
Nee...das im Alltag sind eher oberflächliche Betrachtungen - expliziter Check zwecks Wartung sollte da schon genauer sein...so mit richtig Licht, fokussiert und genauem Blick.
Ich hatte mich, wie geschrieben, in meinem Kommentar nicht auf Sichtprüfungen im Allgemeinen bezogen, sondern auf folgende 3 auf der vsf-Seite genannte Punkte:
  • Prüfung auf äußere Beschädigung des Akku
  • Funktionsprüfung der Unterstützung und Steuerung
  • Sicht- und Funktionsprüfung Display

Stecker/Kabel auf Beschädigungen, Befestigung, Verschleiss und Korrosion prüfen.

Stecker kannste gegen Feuchte/Verschmutzung imprägnieren, Microgleitfilme erneuern und beschädigte Schutzschichten reparieren/versiegeln.

Bei Beschädigung (neben dem was du allgemein drunter verstehst) liegt der Fokus besonders auf Dichtungen vom Spritz-/Feuchteschutz...und auf angerissenen Kabeln zB an Zugentlastungen (wenn jemand mal am Kabel hängen geblieben ist).
Danke für die Erläuterungen!
 
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