Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld mancher in sein Auto versenkt für Spoiler, HiFi-Anlage und Tuning.
Hab' mal auf 'ner längeren Radtour Pause in einer Tankstelle gemacht, dort einen Kaffee getrunken und 'ne Kleinigkeit gegessen und dabei ein Gespräch der beiden Kassierer mitgehört. Einer der beiden hatte einen regulären 40-Stunden-Job anderswo und arbeitete zusätzlich noch an dieser Tanke, nur und ausschließlich, um den ganzen Foppel zu finanzieren, den er ständig an sein Auto schraubte (älterer Audi A4, nix Besonderes).
Also, ich habe hier nur sehr selten Ärger mit Autofahrern, wenn Du das meinst.
Eigentlich sollte es ein Gag sein, aber wir können auch ernsthaft drüber reden. Durch's Radeln steigt die allgemeine körperliche Fitness, über Land und durch "grüne Auen" ist es erholsam und entspannend, Touren erfüllen mit Stolz auf die eigene Leistung, und wer es ein bisschen kniffliger mag (MTB, BMX u.dgl.), der schult seinen Gleichgewichtssinn, der bekanntermaßen mit dem Selbstwertgefühl korreliert. All das ist also gut für die Psyche.
Je mehr die Leute jedoch auf's Fahrrad angewiesen sind, je mehr sie der Straße folgen, anstatt sie nur unter 90° zu queren und schnellstmöglich wieder zu verlassen, desto mehr scheint das Radeln auch eine psychische Belastung darzustellen. Das spürt man ganz deutlich beim Querlesen der Forenwelt. Die coolen Jungs fahren BMX oder MTB. Je Alltagsradler, desto unentspannter. Ich spüre das auch an mir selbst. Der tägliche Arbeitsweg gerät regelmäßig zum Survival-Training. Man steckt als automobiler Habenichts zwischen den Autos und stolpert von einer Falle in die nächste. "Hat er mich gesehen?" Ja, er hat dich gesehen, aber auf die Idee, dass du Vorfahrt haben könntest, kommt er trotzdem nicht! Auf den innerstädtischen Radwegen müßte man korrekterweise alle 50m fast bis zum Stillstand runterbremsen, weil sie so dicht an den Häuserecken langführen, dass man in die Querstraßen nicht rein sieht, an dem Brückchen ist seit Jahren das Geländer marode, weswegen es durch Absperrbänder verengt ist und seit Jahren ein Schild dort steht "Radfahrer absteigen!" Man bläst natürlich trotzdem drüber, fragt sich aber jedesmal, wann man denn zuletzt ein Schild gesehen hätte, das die Autofahrer auffordert, auszusteigen und die Karre mal eben 20m zu schieben. Ich könnte noch 'ne halbe Stunde so weiter machen, von auf dem Radweg zerdöpperten Laufrädern, Sattelstützen und -gestellen erzählen. Fakt ist, dass ich auf dem Rückweg lieber die dreifache Strecke durch Felder und grüne Auen wähle, wenn ich nicht aus irgendwelchen Gründen doch noch ins Städtchen muß. Da komme ich dann erholt, entspannt und in guter psychischer Verfassung zu Hause an.