Selbsthilfegruppe Laufradbau

Ich muss schauen wann ich dazu komme. Gerade laufen hier in der Firma irgendwie zu viele Projekte an in der Entwicklung.
Aber ich werde mir auf jeden Fall zeitnah so einen Kalibrierstand bauen. Halt so dass ich immer entsprechende Speichen einhängen kann und das ganze mobil.
Ich meine nämlich auch, dass ein günstiger Nachbau des ParkTool durchaus reicht wenn man weiß, dass man einigermaßen realistische Werte misst.
 
Der Nachbau mit eigener Kalibrierung auf die eigenen Speichen wird deutlich genauer sein als das Original. Selber prüfen kann man die Wiederholgenauigkeit: Die Speiche mehrfach messen, das Instument dabei immer etwas anders handhaben. An der Streuung der Werte kann man dann erkennen wie gut die Wiederholgenauigkeit ist. Der ganze Rest der Genauigkeit liegt an der Kalibrierung und daran, dass man möglichst Kalibrierpunkte genau in dem Bereich hat, den man benötigt.

Zur Umrechnung von Zugkraft auf Zugspannung braucht man noch den Querschnitt der Speiche. Ein Fehler im Durchmesser von 0,1mm macht hier schon ca. 12% Fehler bei der Zugspannung aus.
 
Deswegen wohl, dass der Laufradbauer bevor er anfängt sein Tool immer neu auf die Speichen einstellt.
 
Ich habe da keine umfangreichen Erfahrungen, mir war aber aufgefallen, dass neue DD-Speichen im eingeschnürten Bereich deutlich vom Nennmaß abwichen. Man würde also mit einem Fehler rechnen müssen wenn man einfach von einem Fertigungslos DD-Speichen auf ein anderes schließen würde oder von Hersteller zu Hersteller. Das hier ist leider keine einfache Messung wie z.B. bei einer Waage, diverse Fehler multiplizieren sich hier. Damit kommt am Ende sowieso keine Genauigkeit im einstelligen Prozentbereich heraus, aber sie wird mit Überlegung eine ordentliche Arbeit erlauben, wenn man die einzelnen Fehler klein hält. Schlufehlerbehaftet ist.dert man bei den einzelnen Punkten herum, dann kann man ebenso gut würfeln.
Das ist aber eine ganz normale Situation in der Messtechnik, eine Herausforderung ergibt sich nur wenn man knallhart an eine Grenze heran muss, ein Problem wenn man nicht berücksichtigt, dass das Messergebnis nicht exakt sondern fehlerbehaftet ist.

Der Gesamtfehler könnte so etwa zustande kommen:
Bei der Kalibrierung:
Kalibrierwaage 2% plus 1% vom Skalenendwert => z.B. 3%
Ansetzen des Speichenspannungsmessers und seine Messunsicherheit => z.B. 5%

Beim Messen:
Ansetzen des Speichenspannungsmessers und seine Messunsicherheit => z.B. 5%
Durchmesser mit Bügelmessschraube +/- 0,01mm => 1,2% (geht im Quadat ein)

Wenn alle Fehler in der selben Richtung wirken wären das 1,03 x 1,05 x 1,05 x 1,012 = 1,149, also 15% maximaler Fehler
Kein Problem, wenn man es weiß!
Mit einem Messschieber gemessen (+/- 0,05mm) wäre man schon bei 20% maximalem Fehler
 
Das klingt alles sehr interessant und sehr wissenschaftlich. Mir fehlen aber irgendwie die Gefühle, keiner redet hier über seine Gefühle beim einspeichen :X3:
Eine Möglichkeit die aus meiner Sicht bisher noch gar nicht richtig in Erwägung gezogen wurde ist, sich die richtige Speichenspannung und das Gefühl dafür anzueignen. Einfach mal ein paar Räder einspeichen und mit der Speichenspannung spielen. Für mich ist ein es immer ein guter Indikator, wenn ich beim Abdrücken mit meinem Körpergewicht die Speichen entspannen kann, dann sind sie zu lose. Bei einem Unsymetrischen Rad ist eine Seite natürlich weniger seitenstabil, aber da kriegt man nach ein bisschen Probieren ein Gefühl für. Auch kommt es auf die Größe des Rades an. je größer das Rad, um so besser kann man sich das Gefühl zum einspeichen beibringen.
Zum üben sind alte Laufräder vom Rennrad sehr gut. Am besten mit 13mm Maulweite und kleinem Nabenflansch. Wenn man dann noch einen Satz DT Revolution Speichen (in der Mitte 1,5mm) hat ist das perfekt da maximal flexibel. Damit spürt man sehr gut was zu lose bzw. zu feste Speichen bewirken.
Bei einem unsymetrischen Hinterrad bringe ich immer erst die Antriebsseite fast auch Endspannung und ziehe mit der Gegenseite die Felge in die Mitte. Es schadet auch nicht, sich ein altes Laufrad zu nehmen, ausspeichen, Nippel und Speichengewinde zu fetten und wieder einzuspeichen. Und dann man versuchen die Speichen absichtlich zu stramm bzw. zu lose zu machen. Das Rad zwischendurch abdrücken und mal gucken wie es auf seitlichen Druck reagiert. Nicht zur Strafe, nur zur Übung.
Ich bilde mir immer ein, ich spüre wann eine Speiche zu lose ist (Spoky lässt sich relativ leicht bewegen) und wann sie an ihre Grenzen kommt. Man überspannt eine Speiche nicht, indem man locker mit zwei Fingern ein bisschen daran rumdrehen kann, da gehört schon ganz schön Kraft dazu.
Die Gleichmäßigkeit der Speichenspannung erreiche ich immer über die Anzupfmethode, wie hier auch von einigen bevorzugt. Das geht nicht in einem Umlauf da sich die Speichen ja gegenseitig beeinflussen. Aber ein paar mal rum und die Speichenspannung verteilt sich sehr gleichmäßig über das ganze Rad.
Man sollte übrigens nie vergessen, man spannt keine einzelne Speiche sondern verteilt mit jeder Drehung an irgend einer Speiche die Spannung neu über das ganze Rad. Das mache ich so bis auf ca. 1/8 Umdrehung Genauigkeit und lasse dann gut sein. Nach einigen Kilometern ändert sich das ja eh wieder, allerdings in einem relativ geringen Maß.
Nach dieser Methode habe ich selber schon sehr viele Räder eingespeicht, selbst sehr teure Carbon Felgen mit diesen teuren CX-Ray Messerspeichen. Ich habe noch nie den Drang verspürt ein Tensiometer anzuschaffen. Aus meinem technischen Verständnis heraus könnte ich da auch mit einem Drehmomentschlüssel an den Speichen rumwerkeln und käme zu genau so einem genauen/ungenauen Ergebnis.
Ich kenne Leute die haben beim einspeichen aufgehört, weil das Rad gerade zufällig keine Seiten- und Höhenschlag hatte. Sie hatten einfach Angst das (aus ihrer Sicht) Gute Ergebnis zu zerstören. Die Räder waren alle Kacke :barefoot:

Wir müssen hier mehr über Gefühle reden :giggle:
 
Vermutlich hast Du recht @bollerbirne
Ich weiß nicht, wie oft ich das Laufrad abgedrückt habe, aber am Schluss hat sich da nichts mehr seitlich bewegt.
Bei meinem ersten Einspeichen von dem Laufrad, wo ich dachte die Speichen wären viel zu lang, bin ich auch zu schnell ran gegangen.
Dann habe ich alles ja wieder gelöst und bin langsam an die Sache gegangen. Zum Ende hin habe ich auch mehr gemerkt bzw gewusst, wo es alles Auswirklungen hat wenn die eine Speiche jetzt noch etwas spanne. Irgendwann hatte ich auch den Punkt erreicht, als einzelne Speichen auf der Antriebsseite noch nicht ganz die gewünschte Spannung hatten, aber ich wusste auch, dass ich links noch einiges an Spannung aufbauen muss. Dann habe ich erstmal die beiden Speichen rechts und links davon gespannt und dass wirkt sich ja auch immer auf die gegenüberliegende Seite aus.
Irgendwann war ich an dem Punkt wo ich wählen musste zwischen leichten Seitenschlag und gleichmässiger Speichenspannung. Ich vermute hier muss man zum Ende hin immer Kompromisse eingehen. Am Ende war es sehr viel Fummelarbeit und ich habe mich für die Speichenspannung entschieden, da hier keine Felgenbremse zum Einsatz kommt. Habe jetzt laut Messuhr +/- 0,3 mm erreicht. Ich glaube hier kamen mir meine Erfahrungen als Dreher zu gute da ich oft mit Planscheiben arbeiten musste.
Bei einem Laufrad für Felgenbremsen würde ich am Ende wohl eher auf Rundlauf gehen.
 
0,3 mm verzeiht aber auch jede Felgenbremse ;). Man sollte nicht vergessen, dass da ja dann immer noch der Mantel drauf kommt. Das heisst ja, dass die seitliche Bewegung/Belastung dadurch nochmal zunimmt.

Ich bin mir recht sicher, dass das ein mindestens ordentliches Laufrad ist!

Edit: Als Dreher hat man da natürlich eine etwas andere Sicht ;)
 
Ich habe demnächst auch ein Laufradprojekt.
Mein 2017 aufgebautes Rennrad hängt seit dieser Zeit in meinem Wohnungsflur an der Wand und hat sehr wenige Kilometer gesammelt. Erst fuhr ich es gar nicht, weil die Bremsen laut quietschten. Nachdem das ein paar Monate später behoben wurde, fuhr ich es selten. Seit meinem Schlaganfall 2021 fahre ich es gar nicht mehr. Aber es soll bald als Trainingsrad auf einem Rollentrainer dienen.
Bei diesem Rad hatte ich die Laufräder selbst eingespeicht und ich probierte eine mir empfohlene Methode aus und schmierte die Speichengewinde und die Unterlegscheiben mit "Antiseize" ein.
Auf den Unterlegscheiben war das gut, es reduziert die Reibung und verhindert Kontaktkorrosion zwischen Stahlscheiben und Alufelge. Auf den Speichengewinden war es zunächst auch gut. Die Nippel ließen sich sehr sanft und geräuschlos spannen. Es sollte die Gewinde die Jahre hindurch gängig halten. So lautete der Tipp.
Es stellte sich nun aber heraus, das das Unsinn war, denn eine Messung mit dem noch nicht zur kontrolle kalibrierten Tensiometer bestätigte, was ich schon mit Händen fühlte - die Speichen haben sich gelockert. Sehr gleichmäßig zwar, aber statt 1200N sind nun noch 600N Vorspannung auf den Speichen.
Da ich davon ausgehen muss, das sich das nach dem Nachspannen fortsetzt, werde ich beide Laufräder zerlegen, die Gewinde mit Benzin von der Paste reinigen und neu aufbauen.
Beim Neuaufbau werde ich Gewindesicherungslack (niedrigviskos, mittelfest, Loctite 241) verwenden. Das wird dann sicherstellen, das sich das Rad danach nicht mehr lockert.

Mit dem Aufbau warte ich aber noch, bis ich zwei neue Werkzeuge gekauft habe. Eine Parktool CSH-1 Speichenklemmzange um die runden Straightpull-Speichen in den Laufrädern festzuhalten. Die hatte ich damals nicht und behalf mir mit einer riesigen Blechbiegezange.
Außerdem das Unior 1752/2 Tensiometer das mit Kalibrierstab zum Selberkalibrieren ausgeliefert wird.
Damit werde ich die Vorspannung messen und anschließend am Laufrad den Parktool TM-1 kalibrieren, dessen Genauigkeit mir derzeit unbekannt ist. Im Anschluss daran, werde ich mit dem karibrierten TM-1 3mm Rundstäbe aus Edelstahl vermessen und den Stab mit dem Messwert beschriften, damit das Werkzeug jederzeit überprüft werden kann. Das kann ich dann auch mehrfach tun, die Stahlstäbe gibts abgepackt zu 20 Stück. Die sind dann für andere Besitzer eines TM-1 nützlich.

Der Vorgang der Kalibrierung des Tensiometer mit dem Kalibrierstab wird in diesem Video erklärt.
 
Ein bekannter Laufradbauer schwört auch auf Leinöl auf den Gewinden.
Ich kenne ein paar Leute die mit diesen Laufrädern die Probleme der sich lockernden Speichen hatten.
Ist also bekannt, dass sich die Speichen lockern KÖNNEN, wenn man die Gewinde mit Öl und Co vorher behandelt ;)
 
Ja, ich hatte im Vorfeld (also damals) Leinöl verworfen, denn ein Nachzentrieren sollte zumindest möglich bleiben und den Beschreibungen nach ist das Losbrechmoment von Gewinden mit verharztem Leinöl nicht einheitlich und allgemein hoch. Chancen sind hoch, das die Nippel abreissen. Passende Gewindesicherung hat hier Vorteile.
Und solange noch flüssig, wirkt beides als Schmierung.
 
Das Teil von Unior und die Speichenzange sehen ja wirklich gut aus....

Das mit dem Leinenöl hatte ich auch mal gelesen.
In der Videoreihe von ParkTool machen die einfach Kettenöl auf das Gewinde. Fand ich jetzt auch nicht so optimal.
 
Ein bekannter Laufradbauer schwört auch auf Leinöl auf den Gewinden.
Ich kenne ein paar Leute die mit diesen Laufrädern die Probleme der sich lockernden Speichen hatten.
Ist also bekannt, dass sich die Speichen lockern KÖNNEN, wenn man die Gewinde mit Öl und Co vorher behandelt ;)
ah sorry genau andersrum.
Er schwört darauf KEIN Leinöl zu verwenden. Dadurch lockern die sich gerne
 
Zum Entfernen des Anti-Seize könnte ein Ultraschallbad hilfreich sein, @Christoph , falls Du sowas hast.
Ich habe bei den beiden Laufrädern die ich in der Neuzeit aufgebaut habe Unterbodenschutz-Wachs-Spray auf die Speichengewinde aufgetragen (Dosenkappe und dann getunkt). Das hat über jeweils einige Hundert km bislang gut funktioniert und eingetrocknete Wachsreste haben eine Konsistenz, die gut passen dürfte. Ginge ein Nippel mal nicjt zu drehen, könnte man einfach mit etwas Wärme nachhelfen. Echte Langzeiterfahrung fehlt, aber das Zeug macht einen zweckmäßigen Eindruck und ist vorhanden.

Statt der Speichenklemmzange habe ich einen 180er Zangenschlüssel zum Festhalten entdeckt, das macht einen brauchbaren Eindruck.

Ich vermute übrigens, dass verharztes Leinöl auch weich wird, wenn man es erwärmt.
 
Leinölfirnis verharzt/verwandelt sich schneller als echtes Leinöl für den Salat. Ist ein ganz guter Ersatz für Schraubensicherungslack. Hält auf Holz und Metall. Schrauben kann man auch nach Jahren wieder lösen.
 
Die Speichenhaltezange brauche ich, weil ich die Laufräder mir runden Straightpull-Speichen gebaut habe. Diese drehen sich frei mit, wenn man den Nippel aufdreht und erst bei etwas Speichenspannung geht es ohne zusätzlichen Halt. Mit der damals gekauften Zange will ich das ungern nochmal tun. Die war viel zu groß, aber es klappte.
Man brauch die Zange aber wirklich nur für runde Straightpull-Speichen. Eventuell auch für sehr dünne Bogenspeichen, damit sie sich nicht verdrehen. Für Flachspeichen gibt es viel billigere Halter aus Kunststoff.
Also das ist kein Kauftipp.

Der Unior Tensiometer ist eigentlich teuer. Er kostet bei Amazon 5 Euro mehr als der teure Parktool TM-1. Daher wird das Teil gerne übersehen. Von mir ja auch. Aber er kommt eben mit Kalibrierhilfe. Das ist in dieser Preisklasse (unter 300 Euro) leider einmalig.
 
Ich habe es beim Nachzentrieren gebrauchter Laufräder oft, dass die Gewinde in den Nippeln so zugesetzt sind, dass die Nippel sich auf den Speichen erst schwer in Bewegung setzten nud sich dann nur Ruckweise bewegen. Da hat mir das Festhalten gut geholfen.
 
Ich benutze auch immer Leinöl und hatte noch keine Probleme damit. Nach einigen Jahren kleben die Speichennippel zwar ein wenig, aber nicht so fest, das man sie nicht los bekommt. Ich glaube, ich habe ein Leinöl aus dem Pferdebedarf. Die Flasche steht schon seit Jahren bei mir. Vielleicht gibt es da auch Unterschiede?
 
Also ich habe gerade mal auf YT geschaut nach "meinem" Tensiometer von ZTTO
Wenn das so ab Werk ist kann ich zufrieden sein.
 
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