Das klingt alles sehr interessant und sehr wissenschaftlich. Mir fehlen aber irgendwie die Gefühle, keiner redet hier über seine Gefühle beim einspeichen
Eine Möglichkeit die aus meiner Sicht bisher noch gar nicht richtig in Erwägung gezogen wurde ist, sich die richtige Speichenspannung und das Gefühl dafür anzueignen. Einfach mal ein paar Räder einspeichen und mit der Speichenspannung spielen. Für mich ist ein es immer ein guter Indikator, wenn ich beim Abdrücken mit meinem Körpergewicht die Speichen entspannen kann, dann sind sie zu lose. Bei einem Unsymetrischen Rad ist eine Seite natürlich weniger seitenstabil, aber da kriegt man nach ein bisschen Probieren ein Gefühl für. Auch kommt es auf die Größe des Rades an. je größer das Rad, um so besser kann man sich das Gefühl zum einspeichen beibringen.
Zum üben sind alte Laufräder vom Rennrad sehr gut. Am besten mit 13mm Maulweite und kleinem Nabenflansch. Wenn man dann noch einen Satz DT Revolution Speichen (in der Mitte 1,5mm) hat ist das perfekt da maximal flexibel. Damit spürt man sehr gut was zu lose bzw. zu feste Speichen bewirken.
Bei einem unsymetrischen Hinterrad bringe ich immer erst die Antriebsseite fast auch Endspannung und ziehe mit der Gegenseite die Felge in die Mitte. Es schadet auch nicht, sich ein altes Laufrad zu nehmen, ausspeichen, Nippel und Speichengewinde zu fetten und wieder einzuspeichen. Und dann man versuchen die Speichen absichtlich zu stramm bzw. zu lose zu machen. Das Rad zwischendurch abdrücken und mal gucken wie es auf seitlichen Druck reagiert. Nicht zur Strafe, nur zur Übung.
Ich bilde mir immer ein, ich spüre wann eine Speiche zu lose ist (Spoky lässt sich relativ leicht bewegen) und wann sie an ihre Grenzen kommt. Man überspannt eine Speiche nicht, indem man locker mit zwei Fingern ein bisschen daran rumdrehen kann, da gehört schon ganz schön Kraft dazu.
Die Gleichmäßigkeit der Speichenspannung erreiche ich immer über die Anzupfmethode, wie hier auch von einigen bevorzugt. Das geht nicht in einem Umlauf da sich die Speichen ja gegenseitig beeinflussen. Aber ein paar mal rum und die Speichenspannung verteilt sich sehr gleichmäßig über das ganze Rad.
Man sollte übrigens nie vergessen, man spannt keine einzelne Speiche sondern verteilt mit jeder Drehung an irgend einer Speiche die Spannung neu über das ganze Rad. Das mache ich so bis auf ca. 1/8 Umdrehung Genauigkeit und lasse dann gut sein. Nach einigen Kilometern ändert sich das ja eh wieder, allerdings in einem relativ geringen Maß.
Nach dieser Methode habe ich selber schon sehr viele Räder eingespeicht, selbst sehr teure Carbon Felgen mit diesen teuren CX-Ray Messerspeichen. Ich habe noch nie den Drang verspürt ein Tensiometer anzuschaffen. Aus meinem technischen Verständnis heraus könnte ich da auch mit einem Drehmomentschlüssel an den Speichen rumwerkeln und käme zu genau so einem genauen/ungenauen Ergebnis.
Ich kenne Leute die haben beim einspeichen aufgehört, weil das Rad gerade zufällig keine Seiten- und Höhenschlag hatte. Sie hatten einfach Angst das (aus ihrer Sicht) Gute Ergebnis zu zerstören. Die Räder waren alle Kacke
Wir müssen hier mehr über Gefühle reden