AW: Lenkansteuerung - Stange vs Züge
Welchen Vorteil meint ihr hat die Stange wohl?
Nach etwas Gripsgymnastik am CAD, sehe ich den Hauptvorteil darin, daß es sowohl Zug- als auch Druckkräfte übertragen kann. Klingt trivial, aber guck mal genauer hin: Beim Seilzug muß man das Getriebe (nennen wir's mal so) doppelt, nämlich symmetrisch ausführen - und damit ist es lt. Definition schon mal geometrisch überbestimmt. Das ist für sich betrachtet noch kein Beinbruch, erfordert aber, daß alles, was auf einer Seite passiert, exakt(!) gleich mit umgekehrtem Vorzeichen auch auf der anderen Seite passieren muß. Eine Anordnung wie z.B. beim Bremsgriff, bei der sich der Nippel auf einem Kreisbogen bewegt, während das gespannte Seil immer nur die Sehne in diesem Kreisbogen darstellt, verbietet sich damit! Das Seil muß immer tangential auf einem Kreisbogen abrollen, also entweder einer Umlenkrolle oder einem Rollensegment, entsprechend dem erforderlichen Schwenkwinkel. Kann man machen - und ein entsprechendes Fotobeispiel war ja auch schon verlinkt. Verstößt man gegen diese Regel, handelt man sich entweder Spiel ein oder aber unkontrollierte Spannungen im Seil.
Richtig abenteuerlich wird die Sache, wenn man das Seil gänzlich oder über weite Strecken ohne Außenhülle verlegt. Ein Fahrradrahmen ist ja kein Betonklotz, sondern verbiegt sich, insbesondere wenn er u-förmig gestaltet ist, mit 'ner tiefliegenden, offenen Ladeplattform hinterm Vorderrad. Je nachdem, wo man da das Seil langlegt, kann man sich wieder alles Mögliche einhandeln, von totaler Erschlaffung bis hin zu Spannungen, die den Nippel ausreißen.
Ein Lenkgestänge kann man hingegen einseitig ausführen. Alles, was der Rahmen treibt, resultiert dann in kleinen Lenkbewegungen des Vorderrads und bleibt ohne Konsequenzen für das Material.
Das Seil bleibt eine Option, aber man muß, wie gezeigt, einige Sorgfalt bei der Konstruktion walten lassen. Mich würde mal interessieren, wie das bei Flugzeugen mit den Ruder- und Klappensteuerungen gemacht wird. Da geht's ja über weite Strecken und alles biegt und windet sich zum Gotterbarmen. Ich vermute, daß da immer irgendeine Form von elastischem Längenausgleich vorhanden ist und daß z.B. ein frei gespannter Zug niemals direkt in den Hebel greift, an dem er eigentlich ziehen soll, sondern stattdessen leer durchgeführt wird und von der Rückseite dann mit 'ner Druckfeder auf den Hebel wirkt.
Bei 'nem Fahrzeug will ich 'ne präzise und direkte Lenkung und auch mit einem Lastenrad will ich meine Kapriolen machen können - zumindest wenn grad kein Klavier vorne draufsteht.
Irgendwelche Elastizität in der Lenkung kann ich dabei nicht gebrauchen.
Gruß,
Clemens