Hallo Merle,
um nicht falsch verstanden zu werden schicke ich vorneweg: Ich finde es immer klasse, lobenswert und schön, wenn noch mehr Leute den Verzicht auf's Auto üben und im Alltag, gerade auch mit Kindern, versuchen, mehr mit Rad und Muskelkraft gebacken zu bekommen.
Dein erstes posting bereitet mit persönlich etwas "Bauchschmerzen". Marke: "sehr ambitioniert".
Ich verstehe Dich so, dass es sich um die erste Lastenrad-Anschaffung handelt. Oder irre ich? Es sollen gleich sechs Kinder auf einmal transportiert werden. Der einfache Weg ist 8 km lang (zur Schule), dazu kommen Wege zum Einkauf, vielleicht auch in die KiTa, sonstige Besorgungen. Du erwähntest gleich eine angedachte Radreise. Es soll ein E-Motor ran.
Deine Fragen nach der "realistischen Geschwindigkeit", welche mit einem Lastendreirad zu fahren wäre, nach Gefahren, nach körperlicher Anstrengung lassen in mir die Gegenfrage aufkommen: Wie viel Erfahrung existiert? Erfahrung ist etwas sehr persönliches, eben nicht durch das Lesen im Internet oder Befragen anderer user zu ersetzendes. Nichts übertragbares. Jede / jeder macht eigene Erfahrungen und hat eigene Gründe, das eine oder andere zu bevorzugen oder auch sein zu lassen.
Ich selbst gehe gerne Schritt für Schritt an die Dinge heran. Dabei habe ich nicht selten die Erfahrung gemacht, dass Probleme oder auch im Guten: Gelegenheiten an Stellen auftauchen, die ich vorher, bei rein theoretischer Beschäftigung mit dem Thema, gar nicht auf dem Radar hatte.
Den Vorschlag von triton-mole, ein Gespann in Erwägung zu ziehen, finde ich ziemlich gut! Ich würde das dann so machen, dass ich mich herantaste. Erst mal eine kleinere Gruppe Kinder fahren, Erfahrungen mit dem "Zugrad", dem Motor, der Strecke sammeln. Nicht zuletzt auch mit dem Fahrverhalten, der Fahrbegeisterung seitens der Passagiere. Um dann, wenn Sicherheit im Umgang und Erfahrung besteht, die Fuhre um einen Hänger zu ergänzen. 8km können, die Kinder betreffend, sehr schön oder auch sehr "maulig" sein. Je, nachdem.
Weitere Vorteile: Mit Hänger und Kinderbox (oder Longtail) kann man unterschiedliche Transporträume ausgestalten. Einmal wettersicher, lauschig, Schlafwagen für die Kleineren (Hänger) und zum anderen offen, im Kontakt mit Umgebung und Wetter, abwechslungsreich für die Größeren. Auch kann man changieren, Streithähne trennen, Schlafmützen ablegen. Das Parken des Hängers am Zielort bis zur Abholung erlaubt es zudem, mit leichterer Fuhre, nur dem Zugrad, weiterzufahren. Das Klaurisiko des parkenden Hängers ist nicht hoch und finanziell wäre dies eher zu verkraften.
Die Lastenrad-Vorlieben unserer Kinder haben wir erst erforschen müssen. Kurz: Es kamen Überraschungen zutage. Und noch was: Bei einer Zugrad-Panne wäre der Hänger abkoppelbar und an einem anderen Rad weiter zu ziehen, zur Not bekäme man auch wechselnd ein paar mehr Kinder in den Hänger rein, würde schieben, einige Kinder würden laufen, abwechselnd / reihum sich setzen und ausruhen. Hänger helfen "vor Ort" (Supermarkt) gut weiter, wenn noch sehr kleine Bengel dabei sind. Wir fahren mit flexiblen Lösungen derzeit am besten. Und so weiter.
Alles auf eine Karte setzen, ein teures high tech Superschick 6-Kinder-Transport-Fahrrad könnte Nachteile haben.
Für das Geld der teureren der hier diskutierten Lösungen könnte man auch zwei einfachere Lastenräder mit jeweils Hängern kaufen. Unterschiedliche Konzepte austesten. Für den Fall, dass Du mal mit Grippe flachliegst, wäre es vielleicht auch nicht schlecht, dass wer anders die Fuhre fahren kann oder eben eine Alternativfuhre hat, die seinen Vorlieben entgegen kommt.
Nur so als Vorschlag. Wir haben (sämtlich ohne E-Motor) ein Long John, ein Long tail, zwei Trekkingräder, einen Kinderanhänger und eine "Möhre", dazu Römer-Kindersitze hier und da nach Belieben. Hat alles nicht die Welt gekostet. Ist gewachsen. Wenn das Flicken eines Platten mal zeitlich gerade nerven sollte, wird einfach die Fuhre gewechselt. Ebenso je nach Wetter oder Laune.
Liebe Grüße & gutes Gelingen!
Manuel