Indirekt links abbiegen - Pflicht? Wie macht ihrs?

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Lastenrad
Eigenbau - Long John
Hallo,
Bei uns in Dresden stehen mittlerweile an fast allen Kreuzungen mit Radweg Schilder, die Radfahrer zum indirekten links abbiegen anhalten (also erst geradeaus über die Kreuzung rüber, dann die Fahrbahn auf dem Radweg der neuen Fahrtrichtung kreuzen).

Frage 1: bedeutet dieses Schild (weiß mit Fahrradsymbol, Schrift: "Linksabbieger so einordnen) eine Pflicht (benutzungspflichtige Radwegführung) oder ist das eher wie ein Umleitungsschild als Empfehlung zu betrachten? In der StVO hab ich es nicht gefunden. Freue mich auch über Quellenangaben.

Frage 2: wie steht ihr dazu? Wenn ich es richtig lese, scheinen es Fahrradverbände zu begrüßen.

Ich persönlich sehe es aus 2 Gründen kritisch und mache es sehr ungern.
- insbesondere mit dem Lastenrad (meins ist Recht lang) sind die aufstellflächen sehr klein, die Radien eng und es ist ohne rangieren kaum zu schaffen, das kleine Stück abgesenkten Bordstein sauber zu treffen, ohne mit einem Ampelmast zu kollidieren. Wenn da noch 3 andere Räder abbiegen wollen, erst recht.
- man muss zum linksabbiegen 2x bei rot warten.

Ich persönlich ordne mich meistens, auch auf mehrspurigen Straßen, auf die Linksabbiegerspur für Autos ein. Königsweg finde ich eigene Linksabbiegerspuren für Fahrräder, die weit vor der Kreuzung zwischen die Autospuren wechseln.

Wie seht ihr das?

Viele Grüße, Jakob
 
Zuletzt bearbeitet:
https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__9.html
"2) Wer mit dem Fahrrad nach links abbiegen will, braucht sich nicht einzuordnen, wenn die Fahrbahn hinter der Kreuzung oder Einmündung vom rechten Fahrbahnrand aus überquert werden soll. Beim Überqueren ist der Fahrzeugverkehr aus beiden Richtungen zu beachten. Wer über eine Radverkehrsführung abbiegt, muss dieser im Kreuzungs- oder Einmündungsbereich folgen."

Ob Deine Indirekt-Abbiegen-Schilder als "Radverkehrsführung" zu sehen sind, weiß ich nicht.
Deine Beobachtungen kann ich nachvollziehen, ich bewege mich allerdings selten in Gegenden, wo das ein Thema wird und habe weniger Erfahrung damit.
 
Ich persönlich ordne mich meistens, auch auf mehrspurigen Straßen, auf die Linksabbiegerspur für Autos ein. Königsweg finde ich eigene Linksabbiegerspuren für Fahrräder, die weit vor der Kreuzung zwischen die Autospuren wechseln.
Kommt drauf an. Wenn es eine Linksabbiegerspur gibt, und der Verkehr nicht zu viel und zu schnell ist, würde ich das auch machen. Wenn es die Spur gar nicht gibt, dann hat man das Problem dass man bei Gegenverkehr auf der linken "Geradeauspur" stehen bleiben muss, während von hinten Autos mit 50+x angerast kommen. Bzw. möglicherweise muss man schon anhalten und warten bevor man auf die linke Spur kommt. An solchen Stellen biege ich dann lieber indirekt links ab, ist einfach weniger Streß.
 
Soweit ich weiß (und das ist vermutlich nicht rechtssicher ;) ) darfst Du sowohl direkt, also Schulterblick, Arm raus, einordnen, abbiegen oder indirekt abbiegen. ich mache beides, das hängt stark von der Kreuzung ab und dem Gefühl, ob ich draufgehen kann. Die berühmte "Omma Erna" (das ist die Oma von der alleinerziehenden Krankenschwester im Schichtdienst, die auf dem Land wohnt und auf ihr Auto angewiesen ist), die mit Einkauftasche am Lenker gerade so schnell fährt, dass sie sich auf dem Rad gerade so halten kann, sollte besser indirekt abbiegen und der Radkurier, der am Tag 250km schruppt, der kann die Lage besser einschätzen und wird direkt abbiegen.
 
250km am Tag schaffe ich nicht, aber ich gehöre schon zu den fixieren Leuten. Wiegetritt und Klickpedal ist mir auch am (E-)Lastenrad nicht fremd ;-)

Wenn es die Spur gar nicht gibt, dann hat man das Problem dass man bei Gegenverkehr auf der linken "Geradeauspur" stehen bleiben muss, während von hinten Autos mit 50+x angerast kommen. Bzw. möglicherweise muss man schon anhalten und warten bevor man auf die linke Spur kommt.
Da gibt's einige doofe stellen, das stimmt.
Aber nein Trick ist meistens, so mittig auf der Spur zu fahren, dass das Auto hinter mir nicht vorbei kommt und somit mein puffer gegen von hinten schnell anfahrende ist ;-)

(Autofahrer hassen diesen Trick)
 
Ich sehe das ähnlich wie @holzwurm
Natürlich ist es gut, wenn solche Spuren eingerichtet werden.
Andererseits baut man da aber eine Infrastruktur für einen homöopathischen Radverkehrsanteil. Wenn wirklich 20 -30 % aller Wege mit dem Rad zurückgelegt würden, funktionierte das indirekte Abbiegen nicht mehr.
 
Soweit ich weiß (und das ist vermutlich nicht rechtssicher ;) ) darfst Du sowohl direkt, also Schulterblick, Arm raus, einordnen, abbiegen oder indirekt abbiegen. ich mache beides, das hängt stark von der Kreuzung ab und dem Gefühl, ob ich draufgehen kann. Die berühmte "Omma Erna" (das ist die Oma von der alleinerziehenden Krankenschwester im Schichtdienst, die auf dem Land wohnt und auf ihr Auto angewiesen ist), die mit Einkauftasche am Lenker gerade so schnell fährt, dass sie sich auf dem Rad gerade so halten kann, sollte besser indirekt abbiegen und der Radkurier, der am Tag 250km schruppt, der kann die Lage besser einschätzen und wird direkt abbiegen.
Besser hätte es man nicht formulieren können.
Ich bin der 250km Radkurier. Auch mit dem Lastenrad mit Kind drin. 2x warten? Pfft warum
 
Die gleiche Frage habe ich mir kürzlich auch gestellt und auch keine richtige Antwort gefunden. Ich persönlich habe in meinem Alltag nur eine solche Ampel (quasi direkt vor meiner Haustür), die ist aber recht gut gelöst für mein kleines Lastenrad. Mit leichter Steigung und viel befahrener Straße mit 2 Spuren + Linksabbieger bringt das rüberziehen keinen Spaß, und durch das indirekte abbiegen ist man auch nur minimal langsamer, da die Leute auf der Abbiegespur ja erstmal auf den Gegenverkehr warten müssen und erst ganz zum Ende der Grünphase abbiegen können. Und die Fuß/Radampel wird auch so früh grün, dass man vor den Autos in der Straße links ankommt und dort die Engstelle vermieden wird. Mit 2+ Fahrrädern wäre hier die Aufstellfläche aber auch eng und in der Praxis würde ich die Stelle dann auch eher umfahren. Eine gelungene Art der Verkehrsführung ist sowas in der Regel wirklich nicht...

Eine richtige "Radverkehrsführung" kann ich bei dem Schildern aber nicht erkennen. Hier stehen sie oftmals erst so knapp vor der Ampel, dass man zu dem Zeitpunkt schon längst auf der Abbiegespur wär...
 
Schilder, die Radfahrer zum indirekten links abbiegen anhalten ... wie steht ihr dazu?
Ich sehe in den Schildern bloß eine Information oder Empfehlung und biege im Allgemeinen direkt links ab.

Zugleich halte ich eine Infrastruktur, die das indirekte Linksabbiegen möglich macht, aber für nötig, wenn wir breite Bevölkerungsteile aufs Rad bringen wollen. Mein Kind z.B. werde ich auf Jahre zumindest an größeren Kreuzungen nicht direkt links abbiegen lassen wollen.

Königsweg finde ich eigene Linksabbiegerspuren für Fahrräder, die weit vor der Kreuzung zwischen die Autospuren wechseln.
Solche Linksabbiegerradspuren sind eine Lösung für einen kleinen Bruchteil der Menschen, die man mit Radinfrastruktur ansprechen möchte, und damit Verschwendung von Platz und Geld. Wer sich traut, diese Spuren zu nutzen (erst die MIV-Geradeausspur queren, dann von beiden Seiten von schweren Fahrzeugen überholt werden), der traut sich auch auf eine allgemeine Linksabbiegerspur.

Andererseits baut man da aber eine Infrastruktur für einen homöopathischen Radverkehrsanteil. Wenn wirklich 20 -30 % aller Wege mit dem Rad zurückgelegt würden, funktionierte das indirekte Abbiegen nicht mehr.
An einer Kreuzung im niederländischen Design biegen die Linksabbieger indirekt ab. Das indirekte Linksabbiegen steht einem höheren Radverkehrsanteil also nicht im Weg. Problem ist in meinen Augen eher, wie Infrastruktur fürs indirekte Linksabbiegen in D häufig umgesetzt wird.
 
§ 9 Absatz 2 bezieht sich auf Strassen ohne Radwege. Dann müssen Radfahrer nicht direkt abbiegen, sondern dürfen die Kreuzung / Einmündung zunächst gradeaus überqueren um anschließend nach links abzubiegen. Dabei haben aber die anderen Fahrzeug Vorfahrt / Vorrang. Also genau die gegenteilige Situation als vom TE dargestellt.

Beim TE geht es aber um benutzungspflichtige Radwege. So kenne ich es jedenfalls bei diesen indirekten Abbiegeverkehrsführungen.

Der StVO nach muss man denen folgen.

Die gängige Rechtsprechung hat sich aber darauf festgelegt, das Radfahrer, auch aus Sicherheitsgründen (Abbiegen auf der Fahrbahn ist sicherer), auch bei benutzungspflichtigen Radwegen direkt links abbiegen dürfen. Wenn Radfahrer das wollen müssen sie rechtzeitig auf die Fahrbahn wechseln. Man muss zum Beispiel alle Abbiegepflichten erfüllen können.

Problem ist, das Autofahrer die Rechtslage weder kennen noch akzeptieren mit den üblichen Folgen. Deshalb mache ich das nur bei relativ wenig Verkehr. Da viele Polizisten die vielen Ausnahmen von der Radwegbenutzungspflicht nicht kennen werden sie diese häufig auch nicht kennen. Das kann also zu Diskussionen führen.

Da ich viel mit Fahrradanhänger fahre habe ich zudem immer einen Ausdruck der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung dabei. Die gelten zwar nicht für Verkehrsteilnehmer, enthalten aber Vorschriften für die Verwaltung und die Polizei. Dort steht unter anderem zu Radwegen:

Die vorgegebenen Maße für die lichte Breite (von Radwegen) beziehen sich auf ein einspuriges Fahrrad. Andere Fahrräder (...) wie mehrspurige Lastenräder und Fahrräder mit Anhänger werden davon nicht erfasst.

Heißt: Die üblichen Radwege / gemeinsame Fuß-/Radwege sind für breite Fahrräder offiziell nicht geeignet und damit für die nicht benutzungspflichtig.

insbesondere mit dem Lastenrad (meins ist Recht lang) sind die aufstellflächen sehr klein

Das gleiche gilt in meiner Stadt für Fahrräder mit Anhänger. Die Warteflächen sind grade groß genug für ein Fahrrad.

Wenn es verkehrsmäßig passt biege ich gerne direkt links ab, bin aber auf eventuelle Diskussionen mit der Polizei eingestellt.
 
Ein Unterschied ist auch, ob es eine Abbiegespur gibt oder nicht. Wenn man sich da mittig draufstellt kann einen niemand dicht überholen. Ordnet man sich auf einer Straße mit dem Fahrrad links ein dann bretter soundsoviel Prozent der Autofahrer mit Vollgas an einem vorbei, dass man schon Reibungswärme erlebt.
Für alle Beteiligten gesehen hat das direkte Abbiegen den Vorteil, dass man sich zügiger der gedrängten Verkehrssituation der Kreuzung entzieht und so auch die anderen Verkehrsteilnehmer weniger beansprucht.
 
pictures or it didnt happen..kann mir da aktuell nix drunter vorstellen. für mich und eventuelle andere nix-schnallerInnen
 
Die anderen Verkehrsteilnehmer beanspruche ich gerne wenn es meine Sicherheit und Vorankommen erfordert....

" Aufstelltasche " wie im Video genannt ist auch so etwas typisch Deutsches: wenn es der gestresste / abgelenkte Autofahrer und die leider abwesenden Schuppos nicht schaffen sichere Bedingungen herzustellen für schwächere Verkehsteilnehmer, sollen sich selbige mal verkrümmeln. Das ist die selbe Denkweise welche die Verkehrsplaner in den 50ern bis weit in die 80er hatten und die vollflächigen Fussgängerunterführungen im urbanen Bereich etablierten: freie Fahrt für die Benzolfraktion der Rest des Verkehrs in den Keller ( oder auf die Überführung ohne Lift ).

Die dargestellte Situation mit der indirekten Linksabiegerei darf ich mir dann auch bei meiner Hauseinfahrt wünschen und mindestens 3 Parkplätze für eine Aufstelltasche einfordern - mission accomplished ;-))

Ich halte es noch immer so: möglichst sichtbare Fahrmanöver ausführen und auch am Fahrrad ein vollwertiger Verkehrsteilnehmer sein.
 
Zum Abbiegen parken, am besten noch mit zwei vertrödelten Ampelphasen an einer Bettelampel sind bei mir Wutanfallerzeuger.
Wenn es hier wie im ländlichen Schweden für Autofahrer, um sie vor deren Mangelintelligenz zu schützen, indirektes Linksabbiegen mit Helmpflicht gibt, werde ich mich zu diesem Hobbysicherheitsquark nötigen lassen - nur unter hochbewehrter Strafandrohung und Realvollzug (<€100,-).
Ansonsten werde ich weiterhin links abbiegen, wie jeder gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer, ob mit oder ohne Spur.
Falls sich jemand aufregt, so what? Jeder darf sich aufregen, worüber ersie wil.
Ich reg mich über zu dichtes Überholen auf.
Meine Rache: Wenn ich autofahre, fahre ich immer 10 km/h langsamer, als maximal zulässig. Das entspannt (mich :LOL: )und senkt die Fossilvernichtung.
Gruß Krischan
 
Es kommt darauf an, wie das umgesetzt wird. Hierzulande oft zu klein und zu eng und zu langsam. In Kopenhagen werden engmaschig Daten erhoben und Kreuzungen werden öfter umgebaut und angepasst bis alles passt. Und im übrigen ist dort auch nicht alles Goldstandard. Z.B oben am Nordhafen gab es vor zwei Jahren brandneue völlig unsinnige Situationen.
 
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