Erfolge und Fehlschläge in der Werkstatt

Billigpedal, trocken montiert. Sechskant rund, kein Innensechskant auf der Rückseite. Das rechte Pedal war defekt und hat sich nach zwei Tagen WD40 eben mit brachialer Gewalt lösen lassen. Das linke ist noch heil (sofern so ein gleitgelagertes Ding eben heil sein kann), aber ich würde es natürlich gerne auch tauschen, damit das Rad zwei gleiche Pedale hat.
Ich dachte, ich hätte schon alles erlebt, aber das Mistding ist eine echte Herausforderung.

Die nächste Idee wäre, die ganze Kurbel abzubauen und in Cola zu legen oder mit dem Brenner warm zu machen. Aber nach den Pedalgewinden habe ich auf die Kurbelschraube gar keine Lust mehr.

Hatte auch überlegt, das Pedal so weit zu zerstören, dass ich einen Ringschlüssel auf den Rest des Sechskants kloppen kann. Aber im Moment kann man ja wenigstens noch fahren.

Hat jemand eine Idee? Und - ja - ich weiß: Linksgewinde!
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Kürzlich wurde hier um ältere Ersatzteile angefragt und ich konnte passende Teile in meiner Arbeit, einem Inklusionsbetrieb, finden. Das war der Moment, wo diese kleine Geschichte losging, an der ich Euch gerne teilhaben lassen wollte.

So ein Inklusionsbetrieb ist immer wieder ein Abenteuer. Nachdem ich sozusagen die „Bestellung“ zusammengestellt und ausgedruckt hatte, ging es los: Der erste Mitarbeiter zerlegt das Radl in mehreren Stunden Arbeit. Soweit so gut, ausser dass danach noch viel mehr Teile im HRL landen als tatsächlich benötigt und vor unserem bevorstehendem Lagerumzug eigentlich hilfreich. Der zweite Mitarbeiter hat den Auftrag die Nabe raus zu zwicken, weil der Käufer die Felge nicht braucht: Erst schafft er es gar nicht. Dann wechselt er 2x den Saitenschneider, lässt sich danach dann erklären wie er funktioniert. Dann muss ich den Saitenschneider noch ölen, damit er es vielleicht schafft. Die letzten Speichen gibt er dann beim Kollegen in "Auftrag". Danach lässt er die Nabe einfach am Wertstoffhof liegen, so dass ich sie erst wieder entdecke als ich darüber stolpere. Und das just in dem Moment als der Wertstoffhof gerade aufsperrt. Die linke Seite Speichenreste kann ich noch schnell raustun. Die rechte (dazu Ritzel demontieren) will ich später machen. Später kommt der Mitarbeiter mit dem Verpackungsauftrag selbständig zu mir und meint er könne loslegen. Ich freue mich darüber und er legt los. Kurze Zeit später liegen 2 gepackte Kartons in meinem Büro. Gut, einer davon ist eher als historisch zu bezeichnen und schön ist anders verpackt. Auch der Wechsel von Paketband auf Gaffatape ist verständlich, wenn das eine ausgeht. Klar, hätte man nach einer neuen Rolle fragen können, aber ich freu mich noch immer über die selbständige Ausführung. Als ich das Paket mit der Nabe dann später für den Versand ausmessen will, steche ich mir beinahe ein Speiche, die frech nach draussen spitzt, in die Handfläche. O.k. selbst Schuld, wollte ja eigentlich die Speichen noch rausmachen. Also morgen nochmal nachverpacken, wenn wieder Verpackungsmaterial am Wertstoffhof angeliefert wird. Der Zusteller und Empfänger soll sich ja keine blutigen Finger holen.
Am anderen Tag hab ich dies gemacht und mich dann darüber gefreut, weil ich dabei gemerkt habe, daß auch das beste Klebeband nicht hält, wenn es direkt und nicht überlappend auf "historisches"Paketband aufgeklebt wird. Also noch eine Runde Kleber drüber. Nach der Arbeit bin ich dann zum kleinen Paketshop und das am Freitag Nachmittag. Erst hab ich mich gefreut, dass der Kunde vor mir nach 10 Minuten doch ein Dokument gefunden hat, welches die Paketausgeberin zufriedenstellt und er den Schalter wieder freigibt. Während dessen hat das Kind der Kundin hinter mir eben seine Windel „befüllt“, was das Warten nicht wirklich angenehmer macht... Danach bin ichfroh, wieder draußen zu sein und endlich Feierabend zuhaben...
Eigentlichwar das nur ein kleiner Teileversand am äußersten Rande meineranderen Aufgaben, aber wenn man positiv bleibt, eben ein schönes Abenteuer.

PS: Einen Tag später kommt der nächste Mitarbeiter: "Ich brauch Paketband, jemand hat einfach die Rolle leer gemacht!" Hätt´s eigentlich schon wissen müssen...
 
Liste der Schlossertricks abarbeiten:
Aceton+Getriebeöl
Hämmern auf Pedalachse
Pedalauge gut unterstützen, draufhauen
Tricks mit dem Scweißgerät
Wenn alles nicht hilft Rest vom Aceton...TATP :giggle:
 
Alles was mit Hammer geht hab ich durch. Vielleicht ist mein Zimmermannshammer zu leicht. Das stumpfe Ende meiner Axt oder eine Spitzhacke hätte ich noch.
 
Mit der Schlagfläche der Axt auf einer Seite gegenhalten, mit leichterem Hammer auf die andere Seite schlagen. Das Auge verformt sich elastisch etwas, die Verbindung lockert sich. Es geht da eher um geschickte Anwendung als um maximalen Gewalteinsatz.

Wenn man dran rumschweißt dehnt sich die Achse erst aus und zieht sich dann wieder zusammen.
 
Ich würde auch das Pedal zerstören und dann in den Schraubstock. Mit geschicktem Einspannen zu zweit muss man die Kurbel vielleicht gar nicht demontieren, fall rundherum genug Platz ist. Wenn man dann eh zu zweit ist, dann kann man gleich zusammen am Rahmen ziehen. Dazu ggf. die Kurbel am Unterrohr festgurten, dann hat man den ganzen Rahmen als Hebel. Letzteres ist an dieser Stelle noch nicht erprobt, nur eine Sattelstütze haben wir schon mal zu dritt erfolgreich entfernt. (Zwei drehen am Rahmen rechts/links, einer zieht nach oben.)
 
Hat jemand eine Idee? Und - ja - ich weiß: Linksgewinde
Solang der Sechskant noch gut ist finde ich den Schummelriegel (Rohrverlängerung) am Schraubenschlüssel besser als Hammer.
Bei Pedalen hab ichs noch nicht probiert aber bei abgerissenen Bremsscheibenschrauben in Alunaben hat was anschweißen und direkt danach rausdrehen immer super funktioniert, auch wenn man erwarten würde dass man erstmal abkühlen lassen sollte
 
Ach ja: Ein Schlagschrauber löst besser und schonender durch die knackigen Schläge und seine Ausdauer. Du könntest mit 2K-Epoxy ein Inbusbit einkleben, warm aushärten für maximale Festigkeit, so 80-100°.
 
Wo reinkleben???

(Auf dem Foto gesehen: das Billigpedal und die Trockenmontage sind original made by Cannondale! Das Pedal entspricht der Preisklasse des Rades und der Vorbesitzer ist damit eine Leasingperiode gependelt. Das darf kaputt sein. Aber die Montage! Cannondale, lernt von der Windkraft! Da gibt es so rotes Zeug.)
 
Vom Foto her sieht's aus, als ob da noch genug Angriffsfläche für ne scharf geschliffene Wasserpumpenzange übrig ist. Ne schöne knipex ist scharf und ausreichend schmal.
 
Ich hab eine Knipex Parallelspannbackenzange.
Das Ding sitzt so fest, die geht mir dabei drauf, fürchte ich. Und mir ist schon einmal eine Knipex Zange in der Hand zerbrochen, quer durch den Griff. Ich habe heute noch Phantomschmerz in der Handfläche. Das war sehr unangenehm.

Werde mal versuchen ob ich die Kurbel abkriege und in den Schraubstock.
 
Der Klassiker.
Wegen genau solche Fälle habe ich mir einen Satz Schraubenschlüssel angeschafft, die über ein aggressives Profil verfügen mit dem man auch an rund gedrehten Schrauben noch halt findet. Das offene Ende hat das gleiche Profil und die Dinger sind ordentlich lang, so das man einen guten Hebel hat.
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Geschickt eingespannt.
Pfiffige Lösung. Das wär mir nicht eingefallen.
 
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Das ist perfekte Materialausnutzung. Bremst noch perfekt. Hört sich nur halt eher nach Güterwagen der Bahn an, als nach Cargobike. Was mich dieses mal echt stutzig macht ist, dass der Bremshebel gar nicht durchfällt. Muss wohl doch öfter nach den Mistdingern gucken :(
 
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