subj. Autokosten vs. Fahrradkosten: Ich halte diese Diskussion für weitgehend sinnfrei. Entweder du hast a) Lust und b) die Möglichkeit, den Großteil deiner Transportaufgaben mit dem Rad zu erfüllen, dann tust du's eben oder aber es fehlt an einem von beiden, dann läßt du's eben bleiben. Das Rattfahn kamma sich schönrechnen oder auch schönsaufen, aber ein gänzlicher Verzicht auf's Auto ist je nach Gemengelage schon hardcore, insbesondere wenn man wie ich auf dem Land lebt. Selbst wenn es nicht notwendig sein sollte, regelmäßig weitere Strecken zurückzulegen, die Zeit, um z.B. 'ne volle Stunde an 20km rumzukauen oder einen vollen Tag an 100 muß man ja erst mal haben. Auch ein Fahrrad braucht übrigens Energie um vorwärts zu kommen und auch die kostet. Ja, okay, Essen macht Spaß, aber das macht Auto- oder Motorradfahren ebenso, especially auf dem Land. Ich habe zurzeit nix Motorisiertes, schon seit Jahren und ich radele gewiß so um die 8.000 km/Jahr, aber ich habe auch grad einen Autoverleiher aufgetan, bei dem es einen Tag incl. 100km für €9.90 gibt. Yeah! Rent-A-Wreck! Hab's noch nicht in Anspruch genommen, aber ich gebe zu, dass ich diese Option seither absolut und permanent im Hinterkopf habe. Erweitert meinen Streunradius, genauso wie die Bahn (die ich abgrundtief hasse, dennoch gelegentlich in Anspruch nehme) und auch das sind Kosten, die der Autobesitzer so nicht hat.
Ich denke, wir sollten Abstand von dem Gedanken nehmen, dass uns das Radeln zu besseren Menschen macht und vielmehr darauf achten, dass nicht das Gegenteil eintritt. Außerhalb der Stadt sehe ich den einzigen praktischen(!) Vorteil, den das Radfahren bietet, in dem schier unerschöpflichen Wegenetz, das dafür zur Verfügung steht. Wo immer je ein Fahrzeug gefahren, ein Mensch gegangen oder je fahren oder gehen könnte, da kann ich lang und kann es in meine Routenplanung einbeziehen. Ich kann sogar dort noch fahren, wo andere nichtmal mehr gehen können, wie neulich ein Downhill-Meeting gezeigt hat. Wem es zu dolle wurde und wer deshalb absteigen und schieben wollte, der hatte dabei erheblich größere Schwierigkeiten als diejenigen, die auf dem Rad geblieben waren. Bei allem anderen, Geschwindigkeit, Transportkapazität, Komfort etc. muß man sich zu bescheiden wissen, aber das Wegenetz ist schlicht genial. Da kann man aus dem Vollen schöpfen. Ich wohne hier jetzt seit über 25 Jahren, aber ich denke, ich kenne noch nicht mal die Hälfte der Wege und Pfade, die hier im Umkreis von 10km so kreuz und quer durch die Felder und Wälder führen.
Und genau daran, an dem Wegenetz, nörgeln die Alltagsrattler immer rum. Wollen runter von ihrem Rattweech-Exil und rauf auf die Straße, um sich mit den Autofahrern rumzubalgen. Da kann man sich dann was einbilden, auf sein umweltfreundliches Fahrzeug, wenn man den lieben langen Tag die Autofahrer dazu nötigt, von 100 auf 20km/h runterzubremsen und hinterher wieder hoch zu beschleunigen. Herrlich entspannend, das! Ich befahre Straßen i.d.R. unter 90° zur Fahrtrichtung, kullere höchstens mal durch Nebensträßchen oder Wohngebiete und zwar immer, ganz gleich ob's von hier aus nach Heilbronn (45'), Stuttgart (3h) oder Strasbourg (10h) geht. Mehr als 5% für Autoverkehr freigegebene Straße sind da nie dabei.
Seltsame Leute, diese Rattler!