Die Werkstattabenteuer der Kaffeetanne

Letzte Woche kam mal wieder eines der VSC-Bikes mit defekter Schaltung.

IMG_3790.JPG
IMG_3791.JPG

Schnell war klar: der Schaltzug ist gerissen. Der Schalthebel selbst ist auch recht lädiert, und vermisst die Abdeckkappe unten.

IMG_3794.JPG
IMG_3795.JPG

Wie vermutet zeigt sich, das die Klemmhülse nachgegeben hat. Da der Schalthebel eh schon demoliert war, hab ich direkt die ganze Garnitur ausgetauscht.

Dieses Schadensbild kommt in letzter Zeit gehäuft vor. Vermutlich versuchen einige Zusteller beim treten zu Schalten, und reißen dann den Schaltzug oder das Schaltkettchen ab. :confused:
 
Das wird so erfolgreich sein, wie Schulungen in der IT...nicht! :D
So siehts leider aus. :cautious:
Problem ist halt auch, das wir ja mehrere Standorte haben, und ich die meisten Zusteller nie sehe, sondern stets nur deren Fahrräder.
Ich kann da also meist nur indirekt Einfluss nehmen indem ich meinem Chef mitteile das er Person X mal sagen soll, das man dies und jenes nicht machen soll. Das fruchtet dann vielleicht so in der hälfte der Fälle...

Das wir sowohl eBikes mit Kettenschaltung, als auch welche mit Nabenschaltung im Betrieb haben macht die Sache sicherlich nicht einfacher. Was beim einen Rad richtig ist (Treten beim Schalten) ist beim anderen halt grundfalsch.

Musst du auch die Räder UVV prüfen und kleben?
Was irgendwelche UVV-Vorschriften angeht, stellst du dem falschen die Frage. Ich hab von sowas keine Ahnung, ich bin nur der Fahrradknecht. :X3:
Aufkleber wie bei der Post bringe ich jedenfalls keine an.
Allerdings sind alle Fahrräder nummeriert, und jedes wird jetzt - wo ich den Reparaturstau behoben habe - mindestens alle halbe Jahr überprüft. Dabei wird stets ein Protokoll über die ausgeführten arbeiten erstellt, und alles zusätzlich in einem Excel-Sheet festgehalten damit man den Reparaturverlauf einsehen kann.
 
BG

musst halt eine kleine Fortbildung machen bei der BG und die Babberl kaufen.

Ich hab damals um Baumaschinen abzunehmen 2000€ gelatzt. Fahrrad wird weniger kosten.
 
Wer das Thema hier bereits eine Weile verfolgt, der weiß aus vorhergehenden Posts das die original Ständer an unseren alten eBikes ein rechtes Glump sind, das nix taugt.
Zwischenzeitlich habe ich all die defekten Rollenständer wieder Instand gesetzt. Allerdings gab es zwei Fahrräder an denen bereits vor meiner Zeit jemand anders Hand angelegt hat.

IMG_3721.JPG
IMG_3722.JPG

Leider nicht sehr fachmännisch, und so ist nun an einem der Räder das Rohr gebrochen. :confused:


IMG_3727.JPG

Auch die andere Seite zeigt Ermüdungserscheinungen, und ist kurz vor dem Bruch.
Ich konnte das Rohr einfach durch drehen von Hand abreißen.


IMG_3729.JPG
IMG_3731 (2).JPG

So sieht der ganze Spaß im Detail aus. Der unbekannte Experte hat den original Rollenständer abgesägt, und den neuen unteren Teil mit dem Rest des alten Ständers verbunden, indem er einen Metallstift als Verbindungsteil eingetrieben hat. Anschließend wurde noch etwas drumherum geschweißt, und die Schande mit Sprühlack verdeckt. :X3:

Fortsetzung folgt! :p
 
Fortsetzung folgt! :p
Das hat jetzt dann doch etwas länger gedauert. Aufgrund von hohem Arbeitsaufkommen und Arbeitgeberwechsel blieb letzten Monat leider keine Zeit für ausladende Beiträge hier im Forum.
Aber jetzt gehts wieder weiter - und keine Sorge, meinen Nebenjob tangiert das nicht! Ich versorge euch also auch zukünftig mit weiteren Abenteuern aus meinem Werkstattalltag. :D


Jetzt zum Rad:
Nach Sichtung des Schadens war direkt klar das hier nichts mehr zu retten war. Da ich außerdem kein Schweißgerät besitze (ja auch ich hab nicht alles!) musste eine Lösung her die sich ohne bewerkstelligen lässt, und schnell geht damit das Rad wieder auf die Straße kommt.

IMG_3983.JPG
IMG_3982.JPG

Hinaus gelaufen ist es am Ende darauf das ich den Bügel des Ständers oberhalb der Bruchstelle sauber abgesägt habe, und dann zwei Rohre besorgt habe die fast exakt das Innenmaß des Bügels haben.
Damit das ganze auch unsere Berserker aushält, hab ich mir von einem Schlossereibetrieb zwei Stahlrohre mit 2mm Wandstärke besorgt. Bevor die nachgeben, bricht eher der ganze Rahmen. :cool:
Da die Stützstreben ebenfalls nur aus irgendwelchen Reststücken improvisiert wurden, habe ich direkt noch zwei Flacheisen mitgenommen, um auch diese zu ersetzen.
Anschließend alles passend abgelängt, Bohrungen angebracht, grundiert, lackiert und zusammen gebaut.
Von diesem Prozess habe ich keine Bilder und ich möchte auch nie wieder darauf angesprochen werden. In den zwei Tagen an denen ich das gemacht habe, sind mir gefühlt 5 Lebensjahre entflohen.


Da die gelben Räder bereits alle etwa 6 Jahre alt sind und die Akkus zunehmend schwächeln habe ich dieses Thema bei der sich bietenden Gelegenheit ebenfalls behandelt:

IMG_3723.JPG
IMG_3739.JPG

Verwendung finden an den Bikes die bekannten und weit verbreiteten "Silverfish" Akkus. Allerdings haben die bei uns verwendeten Exemplare keinen Entladeport am Boden wie üblich, sondern werden über einen Stecker verbunden, den man am linken Bildrand erkennen kann.
Das macht etwaigen Ersatz schwierig weil man neue Akkus entsprechend Umbauen müsste, Einzelteile allerdings nur umständlich über irgendwelche Chinahändler für teures Geld zu erstehen sind. Die andere Variante die alten Akkus neu zu bestücken ist teuer (haben wir mit zwei Stück gemacht) und ist keine langfristige Lösung weil auch viele der Gehäuse in einem desolaten Zustand sind und ersetzt gehören.

Aufgrund dieser Probleme habe ich vorgeschlagen die Elektrik auf den marktüblichen Standard umzubauen, so das wir künftig einfach fertig konfektionierte Akkus von der Stange kaufen können. Auf diese Weise haben wir nur einmal Aufwand, und sparen langfristig Zeit und kosten.


IMG_3779.JPG
IMG_3778.JPG

Aufgrund der beengten Verhältnisse war es etwas schwierig ein passendes Rechteck für die Kontakte in die Aufnahmeplatte zu bekommen. Ich habe mir damit beholfen mit einem feinen Bohrer Löcher im engen Abstand zu setzen und anschließend die Zwischenräume mit einem Dremel auszufräsen. Das Ergebnis ist oben zu sehen. In dem Zusammenhang ist mir dann auch aufgefallen, das ich keine M3 Senkkopfschrauben in meinem Arsenal habe - aber der Akku rastet zum Glück auch so noch ein.


IMG_3780.JPG
IMG_3777.JPG

Zu guter Letzt habe ich noch den kaputten Batteriescheinwerfer ersetzt und aus gegebenem Anlass einen eingebaut der sich nun direkt aus dem Akku speist. Da einige Zusteller zudem die Lampen dauernd abfahren weil Sie vorne am Gepäckträger montiert sind, ist die neue jetzt an die Gabel gewandert. Mangels Befestigungsmöglichkeit musste eine Rohrschelle als Aufnahmepunkt her halten.
Außerdem wurde wie schon vor einiger Zeit am Vorderrad, nun auch hinten die altersschwache Tektro-Bremse gegen eine Magura Big getauscht, und der Rahmen wurde in Firmenfarbe überlackiert - aber bitte nicht genau hin schauen, das war eine 'Quick&Dirty' Angelegenheit, ohne alle Anbauteile zu entfernen. Die Gabel ist deshalb auch noch gelb, und wird erst gelackt wenn ich die Zwecks Wartung mal ausbaue.


IMG_3775.JPG

Zum Abschluss noch das fertige Rad in voller Pracht. Hat einiges an Stunden gekostet, und war definitiv eines der aufwendigeren Projekte der letzten Monate.
 
Gute Arbeit, immer schön zu sehen dass Ihr die Räder mit grundlegenden Reparaturen im Rennen haltet!
Die Positionierung des vorderen Scheinwerfers finde ich nicht so gut: Reifen und Felge schatten nach rechts vollständig ab, da sieht man nichts und wird vor allem nicht gesehen. Kann der nicht an den Lenker und über die Tasche leuchten? Oder ein Feature aus dem Fehler machen und auf die andere Seite noch eine Lampe montieren.
 
Bei Nebel arbeiten die nicht. Wegen dem Licht oder so.
Seit es keine Telegramme mehr gibt klingeln die auch bei wenig Licht weniger.
 
Die Positionierung des vorderen Scheinwerfers finde ich nicht so gut: Reifen und Felge schatten nach rechts vollständig ab
Prinzipiell stimme ich dir da zu. Den Scheinwerfer an die Gabelstrebe zu montieren ist nicht optimal, aber konstruktionsbedingt bei den Posträdern nicht anders sinnvoll unterzubringen. Diesbezüglich habe ich auch über die vergangenen Jahre viel an meinem eigenen Postrad herum experimentiert und am Ende ist es halt immer ein Kompromiss:
Wenn man das Teil am Korb vorn montiert, besteht die Gefahr das Licht abzufahren/zu beschädigen. Wenn er an der Gabel hängt gibt es eine in geringem Umfang eine Verschattung, aber keinesfalls so schwerwiegend wie sich das bei dir liest. Dafür lenkt der Schweinwerfer mit und blendet nicht.

Kann der nicht an den Lenker und über die Tasche leuchten?
Alles was man an den Lenker anbaut stört beim zustellen. Denk dran das die Leute mit den Rädern alle paar Meter stehen bleiben und sich nach vorn lehnen um in die Kisten zu greifen. Einige Zusteller drehen sogar ihre Klingel am Lenker um damit Sie absolut nichts vor sich im Weg haben.
Und so wie ich einige der Experten kenne, würden die Lampen an so einer exponierten Stelle noch schneller kaputt gehen. :sneaky:

Oder ein Feature aus dem Fehler machen und auf die andere Seite noch eine Lampe montieren.
Das wäre jetzt natürlich die Ideallösung. Aber ich muss halt auch die Kosten im Blick behalten, und den nutzen etwaiger Verbesserungen abwägen.
Im konkreten fall darf man nicht vergessen, das die Briefzustellung bei Tag stattfindet.
Wenn die Zusteller raus fahren ist es schon lange Hell (Sommer) oder dämmert es für gewöhnlich bereits (Herbst/Winter) und dann fährt man eh meist auf dem Gehweg herum.

Aber am Thema Sicherheit bin ich natürlich dran. Ich hatte ja bereits in einem früheren Post erwähnt das ich Reflexmarkierungen teste und derzeit erhalten nach und nach alle Räder die in die Werkstatt kommen welche. Das werd ich beizeiten nochmals in einem extra Beitrag abhandeln.
 
Das stimmt, bei den Zustellrädern ist der Lichtbedarf prinzipbedingt ein anderer als bei Rädern, die rund um die Uhr benutzt werden könnten. Die Beanspruchung ist wohl teilweise vergleichbar mit Kinderrädern, da ist auch alles in Gefahr, was über die massiven Teile hinausragt.
 
Zurück
Oben Unten