Würdet Ihr damit eure Kinder transportieren?

Kurzer Einwurf zur Sicherheit und Produkthaftung:

Hab die DIN EN 14344 - Kindersitze für Fahrräder - kurz quer gelesen. Sie gilt für Kinder von einem Gewicht von 9 bis 22 kg. Wichtigster Punkt: Tabelle 1 - Frontsitze vor dem Lenker - Nicht zulässig! Bei Vordersitzen, also den erlaubten zwische Fahrer und Lenker ist ein Warnhinweis mit in die Bedienungsanleitung aufzunehmen: WARNUNG — Vordersitze reduzieren die Lenkbarkeit des Fahrrads. Der größte Teil der Norm befasst sich mit der Beschreibung der Prüfkörper, -blöcke und -gewichte, gefolgt von den Prüfmethoden und den Anforderungen, wie Klemmschutz, Mindestbreite / -höhe, Quersteifigkeit, usw.

So, das gilt also für anbaubare Kindersitze, die ein CE haben wollen, was heißt, daß so ein Sitz den Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit von Personen genügt.

Für Radanhänger gibts auch was: DIN EN 15918. Auch hier sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren.

Die neue DIN 79010 - Transport- und Lastenfahrrad - verweist unter 5.20 - Personentransport - auf die oben genannten Normen. Soweit, so verwirrend. Die 79010 ist noch im Entwurf, auch nicht europaweit harmonisiert und hat nur informativen Charakter.

Die 14334 geht von einem Einspurer aus und ich denke, daß die Fahrdynamik / das Sturzverhalten für das Verbot der Frontsitze ausschlaggebend war. Damit hier jeder den ersten Stein werfen kann, der unschuldig ist: Für die Rückenlehne eines Fahrradsitzes für Kinder wird in der Norm z.B. eine Mindesthöhe von 440 mm für Kinder von 9 bis 15 kg verlangt. Die Norm spricht dabei von Maßen der Sitzbereiche, deren Hauptaufgabe es ist, das Kind zu stützen. Kann jetzt jeder an seiner Kiste nachmessen, ob er das erfüllt oder nicht.

Lange Rede, kurzer Sinn: Als Hersteller bzw. Inverkehrbringer muss sich hier jeder selbst überlegen, wie es bei einem Sturz aussieht. Die Normen geben den Stand der Technik wieder. Immerhin wird nur ein Selbstverschulden angenommen und nicht die Kollision mit einer 2t-Dose oder einer Mauer; der Verschluss der Rückhaltesysteme, also der Gurte / das Gurtschloss, muss z.B. nur 200 N aushalten.

Im großen und ganzem können wir alle froh sein, auch im Sinne des Radverkehrs, daß es für Räder keine Zulassungspflichten, Bauprüfungen oder verpflichtende Kontrollen gibt, die die Leute davon abhalten neue Sachen auszuprobieren. § 21 Abs. 3 StVO spricht ja nur von "besonderen Sitzen" und Radverkleidungen, die die Füße vor Speichenkontakt schützen. Alles sehr Hollandradmäßig, fehlt nur noch der verpflichtende Rockschutz für die Damen. Wenigstens wurden mit der letzten Novelierung die Beförderung von Kindern in einem Anhänger legal.

Ich finde die Idee von @sheng-fui interessant, der Abstand vom Fahrer zum Sozius, bedingt durch die Liege- / Sitzradgeometrie, ist mir aber schon wieder zu groß. Sicherheitsbedenken hätte ich weniger. Die Sicherheit einer Fahrgastzelle eines KFZ wird man auf einem praktikablen Cargo sowieso nie hinbekommen.


Noch ein kleiner Nachschub: Lt. StVO dürfen Kinder nur bis einschließlich 7 Jahren auf dem Fahrrad mitgenommen werden, Rickshas zur Personenbeförderung sind so eigentlich nicht zulässig. Zu Kutschen und Planwagen findet man keine so expliziten Regelungen. Auto- und Bauernstaat Deutschland :LOL::ROFLMAO:
 
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Boah die volle Packung Infos.
Liest du gerne Gesetze und Verordnungen?
Bist in der Verwaltung tätig oder Jurist? ;)
Danke für die Mühe!
 
Was mich im Alltag irre macht, das sind nicht Helikopter-Eltern
Lieber Immanuel!
Ich dachte, ich würde nie einen _wesentlichen_ Unterschied in unserer Alltagserfahrung bzw. -wahrnehmung entdecken! ;)
Zumal die zitierten Eltern ja nicht selten in Personalunion zu Radfahrstreifenzuparker_innen mit gepampertem Kind im Fond des 2-t-SUV auftreten ...
 
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Für mich steht "Heli-Eltern" eigendlich für ein gesellschaftliches Problem, das ich treffender als "Helikopter-Generation" bezeichnen würde...

Wenn die Heli-Eltern ihre Kinder an der Schule abgeliefert haben, kreisen sie dann alternativ über ihrem smartfone. Bedenklich dazu finde ich neurologische Erkenntnisse, welche besagen, das die Synapsen, die täglich viel gekitzelt werden, zu einer Art gut ausgebauter Bahnen führen, in denen unser Denken hauptsächlich abläuft. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn speziell auf unsere Psyche designte Geräte multifunktional werden und uns reduzieren...

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In diesem Zusammenhang und aus der unlogischen Tatsache, sich für ein Cargo mit Ladefläche hinten zu entscheiden aber das Kind vorn platzieren zu wollen, ist meine Bemerkung zu verstehen.
 
Um ein vll vorhandenes Missverständnis auszuräumen: Ich habe nicht vor das so zu bauen!! Es geht mir lediglich um eure Einschätzung bezügl. psychologisch, emotionaler Wahrnehmung, wenn Kinder so transportiert würden. Das für das Bild verwendete Fahrgestell steht halt hier so rum und dient zur Geometriefindung
Theoretisch kann man natürlich die Kinder hinter sich transportieren und den empfindlichen Einkauf vorne(y).

Für den Personentransport vorne natürlich mit Front/SeitenAirbag/Überrollbügel und dem obligatorischen Schleudersitz:mad:
 
Tach Leute, lassen wir diesen Faden hier mal etwas ruhen, da ich finde, das ihr viele Argumente geliefert habt, was die psychologische Ebene an geht und darum ging es mir ja auch hauptsächlich.
Konstruktiv geht es jetzt hier weiter.......

Ps ich will natürlich nicht die Diskussion abwürgen!
 
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