Unfall mit neuem Packster 70

Rückrufe bei Fahrradteilen gibt und gab es auch. Nur hat man die Adressen der Kunden nicht. Wenn es nicht gerade ein Pedelec betrifft, das Aldi im Angebot hatte, bekommt man das in der breiten Öffentlichkeit nicht mit.
Und Rückrufe veranlasst das Kraftfahrtbundesamt, das machen die Hersteller nicht freiwillig.

Rückrufe zu Fahrrädern muss man hingegen aktiv selbst suchen.
 
Der Hersteller kennt aber die Händler und der seine Kunden. Da muss ich kein KBA dazwischen haben.
 
Kann ich mir lebhaft vorstellen. Da klingelt das Telefon und der Fahrradladen, bei dem man vor drei Jahren ein Fahrrad kaufte, teilt mit, das man unbedingt das Rad vorbeibringen muss. Einige Kunden hätten wegen loser Schrauben schlimme Unfälle erlitten.

Nein, tut mir leid. Noch nie von einem solchen Fall gehört. Zumal die verschiedenen Fahrradhändler meine Adressdaten gar nicht haben und weil ich im Leben auch schon ein paar Mal quer durch Deutschland umgezogen bin. Eine Zulassungsbehörde, bei der man Fahrzeuge anmelden muss, hat natürlich andere Möglichkeiten.
 
Kann ich mir lebhaft vorstellen. Da klingelt das Telefon und der Fahrradladen, bei dem man vor drei Jahren ein Fahrrad kaufte, teilt mit, das man unbedingt das Rad vorbeibringen muss. Einige Kunden hätten wegen loser Schrauben schlimme Unfälle erlitten.
Ist mir genau so 2x passiert. Ich musste die Räder zwar nicht vorbeibringen, aber sollte auf eine Lösung des Herstellers warten, die er etwa einen Monat später auslieferte. und die Räder(bzw Gepäckträger) in dieser Zeit nicht verwenden
Problem war, dass beim 8-pack und 24-pack Gepäckträger von surly an den oberen Rohren, die die Gabel mit dem eigentlichen Träger verbinden bei zu hoher Last die Klemmung allein nicht ausreicht und der Träger auf das Vorderrad rutschen konnte.
 
...bevor die Seilzüge reissen, gibt eher die Seilzughülle nach und reisst längs auf...
immerhin, das ist ja eher beruhigend!

Unberechenbar ist allerdings der Einfluß durch "Fachpersonal".
Diese Erfahrung musste ich leider auch machen. Unfassbar in welchem Zustand man ein Rad als "frisch gewartet" zurückstellen kann. War natürlich während des Ausnahmezustands (Lockdown, Fahrradboom, Cargobike-Förderungsboom etc.) aber trotzdem darf sowas nicht passieren.

Kleinserie? ... aber immerhin deutlich mehr als als so manches Automodell.
Von welchen Stückzahlen sprechen wird da eigentlich, weiß das jemand?
 
Ist mir zwar noch nicht passiert, aber die Händler welche ich kenne tun genau das. Vielleicht solltest du ja mal nach ordentlichen Händlern Umschau halten.
 
Ist mir zwar noch nicht passiert, aber die Händler welche ich kenne tun genau das. Vielleicht solltest du ja mal nach ordentlichen Händlern Umschau halten.
Ich würde zwischenzeitlich für fast keinen Händler mehr meine Hand ins Feuer legen.
Im Prinzip hat nur noch ein relativ kleiner Laden einen Überblick über das, was so abläuft (und die haben gegenwärtig kaum Räder bzw. nicht die Reserven, um entsprechend Vorbestellungen zu machen).
Sobald auch nur 2-3 Azubis am Start sind, ein überforderter Meister und ein/zwei Krankmeldungen ... Und schon "kann" verdammt viel schief laufen .
 
Von welchen Stückzahlen sprechen wird da eigentlich, weiß das jemand?
Es gibt sehr viele sehr kleine Firmen, die je nach Zeitraum des Bestehens vierstellige oder sogar nur dreistellige Produktionszahlen aufweisen. Und wenn teils weniger als zehn Mitarbeiter in einem Unternehmen beschäftigt werden, ist auch kaum mehr möglich.
Größere Unternehmen wie Riese&Müller schaffen deutlich fünfstellige Zahlen. Genauer lässt sich das nicht schätzen. Die häufigst anzutreffenden Lastenradmarken "Larry vs Harry" und "Babboe" erreichen vermutlich schon sechsstellige Zahlen. Hier werden die Rahmen in Asien gefertigt und in Europa entweder in einer Produktionshalle (Babboe) oder aus einem Teilesatz beim Händler (Bullitt) gefertigt.

Nimmt man aber mal die Verkaufszahlen von Deutschland, dann wurden im letzten Jahr etwa 100.000 Lastenräder verkauft. Dazu zählt man auch vergleichsweise kompakte Fahrräder die etwa Essenslieferdienste nutzen und eben die sperrigen Dinger die wir so fahren. Ein Viertel ist ohne Hilfsantrieb.
Nimmt man nun weiter an, das der europäische Markt für Lastenräder verglichen mit Deutschland etwa drei- bis viermal größer ist, wäre das ein Marktvolumen von 400.000 Fahrrädern, für alle Hersteller.

Klingt für sich genommen wie eine große Zahl. Die war aber noch 2019 um 30% geringer und jenseits der größten Marken teilen sich alle anderen Hersteller etwa ein Viertel des Marktes, was dann eben nach wie vor nicht sehr viel ist.

Von einer "Kleinserie" spricht man in der Automobilproduktion bei Stückzahlen unter 1000. Das beschreibt die Produktion von Ariel Motors oder Caterham ganz gut. Autos die es gibt, aber man sieht sie nicht oft.
 
Ich arbeite seit mittlerweile >20 Jahren in der Automobilentwicklung und muss immer wieder schmunzeln (bitte nicht falsch verstehen) wenn ich solche Fäden lese. Mit welchem Idealismus u.a. bei Lastenrädern (gebrochene Rahmen, Lenkungen die versagen, etc.) geschrieben wird. Na gut, dann wird der Rahmen eben geschweißt und gut ist.
Irgendwie kommt es mir so vor, als wenn sich hinter den meisten neuen Fahrradherstellern irgendwelche alten BMX Fahrer Startups verbergen. Es schockiert mich, wie selten ich einmal anstelle von Nachhaltigkeit und Ökologie was von unabhängigen Qualitätsstandards und ISO Zertifizierungen sehe. Gibt es überhaupt standardisierte Entwicklungsprozesse oder Qualitätsrichtlinien?
Falls die Antwort NEIN lautet, verstehe ich das noch halbwegs beim Baumarktrad (wobei, ob der Menge auch nicht), aber nicht wenn es mit einem Produkt in Richtung 8-10.000 € geht.

Sorry, wollte den Faden nicht zerlabern.
Das Fahrrad läuft halt immer noch unter "Freizeitprodukt". Das ist alles vom Verschleiss ja eher auf ein paar Wochenendtouren ausgelegt, aber nicht auf tausende Kilometer im Jahr.
Aber so isses nun mal - je höher das Gefahrenpotential, desto strenger die Richtlinien. Fängt beim Tretroller an und endet beim Verkehrsflugzeug. Da es eh keinen TÜV gibt, wäre das ja eh recht müßig, weil man die Verkehrstauglichkeit nicht regelmäßig überprüft.
 
Ja, mir kam das mit meiner Schätzung auch viel vor. Gerade auch weil es zum Preis eines Bullitt-Rahmensets schon anderthalb Babboe-Räder gibt, mit Teilen und Holzkiste.
In den letzten zwei bis drei Jahren müssen es aber durchaus mehr Bullitts geworden sein.

Fragt sich also, wie die Aufteilung der Verkaufszahlen wirklich ist? Ich bin mir zwar sicher, das zu "Lastenrädern" mehr zählt, als nur verlängerte oder verbreiterte Fuhrwerke. Das typische Bäckerrad, ein Fahrrad mit großen Gepäckträgern, zählt auch dazu. Aber die Dinger müssten bei den Verkaufszahlen (in einem Jahr) doch überall zu sehen sein?
 
Riese & Müller lässt die Rahmen wie jeder andere Hersteller auch in Asien fertigen. Nur damit das nicht falsch verstanden wird. Und 10 Mann können am Tag locker 100 Räder montieren.
 
Ein Auto hat deutlich mehr Bauteile (wahrscheinlich Faktor 10^3). Da sich die Ausfallwahrscheinlichkeiten der Einzelteile multiplizieren und nicht addieren, würde ein Fahrrad mit der Teileanzahl eines Autos unbenutzbar werden weil ständig etwas kaputt ist.

Es gibt nicht umsonst die ISO 9001 bzw. EN 9100. Eine Einführung dieser Standards in der Fahrradindustrie würde die Zuverlässigkeit deutlich steigern.
Du stellst das hier so dar, als wäre ISO 9001 die Lösung aller Probleme. Dem ist aber nicht so. Bei der Zertifizierung nach ISO 9001 wird im Wesentlichen auf das Vorhandensein von Prozessbeschreibungen und das Einhalten dieser geachtet. Ob diese umsetzbar, sinnvoll oder auch nur richtig sind, wird nicht hinterfragt. Wenn man nur nachweisen kann, dass man seine Prozesse eingehalten hat, ist alles in Ordnung.

Entsprechend sagt die Zertifizierung nur etwas darüber aus, wie bei einer Firma gearbeitet wird, aber nichts über das Arbeitsergebnis.

Im Übrigen fehlt dir bei der Ausfallwahrscheinlichkeit ein 1-. Sonst wäre ja auch der Grenzwert für unendlich viele Komponenten 0, was unsinnig wäre.

t.
 
Unberechenbar ist allerdings der Einfluß durch "Fachpersonal". Von der Zweiradfachausbildung in Fahrradwerkstätten halte ich vergleichsweise wenig, weil oft zu nachlässig gearbeitet wird. Schrauben werden zu lose (selten) oder zu fest (häufiger) angezogen. Montagemittel wie Gewindesicherung, Keramik- oder Kupferpaste sind unbekannt. Ein Industriemechaniker lernt besser mit Werkzeug umzugehen. ...Ich höre jetzt besser auf.:censored:
Exakt dafür sind Prozesse da. Platt gesagt: Um das Fehlverhalten von menschlichen Einflussfaktoren zu minimieren.

Wenn die Automobilindustrie da besser ist als die fahrradbranche, wieso wirft Google 183.000 Ergebnisse aus, wenn ich „Rückrufaktion Auto„ eingebe?
Das hatte ja Michael auch kommentiert. Allerdings sind es nicht nur die Anzahl der Teile. Wahrscheinlich haben verschiedene Bauteile-/Gruppen eine höhere Komplexität als ein gesamtes Rad. Ich komme ursprünglich aus der Sitzentwicklung. So ein Sitz hat, je nach Hersteller alleine >300 Teile. Diese aus allerlei unterschiedlichen Werkstoffen (Metall(e), Kunststoff, Schäume, Textilien...) die aufeinander abgestimmt werden müssen. Homologiert werden die Komponenten im Normalfall global, als auch dass sie konstruktiv so ausgelegt werden, dass sie für eine maximale Anzahl an Passagieren (Größe / Gewicht) unter Temperaturen zwischen -40 und +100 °C funktionieren. Weiterhin werden die meisten sicherheitsrelevanten Bauteile (wie z.B. Lenkung) redundant ausgelegt.
Ich stimme Dir aber auch zu, dass die Anzahl der Rückrufaktionen sicher kein Ruhmesblatt ist. Die Dunkelziffer ist wesentlich höher, da alles was nicht Leib und Leben kostet normalerweise unterm Radar -entweder durch aktive Ansprache des Kunden- oder im Rahmen einer Inspektion abgefrühstückt wird.
Ja, Jahr 1 und 2 nach Serienanlauf sind verlängerte Entwicklung.

Und Rückrufe veranlasst das Kraftfahrtbundesamt, das machen die Hersteller nicht freiwillig.
Größtenteils. Meist aber durch Selbstanzeige des Herstellers. Das KBA ist dann nur die verlängerte Werkbank.
Das Fahrrad läuft halt immer noch unter "Freizeitprodukt". Das ist alles vom Verschleiss ja eher auf ein paar Wochenendtouren ausgelegt, aber nicht auf tausende Kilometer im Jahr.
Aber so isses nun mal - je höher das Gefahrenpotential, desto strenger die Richtlinien. Fängt beim Tretroller an und endet beim Verkehrsflugzeug. Da es eh keinen TÜV gibt, wäre das ja eh recht müßig, weil man die Verkehrstauglichkeit nicht regelmäßig überprüft.
Ja, die finale Konsequenz wäre dann ein TÜV für alles was im Verkehr mit schwimmt und Menschen transportiert. Wo fängt man an, wo hört man auf?
Konstruieren wir mal einen Fall. Frau/Mann mit 2 Kindern unterwegs auf gut ausgebautem Radweg, zügig unterwegs, Lenkung reagiert nicht mehr, gerät ins Trudeln und gerät in den Gegenverkehr. Was wäre dann auf einmal los?
Mir geht es darum, dass scheinbar ein Rahmenbruch, solange er nicht unmittelbar zu einem schweren Unfall führt eher "normal" ist. Selbst an einem >5.000 € Rad.
Mich interessiert halt, ob der Konstruktion solcher Räder irgendwelche fundierten, technischen Grundlagen, gerade was die Dauerhaltbarkeit angeht, zugrunde liegen.
Beispiel aus meiner Praxis: Ich statte ein Auto mit Beschleunigungssensoren aus und fahre als Beispiel Strecke x, eine Mischung aus Stadt, Land, etwas Feldweg, irgendwas was zum Auto passt (also kein Offroad mit einem Polo). Hieraus erstelle ich ein Profil für einen sogenannten Shaker Test. Dann wir die neu entwickelte Karosserie dynamisch simuliert, ob sie den Anforderungen fü x-100.000 km standhält, später folgt der hardware test auf dem Shaker. Das ganz stark komprimiert. Macht sowas irgendein Radhersteller / Entwickler?

@Nespresso und andere. Es gibt einen DIN Standard mit Prüfverfahren und Sicherheitsanforderungen für Cargobikes. Und auf europäischer Ebene wird gerade eine EN für Cargobikes entwickelt. Ich erlaube mir mal, das Interview zu posten, dass ich dazu geführt habe: https://www.cargobike.jetzt/interview-europaeische-norm-fuer-cargobikes-wieso-und-wann/
Danke, sehr interessant.

Du stellst das hier so dar, als wäre ISO 9001 die Lösung aller Probleme. Dem ist aber nicht so. Bei der Zertifizierung nach ISO 9001 wird im Wesentlichen auf das Vorhandensein von Prozessbeschreibungen und das Einhalten dieser geachtet. Ob diese umsetzbar, sinnvoll oder auch nur richtig sind, wird nicht hinterfragt. Wenn man nur nachweisen kann, dass man seine Prozesse eingehalten hat, ist alles in Ordnung.

Entsprechend sagt die Zertifizierung nur etwas darüber aus, wie bei einer Firma gearbeitet wird, aber nichts über das Arbeitsergebnis.
Da stimme ich Dir teilweise zu. Ja, man kann einen Betrieb sicherlich in gewissen Grenzen nur auf eine Zertifizierung bürsten. Allerdings finden diese Zertifizierungen ja jährlich als Re-zertifizierung statt. Ein guter Auditor findet das heraus.

Ich glaube @Michael.Rumsbums hat die ISO als Beispiel angezogen. Steilvorlage kam von mir.
Es ist jedem Unternehmen freigestellt eigene Verfahrensanweisungen zu erstellen die zum Ablauf im Unternehmen passen und sinnvoll sind. Auf diese kann dann im Audit hingewiesen werden, bzw. werden die Dokumente explizit aufgeführt.

Den Sinn, Zertifizierungen als Ganzes in Frage zu stellen halte ich für eine Argumentation von der Biertheke weg. Natürlich leben Prozesse von den Menschen und Unternehmen die sie ausführen. Sie müssen gelebt werden. Und leider sind bei verschiedenen Zertifizierungen sicherlich 20% nicht im ersten Moment sinnvoll. Es ist aber Aufgabe des Unternehmens sicherzustellen, dass nach den Vorgaben gearbeitet wird.
Als Beispiel von oben: Selbst wenn der Azubi nur Azubi ist. Er braucht eine unmissverständliche Checkliste was zu machen ist und eine vernünftige Unterweisung. Dann ist es am Meister, evtl. stichpunktartig zu überprüfen.

Erst einmal muss im Rahmen der Entwicklung sichergestellt werden, dass die Komponente die Anforderungen die an sie gestellt werden, über Lebenszeit x erfüllt. Weiterhin muss dabei sichergestellt sein, dass diese bezahlbar und in gewünschter Menge und den geplanten Kosten produzierbar hergestellt werden kann.
Dann kommt die Qualitäts-sicherung ins Spiel. Die hat zur Aufgabe, dass die Vorgaben der Entwicklung über den Produktionszeitraum sichergestellt bleiben. Dazu gehören statistische Prozesskontrolle, Wareeingang, Bauteilmaße, serienbegleitende Prüfungen, etc.
Was leider die meisten Leute nicht verstehen ist, dass eine gute und im sinnvollen Umfang geführte Qualitätssicherung /-management hilft Probleme frühzeitig zu entdecken, Optimierungspotentiale auszumachen und andere (Lieferanten / Kunden) bei Haftungsfragen mit ins Boot zu nehmen. Nicht zuletzt -und das ist einer der wichtigsten Punkte- im Falle des Falles den Schaden zu begrenzen. Aus dem Grunde rufen normalerweise Autohersteller klar abgegrenzte Bereiche von Fahrgestellnummern zurück da sie nachweisen können, wo es (wahrscheinlich) zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Wenn Du das nicht kannst, hast Du ein Problem, da greift keine Versicherung mehr.
 
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