Ich hatte mir das Radwagon 4 online angesehen und die Komponenten eingeschätzt.
Positiv:
- Ganz klar der Preis, 1500 Euro sind supergünstig, insbesondere mit dem starken Akku;
- Der Akku ist groß. 620 Wattstunden kosten Anderswo oft schon alleine 800 Euro;
- Umfangreiches Zubehör, Sitzkissen, Fußbretter, Fußrasten, Schutzgestell, Griffe;
- Motor von Bafang, Ersatzteile leicht aufzutreiben;
- Sattelstützenmaß 31,8mm erlaubt einfachen Wechsel auf gefederte Stützen.
Negativ:
- Das Maß der Reifen und Felgen. 22 Zoll ist zwar ein schöner Kompromiss und 3 Zoll Breite sind auch toll, aber Ersatzteile dafür führt kein Fahrradhändler, nichtmal Onlineversender;
- Die Bremsen sind nicht hydraulisch, sondern per Seilzug angesteuert. Dadurch muss man die Bremse fortwährend nachstellen, wenn sich die Beläge verringern. Der lange Bremszug zum Hinterrad erfordert mehr Kraft und kann mit der Zeit verklemmen;
- Die 7-fach Schaltung ist in Europa ausgestorben. (Dazu weiter unten mehr.)
Unterm Strich überwiegen die Vorteile, denn der günstige Preis sticht einfach die Minuspunkte aus.
Ich würde etwas Geld in neue Bremsen investieren. Mechanische Scheibenbremsen bremsen zwar auch manierlich, aber sie benötigen mehr Aufmerksamkeit, als die hydraulischen Sorglosbremsen. Und der lange Bremszug nach Hinten ist durch die hohe Reibung störanfälliger.
Wenn man das selbst kann (Leitungen verlegen, anschließen und Bremse befüllen und entlüften), kostet das je nach gewählter Bremse weniger als 150 Euro. In der Werkstatt natürlich mehr.
Wahrscheinlich ist der Scheinwerfer nicht der Hellste. Die kann man einfach wechseln. Ebike-Lampen bekommt man teils sehr günstig. 30-50 Euro bei Eigenleistung.
Um die Reifen und Felgen kommt man nicht gut herum. Ein Wechsel auf andere Größen dürfte Probleme mit der Höhe des Rades erzeugen. Also gibt es auch keine Alternative zum angebotenen Reifen. Man sollte unbedingt Ersatzteile bevorraten. Reifen sind Verschleißteile und auch Felgen können mal kaputt gehen. Ohne Ersatzteile wird das Fahrrad unbrauchbar.
Der 7-fach Antrieb ist in Ländern mit geringerer Wirtschaftskraft oder dort, wo man Fahrräder eher möglichst billig einkaufen möchte, noch aktuell. Zu solchen Ländern zählt praktisch die ganze Welt, außer ganz Europa und Japan. Aber auch da, wo er noch an neuen Rädern verbaut wird, zählt der 7-fach Antrieb zum unteren Preissegment. Und das bedeutet, hier ist nicht nur die technische Weiterentwicklung in den Neunzigerjahren stehen geblieben. Es gibt auch nur eine eingeschränkte Auswahl an Kassettengrößen.
Während man durch Wechsel einer Ritzelkassette sonst noch kleinere Gänge einrichten kann, ist das bei 7-fach praktisch unmöglich. Meist ist bei 32 Zähnen hinten Schluss. Größer waren damals die Schaltwerke nicht. Das bedeutet im Alltag, ohne Motorunterstützung wird es bei Anstiegen schwieriger.
Mit Motorhilfe ist das natürlich kein Problem, aber wenn mal der Saft ausgeht, ist das Radwagon 4 wohl eher ein Flachlandrad und es ist leider ziemlich umständlich, das umzubauen.
Dazu brauch man neben anderem Schalthebel, Schaltwerk, Kette und Kassette leider auch einen anderen Freilauf am Hinterrad. Den gibt es zwar ganz bestimmt für den Motor, aber um nun leichtere Gänge nachzurüsten, wechselt man dann den kompletten Antrieb aus. Und das nur, weil hier zwanzig Dollar gespart wurden. Aber da es sich auch um Verschleißteile handelt, kann man dies zumindest für die Zukunft planen.
Dann würde ich auf 10-fach und vorne auf eine 2-fach Kurbel wechseln oder hinten auch auf 11-fach. Das ist aktuell günstig genug und es gibt große Kassetten mit kleinen Gangstufen, die schwer beladene Räder auch dann noch den Hügel rauf schrauben, wenn der Motor Feierabend gemacht hat.