Seitenwagen selber bauen?

L

Lothi

Guest
Ich würde mich freuen wenn hier jemand seine Erfahrung mit Seitenwagen-Selbstbau posten könnte.

Ich habe selber einen Seitenwagen von Velotrade. Den gibts aber leider nicht mehr :-(

Das ist als Schwenker ausgelegt, insofern sehr unproblematisch in Kurven zu fahren.

Generelle Vorteile von einem Seitenwagen sind:


  • Ist auch mit sehr großen Lasten noch gut lenkbar
  • Dadurch das man 3 Räder hat können auch im Stand die Füsse oben bleiben.
  • Lässt sich auch mit "Gas" und Bremse lenken
  • Ausserdem hat man immer die Last im Auge.

Von diesem speziellen Schwenker:

  • Weniger Eingewöhnungszeit, da man sich fast wie gewohnt in die Kurven legt und weniger mit "Gas" und Bremse hantieren muß; zumindest solange der Wagen nicht stark beladen ist
Die Nachteile eines Seitenwagens allgemein:

  • Durch die Assymetrische Konstuktion, desgleichen der Nachlauf und Vorspur des Seitenwagenrades radiert dieses immer leicht beim Geradeausfahren (leicht höherer Rollwiederstand)
  • Bei einem Gespann gibt es immer nur einen Kompromiss zwischen Geradeauslauf und Lenkfähigkeit
  • Lastabhängiges Lenkverhalten (Bremsen -> Linkszug; "Gas"geben -> Rechtszug)
  • Man muß am Lenker fast alles "verkerht" gegenüber dem Solofahren machen !
Bei diesem Gespann speziell:

  • Da die Anlenkpunkte des Seitenwagens sehr hoch liegen erfolgt beim Durchfahren von Schlaglöchern eine Spurweitenänderung welche wiederum ein Lenk-verzug zur Folge haben. D.h. je schwerer die Fuhre beladen desto Schraubstockartiger muß der Lenker festgehalten werden sonst schießt das Teil nach links oder rechts davon.
Trotzdem schwöre ich nun Stein und Bein auf das Teil.
Insbesondere ist beim Bergabfahren oder Bremsen zwar ein Reaktionsmoment da, aber dafür sehr berechenbar !
Bei fast leer den Berg mit > 30km runter ist z.B. kein Problem; auch nicht die Kurve danach :)

Hatte in dem Teil schonmal ca. 100kg drin, das ging auch relativ Problemlos Berg rauf & runter. Nur ein Blöder Autofahrer hatte mich dann in einer Linkskurve bitterböse abgedrängt und bei der Vollbremsung zieht das Teil halt nunmal energisch nach links (wegen den 100kg im Boot)- Wäre fast in die Tür von dem Deppen rein.
Mit einem Hänger und 100kg drin wäre das aber mit Sicherheit Übler ausgegangen...

Jedenfalls liebe ich das Teil mittlerweile nun Heiß und Innig und mache mir so meine Gedanken da mal selber was zu versuchen, da es das leider nicht mehr zu kaufen gibt.

Gibts hier jemanden der Rahmenrohre Biegen und stabil verschweissen kann ?
Eventuell auch (Bastel-)Interesse an so einem Projekt ?
Will da mal auf den Busch klopfen.


Viele Grüsse

Lothi
 

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AW: Seitenwagen selber bauen ?

Hallo!

Ich habe ja auch ein Seitenwagenrad gebaut. Bilder gibts im "Zeigt her eure Lastenräder" thread.
Meine Konstruktion besteht nur aus geraden Vierkantrohren (habe keine Möglichkeit zum biegen), die ich komplett starr verschweißt habe. Ein Anschlußpunkt an der Hinterachse, einen am Lenkkopf und einen vorne unter dem Tretlager. Rahmen ist absolut steif und stabil. Leider ist das Zugfahrzeug ziemlich miserable Qualität, gab bisher aber auch noch keine ernsthaften Probleme, dennoch, die miese 1" Gabel erweckt nicht gerade Vertrauen. Gesamtgewicht ca. 35 kg (ohne Kindersitz)
Ich habe das Gespann bewusst ohne Sturz und Vorspur gebaut, eben damit es leicht läuft. Den Vorlauf des Seitenwagenrades (=wieviel das Seitenwagenrad vor der Achse des Fahrrades läuft) habe ich verstellbar gebaut, ich müßte mal kucken, was sich da bewährt hat.
In niedrigen Geschwindigkeitsbereichen neigt die Lenkung zum Flattern, muß man halt festhalten, ist aber alles ohne großen Kraftaufwand machbar. Beim schnelleren Fahren stabilisiert sich die Fuhre über den Nachlauf.
Das Problem ist die Kippgefahr, denn der Schwerpunkt ist hoch, die Spur schmal. Ohne Last echt schwer zu fahren, allerdings immer berechenbar. Ich habe deshalb eine Sattelstütze mit Versatz nach rechts gebaut, den Lenker etwas nach rechts geklemmt und hatte früher auch das Hinterrad außermittig nach links gespeicht. Das hat schon was gebracht. Dennoch, ohne Last muß man extrem auf den Verlauf der Fahrbahn achten, gerade Waldwege sind oft sehr stark "bombiert", sprich, fallen zu den Seiten hin ab, wenn da der Weg nach links abfällt ist es kaum noch zu halten.
Ein anderes Problem sind die Laufräder, die sind den starken seitlichen Belastungen nicht wirklich gewachsen, da muß man aufpassen. Eine Hinterachse ist mir da schon gebrochen, das war allerdings noch ein Hinterrad mit Schraubkranz, die sind da eh gefährdeter.

Prinzipiell finde ich das Bakfiets mit der Kiste vorne für schwere Lasten besser geeignet, da die Ladung praktisch nur auf den relativ stabilen 20" Vorderrädern ruht.
Der Reiz beim Seitenwagen liegt in der Asymmetrie. Rechts herum gehts mit erhobenem Seitenwagen, dann fährt/lenkt es wie ein Zweirad mit Gewicht am Ausleger, man lenkt also durch Gewichtsverlagerung.
Hat man alle Räder am Boden, lenkt man durch Lenkeinschlag.
Faszinierend ist auch der Wendekreis des Gespanns. Rechts herum dreht es praktisch auf der Stelle, den Lenker fast 90° eingeschlagen. Das Seitenwagenrad dreht sich dabei rückwärts.
Schlecht ist, daß doch relativ viel Fahrbahnbreite in Anspruch genommen wird. Meine Konstruktion bietet auch nicht wirklich viel Ladefläche: zwei Sprudelkisten hintereinander, das würde ich heute evtl. größer bauen.
So, mit dem seit einigen Jahren aufgebauten Kindersitz hat es im Unterschied zum Anhänger den Vorteil, daß man sich mit dem Kind während der Fahrt unterhalten kann. Geht beim bakfiets aber eher noch besser.

Ich habe ja noch ein Gespann für Kinder in 16". Interessanterweise kann da jedes Kind draufsitzen und sofort damit fahren. Die bleiben zwar überall mit dem Seitenwagen hängen, weil sie nicht an die Breite denken, aber sie können problemlos lenken (eben durch Lenkeinschlag). Das sind sie nämlich noch so vom normalen Kinderdreirad gewohnt. Erwachsene dagegen können mit meinem Gespann häufig erstmal überhaupt nicht fahren, weil sie, wie bei einem Fahrrad versuchen, durch Gewichtsverlagerung zu steuern. Da waren schon gestandene Männer dem heulen nahe.
 
AW: Seitenwagen selber bauen?

Ich habe selber einen Seitenwagen von Velotrade. Den gibts aber leider nicht mehr :-(

... da es das leider nicht mehr zu kaufen gibt.

Hallo Lothi,

ich hab noch so ein Teil in der Garage rumstehen.
So etwa 5km gefahren.
Angefangen zum Hundetransporter umzubauen (Liege/Ladefläche) verlängern.
Die Stoffteile waren nie montiert

Wenn Interesse hast(Email bitte), schaue ich mal nach dem Zustand und melde mich dann mit Details wieder (Bilder/Preisvorstellung)


Grüße,
Elmi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Seitenwagen selber bauen? oder doch neu kaufen...

...
Jedenfalls liebe ich das Teil mittlerweile nun Heiß und Innig und mache mir so meine Gedanken da mal selber was zu versuchen, da es das leider nicht mehr zu kaufen gibt.

Eben gefunden Klick
Wenn das stimmt, gibt es diesen Seitenwagen dort noch neu zu kaufen.
Aus pers. Erfahrung jedoch glaube ich kein kein einzges Wort von dieser Internetseite :cool:

Elmi
 
AW: Seitenwagen selber bauen?

Allerhöchst supekt.
Habe mal angemailt. mal sehen ob da noch eine Reaktion kommt.
Bei Velotrade steht jedenfalls noch nix das die einen Käufer gefunden hätten...

bei mir grummelt ja auch noch die Idee im interkopf so ein Teil für einen Rollstuhlfahrer mit umzubauen, da im Boot ein zusammengeklappter Rolli reinpasst.
 
AW: Seitenwagen selber bauen?

Hallo Lothi,

schau mal hier: http://www.the-side-by-side.de/

Preis komplett mit Fahrrad: 1790,- Euro. Einzelverkauf des Seitenwagens ist wohl nicht vorgesehen, aber vielleicht setzt Du Dich einfach mal mit denen in Verbindung.

Gruß,

Christian
 
AW: Seitenwagen selber bauen?

Die Seitenwagen "Dog spacer" aus Elmi's link und "the-side-by-side.de" sind sich doch sehr, sehr ähnlich. Sprich: Entweder eine Kopie oder (wahrscheinlicher) eine Variation. Interessant ist der unterschiedliche Preis...
 
AW: Seitenwagen selber bauen?

Das ist ja direkt bei mir in der Nähe

mal sehen ob ich Kontakt bekomme :)
 
Das mit dem 'Dog Spacer' und dem 'Side By Side' ist ganz einfach zu erklären, auch wenn es sicher mittlerweile niemanden mehr interessiert. Altenoythe hatte zu der Zeit einfach die Lizenz diesen Seitenwagen zu bauen. Mein Vater hatte dieses Modell Anfang der 2000er im ostfriesischen Leer entwickelt, einige Prototypen verkauft (u.a. an und mit Velotrade) und anschließend mit der Caritas in Altenoythe den Seitenwagen versucht in Serie zu produzieren. Ein geniales Teil! :))
 
Der Seitenwagen könnte nur relativ weit hinten befestigt werden, da man ja noch Platz zum Treten braucht.

Die Breite zum Falten sollte unter Berücksichtigung des Platzbedarfs der Gepäckträger bei ca. 33 cm liegen, das ergäbe ausgefaltet eine Breite von ca. 55 cm.
Umzugskartons haben 36 cm Breite, bliebe zum Pedalieren 19 cm, also neben dem Pedal noch 5,5 cm Platz.
Die Länge der Ladefläche sollte zum Falten bei 34 cm liegen. Mit einem Klappscharnier käme man auf eine Ladefläche von 36 cm Breite und 60 cm Länge, wobei das Transportgut in der Länge überstehe könnte.
Mit zusammen- und angeklapptem Seitenwagen bliebe das Brompton normal fahr- und faltbar, das Faltmaß würde sich auch kaum vergrößern.
 
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