Es sind auch Begrifflichkeiten, die im Alltagsgebrauch in Schieflage geraten. Gerne verdreht und doch technisch nur mit erlerntem Wissen richtig zu stellen, ist der Unterschied zwischen einer Achse und einer Welle.
Eine Achse steht still, während sich darauf gelagerte Teile um sie herum drehen. Also ein Rad, dessen Achse am Rahmen befestigt wird, während sich das Laufrad um diese Achse herum dreht.
Die Welle hingegen dreht sich selbst und daran befestigte Teile drehen sich mit der Welle. Die beiden Kurbelarme sind durch eine Welle miteinander verbunden.
Am Kurbelarm sitzt das Pedal. Dieses ist auf einer Achse gelagert. Die Achse bleibt starr und ist fest verschraubt, das Pedal jedoch dreht sich. Und über die Kurbelarme dreht sich die Welle, daran die gegenüberliegende Kurbel und so weiter. Achse und Welle.
Nägel schlägt man in ein Objekt, etwa in einen Holzbalken, hinein. Will man den Nagel wieder entfernen, muss man ihn herausziehen. Manche Hämmer bieten dazu eine Klemmvorrichtung namens Nagelzieher.
Schrauben werden in ein Objekt hineingedreht, also eingeschraubt. Will man die Schraube wieder entfernen, dreht man sie in umgekehrter Richtung und sie schraubt sich heraus.
Hammer und Nagelzieher sind oft vereint aber manchmal auch zwei getrennte Werkzeuge. Der Schraubendreher wird aber auch Schraubenzieher genannt, auch wenn er niemals Schrauben zieht sondern nur dreht. Hinein oder heraus. Wo also kommt er her, der Zieher, wenn er doch ein Dreher ist und Dreher heisst und niemals zieht, der Schraubendreher?
Doch was dreht denn auf der Achse und worauf dreht die Welle? Es sind Lager.
Manch einer hat neben seiner Küche ein Vorratslager, das er befüllte, indem er Waren aus dem Waren- oder Verkaufslager eines Einzelhändlers entnommen hatte. Dieser wiederum erhält seine Waren von Zwischenhändlern, dem Großhandel und dieser wiederum bezieht seine Waren vom Erzeuger. Das kann je nach Produkt ein landwirtschaftlicher Betrieb oder auch ein Industrieller Betrieb sein. In letzterem gibt es vermutlich etwas, das man Industrielager nennen könnte. Kleine Ringe aus Metall mit kleinen Kugeln darin die in einer Rille eingezwängt und gebändigt wurden, damit die kleinen Kugeln nicht hinfort kullern und es darum den Ringen erleichtern, sich umeinander zu drehen und auf der Welle oder um die Achse und doch sind die kleinen Ringe mit den Kugeln daher Rillenkugellager und nicht etwa Industrielager.
Die Industrie, die solche Lager fertigt und auch lagert, fertigt auch noch Nadellager, Walzenlager, Gleitlager und manch andere Lager ohne kleine Kugeln und ohne Rille um die kleinen Kugeln zu bändigen und doch könnte man all diese Ringe die sich so leicht drehen, auf der Welle oder um die Achse, Industrielager nennen.
Doch wer sollte all diese Lager noch auseinander halten und voneinander unterscheiden können?
Als mein Großvater damals nach dem Krieg aus dem Industrielager kam, war er erschöpft und fand dann aber bald Arbeit in einem großen Industrielager in der Buchhaltung. Und dieser Satz würde mehr Sinn ergeben, wenn man verschiedenen Lagern ihren richtigen Namen zuordnen könnte, damit man versteht, worum es sich dreht. Um die Achse oder die Welle? Oder wird am Ende doch gar nicht gedreht, sondern eigentlich gezogen?