Sammelfaden: Filme, Berichte, Hefte, PMs, Fundsachen usw. zu Lastenrädern und dergl. (die woanders nicht reinpassen)


 
Rund 120 fahrradbegeisterte Gäste informierten sich über das Programm zur Radverkehrsförderung der Landeshauptstadt/ Munterer Austausch zu Fahrradthemen aller Art
 
Auch interessante Verhaltensweisen von Autofahrern zu dieser Veranstaltung werden in diesem Artikel beschrieben.
kannst du das bitte uns Aussenseitern etwas erklären, die wir hier vor der Paywall stehen und nicht lesen können?
 
Beim Ride of Silence werden Ghostbikes mit Blumen geschmückt. Das Rad, das an eine 2020 auf der Pagenstecherstraße getötete 18-Jährige erinnert, wird auch von anderen Freunden betreut.Foto: Robert Schäfer
Gedenken an den Ghostbikes Ride of Silence: Eine Blume für jeden getöteten Radfahrer in Osnabrück
Von Robert Schäfer | 18.05.2023, 15:13 Uhr 8 Leserkommentare

Beim Osnabrücker Ride of Silence gedenken die Radfahrer jedes Jahr ihrer im Straßenverkehr getöteten Freunde. 65 Fahrer fuhren zu neun Ghostbikes in der Stadt.

Es ist schon ein komisches Gefühl. „Hast du Lust, den Ride of Silence zu begleiten?“ Diese Anfrage aus der Redaktion kann man wohl kaum mit einem fröhlichen „Ja“ beantworten. Immerhin führt diese jährliche Radtour zu den Ghostbikes in Osnabrück. An den „Geisterfahrrädern“ wird Fahrradfahrern gedacht, die im Straßenverkehr getötet wurde. Nein, ein fröhliches „Ja“ ist das nicht, es ist ein ernstes „Ja“.

Ghostbikes, das ist für einen passionierten Radfahrer wie mich immer ein Thema. An vielen fahre ich nahezu jeden Tag vorbei. Von zu vielen anderen Unfällen habe ich gehört, Freunde in Osnabrück oder anderen Städten sind bereits schwer verunglückt. Vermutlich ist es wirklich eine Frage des Glücks, dass mir noch nichts Ernsthaftes passiert ist… Glück. Davon scheine ich in letzter Zeit genug zu haben. Hoffentlich verbraucht es sich nicht zu schnell. Kaum eine Woche vergeht, in der ich nicht mindestens zwei oder drei Beinahe-Unfälle habe.

Immer wieder ist es die gleiche Situation. Ich fahre auf einer Straße und ein Rechtsabbieger glaubt, dass er es noch ganz knapp vor mir schafft. Und wieder Vollbremsung, Panik, Puls nach oben. Bislang hatte ich immer Glück. Höchstens mal eine kaputte Hose und eine Schürfwunde. Noch kein eigenes Ghostbike.
Ghostbikes erinnern an die, die fehlen

An vielen Stellen fährt bei Fahrradfahrern in Osnabrück die Angst mit und ich an den Ghostbikes vorbei. Wie ein Schatten aus der Erinnerung. Es wird nicht leichter, wenn man – wie ich – auch beruflich mit den Geistern in Kontakt kommt. Dann weiß man, was da wirklich passiert ist.

Zu viele Aufstellungen solcher Räder habe ich über die letzten Jahre für die Zeitung begleitet. Bemüht professionell. Das Thema nicht an mich heranlassen. Aber das klappt natürlich nicht. Und jetzt fahre ich auf dem Ride of Silence wieder zu den weißen Fahrrädern. Und an einige Bilder muss ich mich erinnern – ob ich will oder nicht. Freunde, Familie, andere Radler, die ihre Freunde vermissen.
Hinter dem Banner des ADFC und des Ride of Silence hatten sich am Mittwoch 65 Radfahrer versammelt.

Einige werden ganz besonders vermisst. Seit Januar 2020 erinnert an der Pagenstecherstraße ein weißes Fahrrad an eine Schülerin, die mit gerade einmal 18 Jahren von einem Lkw überrollt wurde. Bis heute wird das Bike regelmäßig geschmückt. Gleiches gilt für das Rad von Daniel vor dem Juridicum am Wall. Seine Kollegen und Freunde vermissen den jungen Mann bis heute. Sein Rad schmücken nicht nur frische Blumen und Kerzen, sondern auch ein Holzkreuz mit seinem Namen.
Daniel starb mit 27 Jahren am Schlosswall.

Begeisterung löst der Ride of Silence nicht aus. Er ist nicht nur als Demonstration angemeldet, er ist auch eine. Einige Beschimpfungen hier, Beleidigungen da – immer wieder wütendes Gehupe. Ja, es geht heute etwas langsamer voran, wenn wir als Kolonne durch die Stadt fahren. Und ich frage mich, wie diese Tour geendet wäre, wenn wir ohne die Polizeieskorte unterwegs gewesen wären. Die Beamten sichern uns vorn und hinten und an allen Seiten. Sie reden mit den Autofahrern, erklären, schützen. Aber warum braucht man als Fahrradfahrer Schutz? Oder Erklärung?

Weil jedes Ghostbike eines zu viel ist. Das zumindest sagt Wolfgang Driehaus vom ADFC Osnabrück. Der Radfahrerverband hat die Demonstration angemeldet und organisiert. Für ihn ist auch die Schuldfrage einfach zu beantworten. „Die Lkw“, sagt er. Seit Jahren und immer wieder. Mit Blick auf die Ghostbikes mag er recht haben, betrachtet man den allgemeinen Radverkehr muss man weiter schauen.

Denn die meisten Unfälle sind nicht tödlich. Dann muss man auf die immer größeren Autos zu sprechen kommen. Und auf die fehlenden oder zu kleinen Radwege. Das zumindest meint einer der Mitfahrer. Ihn nervt es, dass immer noch zu viel Platz für Autos ist. Die normalen Radwege bieten ihm zu wenig Sicherheit. Das kennt wohl jeder Radfahrer. Und viel zu viele haben Angst, das nachstehende Ghostbike zu werden. „Hoffen wir, dass wir nächstes Jahr die gleiche Runde wieder fahren können“, sagt Driehaus zum Abschied. Das würde bedeuten, dass es kein neues Ghostbike gibt.
 
Danke, @holzwurm !
Solche Ghostrides könnten durchaus mehr als 65 Teilnehmer vertragen. Generell denke ich, dass durch die e-Bike-Welle bei Autofahrern viel mehr Verständnis für Radfahrer entstanden ist als vorher. Heute gibt es viel weniger Leute, die in ihrem Umfeld niemanden haben, der Rad fährt. Daher müssten Ghostrides heute mehr Wirkung erzielen können als vor 10 Jahren.
 
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